E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: BALANCE Ratgeber
Stojan / Thordsen Stress, Streit, Gefühlschaos
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-86739-258-7
Verlag: BALANCE Buch + Medien Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Ratgeber für junge Menschen mit starken Emotionen
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: BALANCE Ratgeber
ISBN: 978-3-86739-258-7
Verlag: BALANCE Buch + Medien Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Gefühle sind wie Songs, die im Hintergrund mitlaufen. Du kannst lernen, ihnen zuzuhören, sie lauter oder leiser zu stellen.'
Intensive Gefühle zu haben ist normal. Auch wenn es oft nicht einfach ist zu sagen, um welche Gefühle es dabei genau geht. Gefühle können sich auf die unterschiedlichste Weise zeigen! Sie können manchmal überwältigen oder sind nur schwer zu kontrollieren. Wenn Gefühle aber kaum mehr zu ertragen sind oder sie sogar zu Selbstverletzungen oder Suizidgedanken führen, dann ist Hilfe gefragt!
Dieses Buch informiert Jugendliche, junge Erwachsene und all jene, die mit ihnen zu tun haben, über Emotionen und dient als Wegbeleiter für eine (zukünftige) Therapie. Man kann lernen, mit seinen Gefühlen umzugehen! Die Autorinnen geben dafür konkrete Möglichkeiten an die Hand, um Gefühle besser kennenzulernen, Emotionen besser zu regulieren und Bedürfnisse angemessen auszudrücken.
Zielgruppe
Zielgruppen: Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 21 Jahren, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, Eltern und Lehrkräfte
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Kinder- & Jugendpsychiatrie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizin, Gesundheitswesen Medizin, Gesundheit: Sachbuch, Ratgeber
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologie / Allgemeines & Theorie Psychologie: Sachbuch, Ratgeber
Weitere Infos & Material
EIN PAAR WORTE VORAB 9
EMOTIONEN UND GEFÜHLSCHAOS 13
DU UND DEINE EMOTIONEN 14
Ablenken statt Lernen 14
Einbrecher! 14
Das gönn ich dir nicht! Oder doch? 15
EMOTIONEN 16
Warum wir Emotionen haben 17
Was genau ist eine Emotion? 19
MIT EMOTIONEN UMGEHEN KÖNNEN 23
Probleme im Umgang mit Gefühlschaos 25
Die Emotionsregulationsstörung und ihre Begleiter 28
Was ist noch normal, was nicht? 39
DEN UMGANG MIT GEFÜHLEN LERNEN 43
EIN PAAR WORTE ZU DEN GRUNDANNAHMEN 44
DIE GRUNDGEFÜHLE 45
Freude 46
Wut 48
Angst 50
Trauer 52
Ekel 53
Liebe 55
Scham 56
Schuld 58
HÄUFIGE MISCHGEFÜHLE 60
Eifersucht 60
Einsamkeit 62
Hilflosigkeit und Ohnmacht 64
GEFÜHLE AUSHALTEN, LEISER ODER LAUTER STELLEN 65
Gefühle erkennen 65
Der richtige Umgang mit dem Wegweiser 66
Gefühle leiser stellen 71
Gefühle lauter stellen 79
Gefühle aushalten 83
Was zusätzlich helfen kann 87
Umgang mit Anspannung 88
NOCH MAL DAS WICHTIGSTE 91
WIE SICH FAMILIEN, ANGEHÖRIGE UND JUGENDLICHE UNTERSTÜTZEN KÖNNEN 93
PROBLEME VERSTEHEN UND EINORDNEN 94
ES KNALLT 95
Regeln 95
Unabhängigkeit 96
Typisch Pubertät oder Problemverhalten? 97
Miteinander klarkommen 98
Im Gespräch bleiben 98
Pause machen 102
AUF SICH SELBST ACHTEN 103
Eine Auszeit nehmen 103
Positive Gefühle sammeln 104
Achtsamkeit 105
UMGANG MIT STARKER EMOTIONALER INSTABILITÄT UND SYMPTOMEN 106
Akzeptanz 107
Veränderung 110
Nicht mehr in Watte packen 112
Schuld und Wut 114
NOCH MAL DAS WICHTIGSTE 115
HÄUFIGE FRAGEN ZUR EMOTIONSREGULATIONSSTÖRUNG 117
FRAGEN VON JUGENDLICHEN 118
FRAGEN VON ELTERN UND ANGEHÖRIGEN 121
HILFE SUCHEN UND FINDEN 127
HILFE SUCHEN 128
UNTERSTÜTZUNGSMÖGLICHKEITEN 129
PSYCHOTHERAPIE UND WEITERFÜHRENDE BEHANDLUNGSANGEBOTE 130
EIN PAAR INFOS ZU MEDIKAMENTEN 132
HILFE IN KRISEN 134
EIN PAAR WORTE ZUM SCHLUSS 137
LITERATUR 139
WEITERFÜHRENDE LITERATUR 139
VERWENDETE LITERATUR 140
EMOTIONEN UND GEFÜHLSCHAOS
In diesem Kapitel geht es um unsere Emotionen und die Probleme, die sie uns machen können. Wir erklären die Herausforderungen im Umgang mit Gefühlen und die Symptome, die entstehen können, wenn wir nicht oder nicht ausreichend lernen, mit unseren Gefühlen umzugehen. Außerdem erklären wir, warum es manchen Menschen schwerer fällt und manchen leichter, mit ihren Gefühlen klarzukommen. Und wir zeigen auch, dass Gefühle sehr sinnvoll sind und manchmal auch einfach nur schön. DU UND DEINE EMOTIONEN
Als Erstes wollen wir ein paar Situationen beschreiben, in denen Gefühle ernsthafte Spielverderber sein können. Vielleicht erkennst du dich darin wieder. ABLENKEN STATT LERNEN
Vielleicht hast du schon mal von Prokrastination gehört. Damit ist gemeint, dass wir eine Aufgabe, also etwas eigentlich Wichtiges, aufschieben: Du musst lernen, lenkst dich aber mit anderen Dingen ab. Dein Gefühl sagt: »Mich stresst allein der Gedanke ans Lernen, ich will nicht!« Dein Verstand sagt: »Fang endlich an! Wenn du jetzt loslegst, kommst du noch gut hin mit der Zeit.« Und was machen wir? Serien gucken, zocken, rumhängen, aufräumen, telefonieren … Das Gefühl gewinnt! Dann kommst du irgendwann unter Zeitdruck und erledigst die Aufgabe gehetzt, mit schlechten Gefühlen und dem Gedanken: »Hätte ich doch nur früher angefangen!« Gefühle leben im Moment und denken nicht an morgen. EINBRECHER!
Du bist allein zu Hause und genießt die Ruhe und die Zeit für dich. Du entspannst dich, hängst rum, fühlst dich wohl. Dann wird es irgendwann dunkel und je später es wird, umso mulmiger wird dir. »War da ein Geräusch? … Ich mache einfach überall Licht an und die Vorhänge zu, dann denkt der Einbrecher, es sind alle da … Wie oft passieren eigentlich Einbrüche? … Da war ein Schatten!« Deine Gedanken rasen, dir wird warm, du wirst hektisch, bist jetzt alles andere als entspannt. Du kriegst richtig Panik und traust dich nicht mal mehr ins Bad, in das du sonst ganz selbstverständlich gehst. Du legst dich in dein Bett, lässt aber das Licht an und kannst dein Herz klopfen hören … Irgendwann schläfst du ein. Am Morgen ist das Gefühl verschwunden, alles ist ruhig. Du schüttelst den Kopf und wunderst dich, wieso und wovor du dich am Abend zuvor so gefürchtet hast. Schon verrückt, wie uns ein und derselbe Ort in einer Situation Angst machen und in der nächsten wieder Sicherheit geben kann. Gefühle können uns also einen gewaltigen Streich spielen. DAS GÖNN ICH DIR NICHT! ODER DOCH?
Du sitzt zu Hause am Laptop, es läuft gute Musik im Hintergrund und du willst deine Hausaufgaben erledigen. »Pling.« Dein Handy ist eine willkommene Abwechslung. Du schaust nach, was gerade neu hochgeladen wurde, und siehst ein Foto deines besten Freundes. Innerlich wird dir mit einem Mal ganz kalt. Das Bild hat nach einer Minute schon mehr Likes als deins von gestern. Du denkst: »Warum bin ich nicht so beliebt?« und bekommst einen Kloß im Hals. Plötzlich wirst du wütend: »Immer drängt er sich in den Vordergrund! Und die anderen fallen auch noch drauf rein!« Dein Gesicht verspannt sich, du kannst gar nicht weggucken. Schnell kommt dann das schlechte Gewissen: »Was bin ich für ein schlechter Mensch, der so über seinen besten Freund denkt? Sollte ich mich nicht für ihn freuen?« Du bist hin- und hergerissen zwischen den Gefühlen, und auf die Hausaufgaben konzentrieren kannst du dich überhaupt nicht mehr. Gefühle können sehr schnell hin- und herspringen, uns verwirren und dabei ziemliches Chaos anrichten. Was haben diese drei Beispiele gemeinsam? Unsere Gefühle machen uns oft mehr Ärger als dass sie uns helfen – jedenfalls kommt uns das häufig so vor. Nur mit dem Verstand betrachtet wissen wir, dass wir rechtzeitig mit der Arbeit anfangen sollten, dass kein Einbrecher da ist und dass wir unseren besten Freund mögen, auch wenn wir mal neidisch auf ihn sind. Und doch können wir uns nicht gegen diese Gefühle wehren und sind häufig überfordert mit dem Mix an unterschiedlichen Gefühlen. Aber warum ist das so? Das hat damit zu tun, dass unser Verhalten nicht nur vom Verstand, also mit Logik, entschieden wird, sondern auch von unseren Gefühlen geprägt ist. Und die sind sich nun mal nicht immer einig. Und das macht es schwierig. Wozu also überhaupt Emotionen, könnte man sich fragen. Logik allein reicht doch und macht es zudem einfacher! Das könnte man so denken. Aber dass wir Gefühle haben, ergibt Sinn, wenn wir uns anschauen, wie wir uns als Menschen entwickelt haben. EMOTIONEN
Emotionen sind Teil eines jeden Menschen, und das schon immer. Menschen gibt es seit mehreren Millionen Jahren, und wir gehen davon aus, dass es in etwa so lange auch Gefühle gibt. Unsere Emotionen sind als Teil des Instinkts entstanden und somit wirklich sehr alt. Instinkte sind durch spezifische Gefühle und Handlungsimpulse gekennzeichnet. Sie sind wie eine Art sehr schnelle Einschätzung einer Situation. Daraus ergibt sich, dass durch den Instinkt manchmal Gefühle ausgelöst werden, die beim genaueren Hinsehen nicht passend zu sein scheinen. Unsere Gefühle sind entstanden und haben sich zu einer Zeit entwickelt, als die Welt und das Leben ganz anders waren als heute. Der Mensch in der Urzeit war völlig anderen Gefahren und Herausforderungen ausgesetzt als wir jetzt. Er wird sehr oft Angst vor wilden Tieren gehabt haben, aber bestimmt nicht vor der nächsten Deutschklausur. Du hingegen wirst vermutlich häufiger Angst vor Klausuren gehabt haben als vor wilden Tieren in deiner Umgebung. Trotzdem sind die Gefühle des Urzeitmenschen und deine Gefühle grundsätzlich die gleichen. Alle Menschen haben die gleichen Gefühle und unterscheiden sich eigentlich nur darin, wie stark sie diese empfinden und wie sie mit ihnen umgehen. Jede Kultur hat ihre Regeln im Umgang mit Gefühlen, die sehr unterschiedlich sein können. Selbst in ein und demselben Kulturraum können diese Regeln von Familie zu Familie ganz anders sein. In der einen Familie zieht man sich zurück, wenn man traurig oder wütend ist, in der anderen zeigt man das offen und geht in die Auseinandersetzung. JETZT
DU Wie ist das bei dir? Gibt es Gefühle, mit denen dir der Umgang leichter oder schwerer fällt? Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um darüber nachzudenken, warum das so sein könnte. Vielleicht sprichst du auch mal mit deiner Familie oder Freunden darüber. Wie ist es bei ihnen? NOCH MAL
IN KURZ Gefühle sind zwar grundsätzlich bei allen Menschen gleich, aber wir lernen je nachdem, wo und wie wir aufwachsen, unterschiedlich, mit ihnen umzugehen. Auch kann ein und dasselbe Gefühl bei verschiedenen Personen durch ganz unterschiedliche Dinge ausgelöst werden. Es kann sich in der Stärke unterscheiden und in dem Verhalten, das wir als Reaktion auf ein Gefühl zeigen. WARUM WIR EMOTIONEN HABEN
Gefühle haben sich entwickelt, damit uns nicht alles egal ist. Wir können sie uns wie eine Art Ratgeber vorstellen. Sie sind Motor für unser Verhalten und helfen uns, unsere Ziele zu erreichen. Wenn du dich zum Beispiel mit deinem besten Freund treffen willst, es aber draußen regnet und du gar keine Lust aufs Fahrradfahren hast, dann ist vermutlich die Vorfreude dein Motor. Du denkst an den Film, den ihr gucken wollt, und an das gemeinsame Lachen. Und schon bringst du die nervige Fahrradtour im Regen hinter dich, weil du dich dann auf einen schönen Abend mit deinem Freund freuen kannst. Freude fühlt sich wie eine Belohnung an. Sie belohnt uns mit einem Wohlgefühl, mit Lächeln, mit Glückshormonen, mit schönen Erinnerungen und positiven Gedanken. Gefühle sorgen also dafür, dass wir manche Dinge lieber tun und andere lieber lassen. Unsere Gefühle können uns aber nicht nur belohnen – sie können auch dafür sorgen, dass wir auf uns aufpassen. Wenn etwas neu, unbekannt oder auf eine andere Art und Weise möglicherweise bedrohlich ist, sind wir meistens erst mal vorsichtig. Manchmal sind wir auch etwas verunsichert oder ängstlich. Wir beobachten genau, ob alles in Ordnung ist oder ob irgendwo eine Gefahr lauert. Die Angst lässt uns besonders aufmerksam sein und hilft uns, alles abzuchecken und einzuschätzen. Alle Sinne werden durch die Angst geschärft, sodass wir schnell alle Informationen unserer Umgebung aufnehmen und analysieren können. Wenn es dann nach Auswertung aller Infos keinen Hinweis auf Gefahr gibt, zieht sich die Angst wieder zurück. Aber wie gut, dass sie uns erst mal vorsichtig sein lässt! Wenn die Angst so stark wird, dass sie in Panik übergeht, dann funktioniert dieses bewusste Gegenregulieren allerdings nicht mehr. Wenn Gefühle zu stark werden, kann niemand mehr mit dem Verstand gegenhalten. Dann braucht es starke Reize von außen, um sich abzulenken, oder bestimmte Atemübungen (siehe z.B. Seite 73 und Seite 83). Mit dem Kopf geht dann nichts mehr so richtig. Und es gibt noch etwas, was uns unsere Gefühle ermöglichen: Egal, aus welchem Kulturraum wir kommen – wir können bei allen Menschen erkennen, welches Gefühl sie haben. Ganz ohne Worte! Das ist auch ein Grund, warum wir überhaupt Gefühle haben: Sie sagen vermittelt durch den...