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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 10, 368 Seiten

Reihe: Die Irene-Huss-Krimis

Tursten Im Schutz der Schatten

Roman

E-Book, Deutsch, Band 10, 368 Seiten

Reihe: Die Irene-Huss-Krimis

ISBN: 978-3-641-08936-8
Verlag: btb
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Bestseller-Serie aus Schweden! - Band 10
Nur sie kann die Familie schützen. Aber auf welcher Seite steht ihr Mann?Im düsteren Hafenviertel wird ein Mann mit Benzin übergossen und angezündet. Der Tote war Mitglied einer von Göteborgs berüchtigten Banden. Irene Huss ist sich bewusst, dass die Ermittlungen heikel sind: die Organisation durchsetzt bereits weite Teile des öffentlichen Lebens. Doch wie nah die Kriminalinspektorin den Tätern wirklich kommt, wird ihr erst klar, als im Auto ihres Mannes Krister eine Bombe explodiert und sie ihre Familie in Sicherheit bringen muss. Weiß Krister mehr, als er zugibt?

Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, ist eine der beliebtesten schwedischen Kriminalautorinnen. Ihre Serie um die Göteborger Kriminalinspektorin Irene Huss hat nicht nur viele Fans, sondern wurde auch erfolgreich verfilmt. Neben neuen Fällen für die junge Polizistin Embla Nyström veröffentlicht Helene Tursten auch sehr erfolgreich Bände mit Krimigeschichten.
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Das lästige Schrillen des Telefons riss Irene am Sonntag frühmorgens aus dem Schlaf. »Lass es klingeln«, murmelte Krister und versuchte, sie an sich zu ziehen. »Geht nicht. Es könnte wichtig sein«, erwiderte Irene und hantierte mit dem Hörer. Ihr Kopf war schwer. Am Vorabend hatte sie mehr als sonst getrunken. Aber Familienfeste fanden schließlich nicht mehr so oft statt, seit die Mädchen erwachsen waren und ihr eigenes Leben lebten. Es war immer schwer, einen Abend zu finden, an dem alle Zeit hatten. Der Blick auf den Wecker ließ sie feststellen, dass sie nur knapp vier Stunden geschlafen hatte. Kein Wunder, dass sie so erschöpft war. »Hier ist Irene«, sagte sie und versuchte, munterer zu klingen, als sie sich fühlte. »Morgen! Hier ist Fredrik. Tut mir leid, aber die Arbeit ruft!«, sagte Kriminalinspektor Fredrik Stridh und klang so energisch wie immer. »Aber … ich hab’ frei. Krister und ich haben gestern unsere silberne Hochzeit gefeiert.« Irene versuchte nicht einmal, ihr Gähnen zu unterdrücken. Ihre Kiefergelenke knackten. »Du bist also etwas mitgenommen? Das verstehe ich, aber dir bleibt trotzdem nichts anderes übrig. Hannu, Sara und Jonny sind noch in Urlaub. Ich habe auf dem Dienstplan nachgesehen. Jonny und Sara fangen zwar morgen wieder an, aber ich erreiche sie trotzdem nicht. Da bleibst vom Dezernat nur du übrig.« Krister hatte recht gehabt. Sie hätte nicht drangehen sollen. »Okay. Worum geht’s?«, fragte Irene und seufzte laut. »Im alten Gebäude des Gothia MC in Ringön war gestern Abend Grillparty«, antwortete Fredrik. »Grillparty?« »Ja. Jemand hat einen Mann angezündet.« Einmal heiß Duschen, drei große Tassen schwarzen Kaffees und ein Käsebrötchen später saß Irene im Auto und fuhr nach Hisingen und Ringön. Sonntagmorgen gegen acht war kaum Verkehr, sie gelangte also rasch zur Nordstan und weiter auf die Götaälvbrücke. Der feine Regen in der Luft trug auch nicht grade dazu bei, dass die Bewohner Göteborgs zu dieser frühen Stunde aus dem Bett sprangen. Es war immer noch warm, obwohl es bereits Mitte August war. In einigen Wochen würden die ersten richtigen Herbststürme über die Westküste ziehen. Irene seufzte laut, als sie an den Herbst dachte, aber es war ein zufriedener Seufzer. Sie mochte diese Jahreszeit. Krister und sie hatten erst vor einer Woche ihre herrlichen Ferien beendet. Mit dem Auto durch die Städtchen und Dörfer Nordfrankreichs, Einkehr in kleinen gemütlichen Gasthöfen. Ihre silberne Hochzeit hatten sie in einem sehr eleganten Hotel im Zentrum von Paris vorgefeiert und abends in einem extrem teuren Restaurant diniert, an dessen Namen sie sich nicht mehr erinnern konnte. Sie tranken einige gute Weine und einige Gläser Champagner. Am Tag darauf hatte sie sich ungefähr so gefühlt wie jetzt. In der Tat vielleicht noch etwas schlechter. Aber das war es wert gewesen. Irene befürchtete plötzlich, die uniformierten Kollegen könnten sie anhalten. Vielleicht musste sie ja blasen. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Test bestehen würde. Woran hatte sie bloß gedacht, als sie sich ins Auto gesetzt hatte? Sie drosselte das Tempo und versuchte, sich zu konzentrieren. Es war nicht ganz einfach, die Kolgruvegatan zu finden, obwohl sie dienstlich schon einige Male in der Gegend gewesen war. Es war einige Zeit her, dass Irene Fredrik Stridh das letzte Mal gesehen hatte. Sie waren beide beim ehemaligen Dezernat für Gewaltverbrechen angestellt gewesen, bevor er vom Dezernat für organisiertes Verbrechen abgeworben worden war. Dort lag der Schwerpunkt auf der langfristigen Beobachtung krimineller Netzwerke, und das hatte nichts mit Mordermittlungen zu tun. Bei Morden kontaktierten die Kollegen die Ermittler vom Dezernat für schwere Kriminalität, das ehemalige Dezernat für Gewaltverbrechen. Dort arbeitete Irene jetzt seit bald zwanzig Jahren. »Die Identität des Opfers ist noch nicht geklärt. Brieftasche, Ausweise und Handy fehlen. Trotzdem glauben wir nicht, dass es sich um Raubmord handelt. Niemand außer diesem Pizza-Typen hat etwas gesehen oder gehört. Und der hat nur beobachtet, wie das Opfer aus dem Gebäude taumelte und verbrannte. Er kann keine Angaben dazu machen, wer den Ärmsten angezündet hat. Sicher ist auch das Opfer ein Krimineller, aber trotzdem ist es fürchterlich, so zu sterben«, sagte Fredrik Stridh. Irene und Fredrik standen auf dem asphaltierten Vorplatz des verfallenen Hauses in Hisingen, das dem Gothia MC einige Jahre zuvor als Hauptquartier gedient hatte. Die Kriminaltechniker bauten gerade das Zelt ab, das den Tatort vor dem nächtlichen Regen geschützt hatte. Wenige Minuten zuvor war die Leiche in die Gerichtsmedizin abtransportiert worden, aber der widerliche Gestank des verbrannten Toten hing immer noch in der Luft. Auf der Erde, dort, wo der Tote gelegen hatte, war ein unregelmäßiger dunkler Fleck zu erkennen. Das Feuer hatte die Konturen der Leiche in den Asphalt eingebrannt. Der Gestank ließ Irene den Magen umdrehen. Um sich abzulenken, sah sie sich am Tatort um. An dem hohen Tor zur Straße hing ein verblichenes gelbes Schild mit roten Buchstaben: »Trespassers will be shot! Survivors will be shot again! Bandidos.« Das Schild befand sich dort, weil die Bandidos das Gebäude einige Jahre genutzt hatten, ehe sie es dem Gothia MC, einer langjährigen Anwärtervereinigung, überlassen hatten. Das bedeutete, der Club war dem Ziel, vollwertiges Mitglied der Bandidos zu werden, ein gutes Stück nähergekommen. Der Vorplatz war mit altem schadhaftem Asphalt bedeckt und nach Irenes Schätzung etwa zweihundert Quadratmeter groß. In den Rissen wuchsen Gräser und Gestrüpp. Aufgestapelte und mit Plastikplanen abgedeckte Gegenstände lagen herum. Es war nur schwer zu erkennen, was sich unter den grauen Plastikplanen verbarg, aber vermutlich handelte es sich um Baugerüste. Vielleicht eine Baufirma, die das Gelände als Lagerplatz nutzt, dachte Irene. Das verfallene Holzhaus besaß ein rostiges Wellblechdach. Ziemlich groß, stellte Irene fest, als sie es betrat. Während sie das Gebäude besichtigten, referierte Fredrik in groben Zügen, wie es um die Bandenkriminalität in Göteborg bestellt war. Er ging dabei besonders auf die Gruppierung ein, in deren ehemaligen Räumlichkeiten sie gerade eine Spurensicherung durchführten. Fredrik erzählte, der Gothia MC habe während des großen Bandenkrieges 2008 und 2009 große Probleme bekommen. Dieser Krieg war zwischen einigen bekannten Bikergangs und zwei größeren Migrantengangs ausgebrochen, unter anderem den Gangster Lions. Im Streit um die Aufteilung des Rauschgifthandels waren der Gothia MC und die Gangster Lions schon lange erbitterte Feinde. Dies hatte schließlich zur gewaltvollen Auseinandersetzung der beiden Gruppierungen geführt. Etliche Mitglieder der Gangs wurden dabei entweder schwer verletzt oder ermordet. Noch schwieriger wurde es, als die Führung des Gothia MC zusammenbrach und die Mitglieder dem Club den Rücken kehrten. Eine dezimierte Schar zog sich schließlich auf einen kleinen Bauernhof in Gråbo zurück und leckte dort ihre Wunden. Um das Gebäude errichteten sie einen hohen Bretterzaun mit Überwachungskameras. In den letzten Jahren nun hatten sie sich relativ unauffällig verhalten, wohl damit beschäftigt, ihr Ansehen wiederherzustellen und neue Mitglieder zu werben. Langsam erstarkte auch ihr Einfluss am Drogenmarkt wieder, und letzten Gerüchten zufolge befassten sie sich neuerdings auch mit Schutzgelderpressung – ein Geschäft, das bislang den Bandidos und ihrer Untergruppierung vorbehalten gewesen war, dem X-Team. Dieses jedoch existiere in der Göteborger Gegend heute fast nicht mehr, und so übernehme der Gothia MC seine Geschäfte. Außerdem war Fredrik zu Ohren gekommen, dass der neue Boss des Gothia MC Per »The Champ« Lindström mit der Bauindustrie zu tun habe. Er deutete auf die mit Plastikplanen abgedeckten Baugerüste auf dem Vorplatz. Als ihn Irene fragte, was er über Per Lindström sonst noch wisse, erzählte Fredrik, der Gangsterboss sei 38 Jahre alt, früher Amateurboxer gewesen und habe ein Vorstrafenregister, das ebenso lang sei wie die Strecke vom alten Vereinslokal des Gothia MC bis nach Gråbo. Er sei ein furchtloser und rücksichtsloser Verbrecher, der schon wegen fast allem gesessen habe, angefangen von schwerem Raubüberfall über Drogendelikte bis hin zu schwerer Körperverletzung. Irene erinnerte sich, dass er auch einmal unter Mordanklage gestanden hatte beziehungsweise der Mittäterschaft bezichtigt worden war. Es war aber nie zur Verurteilung gekommen. Der Hauptzeuge war spurlos verschwunden und auch nach vier Jahren nicht wieder aufgetaucht. Die übrigen Zeugen hatten einen plötzlichen Gedächtnisschwund erlitten, worauf die Staatsanwaltschaft die Ermittlung einstellen musste. Irene und Fredrik befanden sich im ehemaligen Vereinslokal mit den kleinen schmutzigen Fenstern, die kaum Licht hereinließen. Es war feucht, und der Gestank von Mäusedreck vermischte sich mit dem deutlichen Geruch von Benzin und verbranntem Fleisch. Auf dem Zementboden, dort, wo die Mörder ihr Opfer mit Benzin übergossen und angezündet hatten, prangte ein großer dunkler Fleck. Daneben war ein stabiles Jagdmesser gefunden worden. Auf der rasiermesserscharfen Klinge war in Frakturschrift ein großes P eingraviert. Irene und Fredrik wussten, dass diese Messer bei Bikern sehr beliebt waren....


Tursten, Helene
Helene Tursten, geboren 1954 in Göteborg, ist eine der beliebtesten schwedischen Kriminalautorinnen. Ihre Serie um die Göteborger Kriminalinspektorin Irene Huss hat nicht nur viele Fans, sondern wurde auch erfolgreich verfilmt. Neben neuen Fällen für die junge Polizistin Embla Nyström veröffentlicht Helene Tursten auch sehr erfolgreich Bände mit Krimigeschichten.


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