Stoichita | Ausgangspunkt Hamburger Schreibprobe | Buch | 978-3-95684-472-0 | sack.de

Buch, Deutsch, 60 Seiten, Format (B × H): 190 mm x 270 mm

Reihe: Staatsexamensarbeit

Stoichita

Ausgangspunkt Hamburger Schreibprobe

Erprobung und Auswertung des zugehörigen Fördermaterials in einer dritten Klasse

Buch, Deutsch, 60 Seiten, Format (B × H): 190 mm x 270 mm

Reihe: Staatsexamensarbeit

ISBN: 978-3-95684-472-0
Verlag: Diplomica Verlag


‘Die Rechtschreibleistung eines Kindes zu bestimmen scheint einfach und objektiv gut messbar, frei nach der Devise: Man braucht ja nur die Fehler zu zählen.’ Dass zum Feststellen des orthographischen Könnens wesentlich mehr als Fehlerzählen gehört, ist spätestens seit der Hamburger Schreibprobe bekannt, die sich mit den spezifischen Herangehensweisen und dem kindlichen Aufstellen von Rechtschreibhypothesen auseinandersetzt. Doch mindestens genauso wichtig wie die Analyse der kindlichen Fehlerquellen ist die Frage nach dem geeigneten Fördermaterial und dessen Einsatz im regulären Deutschunterricht, um eine möglichst individuelle und ganzheitliche Rechtschreibförderung zu gewährleisten. Der vpm-Verlag hat eigens auf die HSP abgestimmte Arbeitshefte entwickelt. ‘Denkwege in die Rechtschreibung: a-o-m’ baut unmittelbar auf den jeweiligen Ergebnissen der HSP auf und soll die individuelle Rechtschreibentwicklung optimal unterstützen.
Ziel dieser Ausarbeitung ist es, mit Hilfe einer empirischen Studie folgende Fragen hinreichend zu klären: Inwieweit eignet sich das vom Verlag angebotene Material zur Förderung des Rechtschreibkönnens? Sind nach dem Einsatz signifikante Lernfortschritte zu beobachten? Ist das angebotene Material für eine dauerhafte Einführung geeignet bzw. weiterzuempfehlen? Wenn ja, wie sollte die konkrete Arbeit damit gestaltet werden?
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Textprobe:

Kapitel 2, Theoretische Grundlagen:

2.1, Das Stufenmodell des Schriftspracherwerbs:

‘Wie Sprachenlernen überhaupt, so ist auch der Erwerb der Orthographie über weite Strecken ein intuitiver, d.h. nicht von außen gesteuerter Lernprozess. Kinder lernen, indem sie handeln und sich an Rückmeldungen orientieren.’
Die Entwicklungsmodelle der Rechtschreibung weisen darauf hin, dass Kinder in einer bestimmten Abfolge Strategien zur Schreibweise entdecken und verwenden. Zunächst dominiert beim Schreiben die alphabetische Strategie und kennzeichnet den erreichten Stand der Rechtschreibfähigkeit. Diese erweitert sich zum orthographischen Schreiben, das im morphematischen Schreiben als integrierender Strategie aufgeht. Voraussetzung für die alphabetische Strategie beim Schreiben ist die phonologische Bewusstheit. Diese wird von Kindern in verschiedenen Ausprägungen entwickelt: die Skelettschreibung (zunächst werden vor allem die Konsonanten verschriftet MT für Mutter), die Lautentsprechung (fast alle Phoneme werden verschriftet MUTA für Mutter) und die Lauttreue (Strategie ist voll entwickelt SCHTRANT für Strand). Es folgt die orthographische Strategie, bei der die Kinder erste Einsichten in die Geregeltheit der Rechtschreibung gewinnen und orthographische Muster übernehmen. Zu diesen orthographischen Elementen gehören sowohl Merkelemente, die sich der Lerner merken muss (z.B. Vater, Hexe) als auch Regelelemente, deren Verwendung hergeleitet werden kann (z.B. Koffer, stehen, Hand). Allerdings mischen sich alphabetische und orthografische Strategie oftmals noch bei den Kindern. Bei der morphematischen Strategie erkennen die Schüler und Schülerinnen die Strukturiertheit der Rechtschreibung. Sie erlangen die Fähigkeit, bei der Herleitung der Schreibungen die morphematische Struktur der Wörter zu beachten. Dies erfordert sowohl die Erschließung des jeweiligen Wortstammes wie bei Staubsauger und Räuber (morphosemantisches Bedeutungswissen) wie auch die Zerlegung komplexer Wörter in Wortteile wie bei Fahrrad und Geburtstag (morphologisches Strukturwissen). Es folgen wortübergreifende Strategien, d.h. die Fähigkeit, beim Schreiben von Sätzen und Texten weitere sprachliche Aspekte zu beachten bzw. größere sprachliche Einheiten einzubeziehen: u.a. die Wortart für die Herleitung der Groß- bzw. Kleinschreibung, die Wortsemantik für die Zusammen- bzw. Getrenntschreibung bzw. die Satzgrammatik für die Kommasetzung.
Die Ausprägung der verschiedenen Strategien verläuft jedoch nicht linear. Es kommt immer wieder zu Überschneidungen. Die Schüler und Schülerinnen bauen Hypothesen auf, verwerfen diese wieder, es kommt teilweise auch zu Übergeneralisierungen. Das Rechtschreibgespür ist somit ein Prozess, der sich fortwährend entwickelt.
2.2, Was ist Rechtschreibkompetenz?:

Zur Begründung der Rechtschreibkompetenz sollten im wissenschaftlichen Zusammenhang die Sprachdidaktik sowie die Pädagogische Psychologie berücksichtigt werden. Die Forschung bestimmt wesentlich, wie sich Rechtschreibkompetenz aktuell beschreiben lässt und welche Kompetenzen altersgemäß vorhanden sein sollten. Zur Definition und Messung von orthographischer Kompetenz bezieht sich die Pädagogische Psychologie auf standardisierte Rechtschreibtests. Die Ergebnisse eines Tests, der den Gütekriterien Objektivität, Validität und Reliabilität unterliegt, können einen Schriftkundigen von einem Schriftlernenden unterscheiden und Rechtschreibkompetenz erkennen. An die Diagnose müssen sich jedoch stets eine Analyse und die Einleitung entsprechender Fördermaßnahmen anschließen. Rechtschreibtests bieten meist keine qualitative Fehleranalyse an und beziehen sich nur auf die Anzahl der Fehlschreibungen. Es ist jedoch sehr wichtig, die Art der Fehler zu untersuchen und mit der aktuellen Schriftlichkeitsforschung in Bezug zu setzen. Entgegen dem allgemeinen Konsens reicht es bezogen auf die Orthographie nicht aus, Kompetenz mit einer weitgehend fehlerfreien Schreibung gleichzusetzen. Der Begriff beinhaltet darüber hinaus fachspezifisches und metakognitives Wissen, mit dem die Kinder im Unterricht eigenständig ihren Weg zur Schrift finden können. Für den Erwerb von Rechtschreibkompetenz sind zwei Bereiche besonders hervorzuheben. Zum einen steht der Bereich Richtig-Schreiben-Können im Mittelpunkt, der das bereichsspezifische Wissen an die Schülerinnen und Schüler herantragen soll. Die Lehrkraft ist hier gefordert, den Kindern ein Verständnis für Schrift zu vermitteln und einen geeigneten Zugang zu finden. Sie muss sich selbst in den Lernprozess hineinversetzen und Schwierigkeiten erkennen und aufgreifen. Zum anderen muss bei den Kindern die Bereitschaft zur Ausführung ihres Wissens geweckt werden.
2.3, Die Hamburger Schreibprobe:

2.3.1, Konzeption der HSP:

Die Hamburger Schreibprobe (HSP) ist ein Gesamtkonzept, das der Diagnose des Rechtschreibkönnens in der Schule dient. Sie ist die Grundlage für die gezielte Entwicklung spezifischer Fördermaßnahmen. Die Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse ermöglicht diesem standardisierten Test, der den Gütekriterien Objektivität, Validität und Realibilität unterliegt, die erreichten Rechtschreibfähigkeiten von Schülern und Schülerinnen differenziert zu erheben. Dabei zielt die HSP vor allem auf die Erfassung von orthographischem Strukturwissen und grundlegenden Rechtschreibstrategien. Bei der Auswertung findet einerseits die richtige Schreibung von Wörtern, andererseits aber auch die Zahl der richtig geschriebenen Grapheme Beachtung. Das Augenmerk wird also nicht nur auf Defizite in Bezug auf die Rechtschreibung gelegt, sondern auch korrekte Schreibungen rücken in den Vordergrund.
Für die verschiedenen Klassenstufen 1 – 9 liegen altersspezifische Versionen der HSP mit bundesweiten Vergleichswerten vor, die es ermöglichen, die Rechtschreibleistungen eines Kindes nach einem einheitlichen Konzept über viele Jahre hinweg zu erfassen und dadurch Lernfortschritte zu beobachten.
Das Hauptziel der HSP besteht darin, Lernstände zu diagnostizieren, um gezielte Förderung anbieten zu können. Neben der Erfassung des punktuellen Lernstandes kann auch der individuelle Lernentwicklungsprozess der Schüler und Schülerinnen beobachtet werden, indem diese jährlich getestet werden. Weiter können auch klassenbezogene Leistungen erhoben werden. Die verschiedenen Versionen der HSP beinhalten für jedes Schuljahr unterschiedliche Anforderungen. Das Grundkonzept der Hamburger Schreibprobe besteht bereits seit 1985. Der Entwicklung des Konzepts liegen die Ergebnisse eines umfassenden Forschungsprojekts zugrunde, in dessen Mittelpunkt die Untersuchung von vier Längsschnittserhebungen über mehrere Jahre stand und aus dessen Fundus die Aufgaben für die Hamburger Schreibprobe ausgesucht wurden. Die in die Hamburger Schreibprobe aufgenommen Wörter wurden so ausgewählt, dass sie die wichtigsten Prinzipien der deutschen Orthographie berücksichtigen und verallgemeinerbare Gültigkeit haben.


Alexandra Stoichita, Lehrerin, wurde 1982 in Karlsburg/Rumänien geboren, wo sie zweisprachig aufwuchs und dadurch bedingt schon früh eine Begeisterung für sprachliche Phänomene entdeckte. Ihr Germanistik- und Anglistikstudium schloss sie schließlich im Jahre 2010 erfolgreich ab. Das Thema des Rechtschreiberwerbs im Rahmen der Sprachwissenschaft faszinierte sie in besonderem Maße, so dass sie auch das vorliegende Buch dieser Thematik widmete.


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