Thaler | Moralische Politik oder politische Moral? | Buch | 978-3-593-38769-7 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 933, 352 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 219 mm, Gewicht: 497 g

Reihe: Campus Forschung

Thaler

Moralische Politik oder politische Moral?

Eine Analyse aktueller Debatten zur internationalen Gerechtigkeit

Buch, Deutsch, Band 933, 352 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 219 mm, Gewicht: 497 g

Reihe: Campus Forschung

ISBN: 978-3-593-38769-7
Verlag: Campus Verlag GmbH


Humanitäre Interventionen und Fragen des Menschenrechtsschutzes werden immer wieder heftig diskutiert. Während die einen eindringlich vor einer schleichenden Moralisierung der Politik warnen, pochen andere darauf, dass die Politik in Fragen des transnationalen Engagements einen moralischen Standpunkt einnehmen müsse. Mathias Thaler stellt die verschiedenen Ansätze dieser Debatte dar und liefert damit eine aktuelle Bestandsaufnahme der unterschiedlichen Theorien zum Verhältnis von Moral und Politik.
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InhalDanksagung und Widmung1. Einleitung: Drei Mal Begründen1.1 Öffentliche Rede, Normativität und Kritik1.2 "Moralisierung": Ein wesentlich umkämpfter Begriff1.3 Zur Methode: Fürsprecher, Strohmänner und Begriffspersonen2. Zwei Antipoden: Machiavelli versus Kant2.1 Fuchs und Löwe: Der virtuose Fürst Machiavellis2.1.1 Moral, Politik und Pluralismus: Isaiah Berlins Zugang2.2 Taube und Schlange: Der moralische Politiker Kants2.2.1 Ausweitung der Problemzone: Recht, Moral und Monismus2.3 Die indirekte Gewalt der Moral: Ein "Problemüberhang"3. Rechtfertigen: Über Krieg und Gerechtigkeit3.1 Moraltheologische Ursprünge: Augustinus und Thomas3.2 Die Phase der Verschiebung:Klassisches Völkerrecht und die "Hegung" des Krieges3.3 Die Konsolidierung des Friedens:Vom Ersten Weltkrieg zur Charta der Vereinten Nationen3.4 Ius ad bellum: Humanitäre Intervention im Spannungsfeldzwischen Moral und Politik3.4.1 Jürgen Habermas: Das Weltbürgerrecht als Mediator3.4.2 Danilo Zolo: Der Triumph der Moral über das Recht3.5 Ius in bello: Verhältnismäßigkeit, Moral und Politik3.5.1 Thomas Nagel: Grenzziehung und Sackgasse .3.5.2 Michael Walzer: Eine "Ethik" des Notfalls3.6 Erste Zwischenbilanz4. Fundieren: Die große Erzählung der Menschenrechte4.1 Naturrecht im 17. Jahrhundert: John Locke4.2 Volkssouveränität im 18. Jahrhundert: Jean-Jacques Rousseau4.3 Utilitarismus: Jeremy Bentham4.4 Konservativismus: Edmund Burke4.5 Sozialismus: Karl Marx4.6 Menschenrechte im 20. Jahrhundert:Verrechtlichung und Aporie4.6.1 Teilen und Entlasten:Otfried Höffes Partialanthropologie4.6.2 Umerziehen und Mitfühlen:Richard Rortys Antifundamentalismus4.6.3 Funktion und Inhalt:Charles Beitz' moralischer Realismus4.6.4 Meinung und Wahrheit:Alain Badious Zurückweisung der Menschenrechte4.7 Zweite Zwischenbilanz5. Gründen: Das Weltbürgertum und seine Feinde5.1 Genealogische Vorbetrachtung:Zwei historische Herkunftslinien5.2 Kosmopolitismus heute5.2.1 Martha Nussbaum:Die Menschheit kultivieren5.2.2 Daniele Archibugi:Globalisierung und Demokratie versöhnen5.2.3 Craig Calhoun:Falsche Oppositionen unterlaufen .5.2.4 Chantal Mouffe:Die Grenzgötter der Politik anrufen5.3 Dritte Zwischenbilanz6. SchlussLiteraturverzeichnis


2. Zwei Antipoden: Machiavelli versus KantWir wollen in diesem Abschnitt den Versuch unternehmen, zwei Sichtweisen des Verhältnisses zwischen Moral und Politik miteinander zu kontrastieren. Das Ziel dieses Vergleichs soll darin bestehen, das Spektrum möglicher Standpunkte zu erfassen und Extrempositionen innerhalb der Debatte sichtbar zu machen. Die Gedanken der beiden hierfür ausgewählten Autoren - Niccolò Machiavelli (1469-1527) und Immanuel Kant (1724-1804) - legen eine Behandlung in diesem Zusammenhang nahe, und dennoch beinhaltet ihre Gegenüberstellung ein fiktionales, kontingentes Element. Zufällig mag die Entscheidung für gerade diese Denker wirken, weil ganz einfach jede bedeutsame politische Theorie seit der griechischen Antike Überlegungen dazu enthält, ob und wie sich moralische Ansprüche im Raum des Politischen formulieren lassen. Dagegen lässt sich pragmatisch einwenden, dass mein Ziel in diesem Kapitel nicht eine erschöpfende Liste aller möglichen Positionen ist, sondern die Herausarbeitung eines scharfen, und darum lehrreichen Kontrastes.Falsch wäre diese Auswahl nur dann, wenn ihr kein nachvollziehbares Motiv zugrunde läge. Das Motiv, welches mich dazu bewegt, Kant und Machiavelli zu vergleichen, liegt in der beinahe perfekten Spiegelbildlichkeit ihrer Standpunkte - eine Tatsache, die uns beim Verständnis der aktuellen Debatten behilflich sein wird. Machiavelli und Kant sind idealtypische Antipoden in der Ideengeschichte, und genau unter diesem Blickwinkel will ich ihr Verhältnis beleuchten.2.1 Fuchs und Löwe: Der virtuose Fürst MachiavellisTatsächlich gehören jene Kapitel des "Principe", in denen Machiavelli Reflexionen über die moralischen Tugenden des neuen Fürsten anstellt, zu den berühmtesten und am meisten geschmähten überhaupt. Auch wenn ich lediglich einen sehr beschränkten Ausschnitt dessen beleuchten will, was Machiavellis Originalität ausmacht, braucht es doch eine kursorische Einleitung zum systematischen Ort dieser Überlegungen im Leben wie im Werk Machiavellis, um zu einem adäquaten Verständnis dieser von Spott überzogenen Passagen zu gelangen. Dabei muss ich gleich zu Beginn hervorheben, dass im Folgenden nur eine Seite Machiavellis zum Vorschein kommen wird, nämlich diejenige des Fürstenberaters. Sein anderes Gesicht ist bekanntlich dem Geschick der Republik zugewendet, aber um die "Discorsi" geht es mir nicht.Der florentinische Kontext, in welchem dieses von Machiavelli selbst als bloßes "Werkchen" apostrophierte Buch verfasst wurde, war im Jahre 1513 von massiven politischen Umwälzungen gekennzeichnet: Ein Jahr zuvor hatte die Familie der Medici nach mehr als 18 Jahren Abwesenheit wieder Einzug in die Stadt am Arno gehalten, womit die Phase einer republikanischen Verfassung endgültig zu Ende ging. Machiavelli hatte seit 1496 auf verschiedenen Posten der Florentiner Staatskanzlei Dienst versehen und war im Rahmen seiner diplomatischen Missionen mit vielen großen Führungspersönlichkeiten zusammengetroffen. Für den späteren Entwurf seines unorthodoxen Fürstenspiegels wirkte besonders die Begegnung mit Cesare Borgia, dem Herzog von Imola, folgenreich. Seine Erfahrungen im Umgang mit Borgia und zahlreichen anderen Potentaten hielt Machiavelli zunächst in den Gesandtschaftsberichten, den "Legazioni e commissarie", fest, welche später als Rohmaterial für die konkrete Ausbuchstabierung seiner politischen Vorstellungen, vor allem im "Principe", dienen sollten.Als nun die Medici erneut an die Macht kamen, schien Machiavellis Stern im Sinken begriffen zu sein: Plötzlich stand er wegen seines Engagements für die Republik auf der falschen Seite, seine politische Karriere galt als desavouiert, das Rad des Geschicks hatte sich unerbittlich fortbewegt. Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt in die Verbannung geschickt, wurde das stille Schreiben für Machiavelli zum Ersatzhandeln für jenen Mangel an Einfluss innerhalb der politischen Arena, den er die längste Zeit auszuüben gewohnt gewesen war. Wenn wi


Mathias Thaler, Dr. phil., arbeitet am Center for Social Studies (CES) der Universität Coimbra, Portugal.


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