Szewc | Das Buch eines Tages | Buch | 978-3-940524-15-7 | sack.de

Buch, Deutsch, 125 Seiten, PB, Format (B × H): 131 mm x 221 mm, Gewicht: 194 g

Szewc

Das Buch eines Tages

Zamosc, Juli 1934
Erscheinungsjahr 2011
ISBN: 978-3-940524-15-7
Verlag: edition Fototapeta

Zamosc, Juli 1934

Buch, Deutsch, 125 Seiten, PB, Format (B × H): 131 mm x 221 mm, Gewicht: 194 g

ISBN: 978-3-940524-15-7
Verlag: edition Fototapeta


Ein Buch, das einen ganzen Tag erzählt, einen Tag im Sommer, als wäre es ein Idyll – das Licht, die Gräser, die Trägheit, die Passanten, die Kneipengänger, die Händler, die Hure… Idyllisch war – und ist wieder – auch der Ort, von dem dieser Roman erzählt: Zamosc im Südosten Polens. Ein Städtchen wie eine Renaissance-Schönheit in der italienischen Provinz. Das Jahr? 1934. Noch ist die Katastrophe nicht da. Aber wir, die Leser heute, wir wissen, was kam. Im polnischen Original hieß der Roman von Piotr Szewc sinngemäß Vernichtung. Der Autor beschreibt einen Sommertag. vor der Vernichtung.

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"Hinter Hersze Baums Rücken erkaltet langsam der Eisenofen.
Ab und zu erinnert ein kaum hörbares Geräusch – vielleicht
zerfällt gerade ein Stück Holz zu Asche – daran, dass noch
Rauch aus dem Rohr steigt, das oben mit einem Kupferdraht an
Wand und Dach befestigt ist. Hersze Baum sitzt ohne Weste da,
der letzte Hauch der Glut wärmt seinen Rücken. Vor seinen
Augen schießt eine gelbe Flamme über dem Talmud auf. Hersze
Baums Schatten schwankt, als die Flamme aufflackert. Die Finger
seiner rechten Hand schließen und strecken sich, die langen
schmalen Finger auf den Seiten des Buches. Sein Schatten
erstarrt wieder, sobald sich die Flamme auf ihre neue Höhe eingestellt
hat und die Reste des Nachtfalters verbrannt sind.
Im helleren Schein der Flamme, die ihr Licht durch das
Fenster auf den Schuppen wirft, können wir sehen, dass die
Ziege der Baums mit gerecktem Hals auf dem Stroh liegt, die
weißen Flecken auf ihrem Fell lassen in der Dunkelheit den
Umriss ihres Körpers erkennen.
Leibele murmelt etwas im Schlaf. Aus den Worten und Silben,
die keinen Zusammenhang ergeben, hört Hersze Baum
nur zwei Dinge heraus: Polizist und Bonbon. Was sie bedeuten,
weiß er nicht. Ihm scheint, als habe Leibele noch etwas von
Kazimiera M. gemurmelt, aber das ist eher zweifelhaft, ja
unwahrscheinlich. Im Haus der Baums spricht man nicht von
ihr, Zelda Baum hat den Kindern sogar jeden Kontakt mit ihr
verboten. „Zum Markt, zum Polizisten“, murmelt Leibele, dann
zieht er das Kissen über seinen Kopf und verstummt, während
Hersze Baum sich wieder dem Buch zuwendet.
Der säuerliche Geruch der Äpfel, die Leibele draußen zertreten
hat, vermischt sich mit dem Duft der Levkojen und Sonnenblumen. Als Wassyls Konzert endet, haben die Herren Polizisten die
Brauerei schon hinter sich gelassen.
Advokat Danilowski macht sich unterdessen daran, Kazimiera
M. das zweite Strumpfb and abzunehmen. Er hat sich hingekniet,
weil es für ihn so bequemer ist und er außerdem bei dieser
Gelegenheit Kazimieras Kniekehlen küssen kann, denn das
ist eine Stelle, die dem Advokaten ganz besonders lieb ist (eine
andere solche Stelle ist die Beuge des Ellenbogens). Langsam
streift er das lilafarbene Band ab, das mit kleinen Reihen von
blauen und karminroten Rosen bestickt ist. Kazimiera hat die
Bänder für den Besuch von Romanowicz (Warum ist er nicht
gekommen?) aus den von mehr oder weniger für solche Abende
geeigneten Accessoires ausgewählt, denn er hat ihr einmal
anvertraut, wie sehr er diesen Schmuck an ihren Schenkeln
schätzt. Glücklicherweise hat der Advokat, den sie im Frühjahr
kennenlernte, ähnliche Vorlieben wie eine Reihe anderer Kunden
und Freunde, so dass die Sorgfalt, mit der sie sich für diese
Strumpfb änder entschied, nicht ganz vergeblich war. "


Piotr Szewc, Schriftsteller, Dichter, Essayist, 1961 in Zamosc geboren, lebt und arbeitet in Warschau, Redakteur der Literaturzeitung Nowe Ksiazki. Sein hier neu aufgelegter Roman wurde bei seinem Erscheinen 1987 in Polen enthusiastisch gefeiert und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Szewc hat seitdem mehrere Romane geschrieben.



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