Erfolgreich lehren und gestalten
Buch, Deutsch, 264 Seiten, KART, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 516 g
ISBN: 978-3-7651-0337-7
Verlag: Breitkopf & Härtel
Basics zu einem brisanten Thema:
Die Thematik ist seit einigen Jahren brandaktuell, und der Autor weiß aus eigener Erfahrung gut, wovon er schreibt. Modelle wie Jeki (Jedem Kind ein Instrument), MoMo (das Monheimer Modell, das Sommerfeld maßgeblich mit entwickelt hat) und das Klassenmusizieren allgemein sind heute an vielen Grundschulen etabliert. Dort gelten andere Spielregeln als in der Musikschule, aus der die meisten Lehrkräfte kommen. Folglich geht es in erster Linie um das Verständnis des „Systems Grundschule“, seiner für Instrumentalpädagogen meist wenig vertrauten Besonderheiten und um Stichworte wie Begabung, Motivation, Qualität, Binnendifferenzierung, Disziplin, Aufsichtspflicht – letztlich aber auch um musikalische Hilfestellung wie z. B. das Arrangieren von geeigneten Stücken.
Autoren/Hrsg.
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Der Schwerpunkt dieses Buches liegt auf den in Grundschulen am meisten verbreiteten Gruppenunterrichtskonzeptionen ähnlich „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi)9 und dem „Monheimer Modell – Musikschule für alle!“ (MoMo), denn gerade durch den flächendeckenden Ansatz, eine Instrumentalausbildung eben für alle Kinder erreichbar zu machen, entstehen neuartige Rahmenbedingungen. Daneben beschäftigen sich einzelne Kapitel auch mit den sich entwickelnden Ansätzen zum Klassenmusizieren10 in Grundschulen, für die viele der Überlegungen ebenfalls Gültigkeit haben. Der Ansatz einer Instrumentalausbildung in der Grundschule ist dabei noch immer in der Anfangsphase. Auf allen Ebenen werden immer wieder neue Strukturen geschaffen, Akzente gesetzt, Ziele formuliert und wieder verworfen, und es wird Lobbyarbeit betrieben. An vielen Stellen beschleicht den Beobachter das Gefühl, dass Aussagen über Chancen, Risiken, Potentiale und Probleme in diesem Bereich von Menschen getroffen werden, die selbst allenfalls einen kleinen Einblick in die Materie haben. Das betrifft Musikschulleiter, die selbst nicht JeKi unterrichten und die Probleme kleinreden, genauso wie Lehrkräfte, die eine einzelne Gruppe in der Grundschule unterrichtet haben und von dieser Erfahrung auf das Ganze schließen. Wobei zu bedenken ist: Den einen Ansatz, das eine System gibt es nicht. JeKi im Ruhrgebiet ist deutlich anders als JeKi in Hamburg11, das Monheimer Modell setzt wieder andere Akzente. Die kommunale Struktur der Mitgliedsschulen im Verband deutscher Musikschulen (VdM) in Verbindung mit der Schulpolitik der Bundesländer lässt beliebig viele Kombinationen von Rahmenbedingungen zu.12 Jede Grundschule wiederum hat eine eigene Betriebskultur und ein eigenes Einzugsgebiet. Selbst zwischen Schulklassen des gleichen Jahrgangs lassen sich signifikante Unterschiede in der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit der Kinder und in der Zusammensetzung der Klasse mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und sozialen Schichten beobachten. Eine Aussage darüber zu treffen, was ein Modell wie JeKi wirklich bedeutet, erfordert einen Überblick über das gesamte Geschehen und die vielfältigen Rahmenbedingungen.
Im Zusammenhang mit der Einführung dieser Programme kommen manche Instrumentallehrkräfte nun in den Grundschulen erstmals mit einem Unterricht in größeren Instrumentalgruppen in nennenswertem Umfang in Kontakt, ihre bisherige Berufspraxis hingegen hatte oft deutlich andere Schwerpunkte. Der Ruf nach zielgerichteter Fortbildung ist daher laut, genauso wie der Leidensdruck unvorbereiteter Instrumentallehrkräfte groß sein kann. Dabei leuchtet vielen der Sinn des neuen Ansatzes unmittelbar ein, sie halten sich aber selbst nicht für die geeignete Person, diesen umzusetzen. Die Arbeit in Grundschulen erfordert von Instrumentallehrkräften eine hohe positive Motivation und aktive Mitarbeit, ohne die alle Modelle zum Scheitern verurteilt sind.
Perspektive des Praktikers
Das Wissen über die Zusammenhänge der Instrumentalpädagogik in der Grundschule ist derzeit lediglich lückenhaft dokumentiert. Es formt sich zwar langsam ein Bild, aber an vielen Stellen fehlen noch verbindende Elemente. Mit den Programmen der verschiedenen Bundesländer werden immer wieder erstaunliche Unterrichtsergebnisse erzielt, wie ich selbst in Konzerten beobachten konnte. Wie sich diese im Unterricht erreichen lassen, welche Rahmenbedingungen zu guten Ergebnissen führen und wie überhaupt ein guter Unterricht in der Grundschule aussehen kann, ist der Gegenstand dieses Buches. Der Text ist aus der Praxis entstanden, ihm liegen Erfahrungen aus meiner Arbeit als Instrumentallehrer und Ensembleleiter in Grundschule und Musikschule, Erfahrungen mit dem Kooperationsmanagement mit Grundschulen, dem Management einer Musikschule und der Arbeit in übergeordneten Gremien zugrunde, außerdem meine Eindrücke als Vater und langjähriger Elternvertreter in einer Grundschule. Aufgrund solch unterschiedlicher Perspektiven glaube ich inzwischen einen Eindruck davon gewonnen zu haben, was ein instrumentales Grundschulprogramm sein kann und was dieses etwa für die beteiligten Kinder, Lehrkräfte, Eltern, Schulleitungen, Musikschulleitungen und Hochschulen bedeutet. Ich versuche, diesen derzeit noch etwas mosaikhaften Überblick an die Leser weiterzugeben.
Dass Musik, das Begreifen ihrer Strukturen und Dimensionen und das Musizieren selbst einen Wert an sich darstellen, braucht dabei in einem Buch für Musikerzieher nicht betont zu werden. Insgesamt gesehen, kommt dem Aspekt der Medienerziehung in einer Informationsgesellschaft eine zentrale Rolle zu. Die mediale Omnipräsenz von Musik im Alltag aller Menschen muss zu einer fundierten Musikausbildung führen, damit die Menschen mit Musik kompetent umgehen lernen und sie nicht nur zur Beeinflussung des Befindens benutzen oder als Emotionsträger in Filmen wahrnehmen. Wer außer uns Musikern selbst wäre dafür besser geeignet, den Kindern das zu vermitteln? Dieses Buch will die entsprechende Motivation fördern und helfen, Problemfelder bewusst zu machen, für die noch Lösungen zu entwickeln sind. Es will aber auch bereits vorhandene Lösungsstrategien aufzeigen, für den Unterricht praktikable Tipps und Kniffe vermitteln und einen Überblick über
9) JeKi steht hier nicht nur für das Programm im Ruhrgebiet, s. Arbeitsdefinition, S.17.
10) Siehe S.27.
11) Zur Abgrenzung der einzelnen Ansätze wird im Folgenden der Abkürzung jeweils der Ort angehängt, wenn genau dieses gemeint ist. Beispiele: Jeki-Ruhr, JeKi-Hamburg (Schulbehörde).
12) Noch komplizierter wird es, wenn man bedenkt, dass auch private Musikschulen teilweise in den Programmen mitwirken.