E-Book, Deutsch, Band 350, 256 Seiten
Reihe: Historical
Styles Verkauft an den stolzen Wikinger
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-3692-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 350, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-3692-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Und trotzdem war da noch etwas anderes im Spiel, etwas, das ein Feuer in ihr entfachte. Ohne zu bemerken, was sie da eigentlich tat, schmiegte sie sich eng an ihn. Verkauft! Liddy kann nicht fassen, dass sie jetzt Eigentum des breitschultrigen Wikingers Sigurd Sigmundson sein soll! Bis zum letzten Atemzug wird die stolze Keltin diesen Barbaren bekämpfen! Doch ein Blick in seine strahlend blauen Augen löst in Libby ein nie gekanntes Verlangen aus. Ihre Ehre verbietet ihr, sich ihm hinzugeben. Obwohl ihr Herz sich nach seiner Umarmung sehnt, darf sie nie die Seine werden. Als sie die Gelegenheit bekommt, die Freiheit zurückzuerlangen, muss Liddy sich entscheiden: Ist ihr die Unabhängigkeit wichtiger als Liebe und Leidenschaft?
Obwohl Michelle Styles in der Nähe von San Francisco geboren und aufgewachsen ist, lebt sie derzeit mit ihrem Ehemann, drei Kindern, zwei Hunden, zwei Katzen, Enten, Hühnern und Bienenvölkern unweit des römischen Hadrianswalls im Norden Englands. Als begeisterte Leserin war sie schon immer an Geschichte interessiert, darum kann sie sich am besten bei einem historischen Liebesroman entspannen. Besonderes Interesse hat sie an der Lebensweise der einfachen Leute in der Antike. Im Laufe ihrer Recherchen lernte sie auch, zu kochen wie die alten Römer und mit einer Spindel umzugehen. Wenn sie nicht gerade ihren Leidenschaften, dem Schreiben, Lesen oder historischen Recherchen nachgeht, pflegt sie ihren ein wenig verwucherten Garten oder macht Handarbeiten.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
873 n. Chr., Islay im von den Wikingern kontrollierten Alba, dem heutigen Schottland
Du musst mich gar nicht so vorwurfsvoll ansehen, Coll. Ich habe mein Wort gegeben, also müssen wir hingehen, auch wenn ich mir etwas Schöneres vorstellen könnte.“ Liddy zog den dünnen Wollumhang enger um sich und versuchte, die bittere Kälte einfach zu ignorieren. Ihr Wolfshund trottete neben ihr her.
Im Zwielicht der Morgendämmerung konnte Liddy in der Ferne die Umrisse der Nordmann-Festung ausmachen, und jenseits der strengen und abweisenden Holzfassade des Walles erkannte sie die drei höchsten Erhebungen auf der Nachbarinsel Jura, die purpurgrauen Paps of Jura. Doch der Schein trog. Zwar würden sie wahrscheinlich noch vor dem Tag der Versammlung die Festung erreichen, aber Liddy wusste, dass sie mindestens einen anstrengenden Tagesmarsch vor sich hatte. Seit dem tödlichen Unfall ihrer jungen Zwillinge Keita und Gilbreath weigerte sie sich, in einem Boot zu reisen.
Die Schritte hinter ihr, die ihr seit vielen Meilen gefolgt waren, verstummten mit einem Mal.
Liddy bückte sich und griff nach dem Halsband ihres Wolfshunds. Ihre Mutter hatte sich dagegen ausgesprochen, dass sie Coll mitnahm, und Liddy sogar mit ihrem richtigen Namen Eilidith angeredet, um sie daran zu erinnern, dass sie eine Dame vom Clan Fergusa war und kein Straßenkind ohne edle Verwandtschaft. Liddy hatte aber darauf bestanden, und ihre Mutter hatte schließlich eingelenkt, wie sie es in jüngerer Zeit oft machte, und dabei angemerkt, dass sie sich ausnahmsweise wieder so anhörte wie die einst vertraute, leidenschaftliche Eilidith aus der Zeit, bevor ihr Ehemann gestorben war.
Liddy verdrehte die Augen und ging wieder weiter. Ihr altes Ich war schon verschwunden, lange bevor sie von Brandons Tod erfahren hatte. Dieses Ich hatte in dem Moment aufgehört zu bestehen, als ihre Kinder ihre letzten Atemzüge machten und ihr Herz in tausend Stücke zersprang.
Sie strich dem Hund über die Ohren, der lehnte sich gegen sie und stieß ihre Hand mit der Schnauze an, als wollte er ihr Trost spenden.
Seit Islay den Nordmännern in die Hände gefallen war, zogen Gesetzlose durch die Wälder, und verzweifelte Männer waren zu Verzweiflungstaten bereit. Dennoch würde es sich selbst ein verzweifelter Mann noch einmal gut überlegen, ihr etwas antun zu wollen, wenn ihm ein ausgewachsener Wolfshund gegenüberstand. Coll hob den Kopf, der sich im Verhältnis zu ihr auf Brusthöhe befand. Eine Narbe zog sich über seine Nase, eine Folge eines unglücklichen Sturzes im Welpenalter, aber kein Überbleibsel irgendeines Kampfs. Dennoch verlieh ihm diese Narbe ein Furcht einflößendes Aussehen, das die meisten Leute und auch andere Hunde veranlasste, lieber einen Bogen um ihn zu machen. Liddy liebte ihn dafür umso mehr.
Sie selbst hatte auch ein entstelltes Gesicht, denn ein Muttermal bedeckte den unteren Teil ihrer Wange. Als sie klein gewesen war, hatten andere Kinder sie gehänselt, aber ihre Großmutter – ihre seanmhair – hatte ihr gesagt, sie sei bei der Geburt von einem Engel geküsst worden und werde dem Clan Fergusa Glück bringen. Ihr Ehemann hatte das Mal dagegen als hässlich bezeichnet, und seine Geliebte hatte ihr erklärt, sie sei von Geburt an verflucht. Nachdem die Zwillinge gestorben waren, hatte sie begriffen, dass diese Frau die Wahrheit gesagt hatte – auf ihr lag ein Fluch. Ihr Ehemann hatte sogar in der Kirche geflucht und damit seine unsterbliche Seele aufs Spiel gesetzt. Anstatt sich dem Getuschel der Leute auszusetzen, zog sie sich immer mehr zurück, bis sie fast zu einer Einsiedlerin geworden war. Aber nun blieb ihr keine andere Wahl, sie musste handeln.
„Wir schaffen das, nicht wahr, Coll? Wir können meinen Vater und meinen Bruder befreien. Lord Ketils Versprechen, das er meinem Vater gegeben hat, wird mehr sein als nur eine Handvoll leere Worte.“
Coll bellte leise und stieß zustimmend ihre Hand an, als glaubte er, dass sie die Wahrheit sprach und nicht nur irgendetwas redete, um die Stille zu bekämpfen und ihren Mut zu stärken, der ihr abhandenzukommen drohte.
Liddy straffte die Schultern. Sie würde sich von niemandem aufhalten lassen und die Freilassung ihres Vaters und ihres Bruders durchsetzen. Es hatte ein Missverständnis gegeben. Anders als ihr Ehemann hatte ihr Vater dem Nordmann bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die Treue geschworen, um seine Leute und das Land zu beschützen, das wiederum sein Vater ihm anvertraut hatte. Frieden brachte seine eigene Art von Wohlstand mit sich, und es war das Land, worauf es ankam. Der Clan Fergusa musste auf diesem Land ausharren, es war seiner Dynastie in Fleisch und Blut übergegangen.
Sie ballte die Faust. Selbst die Nordmänner in ihrer großen Festung mussten so etwas wie Ehre besitzen. Sie hatten ebenfalls Gesetze und einen König. Der Fürst aus dem Norden, dort nannte man ihn Jarl, musste einfach an seine Pflichten erinnert werden. Er würde schon einsehen, dass es in seinem eigenen Interesse war, sich an die Gesetze zu halten. Er wollte Frieden und Wohlstand, keinen Krieg mit den Inselbewohnern. Und da war auch ein kleiner Teil von ihr, der hoffte, dass ihre seanmhair recht hatte und sie mit ihrem Muttermal der Familie tatsächlich Glück brachte.
„Ihr geht entschlossen und sehr zielstrebig voran“, sagte eine Stimme hinter ihr, in der ein leichter Akzent mitschwang.
Liddy zuckte vor Schreck zusammen.
„Die meisten Menschen würden diese Gegend zu einer solchen Tageszeit meiden.“
Sie drehte sich um und sah die gleiche Gestalt, die sie seit fast einer Stunde zu ignorieren versuchte. Der Mann folgte ihr bereits seit mehr als einer Meile. Er war groß, sein Gesicht war unter der Kapuze seines Mantels verborgen. Er ging weder gebeugt, noch zog er ein Bein nach, allerdings nur, wenn er glaubte, von niemandem beobachtet zu werden. Unter ihrem forschenden Blick schien er in sich zusammenzuschrumpfen, zugleich ließ er die Schultern sinken, als wollte er klein und schmächtig wirken.
Liddy zwang sich dazu, ruhig durchzuatmen. Es gab keinen Grund, vor einem einzelnen Mann Angst zu haben, erst recht nicht mit Coll an ihrer Seite und dem Messer, das sie unter ihren Gürtel geschoben hatte.
„Was kümmert Euch das?“, fragte sie und ging einen Schritt weiter. Sie war froh, dass ihre letzte noch verbliebene goldene Halskette sicher in den Saum ihres Kleides eingenäht war. Da würde kein Räuber nachsehen. Viel war es nicht, doch ihre Mutter hatte darauf bestanden. Wenn sie nicht an die Ehre des Nordmanns und an seinen Respekt appellieren konnte, würde sie die Freiheit ihres Vaters und ihres Bruders eben erkaufen. Liddy hatte dem Vorhaben mehr aus Hoffnung als aus ernsthafter Erwartung zugestimmt. Sie durfte keinen Fehler machen. Sie wusste, was geschehen würde, wenn sie scheiterte, doch sie musste etwas unternehmen. „Woher wisst Ihr, wohin ich will?“
„Es ist ungewöhnlich, auf dieser Straße und zu dieser Tageszeit einer einsamen Frau zu begegnen.“ Er betrachtete aufmerksam ihren Umhang. „Zudem noch eine von höherem Stand.“
„Ich habe in der Festung des Nordmanns etwas zu erledigen.“ Liddy widerstand der Versuchung, die Kapuze hochzuziehen, um ihren Makel vor ihm zu verbergen. Stattdessen legte sie ihre Hand um das Heft ihres Messers und drückte die Schultern nach hinten. Vielleicht genügte dem Fremden ja ein Blick auf die verfluchte Frau vor ihm, und er würde zu dem Schluss kommen, dass sie es nicht wert war, sich mit ihr abzugeben.
Coll, der ihre Anspannung spürte, stellte die Nackenhaare auf und knurrte leise.
Der Mann machte ein paar Schritte nach hinten und hob abwehrend die Hände. Coll legte sich vor ihre Füßen, behielt den Mann aber im Auge.
„Entweder seid Ihr mutig oder unsagbar dumm, wenn Ihr Euch ohne einen Beschützer dieser Festung nähert. Ist Euch bekannt, wie man dort gut aussehende Frauen behandelt?“
„Mein Hund ist mein Beschützer. Er mag keine Fremden, vor allem keine Nordmänner, die anfangen zu reden, ohne sich erst einmal vorzustellen“, presste sie hervor. Gut aussehend? War ihm denn nicht das Mal in ihrem Gesicht aufgefallen? „Selbst die Nordmänner müssen in ihrer Festung ihre eigenen Gesetze befolgen.“
„Es ist lange her, seit ich jemandem wie Euch begegnet bin. Solcher Mut im Angesicht eines übermächtigen Gegners. Ungewöhnlich für eine Frau“, erklärte er, nahm die Hände herunter und wagte es, einen Schritt näher zu kommen. Coll knurrte gleich wieder bedrohlich leise.
„Schmeichelei erzeugt bei mir keine Wirkung. Ich weiß, was ich bin.“
Seine Stimme nahm einen vorsichtigen Klang an. „Wir beide reisen in die gleiche Richtung. Was wäre verkehrt daran, sich die Zeit mit einer Unterhaltung zu vertreiben? Habt Ihr Euch bereits überlegt, wie Ihr in die Feste gelangen wollt, um Euer Anliegen vorzutragen? Sie wird heutzutage gut bewacht. Man lässt beileibe nicht jeden hinein, und Frauen, die ohne Schutz reisen, sieht man nur selten dort herauskommen.“
„Seid Ihr in letzter Zeit dort gewesen? Stimmt es, dass der Eingang bewacht wird und dass man nur zu bestimmten Zeiten hineingelassen wird?“
Der Fremde legte den Kopf schräg, dabei konnte Liddy für einen Moment strahlend blaue Augen sehen, dann wurde sein Gesicht auch schon wieder von der Kapuze verdeckt. „Das Tor wird jeden Abend bei Anbruch der Dunkelheit geschlossen, dann kann niemand die Festung betreten oder verlassen. Am Tag wird jeder durchsucht, der das Tor passieren will. Thorbin, der momentan Lord Ketil vertritt, ist...




