Way Abschied von der Liebe
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95649-916-6
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 120 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95649-916-6
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Jahre ist es her, dass sie Scott das Herz gebrochen und sich für ihre Tanzkarriere entschieden hat. Doch jetzt ist Alex zurück. Und plötzlich sind all die Gefühle jenes feurigen Sommers wieder da ...
Mit mehr als 110 Romanen, die weltweit über elf Millionen Mal verkauft wurden, ist Margaret Way eine der erfolgreichsten Liebesroman-Autorinnen überhaupt. Bevor sie 1970 ihren ersten Roman verfasste, verdiente sie ihren Unterhalt unter anderem als Konzertpianistin und Gesangslehrerin. Erst mit der Geburt ihres Sohnes kehrte Ruhe in ihr hektisches Leben ein. Die gebürtige Australierin liebte ihre Heimat und vor allem das australische Outback übte dank seiner atemberaubenden Schönheit und fast unendlicher Weite schon immer eine große Faszination auf sie aus. So ist dieses schöne Fleckchen Erde auch fast immer Schauplatz ihrer romantischen, gefühlvollen Familiensagas. Die beliebte Autorin verstarb 2022.
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1. KAPITEL
Erst als es im Buschland dämmerte, ritt Scott McLaren zurück und winkte seinem Oberviehhüter Abe, sich zu beeilen. Dieser sah müde und verärgert aus. Den ganzen Tag lang hatten sie „The Ghost“ verfolgt, den wilden Hengst, der die besten Stuten der Farm gestohlen hatte.
Am Mittag hatten sie ihn mit seinem Harem und einigen Jährlingen gesehen. Die zwölf Pferde galoppierten einen steilen, steinigen Abhang hinunter in den Schutz der von Kletterpflanzen umrankten Pockholzbäume. Es war ein erregender Anblick. Scott McLaren und Abe ritten den Tieren nach, ohne sich darum zu kümmern, dass ihnen die Zweige ins Gesicht schlugen. Beide Männer waren erfahrene Reiter und kamen der Herde ziemlich nahe. Scott liebte Pferde und hatte Mitleid mit dem großen Grauschimmel, der seine Freiheit verlieren sollte, aber sie mussten The Ghost aufhalten. Abe könnte ihn zureiten, und wenn er es nicht schaffte, würde er, Scott, es selbst versuchen. Fast alles, was er wusste, hatte er von Abe Eagle Owl gelernt. Doch jetzt war er sogar noch besser als sein Lehrer, wie Abe offen zugab.
Aber sie hatten die Herde verloren. Der Hengst war äußerst schlau. Dreimal hatte er sie schon besiegt. Nur zwei trächtige Zuchtstuten der Farm konnten sie bei der zweiten Jagd auf ihn fangen. Der Hengst spürte Gefahr lange im Voraus, und er kannte sich in diesem Gebiet besser aus als seine Verfolger.
„Gerissener Kerl“, fluchte Abe. Seine dunkle Haut war mit Schweiß, blutigen Kratzern und Sand bedeckt. Wind war aufgekommen und trieb Staubwolken direkt auf die beiden Männer zu. „Ich habe mein Möglichstes getan, Boss.“
„Es ist nicht deine Schuld, Abe.“ Scott McLaren nahm seufzend seinen „akubra“ ab und fuhr sich mit der Hand durchs rabenschwarze Haar. „Irgendwann kriegen wir ihn.“ Er ritt nach rechts, um zwei kleinen grauen Wallabys auszuweichen. „Wir bauen näher am Sumpf eine Falle auf. Hinter den Honigmyrten.“
Abe war so müde, dass er befürchtete, aus dem Sattel zu fallen. „The Ghost ist gefährlich. Ich halte ihn für bösartig.“
„Nein, Abe. Der Hengst hat einen guten Charakter und wird sich benehmen, wenn er erst einmal weiß, wer der Boss ist.“ Scott erkannte, dass er Abe überfordert hatte. Abe war immer arbeitswillig, aber nicht mehr der Jüngste.
Der atemberaubend schöne Sonnenuntergang belebte beide Männer. Er färbte den kobaltblauen Himmel erst rosenrot, violett und goldgelb, und dann schien es, als würde er die Welt in geschmolzenes Feuer verwandeln. Abe, der ein reiches „Traumzeit“-Leben und die Musik der ältesten aller Kulturen in sich trug, begann leise zu singen. Scott McLaren fand den Gesang wundervoll beruhigend.
Seit frühster Jugend war Scott mit Abe zusammen. Sein Vater hatte ihm erzählt, Abe Eagle Owl sei ein Gesetzgeber und mächtiger Mann, der magische Kräfte besitze. Laut Aussage der Aborigines konnte Abe großen Zauber ersinnen. Scott wusste ganz sicher, dass Abe Regen herbeisingen konnte. Sein Vater hatte den Stammesältesten respektiert, ihm vertraut und ihm aufgetragen, auf seinen einzigen Sohn und Erben aufzupassen. „Damit dir nichts geschieht, Scotty.“
Der mächtige Medizinmann Abe war jedoch nicht imstande gewesen, Scotts Vater zu schützen. John McLaren war ein gut aussehender, vitaler Mann im besten Alter gewesen, der im ganzen Outback, dem dünn besiedelten Hinterland, geachtet gewesen war. Eines Morgens ritt er aus … und wurde auf einer behelfsmäßigen Trage zum Farmhaus zurückgebracht. Er hatte sich bei einem außergewöhnlichen Sturz vom Pferd das Genick gebrochen. Ein solches Ende für einen Mann, der sein halbes Leben im Sattel verbracht hatte und als hervorragender Reiter galt, das war wirklich zu viel.
Es brach Scotts Mutter das Herz. Für ungefähr zwei Jahre. Danach suchte sie sich einen neuen reichen Ehemann und ging fort. Als pflichtbewusster Sohn fuhr Scott regelmäßig zu ihr in die Stadt, doch er verzieh seiner Mutter niemals, dass sie seinen Vater so schnell vergessen und wieder geheiratet hatte.
Scott war vierzehn, als sein Vater starb. Das war ein schwieriges Alter für einen Jungen, auch wenn er aussah und handelte wie ein junger Mann. Die Verantwortung und die hohen Erwartungen seiner Eltern hatten ihn früh erwachsen gemacht. Trotzdem brauchte er seine Mutter. Die glaubte jedoch, sie würde es nicht ertragen, den Rest ihres Lebens in der Einsamkeit zu verbringen. Sie musste zurück in die Großstadt, zu ihrer Familie und ihren Freunden.
Als Scotts Mutter „Main Royal“ verlassen hatte, war Wyn auf die Farm zurückgekehrt. Edwina McLaren, die unverheiratete ältere Schwester seines Vaters, war eine großartige Frau und seit über fünfundzwanzig Jahren eine erfolgreiche Kinderbuchautorin. Sie schrieb und illustrierte Geschichten über das Outback.
Liebevolle, geduldige Wyn, dachte Scott. Sie ersetzte ihm die Mutter, die sich nie wirklich um ihn gekümmert hatte.
Während er und Abe nebeneinander durch das Buschland ritten, flogen große Vogelschwärme über ihnen hinweg. Sie waren unterwegs zu den Lagunen und „billabongs“, kleinen Teichen und Wasserlöchern in ausgetrockneten Flussbetten.
Einmal flatterte eine Schar Wellensittiche um die beiden Männer herum, und Scott kam es vor, als würde mit Gold durchwirkte smaragdgrüne Seide über Abe und ihm wogen.
Wie ein Wunder!
Gerade als Scott nach oben blickte, drängte sich ihm jedoch ein anderes, unwillkommenes Bild auf. Unwillkürlich riss er an den Zügeln, und seine Stute blieb stehen. Gereizt trieb er sie weiter und versuchte, das unerwünschte Bild zu verbannen, das vor seinem geistigen Auge erschienen war. Aber er wurde es nicht los.
Ein lachendes Mädchen mit seidiger Haut, dichtem lockigem cognacfarbenem Haar und exotisch anmutenden bernsteinfarbenen Katzenaugen.
Alexandra!
Seine schöne Alex, die Verräterin. Das Mädchen, das er so begehrt hatte, dass er die Erregung kaum hatte ertragen können. Es war ihm unglaublich erschienen, dass das Schicksal sie beide zusammenge-führt hatte.
Er hatte Alex gebeten, seine Frau und die Herrin auf Main Royal zu werden.
Was für ein Narr war er gewesen! Wie seine Mutter ging Alex fort. Sie wollte alles, Ehe und Karriere, Liebe und Ruhm. Alexandra Ashton, Solotänzerin des Australischen Balletts. Von Sydney bis Moskau wurde sie von den Kritikern überschwänglich gelobt.
Meinetwegen kann sie tanzen, bis sie umfällt! dachte Scott. Niemals wieder wollte er sie in seinem Leben oder auf seinem Land haben. Er hatte sich damit abgefunden, dass sie ihn zurückgewiesen hatte. Nur manchmal, so wie jetzt, spürte er noch den heftigen Schmerz.
Alex war zehn Jahre alt gewesen, als er, Scott, sie kennengelernt hatte. Das war das Problem. Sie gehörte einfach zu seinem Leben. Alex’ Eltern waren bei einem schrecklichen Autounfall getötet worden. Sie hatten in ihrem Testament Wyn, die beste Freundin von Alex’ Mutter und die Patin des Kindes, zum Vormund bestellt, und so war Alex nach Main Royal gekommen. Er, Scott, war damals siebzehn gewesen. Verrückt, sich in ein Kind zu verlieben, aber Alex war schon immer ein zauberhaftes Geschöpf gewesen.
Energisch verdrängte Scott die Gedanken an Alex. Nur so konnte er weiter Gleichgültigkeit vortäuschen. Für Wyn war es schwer, denn sie liebte Alex. Aber wenn es darauf ankam, liebte Wyn ihn mehr. Sie sprachen niemals über Alexandra. Das Thema war zwischen seiner Tante und ihm tabu.
Es war dunkel, als Scott und Abe den Haupthof erreichten. Nachdem er Abe Gute Nacht gesagt hatte, sprach Scott noch kurz mit seinem Vormann und ging dann zum Farmhaus. Es hatte auf drei Seiten breite Veranden, auf die das goldgelbe Licht aus dem Innern schien. Scotts schottischer Urgroßvater, Colonel Andrew McLaren, einer der ersten Siedler im Bundesstaat, hatte das imposante einstöckige Gebäude gebaut.
Allein die Veranden waren ein architektonisches Meisterwerk. Der Colonel, der sich nach einer langen, bemerkenswerten militärischen Laufbahn in Australien niedergelassen hatte, hatte früher mit seinem Vater, dem damaligen Kommandeur des fünfundsiebzigsten Regiments, in Indien gelebt. Die dort gewonnenen Eindrücke prägten den Baustil des Main-Royal-Farmhauses. Scotts Großvater hatte Gästeflügel und einen prächtigen Ballsaal für die legendäre Hochzeit von Scotts Eltern angebaut. Main Royal war nicht nur ein Farmhaus. Es war der Stammsitz des großen McLaren-Clans, der über ein ländliches Imperium herrschte.
Die zweiflüglige Haustür führte in eine Eingangshalle, von der links und rechts die großen Gesellschaftszimmer abgingen. Auf dem runden Rosenholztisch unter dem Waterford-Kronleuchter stand ein herrlicher Blumenstrauß. Wyn schmückte das ganze Haus mit Blumen aus den fünf Acres großen Gartenanlagen. Die Gestecke und Sträuße wurden jeden zweiten Tag ausgewechselt, und alle waren wunderschön.
Scott ging direkt in sein Zimmer und duschte und zog sich um, bevor er sich ein eiskaltes Bier holte. Er musste noch eine Rede für ein Abendessen zu Ehren des neu gewählten Ministerpräsidenten des Bundesstaates schreiben, aber Scott dachte wieder an Alex. Es war fast, als würde sie versuchen, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Früher war ihre Verständigung beinahe telepathisch gewesen.
Seine Tante hatte Sammelalben voller Fotos von Alex. Natürlich wusste Scott, wo Wyn sie aufbewahrte. Manchmal sah er sie sich heimlich an. Es waren Hochglanzfotos von Alexandra Ashton als Schwanenkönigin, Dornröschen, Cinderella und Coppelia. Alex beim Sprung, auf Spitzen und bei einer Arabeske. Andere Fotos zeigten sie, wie sie...