Buch, Deutsch, Band 8, 128 Seiten, PB, Format (B × H): 115 mm x 180 mm, Gewicht: 127 g
Reihe: Humoris Causa
... noch mehr Vorurteile für die Reise
Buch, Deutsch, Band 8, 128 Seiten, PB, Format (B × H): 115 mm x 180 mm, Gewicht: 127 g
Reihe: Humoris Causa
ISBN: 978-3-932927-34-8
Verlag: Solibro Verlag
Der erste Band „Urlaubslandsleute - jede Menge Vorurteile für die Reise“ ging in kürzester Zeit in die 2. Auflage. Die „Urlaubslandsleute“-Satiren liefen in fünf großen deutschen Zeitungen als Serie und haben inzwischen so viele Fans gefunden, dass dieser zweite Band unausweichlich war: vom Argentinier bis zum Hawaiianer, vom Nepalesen bis zum Neuseeländer, vom Iren bis zum Ungarn - wieder vorlaut, mit jeder Menge auf die Spitze getriebener Missverständnisse, augenzwinkernder Bosheiten. Auch die Eigenheiten des Belgiers oder Brasilianers, des Grönländers, Kubaners oder Monegassen werden in den kurzweiligen Satiren nicht unter den Teppich gekehrt. Und ebenso fündig wird man, wenn man „endgültige Wahrheiten“ über den Polen, den Sizilianer oder den typischen Texaner sucht. Es geht also nach wie vor nichts über gepflegte Vorurteile, besonders im Urlaub und auf Reisen, erleichtern sie das Leben doch ungemein. Reisejournalist Helge Sobik setzt nun vor dem Hintergrund seiner vielfältigen Reiseerfahrungen seine satirische Typologie mit 38 neuen „Urlaubslandsleuten“ fort.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Fehlfarbene Trikolore
- der Belgier: dicke Pralinen mit eigenem Bier herunterspülen -
Schwer zu packen, dieser Belgier: Er ist so etwas wie ein Holländer ohne Fleischtomate, ein Franzose mit Hang zu mehr Frittierfett und größeren Portionen. Und weil der Belgier selber zwiegespalten ist, mindestens in den Flamen und den Wallonen, geht er sehr offen mit seinem Einordnungsproblem um und holt sich überall das, was ihm gefällt: vom Franzosen das Design der Flagge, vom Deutschen die Farben dafür – nur bisschen die Reihenfolge ändern, fertig ist die völlig eigene Identität.
Beim Gestaltungswettbewerb des Nationalwimpels kam ihm nebenbei eine sehr gute Idee: wenn schon die Farben von dem komischen Nachbarn, dann wenigstens auch mindestens so viel Bier wie der, aber ohne dieses wichtigtuerische Reinheitsgebot. Und so braut der Belgier seither an jeder Straßenecke munter vor sich hin. Jedes Dorf hat seine Brauerei, jede Kneipe ihr eigenes Etikett. Das Zeug schmeckt meistens gut und ist erfolgreichster Exportschlager des Belgiers.
Berühmt sind auch die Pralinen, in die der Belgier beim Anrühren heimlich doppelt so viel Butter zum Kakao jubelt wie im Rezept vorgesehen. Die Folgen sind klar: Entweder ist der Belgier von einer einzigen dieser Kalorienbomben satt – oder von einer ganzen Schachtel dick, zumal man die Dinger ja auch mit irgendetwas herunterspülen muss. Am besten mit Bier.
Dem Weiterleben ist es unterdessen nicht förderlich, wenn man zufällig Krabbe sein sollte und sich aus Versehen in den Gewässern des Belgiers herumtreibt. Jene kleinen Kellerasseln des Ozeans, sozusagen, zerrt er tonnenweise aus seiner Nordsee, um sie - ein kleiner Trost auch für die selige Krabbe - in den Restaurants seiner Badeorte immerhin sehr adrett zuzubereiten: zum Beispiel als Krabbenfrikadelle, serviert mit Pommes Frites.
Der Belgier tut zudem gerne so, als wäre er unermesslich reich und die Energiekrise bloß eine mäßig unterhaltsame Vorabend-Erfindung von RTL. Deshalb montiert er sogar auf dem Mittelstreifen seiner Autobahnen nette Bogenlaternen und beleuchtet die Asphalt-Rennbahnen wie eine Innenstadt-Fußgängerzone - ein ebenso elitärer wie herrlich sinnloser Luxus, den ihm niemand nachmacht.
Seine spaßige Ader beweist er bei der Ausschilderung des Autobahnrings rund um Antwerpen. Aus Humor zeigt ein Viertel der Verkehrsschilder in die falsche Richtung - nur muss jeder Fremde erst mal raten, welches Schild zu diesem verflixten Viertel zählt. Das führt zu sehr weltstädtischen und somit prestigeträchtigen Staus.
Pro Kopf betrachtet hat der Belgier übrigens mehr Regalmeter voller Aktenordner und mehr ungelesene, aber voll beschriebene Blatt Papier im Land als jeder andere auf der Welt. Er lagert all das Zeug in riesigen Behördenkellern, die kaum je einer betritt. Das liegt daran, dass beim Belgier auch der Amtseuropäer wohnt. Der wird nach Verordnungsausstoß bezahlt und produziert all diese wenig unterhaltsamen Seiten innerhalb seiner Kernarbeitszeit. Heimlich grämt er sich, dass niemand sie liest. Wie gut, dass es zum Trost diese schweren Pralinen gibt. Und das viele Bier.
aus: Urlaubslandsleute 2. noch mehr Vorurteile für die Reise von Helge Sobik




