Buch, Deutsch, 423 Seiten, KART, Format (B × H): 155 mm x 230 mm
Studien zu Transformationen der griechischen Tragödie im deutsch- und englischsprachigen Drama und Theater seit den 1960er Jahren
Buch, Deutsch, 423 Seiten, KART, Format (B × H): 155 mm x 230 mm
ISBN: 978-3-8498-1173-0
Verlag: Aisthesis
Die griechische Tragödie stellt eine bleibende Herausforderung für die Kultur unserer Zeit dar. In kritischer Auseinandersetzung mit aktuellen Debatten um den Tod der Tragödie entfaltet Johannes Stobbe ein Konzept ihrer Transformation mit Blick auf die antike Kunstform selbst. Im Lichte dieses Modells werden Zusammenhänge zwischen scheinbar disparaten Tragödientransformationen im Drama und Theater seit den 1960er Jahren sichtbar. Detaillierte Einzelstudien erweisen unterschiedliche Performances, Inszenierungen und Theatertexte als Ausprägungen einer neuartigen Konzeption von Tragik, die auf die Formel der Politisierung des Archaischen gebracht wird.
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Einleitung
1. Tragödie und Transformation. Thematische Hinleitung zum Gegenstand der Untersuchung
2. Die Großen Dionysien. Antike Festkultur und Theaterproduktion
3. Eine komplexe Kunstform. Zur stilistischen Signatur der Tragödie
4. Arbeit an der Tragödie. Mythos, Text und Tragik
5. Vom Tod der Tragödie. Theatrale und literarische Produktivität eines antiken Modells
6. Die Politisierung des Archaischen. These und Untersuchungszeitraum der Studien
7. Die methodologische Vorgehensweise und der Gang der Untersuchung
8. Anmerkungen zur Zitierweise
I. „Here’s a god for our Times“. Die Wiederentdeckung der politischen Kunst der griechischen Tragödie in Dionysus in 69 von Richard Schechner
1.1 „Dionysus has returned to his native Thebes“. Die Rückkehr des antiken Theatergottes in der Kulturrevolution der sechziger Jahre
1.2 „The performance has a life“. Die Wiedergeburt der Tragödie in einem Übergangsritual am Off-Off-Broadway
1.3 „I’ve come here tonight for three important reasons.“ Psychophysische Grundlagen eines mythischen Konflikts
1.4 „We want the real thing!“ Die Tragik der Revolte gegen das Establishment
1.5 „Do not do as I do“. Grenzen der ästhetischen Revolution und Schechners Selbstkritik in Surrounded – But Not Afraid
II. Vom „Selbstmord der Tragödie“ zum „eigentlichen „Urdrama“. Formen der Ritualisierung in Einar Schleefs und Hans-Ulrich Müller-Schwefes Chordrama Die Mütter
2.1 Das „Urproblem der Tragödie“. Die Wiedereinführung des tragischen Chors auf der Bühne des abendländischen Theaters
2.2 „Erobert Euer Grab“. Das mythische Substrat des Geschlechterkriegs in den Hiketiden des Euripides und den Sieben gegen Theben des Aischylos
2.3 Im „Rausch der Riten“. Über die Rhythmisierung von Sprache und Gestik in Schleefs Chorregie
2.4 „Aufhören ist eine Kunst“. Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste des Chors
2.5 „VOR DEM PALAST“. Zum Faschismusvorwurf an Die Mütter und Schleefs nachträgliche Selbstdeutung in seinem autobiographischen Essay Droge Faust Parsifal
III. „[A] tumultuous celebration of life“. Prototragik und Metatragik in Wole Soyinkas Ritualdrama The Bacchae of Euripides
3.1 „Black Dionysos“. Die Dezentrierung der griechischen Tragödie im postkolonialen Diskurs
3.2 „Fellow aliens“. Materialistische Basis und tragischer Überbau der Bakchen des Euripides
3.3 „[T]he tragic actor for the future age“. Der Tod des Pentheus als tragischer Fall eines Kolonialherren
3.4 „[A] prodigious, barbaric banquet“. Griechische Tragödie, Elisabethanisches Maskentheater und Yorubaisches Ritualdrama
3.5 „Sheer bedlam“. Die Kritik am Synkretismus der Kulturen in Soyinkas Vortrag Between Self and System
IV. „Spiel mit tieferen Spielen“. Reflexionen des Dionysischen in Botho Strauß’ Mythen-Allusion Kalldewey, Farce
4.1 „Masken des Dionysos“. Prädramatische Tragödie und postdramatische Farce
4.2 „Haushaltsschreck“. Der Einbruch der Bakchen in das Alltagsleben der Bundesrepublik Deutschland
4.3 „Pillenpulli“. Tragische Katharsis und zeitgenössische Therapiegesellschaft
4.4 „Zwangspaket“. Die Heteronomie der kulturellen Überlieferung im Zeitalter der Postmoderne
4.5 „Die Welt blutet wirklich jetzt“. Die Gegenwart der Tragödie in Strauß‘ Essay Anschwellender Bocksgesang
V. „[W]hich sex does a myth support?“ Zu Tony Harrisons Verfahren der intertextuellen Überblendung in Medea: a sex-war opera
5.1 „A myth is a polyphonic fugue for many voices.“ Repräsentationen der Medea des Euripides in der neuzeitlichen Oper
5.2 „If you men can’t learn / to life with women SHE’ll return“. Der gynaikokratische Untergrund des Theaters
5.3 „[L]iving – loving – dying“. Variationen des Geschlechterkriegs in einer Dramatisierung der Argonautika
5.4 „[A] translation’s needed“. Das Unbehagen an der feministischen Revision der Medea des Euripides
5.5 „[T]ragic mask“. Die Demaskierung des literarischen Kanons in Harrisons Reisebericht Facing up to the Muses
VI. „Arbeit an der Differenz“. Interkulturelle Gleichzeitigkeit in Heiner Müllers Theatertext Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten
6.1 Ein „Spiegel durch die Zeiten“. Die Persistenz des Tragischen nach dem Ende der Geschichte
6.2 „Auf dem Grund aber Medea“. Mythische Konfliktkonstellationen in einer fragmentarischen Textlandschaft
6.3 „Mein Schauspiel ist eine Komödie“. Gattungsgeschichtliche Reflexionen in einem monologischen Selbstgespräch
6.4 Das „Theater meines Todes“. Der Tod des Autors im Strom des Bewusstseins
6.5 „Der Rest ist Lyrik“. Ein Selbstmord der Tragödie in Müllers Langgedicht Ajax zum Beispiel
Schluss
Literaturverzeichnis
1. Primärtexte und Werkausgaben
2. Wissenschaftliche Literatur
3. Zeitungsartikel, Filmdokumente und unveröffentlichte Quellen