Sullivan | Das Verschwinden der Wintertochter | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 4, 464 Seiten

Reihe: Riyria-Chroniken

Sullivan Das Verschwinden der Wintertochter

Die Riyria-Chroniken 4
Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes.
ISBN: 978-3-608-11855-1
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Riyria-Chroniken 4

E-Book, Deutsch, Band 4, 464 Seiten

Reihe: Riyria-Chroniken

ISBN: 978-3-608-11855-1
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Ryiria bietet alles, was man sich nur wünschen kann. Die Protagonisten gehören zu den besten, denen ich in der Fantasyliteratur begegnet bin. Erzählerisch top. Ein absolut überzeugender Plot. Dieser Band ist der befriedigendste Abschluss einer Reihe, den ich je gelesen habe.« Barnes & Nobles Fantasyblog Als Gabriel Winters Tochter Genevieve kurz nach ihrer Hochzeit mit einem Grafen auf mysteriöse Weise verschwindet und für tot gehalten wird, sinnt der reiche Whiskey-Baron auf Rache. Da er während des berüchtigten Jahres der Angst in Colnora gelebt hat, heuert er den einzigen Mann an, von dem er weiß, dass er sie entweder finden, oder blutige Vergeltung üben kann - Royce Melborn. Royce und Hadrian, der zynische Ex-Assassine und der idealistische Ex-Söldner, reisen daraufhin in die geheimnisvolle Stadt Rochelle. Diese ist voller Adliger, die angeblich von der kaiserlichen Aristokratie abstammen, aber offenbar jeder hat etwas zu verbergen. Ist die junge Gräfin noch zu retten?

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann zunächst eine Laufbahn als Illustrator und Künstler und gründete eine eigene Anzeigenagentur. 2005 beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit den Fantasyepen um die Diebesbande Riyria wurde er weltweit berühmt. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington, D. C.
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1

Die blaue Weste


Devon De Luda fragte sich nicht zum ersten Mal, ob Genevieve Hargrave, die Herzogin von Rochelle, womöglich verrückt war.

»Halt! Halt!«, schrie sie und hämmerte mit der Faust gegen das Dach der Kutsche.

Sie warf Devon einen scharfen Blick zu und befahl: »Sagt ihm, er soll anhalten!« Dann steckte sie den Kopf durch das Fenster und schrie zum Kutscher hinauf: »Bringt die Biester zum Stehen, bei Maribor! Sofort!«

Der Kutscher, der offenbar von einem Notfall ausging, hielt so abrupt, dass Devon auf die gegenüberliegende Sitzbank flog. Im selben Moment, in dem die Räder stehen blieben, oder sogar noch ein wenig davor, stürzte die Herzogin aus der Tür und entfernte sich im Laufschritt mit gerafften Röcken und klappernden Absätzen.

Der sprachlos zurückbleibende Devon rieb sich das angeschlagene Knie. Als Schatzmeister des herzoglichen Haushalts von Rochelle drehte sich seine Welt sonst um Münzen und Geldscheine. Dass er sich jetzt auch noch um einen so impulsiven Wirbelwind kümmern sollte, behagte ihm gar nicht. Er bevorzugte ein geordnetes, planbares Dasein. Aber seit der Ankunft der neuen Herzogin war in der Stadt nichts mehr normal.

Vielleicht ist sie doch verrückt, zumindest ein kleines bisschen. Es würde so vieles erklären.

Er überlegte, ob er einfach in der Kutsche warten sollte, aber wenn ihr etwas zustieß, würde man ihm die Schuld daran geben. Mit einem schicksalsergebenen Seufzer stieg er aus und folgte ihr.

Es war früh dunkel geworden, die Frühlingstage waren noch kurz. Die Jahreszeit der Erneuerung hielt wie der Wohlstand nur langsam Einzug in Alburn. Zwar hatte es aufgehört zu regnen, aber vom Meer zog ein abendlicher Nebel herein und alles war feucht und klamm. Das Pflaster glänzte im Licht der Straßenlaternen und die Welt außerhalb der Kutsche roch nach Holz, Rauch und Fisch. Vereinzelte Pfützen machten den Weg für Devons neue Schuhe zum Hindernislauf. Vorsichtig steuerte er zwischen ihnen hindurch und zog den Kragen seines Mantels fester um den Hals. In der Kutsche war es schon nicht warm gewesen, aber draußen war die Luft bitterkalt. Sie hatten auf dem Boulevard des Jahrhunderts angehalten, der auf beiden Seiten von herrschaftlichen dreistöckigen Kaufmannshäusern gesäumt war. Am Straßenrand standen Dutzende Karren, in denen fahrende Händler ein Sammelsurium von Waren feilboten. Da gab es bunte Schals zu kaufen und daneben bestickte Sättel und frisch gebratenes Schweinefleisch. Wie immer schwärmten massenweise verwahrloste Gestalten durch das Labyrinth der Stände, von denen die meisten sich allerdings mit sehnsüchtigen Blicken auf die Schals und mit dem bloßen Duft des gebratenen Fleisches begnügen mussten.

Die Herzogin eilte an den Ständen entlang und drängelte sich zwischen den Passanten hindurch, während diese verwundert auf die korpulente Dame in Satin und Perlen starrten, deren Absätze so laut klapperten wie die Hufe eines Pferdes.

»Hoheit!« Devon setzte ihr nach. »Wohin wollt Ihr?«

Die Herzogin blieb nicht stehen und wurde auch nicht langsamer. Erst an einem klapprigen Karren, der Kleider verkaufte, hielt sie schwer atmend an und betrachtete die Auslage.

»Wunderbar.« Sie klatschte in die Hände. »Die Weste da, die mit der Vorderseite aus Satin und dem Blumenmuster, seht Ihr die? Sie ist zwar überhaupt nicht mein Geschmack, nein, aber Leo findet sie bestimmt wunderbar. Das Muster ist so kühn und lebendig. Und sie ist blau! Genau das, was er für das Frühlingsfest braucht. Damit fällt er auf jeden Fall auf. Niemand könnte diese Weste tragen, ohne aufzufallen.«

Devon hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, und vielleicht wusste sie es ja selbst nicht. Bei der Herzogin spielte das nur selten eine Rolle. Devon hatte zwar mehr Zeit mit Ihrer Hoheit verbracht als andere, aber so viel nun auch wieder nicht. Die Herzogin suchte ihn lediglich auf, wenn sie seinen Rat in den Finanzangelegenheiten des Herzogtums brauchte, und das war bisher nur wenige Male der Fall gewesen – in letzter Zeit allerdings häufiger, weil sie sich zunehmend unternehmerisch betätigte. Trotzdem wusste er nach einem Dutzend Vorladungen, einigen Kutschfahrten und ein oder zwei Gesprächen nicht genug, um sagen zu können, dass er die neue Herzogin kannte, von verstehen ganz zu schweigen. Er bezweifelte, dass selbst der Herzog die Unternehmungen seiner neuen Frau verstand.

»He, Ihr da!«, sprach sie den Händler an, einen dunkelhäutigen Calier mit verschlagenem Blick. Für Devon waren alle Calier gleich, nämlich falsch und verdorben. Zwar kleideten sie sich ehrbar, aber damit täuschten sie niemanden. »He! Wie viel für die Weste? Die blaue da an dem Ständer, mit den glänzenden Messingknöpfen.«

Der Mann sah sie mit einem anzüglichen Grinsen an. »Für Euch, meine Teuerste, nur zwei Goldtaler.« Er sprach mit einem starken fernöstlichen Akzent, der ihn allein schon verdächtig machte und Devons Erwartungen vollständig entsprach – einer Stimme, wie sie perfekt zu einem Betrüger passte.

»Unverschämt!«, rief Devon empört und trat von hinten näher. Das war das Problem mit diesen fahrenden Händlern: Sie betrogen die Unschuldigen und Unerfahrenen. Sie taten, als handelte es sich um eine einmalige Gelegenheit, und später musste der betrogene Käufer dann feststellen, dass der Diamant nur ein Quarz war oder der Wein Essig.

»Ich gebe Euch sieben Silbertaler«, sagte die Herzogin. »Devon, gebt dem Mann sieben Silbertaler und …«

Der Händler runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Für sieben Silbertaler habe ich ein schönes Kopftuch für Euch. Die Weste könnte ich Euch für einen Goldtaler und acht Silbertaler überlassen.«

»Hoheit, es ziemt sich nicht für die Herzogin von Rochelle, auf der Straße mit einem Händler zu feilschen, der …« Er sah den Händler finster an, der auf die Beleidigung wartete, die aber ausblieb. De Luda war sonst nicht schüchtern, aber er hatte in den vergangenen drei Monaten festgestellt, dass die Herzogin es nicht mochte, wenn andere in ihrer Gegenwart beleidigt wurden, auch wenn sie es noch so sehr verdient hatten.

»Ist mir egal. Leo wird begeistert sein und, ach, ich kann es gar nicht erwarten, ihn in dieser Weste zu sehen! Glaubt Ihr nicht auch, er wird darin fabelhaft aussehen?« Als der Händler das Kleidungsstück vom Haken nahm, entdeckte sie einen dahinter versteckten leuchtend gelben Mantel. »Bei Maribor! Seht Euch diesen Mantel an! Der ist ja noch göttlicher!«

Sie packte Devons Arm und schüttelte ihn, von Begeisterung überwältigt, heftig. Es war nicht das erste Mal, aber er wusste, dass ein solcher Klammergriff einer Umarmung noch bei Weitem vorzuziehen war. Ihre Umarmungen waren berüchtigt. Die Herzogin verteilte sich so freigiebig und so gewaltsam – sogar beim Personal –, dass viele einen Umweg machten, wenn sie ihr irgendwo in den herzoglichen Gemächern begegneten.

»Ich muss unbedingt beides haben. Leo hat bald Geburtstag, und in diesem Mantel wird er sich wieder jung fühlen. Ihr müsst wissen, dass er vierzig wird, und diese Schwelle überquert niemand gern. Ich habe an dem Morgen, als ich dreißig wurde, fast geweint. Die Zeit schleicht sich so an einen heran, nicht wahr? Springt einen wie eine bösartige Katze aus dem Hinterhalt an, wenn man am wenigsten damit rechnet. Und dreißig ist ein kleiner Graben verglichen mit der Schlucht von vierzig. Aber das muss ich Euch ja nicht sagen. Jedenfalls braucht Leo die Weste und er wird den Mantel lieben. Das sind nicht die Kleider eines langweiligen, unbedeutenden vierzigjährigen Herzogs. So zieht sich ein junger gutaussehender Mann an, dessen Stern noch im Aufgehen ist.« Die Herzogin sah den Händler böse an. »Ein Goldtaler und kein Silber für Mantel und Weste.«

Der Händler legte die Weste vor ihnen auf die Theke und schüttelte den Kopf. »Gnädigste, das ist importierte Seide aus Ost-Calis, ein ganz außergewöhnlicher Stoff, der monatelang mit einer Karawane durch den von Panthern und Kobras verseuchten Dschungel im schrecklichen Gur Em unterwegs war.« Er begleitete seine haarsträubende Geschichte mit Gesten wie bei einem Theaterstück für Kinder und krümmte, als er von Panthern sprach, sogar die Finger wie Krallen. »Der Transport dieses seltenen und herrlichen Stoffes hierher hat viele Menschenleben gekostet. Und nur die besten Schneiderinnen bekommen ihn, denn ein einziger falscher Schnitt könnte einen katastrophalen Verlust bedeuten. Aber Ihr wisst natürlich die Fähigkeiten zu schätzen, die man zur Herstellung eines solchen Meisterwerks braucht, deshalb werde ich Euch die Weste für einen Goldtaler und sechs Silbertaler überlassen und den Mantel für weitere zwei Goldtaler.«

Die Herzogin strich mit ihrer feisten Hand über den schimmernden Stoff. »Ich glaube Euch nicht, aber das mit den Schneiderinnen war ein origineller Einfall.« Sie lächelte ihn freundlich an – das einzige Lächeln, das sie beherrschte. »Das ist ganz gewöhnliche Vintu-Seide, hergestellt im kalischen Tiefland an der Südküste des Ghazel-Meers. In Dagastan wird sie an jeder Ecke für fünf Silber-Din die Elle verkauft. Manchmal, vor allem im Frühling, bekommt man sie sogar für vier Din und ein paar Zerquetschte. Die Seide dieser Weste wurde wahrscheinlich von der Gewürzhandelskompanie von Vandon importiert. Sie wurde in großen Mengen für drei Silber-Din die Elle eingekauft und in weniger als zwei Wochen auf dem üblichen Handelsweg hierher transportiert. Zugegeben, die Aufschläge der Gewürzhandelskompanie sind exorbitant, was den Preis beträchtlich erhöht haben dürfte, aber Panther, Kobras und Todesopfer hat es nicht gegeben.«

Devon sah sie entgeistert an. Die neue Frau von Herzog...


Sullivan, Michael J.
Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann zunächst eine Laufbahn als Illustrator und Künstler und gründete eine eigene Anzeigenagentur. 2005 beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit den Fantasyepen um die Diebesbande Riyria wurde er weltweit berühmt. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington, D. C.

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann zunächst eine Laufbahn als Illustrator und Künstler und gründete eine eigene Anzeigenagentur. 2005 beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit den Fantasyepen um die Diebesbande Riyria wurde er weltweit berühmt. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington, D. C.

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann zunächst eine Laufbahn als Illustrator und Künstler und gründete eine eigene Anzeigenagentur. 2005 beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit den Fantasyepen um die Diebesbande Riyria wurde er weltweit berühmt. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington, D. C.



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