Buch, Deutsch, 272 Seiten, GB
Theolinguistica 1
Buch, Deutsch, 272 Seiten, GB
ISBN: 978-3-8461-1000-3
Verlag: Bauer & Raspe
Unter Rhetorik ist die Kunst der öffentlichen Rede zu verstehen, bei der Form und Inhalt sich gegenseitig bedingen. Darum kann es keine Rhetorik geben, die jeden Inhalt zu verpacken in der Lage wäre. Vielmehr ist jeder Inhalt ethisch zu verantworten. Reden unmoralischen Inhalts sind Manipulation und somit das Gegenteil von Rhetorik.Rhetorik gab es erstmals, als in Griechenland die Tyrannenherrschaft beseitigt war und Demokratie herrschte. Rhetorik ist demokratisch, transparent und moralisch. Der Autor zeigt, wie die Wissenschaft von der Rhetorik beim Reden im öffentlichen Raum in allen Belangen hilfreich sein kann. So ist dieses Buch allen nützlich, die sich öffentlich äußern wollen.
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Vorwort der Reihenherausgeber
„Beim Phänomen ‚Religion‘ handelt es sich um einen in der Lebenswelt des Menschen benennbaren Bereich, in dem sich vieles sprachlich ereignet. Zwar teilen nicht alle Menschen eine explizite und/oder reflektierte Beziehung zur Religion, doch handelt es sich für viele um einen zentralen Bereich menschlichen Lebens“ (Andreas Wagner 1999). Trotzdem war Religion (zumindest im modernen Deutschland) bis vor kurzem kein Gegenstand öffentlicher Diskussion, etwa mit der Begründung, es würde sich dabei um ein eher marginales, sozial nur wenig relevantes Thema handeln. Dementsprechend war auch die Sprache, die diesen Bereich abdeckt, als Gegenstand germanistisch-linguistischer Forschung nicht wirklich populär. In Mittel- und Osteuropa, waren es dagegen – gut 40 Jahre lang – vor allem ideologische Gründe, die eine wissenschaftliche Reflexion über die durch Religiöses geprägte bzw. definierte Sprachdomäne regelrecht verhindert haben.
Diesem unerfreulichen Umstand steuert die Entwicklung der letzten Jahre entgegen. Für den europäischen Westen gilt: Je stärker die Globalisierung, je multikultureller die Gesellschaft(en), desto intensiver die Suche des Einzelnen (aber auch der Gruppe) nach Orientierung, Transparenz und Verlässlichkeit. In Deutschland spricht man mittlerweile vom „Comeback Gottes“ und vom wachsenden Nachholbedarf in puncto grundlegender Glaubensinhalte, in denen jüngere Generationen nicht mehr beheimatet sind. Immerhin wissen rund 70 Prozent der Deutschen sehr wohl um die Bedeutung des Glaubens für die persönliche Identitätsbildung bzw. Lebensgestaltung und werden laut Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung (Dezember 2007) als religiös eingestuft. Allerdings scheint die früher selbstverständliche Bindung an die Volkskirchen verloren zu gehen. In den Ländern Mittel- und Osteuropas ist die Lage nach der politischen Wende eine andere und ziemlich differenzierte. Wirklich plausibel wird dies, wenn man z. B. mit Miklós Tomka (2001) Tschechien, Kroatien und Polen zum Vergleich heranzieht. Doch gleichgültig, ob es sich bei den einzelnen Gesellschaften und Glaubensgemeinschaften um die Weitergabe des Glaubens bzw. die Vermittlung tradierter oder neuer Gottesbilder handelt, ob ein Dialog zwischen den Religionen geführt oder die interreligiöse Kompetenz gefördert werden soll, in jedem Fall spielt die verbale Kommunikation eine zentrale Rolle. Ob die Predigtlehre sich um eine zeitgemäße Verkündigungssprache oder die Religionspädagogik um eine altersgerechte Unterrichtssprache bemüht, ob die Revision des römischen Messbuches angestrebt oder an einer neuen Bibelübersetzung gearbeitet wird, ob die ersten Religionsbücher für junge Muslime in deutschen Schulen zum Einsatz kommen – vieles steht und fällt mit der Sprache.
Damit rücken die Sprache und die Sprachformen, in denen Menschen ihre vielfältigen Beziehungen zu Gott ausgedrückt haben und ausdrücken, in den Vordergrund. Die Sprache, die der Kommunikation im Bereich des religiösen Lebens (aber auch dem Kommunizieren über religiöse Inhalte) dient, bezeichnet man als religiöse Sprache. Folgerichtig beschäftigt sich die Theolinguistik mit der Erforschung jener Sprachvarietät, die man auch Theolekt nennen kann.
Um den Austausch über die Erforschung der vielfältigen Erscheinungsformen religiöser Sprache in Europa zu fördern, wurde der internationale Arbeitskreis „Theolinguistik“ gegründet, der bereits mehrmals öffentlich getagt hat (2006 Wroclaw/Breslau – Polen; 2007 Bochum – Deutschland; 2008 Kouvola – Finnland). Um die vielfältigen Ergebnisse dieser Tagungen regelmäßig dokumentieren zu können und um der internationalen theolinguistischen Diskussion ein wissenschaftliches Forum zu bieten, haben wir – mit dankenswerter Unterstützung von Dr. Albrecht Weiland vom Universitätsverlag Regensburg – die Schriftenreihe „Theolinguistica“ gegründet. In dieser Reihe werden Monographien und Sammelbände zum interdisziplinären Forschungsbereich „Sprache und Religion“ veröffentlicht, die sich wissenschaftlich mit Fragen zur religiösen Sprache auseinandersetzen. Im Vordergrund steht zwar die Sprachverwendung in den christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, die Reihe ist aber auch offen für Arbeiten zum Sprachgebrauch in anderen Religionen.
Wir eröffnen die Reihe mit dem Band „Öffentliche Rede im kirchlichen Raum“ von Michael Thiele (= Theolinguistica 1) und verbinden damit die Hoffnung, dass die Reihe im interdisziplinären Austausch von Theologie und Sprachwissenschaften
einen festen Platz findet und ihrer Aufgabe gerecht wird.