Trübswetter / Zakharov / Nitschke | OBAMAINBERLIN | Buch | 978-3-939446-16-3 | sack.de

Buch, Deutsch, 12 Seiten, GEH

Trübswetter / Zakharov / Nitschke

OBAMAINBERLIN

Missverständnis als Installation
1., Ausstellungskatalog
ISBN: 978-3-939446-16-3
Verlag: Kunstverein Rosenheim

Missverständnis als Installation

Buch, Deutsch, 12 Seiten, GEH

ISBN: 978-3-939446-16-3
Verlag: Kunstverein Rosenheim


Trübswetter / Zakharov / Nitschke OBAMAINBERLIN jetzt bestellen!

Zielgruppe


Interessierte an zeitgenössischer Kunst. Zusammenarbeit eines deutschen und russischen Künstlers. Moskauer Konzeptualismus. Dekonsturktion. Installation. Aktion. Fotografie. Galersiten. Museumsleiter. Kuratoren. Kunsthistoriker.

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OBAMAINBERLIN

Niklas Nitschke und Vadim Zakharov haben sich auf das Wagnis eingelassen, als Gruppe eine Ausstellung zu entwickeln, deren Ausgangspunkt zunächst einige Arbeiten von Vadim Zakharov bildeten, wobei Nitschke das „Territorium Zakharovs betrat“, um dort eigenständig, gegebenenfalls dialektisch einzugreifen. Der Titel der Ausstellung OBAMAINBERLIN ist zugleich Name der neu gegründeten Künstlergruppe Zakharov / Nitschke. Dieser Titel verrät viel über die Arbeitsweise der beiden: Humor, Intuition, Träume, Absurdes sind erlaubt. Zitate aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen gilt es zu entziffern. Der russischer Kunst und Literatur nahe stehende jüngere deutsche Künstler Nitschke begibt sich mit seinen Reaktionen auf Zakharovs Arbeiten in eine Zone kultureller Synthese - Zakharov mag sie „Porridge“ nennen - die ihm neue Freiheit eröffnet und ihm eine dekonstruktivistische Herangehensweise erlaubt, indem er die Grenzen der scheinbar in sich geschlossenen Arbeiten Zakharovs aufbricht. Über einen Zeitraum von 2 Jahren entwickelte sich in intensiven Diskussionen jedoch eine so enge Zusammenarbeit, dass jede gezeigte Arbeit die Ideen beider Künstler birgt und jeder das „Territorium des anderen“ betrat.

Vadim Zakharov rührte für Niklas Nitschke in einem großen Fass über einem lodernden Feuer (bei der Eröffnung prasselte leider der Regen und ließ kein Feuer zu) den amorphen Brei einer künstlerischen Ursuppe an, in den jener stieg, um grundsätzliche kunstphilosophische Gedanken in einer Anrede an das Publikum daraus zu entwickeln („Talking in Porridge“).

Wo Zakharov in der Fotoserie „Olga, Viktor and…“ die Reaktion einer Zuschauerin auf eine Performance seines russischen Künstlerkollegen Skersis festgehalten hatte, sah Nitschke die Frau in ihrer prallen Körperlichkeit und vernahm Musik. Er setzte den Fotos zerbrochene Musikinstrumente entgegen, die mit angedeuteten Körperteilen der Frau gekittet waren. Darüber hinaus schuf er ein Video, in dem er bei einer einsamen Aktion im Wald dem Phänomen Olga und seiner Beziehung zu ihr auf den Grund ging, seine Rede unhörbar, als Tonspur einzig ein Lied von Anna Akhmatova („Olga Aussprechen“).

Wie ein Echo auf Olgas angespannte bis gelangweilte Aufmerksamkeit und ihre betonte Weiblichkeit, wirkte die Aktion / Installation „Three graces out of Rosenheim“ mit drei nackten Modellen, die während der Eröffnung in den Fensternischen standen, scheinbar hinausblickten und über die Aussicht sprachen, nur war es nicht die Aussicht aus dem Fenster, die sie vermeintlich kommentierten, sondern Videos, die sich in den Videobrillen vor ihren Augen abspielten.

Im Kreis auf dem Boden verteilt liegt eine Serie wunderschöner Musikinstrumente, doch unbrauchbar gemacht und ihres Tons beraubt, dafür gefüllt mit dem Bild Olgas, das dem Instrument eine andere Art von Musik zurückbringt. In der Ecke steht ein pseudo-konstruktivistischer Turm wie rostiges Eisen. An zwei Wänden hängen Großfotos der bekannten Arbeit Zakharovs „St. Sebastian furniture set and porridge suite“. Die Installation „To Olga: Martyrs of Constructivism“ bildet in ihrer Vielschichtigkeit das zentrale Werk der Ausstellung. Absurd und pathetisch zugleich zieht sie uns hinein in die europäisch / russische Kunstgeschichte.

Die Arbeit „Black Pinocchio“ ist eine einheitliche neue Arbeit. Obama, dessen feierlich gerahmte Hinterkopfzeichnung Pathos ausstrahlt, wird dem „schwarzen Pinocchio“ entgegensetzt, einer zwar großen, doch hilflosen verkohlten Holzpuppe, einem leidenden, unschuldigen Opfer, das sich in einer Moschee unter einem Teppich verkriecht - dies ein Traumgesicht Nitschkes als Reaktion auf die sich entwickelnde Zusammenarbeit mit Zakharov und die Erlaubnis,“ sein Territorium zu betreten“.

„Teacher of the bees“ ist eine typische poetische Arbeit Zakharovs. Zakharov, in seiner Rolle als Pastor religiösen Fragen offen, stellt ein altes kirchliches Lesepult ins Zentrum des Raums. Das Summen eines Bienenstocks tönt heraus. Weidenruten liegen bereit zur Züchtigung der Schüler. Zwischendurch jäh einsetzend eine schreiende Stimme, Kinski geißelt Publikum und Gesellschaft. Ein Tonausschnitt aus dem Film „Fitzcarraldo“ zitiert einen Moment kathartischer Verzweiflung (Nitschke). Ein zeit- und kulturübergreifendes Menetekel.

Auf der einen Seite Zakharov, der Hüter des Moskauer Konzeptualismus, the Foolish Pastor, der Gottesnarr aus der russischen Literatur, der Pilger durch die Kulturen der Welt, der Schöpfer bildmächtiger Arbeiten, der Nachfolger von Don Quichotte und Buddha, und auf der anderen Seite Niklas Nitschke, der 11 Jahre jüngere Künstler und Theoretiker, der in seinen Schriften Unsichtbarmachung für den Künstler und sein Werk postuliert, die Arbeiten vom Zwang der Repräsentation zu befreien sucht, für den Inszenierung der Abwesenheit Grundthema ist, dies auch im Bezug auf die Arbeit anderer, begegneten sich in einem inspirierenden, offenen Raum der Auseinandersetzung und nutzten ihn zu neuer Kreativität. Nitschke brachte Musik und Traum ins Spiel, Zakharov das Lächeln des Absurden und den Rückhalt eines großen Œuvres.

Iris Trübswetter



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