E-Book, Deutsch, 200 Seiten
Stipsits Uhudler-Verschwörung
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8000-9903-0
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Stinatz Krimi
E-Book, Deutsch, 200 Seiten
ISBN: 978-3-8000-9903-0
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Inspektor Sifkovits ermittelt wieder!
Der Uhudler-Bauer Alois Stipsits wird tot in seinem Weinkeller aufgefunden. Alles deutet auf einen tragischen Unfall durch Gärgas hin.
Eigentlich sollte Inspektor seinen freien Tag seiner Mutter Baba widmen, aber die vielen Einsatzfahrzeuge beim Weinkeller wecken seine Neugier. Schon bald wittert er ein Verbrechen und beginnt, gegen den Willen seines Vorgesetzten zu ermitteln. Dabei unterstützt ihn die "Kopftuchmafia" - die Resetarits Hilda, die dicke Grandits Resl und seine Mutter Baba - wieder tatkräftig.
Der neue Fall führt den "burgenländischen Columbo" tief in die Unterwelt des sonnigen Uhudler-Landes.
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3.
Gruppeninspektor Sifkovits vom LKA Eisenstadt steuerte seinen grünen Peugeot 206 von Burgauberg in Richtung Stinatz. Die beiden Ortschaften lagen nicht weit voneinander entfernt und Sifkovits entschloss sich, den Weg über Hackerberg zu nehmen. Dieser Weg war zwar etwas länger, aber viel schöner, da er an einigen kleinen Weinkellern von Burgauberg vorbeiführte. Man hatte einen herrlichen Blick über die üppige Hügellandschaft, die im goldenen Herbstlicht noch stimmungsvoller wirkte. Die kleine Straße führte an einem Pferdegestüt vorbei, dahinter konnte man die Golfanlage Stegersbach erkennen. Von einer Linkskurve, wo ein alter Hof mit unzähligen landwirtschaftlichen Geräten stand, sah man die Therme Stegersbach in voller Pracht. Das Südburgenland zeigte sich an diesem Tag von seiner schönsten Seite.
Sifkovits war auf Kurzbesuch in Stinatz. Zurzeit gab es im Landeskriminalamt Eisenstadt wenig zu tun und seine Frau, eine Medizinerin, war wieder einmal mit „Ärzte ohne Grenzen“ in Kenia. Er hatte gerade beim Weingut Priela einige Flaschen Uhudler besorgt. Vor allem für seine Mutter, die neben ihm am Beifahrersitz saß. Er selbst hatte eine Flasche Uhudler-Likör mitgenommen. Es kam sehr selten vor, dass Sifkovits Alkohol trank und wenn, dann wollte er ihn genießen. Uhudler-Likör schien ihm dafür das richtige Getränk zu sein.
Das Weingut Priela war eines der beiden Weingüter, die in Burgauberg Uhudler in großen Mengen produzierten, das Weingut Stipsits das andere. In den alten Zeiten hatten die beiden Weinbauern zusammengearbeitet. Doch als der junge Priela nach dem Tod seines Vaters das Weingut übernahm, wurde aus der einstigen Partnerschaft Rivalität. Sifkovits’ Mutter Baba zog es vor, bei Priela zu kaufen. Ihr war der Uhudler vom Weingut Stipsits zu sauer.
Natürlich kann man über die Qualität von Uhudler streiten. Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Im Südburgenland hat der Uhudler einen festen Platz in der Gesellschaft. „Was brauchen wir Marihuana, wir haben Uhudler!“, wurde oftmals gescherzt. Es entspricht sicher nicht der Wahrheit, dass man nach einer Flasche Uhudler glücklich wird, nach der zweiten blind und nach der dritten wieder glücklich. Dennoch haben es Uhudler selten in die Top 10 der besten Weine der Welt geschafft.
Der junge Markus Priela arbeitete schon lange daran, das Image des Uhudlers aufzuwerten. Er bot nicht nur Wein und Likör aus der Isabella-Traube, sondern auch Frizzante, Sirup, Marmelade, Seife, Schokolade, Essig, Met und sogar eine eigene Pflegecreme an. „Wenn du dir die Creme ins Gesicht schmierst, verschwinden nach einer Stunde deine Falten. Weil du dann so einen Rausch hast, dass du sie nicht mehr siehst.“ Also quasi das Hasch-Cookie der Weinindustrie – mit einem Augenzwinkern gesprochen.
Markus Priela hatte in den letzten Jahren seinen Konkurrenten Alois Stipsits in Sachen Marketing und Verkauf weit hinter sich gelassen. Alois Stipsits agierte und produzierte immer noch wie früher, die Zeit hatte ihn überholt. Mit seinen 68 Jahren wollte Stipsits auch nicht mehr jedem Trend folgen. „Einen Wein trinkt man, Punkt“, war seine Ansicht. Alois Stipsits hatte früher mit dem Vater von Markus zusammengearbeitet. Sie hatten sich den einzigen Weinkeller in Burgauberg geteilt, der mit einem Strohdach gedeckt war. Noch dazu handelte es sich bei dem Keller um einen der ältesten strohgedeckten im ganzen Südburgenland. Natürlich war das in so einem kleinen Ort wie Burgauberg eine Attraktion.
Nach dem Tod von Prielas Vater fiel der Keller an Alois Stipsits. Eine Tatsache, die den jungen Priela bis heute schmerzte.
Stipsits produzierte in den alten Fässern einen Uhudler wie damals. Es war unmöglich, denselben Uhudler in einem modernen Gärverfahren herzustellen. Es fehlte eben das gewisse Etwas. Ähnlich wie bei alten Reindln, in denen sich über Jahre das Aroma eingebrannt hat. Wenn man einem Braten einen All-inclusive-Urlaub schenken möchte, dann legt man ihn in so ein Reindl und schiebt es in den Ofen. So bekommt man den köstlichsten Braten. All die neuen Bräter werden nie diese geschmackliche Höhe erreichen. So verhält es sich auch mit einigen anderen „klassischen“ Gegenständen. Eine alte Bauernkommode aus dem 18. Jahrhundert wird ein Blickfang bleiben. Auch 2070. Ob ein Möbelstück vom schwedischen Möbelhaus jemals diesen Status erreichen wird, sei dahingestellt.
Als Sifkovits eine kleine Anhöhe hinauffuhr, sah seine Mutter auf der rechten Seite ein Polizeiauto. Oben angekommen öffnete sich ein wunderbarer Rundblick auf die Landschaft und das alte Kellerstöckl. Neben Polizei waren auch Rettung und Feuerwehr zu sehen. Sie parkten direkt vor einem Weinkeller mit strohgedecktem Dach.
„Schau, Spatzl! Was ist da beim Stipsits los?“, rief Baba neugierig.
Sifkovits wurde ebenfalls auf die Einsatzfahrzeuge aufmerksam.
„Komm, fahr hin. Ich möcht schauen, was da los ist.“
Sifkovits verstand das als Befehl seiner Mutter. Er kam der Aufforderung nach, weil auch in ihm eine gewisse Neugier aufstieg. Er lenkte seinen kleinen Peugeot nach rechts in die Zufahrtsstraße, die zum Weinkeller führte. Prompt wurde der Wagen von einem Uniformierten aufgehalten. Mit unüberhörbaren Schleifgeräuschen kam der Wagen zum Stehen.
„Hier ist gesperrt, fahren Sie bitte wieder zurück“, sagte der Beamte freundlich, aber bestimmt.
„Was ist denn hier passiert?“, fragte Baba.
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht!“
Der Beamte machte offensichtlich keinen Hehl daraus, dass die beiden Insassen hier unerwünscht waren.
„Jetzt sag was!“, befahl Baba ihrem Sohn.
„Ja, sofort.“ Sifkovits wandte sich dem Beamten zu. „Sie haben recht. Uns geht das nichts an, aber vielleicht die Polizei.“
„Mein Sohn ist nämlich ein Kollege von Ihnen. Aber er ist nimmer uniformiert“, sagte Baba mit einer gewissen Schadenfreude.
Der Beamte musterte den Mann hinter dem Steuer. Sifkovits trug, wie immer, seine ockerfarbige Chinohose, seine ockerfarbige Ballonmütze, sein weißes Hemd und seine graue Strickweste. Er sah etwas zerzaust aus und wirkte nicht gerade seriös.
„Darf ich Ihren Ausweis sehen?“, fragte der Beamte.
„Gern.“ Sifkovits kramte in seinen Taschen. Er schenkte dem Beamten ein Lächeln, mit dem er noch um etwas Geduld bat.
„Wird das heute noch was?“ Langsam riss dem Polizisten die Geduld.
„Gleich. Irgendwo muss er sein.“
„Vielleicht hast ihn zu Hause vergessen?“, sagte seine Mutter, dann wandte sie sich dem Polizisten zu. „Wenn er mich nicht hätte, dann würde er sogar seinen Kopf vergessen. Vor zwei Jahren wollten’s nach Griechenland fliegen. Wenn ich nicht seinen Kasten aufgeräumt hätte, würde er jetzt noch am Flughafen sitzen. Ohne Pass. Seine Frau hat ja keine Zeit für ihn.“
Sifkovits unterbrach seine Mutter.
„Mama, ich glaube nicht, dass das den Herrn interessiert.“
Der Gesichtsausdruck des Beamten bestätigte Sifkovits’ Annahme.
„Bitte drehen Sie jetzt um oder ich muss Sie aufschreiben.“
Sifkovits merkte, dass er nur mehr wenig Zeit hatte. Er öffnete das Handschuhfach, das mit lautem Krachen aus der Verankerung brach. Unzählige Beutel Käsepappeltee fielen vor die Füße seiner Mutter.
„Da ist er!“, rief seine Mutter und hielt den Ausweis triumphierend in ihrer Hand.
Der Beamte warf einen Blick auf die verschmutzte Hülle.
„Die Hülle könnten Sie einmal austauschen, Herr Gruppeninspektor.“
„Ich weiß. Mache ich gleich am Montag“, versicherte Sifkovits.
„Und Ihre Bremsbeläge dürften auch schon sehr abgefahren sein.“
Dem Beamte fielen außerdem noch die Hagelschäden auf der Motorhaube des Peugeot auf.
„Haben S’ vergessen gestern das Auto reinzustellen? Gestern war ein starker Hagel. Ihre Motorhaube ist total zernepft.“
„Ja, ich hab’s vergessen, aber ist das nicht eh schon wurscht?“, fragte der Gruppeninspektor.
Zum ersten Mal kam dem Beamten ein Lächeln aus. Sofort nutzte Sifkovits diese Chance.
„Darf ich mich kurz umsehen?“
„Ja, gern. Kommen S’ weiter.“
Der Beamte begleitete Sifkovits zum Weinkeller. Seine Mutter blieb unter heftigen Protesten im Wagen zurück.
Alois Stipsits lag vor seinem Keller auf einer Trage und wurde gerade mit einem weißen Tuch zugedeckt. Sifkovits fiel unter den vielen Einsatzkräften ein bekanntes Gesicht auf: Die Gemeindeärztin Maria Wiedermann, eine schlanke Frau...




