Buch, Deutsch, 304 Seiten, PB, Format (B × H): 149 mm x 205 mm, Gewicht: 393 g
Buch, Deutsch, 304 Seiten, PB, Format (B × H): 149 mm x 205 mm, Gewicht: 393 g
ISBN: 978-3-89528-159-4
Verlag: Aisthesis Verlag
Mit dem Auge nehmen wir nicht nur wahr, sondern wir stellen auch Fragen über seine Zuverlässigkeit: Läßt sich mit ihm ein Charakter decodieren oder gar eine Beziehung? Gibt es vorausschauendes inneres Sehen oder doch nur das Registrieren äußerer Gegebenheiten? Wie machen sich gesellschaftliche oder sexuelle Dispositionen in Blickhierarchien und Bilderwelten geltend? Die Fragen führen zu Antworten und diese zu einem je epochenspezifischen kulturellen Wissen, das durch das Motiv der Augen zum Deutungsraum menschlicher Existenzfragen wird. Die Ambivalenz des Auges, die Grenze zwischen Innen- und Außenwelt zu öffnen, aber auch schließen zu können, macht es wiederum für die Künstler interessant: Ihnen dient das Auge häufig als Symbol eines Kunstwerks wie als poetische Metapher eines Symbols, durch die ein Kunstwerk seinen Anspruch dokumentiert, eine schöne Welt in Totalität anzuzeigen.
Die Studie greift, von Platon ausgehend, alle relevanten Theoriestränge in historischen Rekonstruktionsversuchen auf. Ihre Kombinierbarkeit zum Nutzen der Literatur zeigt exemplarisch die Analyse der Romane Goethes. So entsteht mehr als eine Geschichte eines Motivs: Im Nachvollzug von Sehen und Gesehenwerden, von Blick und Bild vereinen sich unter einem 'Blickwinkel' Diskursanalyse und Poetologie mit konkreten Interpretationsbeispielen klassischer Literatur.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
EINLEITUNG
1. Vorhaben und Methode
2. Über Blick und Bild als Thema der Literaturwissenschaft
1. TEIL
1. WANDEL UND KONTINUITÄT DER AUGENBLICKE - EINBLICK IN STRUKTUR UND ENTWICKLUNG DES AUGENMOTIVS
A. Sehvorstellungen und Sinneswahrnehmungen
1. Das Auge als edler Sinn (Vorsokratiker, Platon)
Basistexte: Platon: Politeia, Timaios.
2. Innerer wie äußerer Sinn (Aristoteles, Plotin, Augustinus)
Basistexte: Aristoteles: Über die Seele, Plotin: Enneaden.
Augustinus: Contra Adimantum.
3. Die Differenz der Sinne (Locke, Berkeley, Condillac, Diderot, Herder)
Basistexte: Locke: Essay concerning Human Understanding.
Berkeley: Essay towards A New Theory of Vision.
Condillac: Abhandlung über die Empfindungen.
Diderot: Lettre sur les aveugles.
Herder: Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele, Über den Ursprung der Sprache.
B. Der ästhetische Prozeß im 18. Jahrhundert
1. Die Wahrnehmung von Schönheit (Baumgarten, Mendelssohn, Hegel)
Basistexte: Baumgarten: Aesthetika.
Mendelssohn: Briefe über die Empfindungen, Über die Hauptgrundsätze der schönen Künste und Wissenschaften.
Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik.
2. Der Gesichtssinn in der Diskussion der Künste (Winckelmann, Lessing)
Basistexte: Winckelmann: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in Bildhauerei und Malerei.
Lessing: Laokoon oder über die Grenzen von Malerei und Poesie.
a) Visualität in der Lyrik (Brockes, Goethe)
Basistexte: Brockes: Der Gesichtssinn.
Goethe: Bei Betrachtung von Schillers Schädel, Wink.
b) Visualität im Schauspiel (Diderot, Goethe)
Basistexte: Diderot: De la Poesie Dramatique.
Goethe: Regeln für die Schauspieler.
c) Visualität im Roman (Wieland, Moritz)
Basistexte: Wieland: Geschichte des Agathon.
Moritz: Anton Reiser.
3. Visuelle Poetologie: Bild, Symbol, Allegorie. (Hegel, Goethe)
Basistexte: Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik.
Goethe: Brief vom 16.8.1797, Maximen und Reflexionen.
C. Benehmenstraktate und Wahrnehmungskultur
1. Die Lehren der Physiognomik (Ports, Lavater, Lichtenberg)
Basistexte: Porta: Die Physiognomie des Menschen.
Lavater: Physiognomische Fragmente.
Lichtenberg: Physiognomik wider die Physiognomen.
2. Der Blick in der Benehmenslehre (Castiglione, Knigge)
Basistexte: Castiglione: 11 libro Del Cortegiano.
Knigge: Über den Umgang mit Menschen.
3. Liebe und der Kult des ersten Blickes (Rousseau, La Roche)
Basistexte: Julie ou La Nouvelle Heloise.
La Roche: Geschichte des Fräuleins von Sternheim.
2. TEIL
II. DAS AUGENMOTIV IN DEN ROMANEN GOETHES
A. Die Visionen des jungen Werther
1. Sehnsucht nach schwarzen Augen
2. Empfindsamkeit und Tränen
3. Augen in der Dämmerung
B. Die Genese der Schaulust im Wilhelm Meister
1. Der Blick hinter die Kulisse
2. Der Blick des Schauspielers
3. Der Blick in den Spiegel
4. Der Blick von Gipfeln
C. Optik der Erscheinungen und das Ideal der Augen
1. Wilhelm und die schöne Amazone
2. Wilhelm und die aufgeklärte Therese
3. Wilhelm und die ideale Natalie
4. Wilhelm zwischen Entsagung und Erfüllung
D. Die Perspektiven des Blickes
1. Der intime Blick
2. Der narzißtische Blick
3. Der Blick in die Gesellschaft
E. Das Augenrätsel Ottilie
1. Die Augen einer Heiligen
2. Wahrnehmung und Blindheit
3. Die Verklärung des Blickes
4. Das Motiv der Augenverwandtschaft
F. Ottilies Eingang ins Bild
1. Diskursstrategien mit Bildern
2. „Lebende Bilder"
3. „Weihnachtsbilder"
4. Wiederholte Spiegelungen
SCHLUSS
1. Augenmetaphorik und Fragen der Kontextualisierung - Zusammenfassung und Ausblick
LITERATURVERZEICHNIS