Speer | Der Auftrag des Normannen | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 156 Seiten

Speer Der Auftrag des Normannen

Historischer Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-943531-22-0
Verlag: Burgenwelt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 156 Seiten

ISBN: 978-3-943531-22-0
Verlag: Burgenwelt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Herbst 1197: Guy of Gisborne wird mit einem heiklen Auftrag von allerhöchster Stelle nach Phorzein am Rande des Schwarzwaldes geschickt. Er soll für die englische Krone in geheimer Mission das uneheliche Kind des Deutschen Kaisers finden. Die Suche nach dem Adelsspross stellt sich schnell als gefährliches Abenteuer heraus. Denn nicht nur die deutsche Kaiserin will den Erfolg von Gisbornes Mission mit allen Mitteln verhindern. Auch ein brutaler Raubritter, der vor nichts zurückschreckt, und ein zwielichtiger Abt sind dem Normannen und seinem Begleiter Jakob auf der Spur. Schon bald gerät Gisborne in höchste Gefahr für Leib und Leben und muss schließlich erkennen, dass die wagemutige Mission ihn seine Zukunft kosten könnte. Kann er alle Rätsel rechtzeitig auflösen, bevor er selbst zum Opfer wird?
'Der Auftrag des Normannen' – Eine packende, historische Kriminalerzählung von Claudia Speer.

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1 – Fridag   Guy schrie vor Wut auf und stemmte den bewusstlosen Schreiberling von seiner Brust. Berge von Herbstlaub versuchten ihn zu ersticken. Er kletterte unter Anstrengung aus dem Fenster des umgestürzten Wagens. »Soll‘s der Teufel holen!« Voller Zorn trat er gegen den Kasten und hörte erst auf, als sein Fuß schmerzte. Die rechte Hand gegen den Kopf gepresst, tauchte Jakob in einem der Fenster auf. »Was ist passiert, Herr?« »Was ist passiert, Herr? Was ist passiert?«, äffte Guy ihn mit Fistelstimme nach und trat noch einmal gegen den Wagen. Das hätte er lassen sollen, denn als nächstes sank er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die gebrochene Deichsel, um seine Zehe zu reiben. Wie immer gaffte Jakob ihn mit seinen Rehaugen verständnislos an. Ein Wagenrad drehte sich quietschend im Wind, der durch das vielfarbige Herbstlaub blies. Vereinzelt stießen Vögel Warnrufe aus. Ringsum war Wildnis. Vom Knecht und den Pferden fehlte jede Spur. Der Schreiberling kletterte umständlich aus dem Wrack und sah sich verblüfft um. Mit seinem Ärmel tupfte er das Blut einer kleinen Platzwunde aus seinem braunen Haarschopf. Zwanzig Schritt die Böschung hinauf lag die Straße, von der sie abgekommen waren. Plötzlich hatte es geknackt, der Wagenlenker hatte geschrien und dann war es auch schon den Hang hinab gegangen. Rechts und Links wirbelte Wald an ihnen vorbei. Mit Getöse mähten sie junge Bäume um und der Wagen legte sich fast sanft auf die Seite. Wie durch ein Wunder zerschellten sie nicht an einem der dickeren Stämme. Warum hatte der Knecht die Pferde nicht zum Stehen gebracht? Hoffentlich lag er nicht irgendwo mit gebrochenem Genick. Das hätte Guy gerade noch gefehlt. Sein Schädel brummte, sein Rücken fühlte sich aufgeschürft an und vermutlich hatte er sich eine Zehe gebrochen. Er hasste große, ausufernde Wälder! Und wie er sie hasste! Nie hatten sie ihm etwas Gutes eingebracht. Er musste nur an Sherwood denken oder an diesen Locksley, den er darin jahrelang erfolglos gejagt hatte. Die Erinnerung an den Triumph, als er den Burschen endlich am Wickel gehabt hatte, und an die Qual, als King Richard zurückkam, diesen Verbrecher beschenkte und ihn, Guy of Gisborne, zum Teufel jagte. Eine verflucht schwierige Zeit lag hinter ihm. Es hatte gedauert, bis man sich von königlicher Seite erinnerte, dass es ihn gab. Erstaunlicherweise war es Eleonore, die Königin Mutter gewesen, die ihn zu einem Gespräch unter vier Augen zu sich rief, und nicht sein bisheriger Mentor Prinz John. Er sah ihre dunklen tiefgründigen Augen vor sich, das feine Lächeln, mit dem sie ihn begrüßte. »Es ist, wie es immer ist, Sir Guy, die Krone bedarf ihres treuesten Dieners für heikle Aufgaben.« Das Rufen seines Schreiberlings Jakob, der die Böschung hochkletterte, riss ihn aus seinen Gedanken. »Sir Gisborne, ich kann weder die Pferde noch den Wagenlenker finden«, teilte er unnützerweise mit. Flehentlich, den Blick seiner grauen Augen zum Himmel gerichtet, erhob sich Guy und kletterte ebenfalls die Böschung hoch. Wie weit waren sie von ihrem Ziel entfernt? Er hatte das Geruckel des Wagens endgültig satt. Seit sie von Mainz aufgebrochen waren, spürte er jeden Stein und jede Kuhle auf der Strecke in den Knochen. Jakob stierte abwechselnd in beide Richtungen der Straße und wirkte so verzweifelt wie ein Jagdhund, der nicht weiß, welchem Fuchs er nachrennen soll. Guy hätte ihn prügeln mögen! Leider war Jakob seine einzige Hoffnung auf Verständigung in diesem von Barbaren bevölkerten Flickenteppich verschiedenster Besitztümer. Die Sonne beschien einen Felsbrocken am Rand des Weges und Guy ließ sich darauf niedersinken. Er schob die schwarzen, glatten Haare hinter die Ohren und betaste vorsichtig die Zehe. »Hol das Gepäck hoch, du Tölpel!«, rief er Jakob halb resigniert zu. Waren sie näher an diesem Phorzein oder noch an den paar Höfen des letzten Dorfes? Wenn er sich vorstellte, laufen zu müssen, wurde ihm schlecht. Jakob mühte sich mit zwei Ledertaschen ab und krabbelte gerade auf die Straße zurück. »Sir, die großen Kleiderkisten kann ich allein nicht schaffen. Gibt es etwas Bestimmtes, was ich daraus bergen soll?« Guy rollte mit den Augen. Hoffentlich sah er nicht so verdreckt und zerlumpt aus wie sein Schreiberling, der sich verschwitzt neben ihn auf den Stein sinken ließ und die Taschen abstellte. Guys lange lederne Beinlinge hatten sich schon immer als praktisch erwiesen, aber sein weißes Seidenhemd sah ramponiert aus. Er kontrollierte, was Jakob in den Taschen mitgebracht hatte und kramte ein rotes Hemd zum Wechseln hervor. Danach zog er sein schwarzes, oberschenkellanges Lederwams und den Gürtel mit dem Jagdmesser wieder darüber. Er kam um vor Durst und Hunger, also jagte er Jakob erneut den Hang hinunter, um nach dem Wein zu sehen, der ihm als Proviant auf der Fahrt gedient hatte. Die Weine aus dem Rhinthal waren gar nicht übel, aber, wie das Zeug, das sie hier Bier nannten, schwankend in Qualität und Gehalt: Ein Gebräu, das die Bauern hinter Mainz als Ochsensaft bezeichnet hatten, war tatsächlich dazu fähig ein solches Tier zu betäuben, mancher Wein hingegen so sauer, dass es einem das Gemächt zusammenzog. Auf der Straße tönte dumpfes Getrappel. Es war der Knecht, der mit erleichterter Miene stehen blieb und etwas in seiner Landessprache von sich gab. »Sir, der Krug ist leider zerbrochen«, rief Jakob hoch. »Jakob!«, schrie Guy den Hang hinunter. Den Namen sprach er grundsätzlich englisch aus. Sein Schreiberling reckte den Kopf aus dem Wrack und sah den Knecht. Erfreut beeilte er sich, wieder auf die Straße zu kommen. »Ja, Herr?« Ungehalten breitete Gisborne die Arme aus. »Der Mann da faselt etwas«, tobte er. »Bist du nun mein Übersetzer oder bist du es nicht? Herrje, muss ich dir sagen, was du zu tun hast?« Erschöpft ließ er sich auf den Stein zurücksinken. Jakob redete mit dem gedrungenen Mann. Nicht dass Guy sich Mühe gab, die ungehobelten Worte zu verstehen. Die Frohnatur Jakob lachte und scherzte mit dem Knecht. Das trieb ihn fast zum Wahnsinn. Er wollte gerade ein weiteres Donnerwetter loslassen, als Jakob sich ihm endlich zuwandte. »Er hat die Männer eines Gutshofs gebeten ein Ochsengespann herzuschicken, damit wir den Wagen heute noch heraufziehen können. Die Pferde haben sich Blessuren geholt als die Lenkstange gebrochen ist. Er will sie schonen.« Dabei lächelte er vollkommen unbekümmert, als sei das eine gute Nachricht. Guy biss die Zähne zusammen, was schon so mancher mit einem Lächeln verwechselt hatte. »Wie schön. Dann bekommen wir den Wagen also heute noch frei.« Nur weise Männer erkannten Sarkasmus, wenn er sie traf. Jakob war vollauf mit sich zufrieden, weshalb er auch zusammenfuhr, als Gisborne anfing zu schreien. »Was glaubst du eigentlich, wie ich zur nächsten Herberge komme? Hast du mal darüber nachgedacht? Soll ich den Knechten bei der Arbeit zusehen?« Der Schreiber beeilte sich verdattert ihn zu beschwichtigen. »Äh, nein, Herr. Selbstverständlich wird man Euch ein Ross zu Verfügung stellen, mit dem Ihr den nächsten Ort erreichen könnt.« In Guys Schädel hämmerte es wie in einer Schmiede. Er musste sich den Kopf härter angeschlagen haben als gedacht – oder Jakobs Dummheit machte ihn krank. Mit beiden Händen an den Schläfen, sank er auf den Stein nieder und stöhnte. »Ich besorge Euch Wasser«, Jakob huschte davon und überließ Guy sich selbst. Während der Knecht nach der havarierten Kutsche sah und sein Schreiber irgendwohin verschwand, schloss Guy die Augen. Eigentlich hatten sie verdammtes Glück gehabt. Gott musste seine schützende Hand über ihn gehalten haben. Wie leicht hätten sie tot sein können! War das Ganze wirklich ein Unfall gewesen? Oder bestätigte der Vorfall das ungute Gefühl, seit Mainz einen Schatten zu haben? Wenn ihnen jemand gefolgt war und nicht wollte, dass sie in Phorzein ankamen, dann war dieser jemand äußerst geschickt vorgegangen. Oder er kannte sich in dieser Gegend viel besser aus. Oder er hatte den Knecht bestochen. Guy beobachtete den Mann eine Weile misstrauisch. Eine wilde Gegend, dieser Rand des Swarzwaldes. Und möglicherweise bedeutete Phorzein nicht das Ende seiner Suche und er musste in den Wald hinein. Und wenn schon! Er würde alles tun, um das Lehen seines Vaters wiederzubekommen. Der Landsitz bei Nottingham lag ihm sehr viel weniger am Herzen. Geräuschvoll rutschte Jakob hinter ihm den Waldhang herunter. »Herr, ich habe verwilderte Weinreben gefunden.« Aufgeregt packte er seine Beute aus seinem hochgeschlagenen Unterhemd auf den Stein und hielt Guy einen Wasserschlauch hin. Das wurde aber auch Zeit! Seine Kehle war vollkommen ausgedörrt. Das Wasser schmeckte kühl und frisch. Es ergoss sich wie Balsam über seine geschwollene Zunge und die kleinen Trauben besaßen eine angenehme Süße. Müde, aber besänftigt, hörte er endlich Hufklappern auf dem Waldweg. Kurz darauf erschienen Männer mit zwei Ochsen und kleinen stämmigen Ackergäulen. Guy konnte allerdings kein Reitpferd entdecken. Die Knechte des Gutsbesitzers führten die trittsicheren Tiere den Hang hinunter und befestigten Seile am Wagen. Die Pferde reagierten auf Zurufen ihrer Knechte, was Ochsen niemals getan hätten. Mit geballter Kraft stemmten sie sich in ihre Kummets und richteten den Wagen mit einem Ruck auf. Die Knechte schirrten die Tiere um und sie zogen das Wrack fast spielerisch den Hang herauf. »Mit diesen Pferden holen sie die Stämme aus den Wäldern und ziehen sie zu den Flößern«, erklärte Jakob...



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