E-Book, Deutsch, Band 960, 64 Seiten
Reihe: Jack Slade
Slade Jack Slade 960
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-3257-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Bring Channings Erbin heim!
E-Book, Deutsch, Band 960, 64 Seiten
Reihe: Jack Slade
ISBN: 978-3-7517-3257-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Bud Wilcox hat genug von Revolvern und blauen Bohnen in der Luft. Die Schrecken des Bürgerkrieges haben ihn von seinem vorangegangenen Leben als Revolverheld kuriert, und er hat als Arbeiter auf der Ranch von John Sterlowe seinen Frieden gefunden. Bis ihn der Chef mit einer besonderen Aufgabe betraut: Die sechzehnjährige Judy hat die einige Tagesritte entfernte Ranch ihres Großvaters geerbt. Bud soll sie dorthin begleiten. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen alten Remington-Revolver wieder umzuschnallen. Und nicht zu früh ...
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Bring
Channings
Erbin heim!
Bud Wilcox hat genug von Revolvern und blauen Bohnen in der Luft. Die Schrecken des Bürgerkriegs haben ihn von seinem vorangegangenen Leben als Revolverheld kuriert, und er hat als Arbeiter auf der Ranch von John Sterlowe seinen Frieden gefunden. Bis ihn der Chef mit einer besonderen Aufgabe betraut: Die sechzehnjährige Judy hat die einige Tagesritte entfernte Ranch ihres Großvaters geerbt. Bud soll sie dorthin begleiten. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen alten Remington-Revolver wieder umzuschnallen. Und nicht zu früh ...
Der Knall war ohrenbetäubend. Feuchte Erde spritzte hoch und sprenkelte sein Gesicht. Sofort folgte die nächste Explosion. Die Druckwelle erfasste ihn und schleuderte ihn durch die Luft. Obwohl der Boden vom Regen durchweicht war, trieb ihm der Aufprall die Luft aus den Lungen. Bud Wilcox wälzte sich auf den Rücken und sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. Wo waren die anderen?
Jetzt entdeckte er seine Kameraden. Blaue Uniformen, die durch den dichten Regen in einiger Entfernung an ihm vorbeirannten. Er wollte schreien, bekam aber kein Wort heraus. Er schmeckte Blut, seine Ohren klingelten. Unaufhörlich tobte der Schlachtenlärm, spien die Kanonen und Karabiner der Konföderierten ihre todbringenden Geschosse aus. Wie lange tobte der Kampf schon? Er wusste es nicht, jedes Zeitgefühl schien ihm verloren gegangen zu sein. Aber er musste auf diesen Hügel. Generalmajor Howard hatte es befohlen.
Etwas Schweres landete direkt neben ihm. Er fuhr herum und blickte in die toten Augen eines jungen Mannes, nicht viel älter als zwanzig Jahre. Sein Kinn und seine rechte Wange waren aufgeschürft, auf seiner Stirn klaffte knapp über dem linken Auge ein hässliches schwarzes Loch. Ein Blutsfaden rann daraus hervor. Der Junge war tot.
Das würde Bud auch bald sein, wenn er nicht vom Fleck kam.
Bud rappelte sich auf. Die von Schweiß und Regen durchnässte Uniform klebte ihm am Körper. Der Tag hatte brüllend heiß begonnen, bevor am frühen Nachmittag schwarze Wolken aufgezogen waren wie eine düstere Drohung. Nicht lange danach hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet und schien sie seitdem nicht mehr schließen zu wollen.
Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass er sich nichts gebrochen hatte. Erneut knallte es, doch diesmal war die Sprenggranate zu weit von ihm entfernt eingeschlagen, um ihm etwas anhaben zu können. Überrascht stellte er fest, dass er sein Gewehr verloren hatte. Hatte er es bei sich getragen, bevor er von den Füßen gefegt worden war? Er konnte sich nicht erinnern. In einer fließenden Bewegung zog er den Colt Navy Revolver aus dem Holster. Dabei stellte er fest, dass seine Hose am rechten Oberschenkel einen langen Riss hatte. Solange das Fleisch darunter heil war, sollte es ihm egal sein.
Bud setzte sich in Bewegung. Nach einigen Schritten fiel ihm auf, dass er nun tatsächlich allein zu sein schien. Durch den Regen, der wie eine Wand aus Wasser wirkte, waren keine blauen Uniformen mehr zu sehen. Mit zusammengebissenen Zähnen lief er weiter.
Früher hatte ihm Gefahr nie etwas ausgemacht. Sie hatte praktisch zu seinem Alltag gehört, und er war ihr stets mit einem kühlen Lächeln entgegengetreten. Doch nichts und niemand hatte ihn auf die Schrecken des Krieges vorbereitet. Das hier war etwas anderes, als irgendeinem verlausten Outlaw gegenüberzustehen, der im Zweifel aus zehn Schritten Entfernung kein Scheunentor treffen konnte. Etwas verflucht anderes. Auf einem Schlachtfeld war es nicht unbedingt notwendig, ein guter Schütze zu sein. Es wurde einfach auf alles geschossen, was sich bewegte, und in der Menge der Gegner trafen die Kugeln auf jeden Fall irgendein Ziel.
Abrupt blieb er stehen. Da vorn bewegte sich etwas. Er kniff die Augen zusammen und ließ sich im nächsten Moment ins Gras fallen. Diese Männer dort trugen Uniformen in der falschen Farbe. Eine Gruppe von Konföderierten schlich etwa dreißig Schritte von ihm entfernt hügelaufwärts. Ohne den Regen hätten sie ihn entdeckt. Sie waren zu sechst, bewegten sich langsam und vorsichtig, die Karabiner im Anschlag.
Das Unwetter ließ beinahe schlagartig nach, und er entdeckte jetzt mehr Einzelheiten. Die Grauröcke näherten sich einer kleinen Baumgruppe. Ihr Anführer, ein hagerer Bursche, der sein Käppi wohl verloren hatte, hob die Hand. Der Trupp blieb stehen.
»Ihr da drüben!«, brüllte er mit einer Stimme, die so rau klang, als würde er mit Kieselsteinen gurgeln. »Wir wissen, dass ihr euch hier versteckt. Kommt raus, wenn ihr überleben wollt!«
Hinter den Bäumen traten vier Nordstaaten-Soldaten hervor, die Hände erhoben. Keiner von ihnen war viel älter als der junge Bursche, der mit einem Loch in der Stirn ein paar Yards hinter Bud im nassen Gras lag. Ihre Angst war ihnen selbst auf die Entfernung hin deutlich anzusehen. Der dem Anschein nach Jüngste von ihnen, rothaarig und so dürr, dass er beinahe wie ein Skelett in Uniform wirkte, zitterte am ganzen Körper.
»Die Waffen weg«, befahl der Hagere. »Ganz langsam.«
Tut es nicht, dachte Bud, aber natürlich taten sie es, sie waren zu eingeschüchtert, um sechs Männern zu widersprechen, die Gewehre auf sie gerichtet hielten. Mit behandschuhten Händen griffen sie nach den Kolben ihrer Armeerevolver, zogen sie vorsichtig aus den Holstern, sorgfältig darauf bedacht, keine schnelle Bewegung zu machen.
Wenn sie erst einmal entwaffnet waren, würden die Konföderierten sie erschießen, davon war Bud überzeugt. Sein Mund war trocken geworden. Einzugreifen wäre einem Selbstmord gleichgekommen. Er und die vier Jungs gegen sechs Männer, die alle wie harte Burschen aussahen. Stattdessen konnte er einfach im nassen Gras liegen bleiben und zusehen, wie seine Kameraden massakriert wurden. Die Grauröcke würden weiterziehen, ohne ihn auch nur bemerkt zu haben.
Nur würde er damit nicht leben können.
Der Regen hatte weiter nachgelassen, der Himmel schien die Schleusen endlich schließen zu wollen. Die Jungs hielten ihre Revolver mit je zwei Fingern an den Kolben in die Höhe. Jeden Augenblick würden sie sie fallen lassen. Darauf warteten die anderen Kerle nur.
Bud schaltete das Denken aus und überließ sich ganz seinem Instinkt, wie er es immer in brenzligen Situationen zu tun pflegte. Er sprang auf die Beine. Einer der Südstaatler musste ihn gehört haben, jedenfalls wirbelte er mit dem Karabiner im Anschlag herum. Bud drückte ab. Die Kugel zerfetzte dem Mann den Hals, Blut spritzte in einer roten Fontäne aus der aufgerissenen Schlagader.
Einen Herzschlag lang schien die Zeit stillzustehen. Seine vier Kameraden glotzten Bud an wie einen Geist. Zwei von ihnen brauchten nur eine Sekunde, um auf die neue Situation zu reagieren. Ihre Finger schlossen sich um die Kolben ihrer Colts. Drei Konföderierte drehten sich um, die beiden anderen wandten die Köpfe.
Dann krachten die Schüsse. Bud warf sich in den Schlamm, feuerte im Fallen, und noch bevor er die Erde berührt hatte, hatte er einen weiteren Gegner ausgeschaltet. Der dritte versuchte seinen Karabiner auf ihn auszurichten, aber Bud, gestählt in mehr als einem Dutzend Schießereien, war schneller.
Die erste Kugel traf den Mann in die Schulter, die zweite in die Brust. Der Getroffene stieß einen Schrei aus, taumelte zurück und prallte gegen seinen Kameraden, der in diesem Moment auf die Blauröcke vor ihm ballerte und einem von ihnen das rechte Auge ausschoss. Dessen linker Nebenmann erwiderte das Feuer. Der Angerempelte kämpfte noch mit seinem Gleichgewicht, als ihn das Blei aus unmittelbarer Nähe im Schädel traf.
Bud spannte den Hahn, drückte ab, spannte wieder den Hahn. Durch den Pulverrauch und den wieder stärker werdenden Regen sah er nur Schemen. Das Donnern der Waffen und die Schreie der Männer dröhnten in seinen Ohren. Mit einem Klicken traf der Hahn auf eine leere Kammer. Seine Hand fuhr in die Hosentasche, und hektisch suchte er nach Munition. Erst als er die Patronen unter seinen Fingern spürte, bemerkte er, dass nicht mehr geschossen wurde.
Er hob den Kopf. Wo sich eben zehn Männer gegenübergestanden hatten, war jetzt nur noch einer, und der trug eine blaue Uniform. Es war der dürre Rothaarige. Seine Hand mit dem Colt zitterte, der Schrecken stand ihm ins Gesicht geschrieben, und er sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen.
Der Regen wusch den scharfen Geruch des Schießpulvers aus der Luft. Das Ganze hatten sich binnen weniger Sekunden abgespielt. Bud blinzelte das Wasser weg, das sich auf seiner Stirn gesammelt hatte und ihm jetzt in die Augen rann, erhob sich und ließ den Blick über die Toten wandern. Drei Kameraden und alle Konföderierten lagen reglos in ihrem Blut.
Wenigstens einen hatte er retten können.
»Alles klar mit dir?«, rief er ihm zu.
Erst reagierte der Bursche nicht, dann drehte er langsam den Kopf und sah ihn an. Seine blauen Augen glänzten, und das nicht nur wegen des Regens. »Danke«, sagte er matt, wandte sich ab und stapfte Richtung Hügel.
Bud sah ihm nach, bis er hinter einer Anhöhe verschwunden war.
?
Sechs Jahre später
Bud Wilcox lehnte mit dem Rücken am Weidezaun und sah sich an, wie...




