Walker | Mythor 147: Geist der Aegyr | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 147, 64 Seiten

Reihe: Mythor

Walker Mythor 147: Geist der Aegyr


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9899-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 147, 64 Seiten

Reihe: Mythor

ISBN: 978-3-8453-9899-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die Entscheidungsschlacht zwischen den Heeren des Lichts und der Finsternis wurde abgebrochen. Der Lichtbote griff ein und verhinderte den Sieg der Dunkelmächte, indem er durch sein Erscheinen Vangor ins absolute Chaos stürzte und die Kräfte beider Seiten zersplitterte. Viele starben bei den Katastrophen, die das Gesicht der Welt veränderten. Doch Mythor, der Sohn des Kometen, rettet sich hinüber in den Morgen einer neuen Zeit. Mythor hat einen Auftrag zu erfüllen. Denn bevor der Lichtbote Vangor verließ und zu anderen Welten weiterzog, forderte er den Sohn des Kometen auf, Ordnung in das herrschende Chaos zu bringen, Inseln des Lichts zu gründen und den Kampf gegen das Böse wieder aufzunehmen. Aber als Mythor in der veränderten Welt erwacht, ist er seiner Erinnerung beraubt. An der Seite der jungen Ilfa, die ihn aus der Gefangenschaft einer Hexe befreite, findet sich unser Held unversehens in einem Strudel gefahrvoller Abenteuer hineingezogen. Im Bestreben, seine Erinnerung zurückzugewinnen, schlägt Mythor den Weg eines Lichtkämpfers ein. Er legt sich mit Kalaun, dem Herrn des Chaos, an, und er trachtet danach, den geflohenen Aegyr zu helfen. Doch Mythor kennt nicht den GEIST DER AEGYR ...

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1.


Am zweiten Tag, nachdem sie Burg Elschwog verlassen hatten, kamen sie rascher voran. Der bloße Anblick der Aegyr-Rüstung schien Wegelagerern die Lust an dieser Beute zu nehmen. Auch Verfolger zeigten sich nicht. So blieben die drei unbelästigt, mit Ausnahme des überraschenden Angriffs einer Raubkatze, die es auf den Schimmel abgesehen hatte. Bevor Mythor Schwert oder Dolch ziehen konnte, sprang die Zwergin Iskirra der Bestie fast in den Rachen. Aber statt dass diese mächtigen Kiefer sie packten und zermalmten, fuhr das Tier fauchend und grollend zurück, kniff den kräftigen Schweif zwischen die Beine, und trollte sich. Die zierliche Iskirra wollte nicht verraten, wie sie es tat, doch Mythor ahnte, dass ihr dunkles Blätterkleid so etwas wie eine Rüstung war, die sie vor den stärkeren Geschöpfen des Waldes schützen konnte.

Die Aegyr-Straße war nicht immer deutlich erkennbar gewesen in der nebeligen Zone des Schreckens, aber Iskirra fand unbeirrt den Weg.

Sie hatten mehrmals gerastet, um dem Schimmel Ruhe zu gönnen, obwohl Ilfa und Iskirra über weite Strecken absaßen und nebenher liefen.

Die Aegyr-Brünne war ein wahres Wunderwerk. Ihre Oberfläche glänzte weißlich wie Perlmutt, so dass sie selbst im stumpfen Licht des Nebels noch schimmerte. Die Schmiede mussten in der Tat Meister gewesen sein, dass sie dem Metall solch einen Glanz zu geben vermochten. So schwer die einzelnen Platten und Schienen auch waren, wenn er sie anlegte, wurden sie leicht. Mythor spürte keinerlei Gewicht. Die Rüstung passte ihm wie angegossen, war so bequem wie ein Fellwams, mehr noch, es war, als verleihe sie ihm Kraft. Ihre Unzerstörbarkeit, die Quicot te Ruy gepriesen hatte, war noch unbewiesen. Einen schweren Kampf hatte er darin noch nicht durchzustehen gehabt. Mythor glaubte daran. Er hatte versucht, eines der Armstücke mit dem Schwert zu durchhauen, und dabei die Klinge schartig geschlagen.

Sie fanden einen versteckten Lagerplatz, als die Dämmerung hereinbrach. Mythor beschloss, die Rüstung während der Nacht anzubehalten, sehr zu Ilfas Missfallen. Aber die Vorteile lagen auf der Hand. Nächtliche Meuchler würden sich an diesem Rüstzeug die Zähne ausbeißen, wenn sie sich überhaupt an einen Aegyr wagten. Sie hatten in der letzten Nacht kaum ein Auge zugemacht. Diesmal brauchten sie Ruhe. Die Rüstung war bequem genug, von einigen kleineren Problemen abgesehen, um in ihr die Nacht zu verbringen. Den Versuch war es zumindest wert.

Der Nebel war bei Einbruch der Dunkelheit so dicht, dass der Schein ihres Lagerfeuers kaum ein Dutzend Schritt weit zu sehen war. Es würde Regen geben, prophezeite Mythor, der von Fryll einiges über das Wetter in der Zone des Schreckens gelernt hatte, im Stillen.

Die Nacht verlief ereignislos, bis auf den heftigen Regen, der nach Mitternacht einsetzte und die Welt mit einem gewaltigen Trommeln und Rauschen erfüllte. Im ersten Licht des Tages dampfte und wogte es um sie. An Weitermarsch war nicht zu denken, wenn sie sich nicht wie Blinde vorwärtstasten wollten.

Als sich gegen Mittag die Regennebel zu heben begannen, brach Iskirra auf, um den Weg zu erkunden.

Die Nacht in der Rüstung war nicht besonders angenehm gewesen. Mythor hatte gefroren und Ilfas Nähe entbehrt. Er war müde und steif und froh, dass der Nebel ihm Gelegenheit bot, das Rüstzeug für einige Stunden abzulegen.

Als Mythor den Schimmel sattelte und dabei war, die Riemen festzuziehen, begann Ilfa plötzlich aufgeregt zu rufen und zu deuten.

Ein unirdisches Licht erhellte den Nebel.

Mythor starrte hoch und blinzelte unter der Helligkeit. Er unterdrückte den Drang, zu seinem Rüstzeug zu springen und das Schwert zu ziehen. Es wäre ohnehin ein sinnloser Versuch gewesen. Das Schwert war keine Waffe gegen einen Zauber wie diesen. Die Rüstung hätte ihn vielleicht geschützt. Aber dazu war es nun zu spät. Zudem erinnerte er sich an Ilfas Worte. Sie hatte dieses Licht schon einmal über ihm gesehen.

Er versuchte sich zu entspannen und der Neugier die Oberhand zu lassen. Vielleicht lag das Geheimnis seiner Erinnerungen in diesem Licht.

Er blieb dennoch wachsam.

Das Licht mochte ein Schlüssel zu seiner Vergangenheit sein, aber sein augenblickliches Geschick ließ ihn ahnen, dass er in der Vergangenheit Feinde gehabt hatte. Mächtige Feinde!

Er sah, wie der Lichtschein den Nebel verschlang und eine große Öffnung schuf. Halb erwartete Mythor, dahinter den blauen Himmel zu sehen, den er aus Raegeseders Träumen kannte, doch dann hielt er unwillkürlich den Atem an.

Er hörte, wie Ilfa etwas rief und spürte gleich darauf, wie sie ihm das Schwert in die Hand drückte. Er nahm es, aber er beachtete sie nicht, denn eine Gestalt zeigte sich hinter dem Licht. Er sah sie verschwommen, als hätte er Tränen in den Augen. Sie wurde klar genug, dass er einen Krieger in schwerer Rüstung erkennen konnte, in Kettenhemd und gefiedertem Helm, bewaffnet mit einer mächtigen Streitaxt und einem übergroßen verbeulten Rundschild.

Im offenen Visier waren forschende graue Augen und ein bartumrahmter Mund zu erkennen.

Der Anblick weckte keinerlei Erinnerungen in Mythor. Um so überraschter war er, als der fremde Krieger sagte:

»Mythor ... endlich! Es war schwer, dich zu finden ...!«

Es klang, als ob der Fremde rief, doch die Stimme kam gedämpft und dünn – wie von weit her.

»Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Xatan bereitet einen neuen Waffengang vor. ALLUMEDDON ist noch nicht zu Ende ...!«

»ALLUMEDDON ...?« Mythor schüttelte verwirrt den Kopf. Da war die Vergangenheit, und Mythor versuchte zu begreifen, was der Fremde sagte.

Der Krieger hatte innegehalten. In seinen Zügen war Besorgnis. »Mythor ... Freund! Kannst du mich nicht sehen? Dringen meine Worte nicht bis zu dir?«

»Ich sehe dich!«, rief Mythor rasch. »Und ich höre dich auch!« Er zuckte hilflos die Schultern. »Aber ich ... weiß zu wenig, um dir zu antworten. Du musst mir erklären ...«

»Erklären?«, unterbrach ihn der Krieger heftig. »Ich hatte Erklärungen von dir erhofft ... und einen guten Plan.«

»Aber ich weiß nicht einmal, wer du bist!«, rief Mythor verzweifelt.

»Wer ich bin? Caers Blut! Haben die Dunkelmächte dich um den Verstand gebracht? Ich bin Coerl ... Coerl O'Marn! Wach auf, Freund! Unter welchem schwarzen Zauber stehst du? Wehr dich! Wir haben eine Schlacht verloren. Aber wir sind nicht geschlagen! Wir müssen handeln!«

Coerl O'Marn. Der Name rief keine Erinnerungen wach.

Mythor schüttelte hilflos den Kopf. »Ich zweifle nicht an deinen Worten, dass ich dich kennen müsste. Es ist gut zu wissen, dass ich Freunde habe. Aber ich erinnere mich nicht. Ich bin auf der Suche nach meinen Erinnerungen. Vielleicht bin ich nicht einmal der Mythor, den du suchst. Aber wenn du einen Gefährten brauchst für den Kampf gegen die Finsternis ... es ist auch mein Kampf.«

»Caers Blut!«, knirschte der Krieger. Es war ein Fluch der Hilflosigkeit. Er musterte Mythor in stummem Grimm. Als er wieder sprach, war Resignation in seiner Stimme.

»Wenn dein Wissen und deine Erfahrung verloren sind, ist das ein großer Verlust für uns alle ...«

»Aber dein Wissen über mich!«, unterbrach ihn Mythor. »Mit deinen Erinnerungen könnte es vielleicht gelingen, meine zu wecken. Hilf mir ... Freund Coerl O'Marn ...«

Das Licht erlosch und ließ ihn verstummen. Eine große Mutlosigkeit wollte über ihn kommen, und es dauerte eine ganze Weile, bis er sich aufraffte und dagegen ankämpfte.

*

Iskirra brachte schlechte Nachrichten zurück.

Die Aegyr-Straße führte geradewegs in eine Falle. Mangoreiter waren vor ihnen und hatten die Bewohner eines Dorfes gezwungen, den Hinterhalt vorzubereiten.

»Die Kunde von den Ereignissen auf Elschwog hat uns also bereits überholt«, stellte Mythor fest.

Iskirra nickte. »Jeder weiß jetzt, wer in dieser Aegyr-Rüstung steckt. Kalauns Schergen werden überall lauern.«

»Ich habe nichts dagegen, ihm gegenüberzutreten, aber zu meinen Bedingungen. Nicht jetzt. Nicht bevor wir im neuen Land der Aegyr gewesen sind und ich weiß, ob sie mir meine Erinnerungen wiedergeben können oder nicht. Wirst du auch ohne die Straße einen Weg zum Tor finden?«

»So gut wie auf der Straße«, erklärte Iskirra zuversichtlich. »Aber wir werden langsamer vorankommen.«

Es war in der Tat ein anstrengender Marsch. Der Dschungel war so dicht, dass sie nicht reiten konnten. Sie mussten streckenweise verräterisch geräuschvoll durch das Unterholz brechen und sich einen Weg mit Klingen bahnen. Iskirra hielt ihre Richtung unbeirrt, und Mythor und Ilfa folgten ihr guten Mutes durch diese düstere Welt. Der Nebel wallte zwischen den großen, uralten und nun aus Mangel an Sonnenlicht langsam sterbenden Bäumen. Bleiches Schlinggestrüpp, das sich mit wenig Licht begnügte, kroch über jede Handbreit Boden. Schuppiges Gewürm wand sich darunter scharrend und raschelnd durch die Düsternis. Es gab keine fliegenden Geschöpfe, keine Vögel und Falter, wie in Frylls Wald. Die sterbenden Pflanzen brauchten sie nicht mehr, und die lebenden hatten andere Methoden gefunden, sich fortzupflanzen: bleiche, unentwirrbare Umarmungen und den Kuss fahler Blüten. Es war ein wundersames Leben, das hier im Schatten der Finsternis gedieh – eines, das vom unbeugsamen Willen des Lebens kündete.

Sie schlugen Lager auf, bevor die nächtliche Schwärze hereinbrach. Ilfa hatte mit dem Bogen ein echsenähnliches Tier erlegt, das Iskirra einen Molo nannte und bei dessen Anblick sie von fast panischer Furcht ergriffen wurde. Das Fleisch schmeckte gebraten vorzüglich, doch Iskirra weigerte sich heftig, davon...



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