E-Book, Deutsch, 127 Seiten
Wallon Ein Abenteurer zum Verlieben
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95520-736-6
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein Romantic-Kiss-Roman - Band 28
E-Book, Deutsch, 127 Seiten
ISBN: 978-3-95520-736-6
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Isabelle Wallon, geboren 1957, schreibt seit über 20 Jahren Romane in den unterschiedlichsten Genres. Bei dotbooks veröffentlichte Isabelle Wallon zahlreiche Hot-Romance- und Liebesromane wie »My Hot Cowboy«, »Liebe ist wie Sommerwind« oder »Ein Abenteurer zum Verlieben« - ihre Einzeltitel sind in verschiedenen Sammelbänden erhältlich.
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Kapitel 1
Die Hitze schlug ihr wie aus einem Backofen entgegen, als Wendy Kilborne das Flugzeug verließ und sich auf den Weg zur Abfertigungshalle machte. Zwar hatte sie bei ihrer Ankunft in Kairo heute Morgen schon einen Vorgeschmack auf die Temperaturen bekommen, die sie in Ägypten erwarteten, aber gegen die Hitze hier im Landesinneren war das Wetter in Kairo geradezu angenehm gewesen.
Schweißtropfen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, als sie das Abfertigungsgebäude erreichte und Ausschau nach ihrem Gepäck hielt. In Kairo war die Abfertigung mitsamt den Kontrollen schon langsam vor sich gegangen, aber hier in Luxor machten die Angestellten eine Wissenschaft daraus. Niemanden schien es zu kümmern, dass Wendy es eilig hatte, dass sie so schnell wie möglich ans Ziel ihrer Reise wollte. Sie musste sich genau wie die anderen in einer größeren Schlange anstellen und die Formalitäten über sich ergehen lassen.
Endlich kam sie an die Reihe. Sie spürte die Blicke des Flughafenangestellten auf sich gerichtet, als sie ihre Koffer aufs Band legte, um sie von ihm inspizieren zu lassen. Sein größtes Interesse schien jedoch nicht dem Gepäck, sondern vielmehr seiner Besitzerin zu gelten. Kein Wunder, denn das blonde Haar, die schlanke Figur und die unergründlichen blauen Augen Wendys waren schon mehr als nur einen flüchtigen Blick wert. In den Augen des Ägypters war die junge Frau so etwas wie eine blonde Göttin …
Wendy atmete auf, als der Mann die Koffer durchwühlt und nichts gefunden hatte. Er stellte umständlich ein schmieriges Formular aus, drückte es Wendy in die Hand und deutete ihr mit einer Geste an, ihr Gepäck an sich zu nehmen und Platz für den Nächsten zu machen – und das war eine ältere, sehr britisch wirkende Lady, die eine Art Zwergpudel mit sich an der Leine führte, dem die ganze Warterei auch nicht gefiel. Er kläffte nämlich pausenlos, und die Frau hatte sichtlich Mühe, das Tier zu beruhigen.
All das nahm Wendy jedoch nur am Rande wahr. Stattdessen richtete sich ihr Augenmerk auf die Ankunftshalle. In London hatte man ihr mitgeteilt, dass jemand zum Flughafen von Luxor kommen würde, um sie abzuholen und dann direkt zum Tal der Könige zu bringen. Schließlich war Wendy das erste Mal in Ägypten und kannte sich daher überhaupt nicht aus.
Sie wirkte ziemlich hilflos, als sie sich in der Halle umsah und Ausschau nach irgendjemandem hielt, der gleich auf sie zukommen würde, um ihr endlich das schwere Gepäck abzunehmen. Aber alles, was sie sah, waren Einheimische in langen wallenden Gewändern, die ihr misstrauische Blicke zuwarfen. Wendy seufzte. So wie es aussah, würde sie sich doch selbst darum kümmern müssen, irgendwie nach Luxor zu kommen. Wahrscheinlich hatte man im Camp einfach vergessen, jemanden zu schicken, um sie abzuholen.
»Das kann ja heiter werden«, murmelte sie, »erst die Hitze und dann dieser überaus freundliche Empfang.«
»Miss Wendy Kilborne?«
Wendy hielt inne und drehte sich um. Sie blickte in das lächelnde Gesicht eines braungebrannten Mannes, der sehr sportlich gebaut war. Schwarze Haare und männlich-markante Züge. Er sah gut aus, unter normalen Umständen sogar ein Mann, den sie sicherlich interessant finden würde.
»Das wurde aber auch Zeit«, meinte Wendy kühl. Die Strapazen des langen und anstrengenden Fluges hatten sie nicht gerade in Hochstimmung versetzt.
»Hat der gute Dr. Norton doch noch daran gedacht, jemanden zu schicken, um mich abzuholen! Ich hatte schon gedacht, dass der Herr im Zuge seiner Ausgrabungen mich schlichtweg vergessen hat. Was schauen Sie mich so entgeistert an, Mister? Wollen Sie mir nicht beim Gepäckschleppen helfen?«
Sie registrierte ein kurzes erstauntes Aufleuchten in seinen Augen.
»Aber selbstverständlich, Miss Kilborne«, beeilte sich der Mann zu sagen und bemächtigte sich sofort des schwersten Koffers. Wendy atmete ostentativ auf.
»Sie entschuldigen bitte, wenn ich etwas zu spät gekommen bin. Aber der verdammte Jeep spielte unterwegs verrückt. Hoffentlich haben Sie nicht zu lange warten müssen.«
»Es hielt sich in Grenzen«, antwortete Wendy und hängte sich ihre Segeltuchtasche um. »Ich wäre Ihnen jetzt jedoch sehr dankbar, wenn wir sofort aufbrechen, Mister …?«
»Steve«, sagte der Schwarzhaarige rasch. »Nennen Sie mich einfach Steve.« Er lächelte sie geheimnisvoll an und ging voraus.
»Sie arbeiten auch für Professor Norton?«, fragte ihn Wendy neugierig, als ihnen draußen die Backofenhitze wieder entgegenschlug. »Erzählen Sie mir von ihm! Was für ein Mann ist er? Man erzählt sich ja sehr viel …«
»Oh, alles halb so wild«, meinte Steve und musste jetzt grinsen, als er auf einen alten Jeep zuging, der noch aus den Tagen des Suez-Krieges zu stammen schien. »Wie haben Sie ihn sich denn so vorgestellt?«
»Natürlich wie einen Wissenschaftler«, antwortete Wendy und wuchtete ihre Segeltuchtasche auf den Rücksitz des Jeeps, bevor sie auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
»Bestimmt ist er ein schrulliger alter Kauz, der nur seine Forschungen im Kopf hat. Hoffentlich wird er mich als Frau akzeptieren. Ich mache mir da nämlich so meine Sorgen, weil ihm das Museum in London plötzlich eine Assistentin zur Seite stellt, die er noch nie gesehen hat.«
»Da würde ich mir keine großen Sorgen machen«, winkte ihr Begleiter ab und schwang sich hinters Steuer.
»Normalerweise ist Dr. Norton ein recht umgänglicher Mensch. Allerdings erwartet er auch von seinen Mitarbeitern, dass sie sich mit ganzer Kraft für die Ausgrabungen einsetzen. Platz für Müßiggänger und Träumer ist in Luxor nicht – ein gutgemeinter Rat von mir, Lady.«
Er drehte den Zündschlüssel im Schloss herum und fluchte, als der Motor außer einem unruhigen Stottern nichts von sich gab. Er versuchte es ein zweites und drittes Mal und trat dabei das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Erst beim vierten Versuch kam der Motor endlich. Steve machte eine bedauernde Geste, als er Wendy anschaute.
»Tja, mit Oldtimern braucht man etwas Geduld. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden unterwegs schon nicht stehenbleiben …«
Da war sich Wendy allerdings nicht so sicher, denn der Jeep ruckte ganz schön, als Steve Gas gab. So sehr, dass sie ziemlich unsanft in den Sitz gepresst wurde.
***
»So, Sie sind also auch im Archäologischen Museum in London tätig«, meinte Steve, als die Gebäude und Abfertigungshallen des kleinen Flughafens am Horizont zu einem winzigen Punkt zusammengeschmolzen waren.
»Seit wann denn? Was haben Sie vorher gemacht?«
Er scheint sich ja sehr für meinen beruflichen Werdegang zu interessieren, stellte Wendy fest. Aber das ist wohl normal unter Kollegen, die jetzt ein Team bilden und zusammenarbeiten müssen. Bereitwillig gab sie ihm Auskunft und erzählte ihm, dass sie direkt nach ihrem Studium das Glück gehabt hatte, im Museum diese Stelle zu bekommen.
»Was hat eine so schöne Frau wie Sie dazu gebracht, sich mit Altertumsforschung zu beschäftigen?«, fragte Steve. »Ich meine, das kommt doch nicht gerade häufig vor …«
»Für mich ist das ein Job wie jeder andere auch. Und Archäologie hat mich schon immer interessiert. Genauso gut könnte ich Sie fragen, was Sie in dieser Einöde verloren haben, oder?«
»Eins zu null für Sie«, sagte Steve und umschloss das Lenkrad fester, weil die asphaltierte Straße sich jetzt in eine Schotterpiste verwandelt hatte, auf der so viel Geröll herumlag, dass sich Wendy schon innerlich darauf gefasst machte, mit etlichen blauen Flecken am Ziel anzukommen. Ziemlich unsanft wurde sie hin- und hergerüttelt, aber sie biss tapfer die Zähne zusammen. Sie wollte nicht, dass Steve sie für zimperlich hielt.
Die Stadt lag jetzt schon weit hinter ihnen. Nichts als trostlose Einöde umgab sie von allen Seiten. Trockenes Land, menschenfeindlich und bizarr wirkend. Am stahlblauen Himmel war keine einzige Wolke zu sehen. Je weiter sie ins Landesinnere fuhren, umso mehr spürte Wendy die Hitze, die das Atmen immer schwerer machte.
»Sie werden sich schon daran gewöhnen«, sagte Steve plötzlich, der wohl an ihrem Gesichtsausdruck abgelesen hatte, was ihr in diesem Moment durch den Kopf ging. »In ein paar Tagen kommt Ihnen das Klima schon ganz normal vor.«
»Ihr Wort in Gottes Ohr«, meinte Wendy und suchte in ihrer Handtasche nach einem Tuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Überhaupt klebte ihr das T-Shirt unangenehm am Rücken.
Hoffentlich gibt es im Camp eine vernünftige Möglichkeit, sich den Staub vom Körper zu spülen, wünschte Wendy sich sehnlichst.
»Wie lange dauert es noch, bis wir am Ziel sind?«, fragte sie ihren gutaussehenden Chauffeur. »Nicht, dass ich ungeduldig bin, aber …«
»Vielleicht noch eine knappe halbe Stunde«, antwortete Steve achselzuckend. »Manchmal dauert es auch etwas länger – je nach Straßenbeschaffenheit. Das werden Sie doch noch aushalten können? Oder machen Sie jetzt schon schlapp?«
»Keinesfalls«, widersprach Wendy heftig, nachdem sie einen spöttischen Ausdruck in seinen Zügen bemerkt hatte. »Ich habe nur vor, mich zu duschen, wenn wir angekommen sind. Vielleicht haben Sie schon einmal etwas davon gehört, dass manche Menschen auch in der Wildnis ihren Sinn für Hygiene nicht aufgeben.«
Eigentlich hatte sie das so nicht ausdrücken wollen, aber irgendwie fühlte sie sich gereizt von diesem ewig grinsenden Mann, von dem sie außer seinem Vornamen überhaupt nichts wusste.
Ob er sich über sie im Stillen zu amüsieren schien, weil er...