E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Weber Engel in schwarzem Leder
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7515-0521-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-0521-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lack und Leder auf nackter Haut: Was Zoe zur Kostümparty beim zehnjährigen Klassentreffen trägt, ist einfach verboten aufregend! Das findet auch ein Mann, der sie mit Blicken auszieht und heiß küsst - während Zoe rätselt, wer hinter der Fantasy-Maske steckt ...
Schon immer liebte Tawny Weber Liebesromane, vor allem seit sie auf ein paar Geschichten in ihrer Grundschulbibliothek stieß, die sie sofort fesselten. Was gibt es Besseres als Romane mit spannenden Wendungen und einem Happy End - oder noch besser - mit erotischen Liebeszenen zu lesen? Nichts, denn das sind die guten Dinge im Leben. Auf Drängen ihres Ehemanns erfüllte sie sich ihren Traum und wagte den Sprung ins Autorengeschäft. Das Ergebnis? Zahlreiche Nominierungen und Auszeichnungen für ihre Werke. Tawny denkt sich ihre Geschichten in ihrem Haus in Nordkalifornien aus, wo sie mit ihrer Familie und ihren Tieren lebt. In ihrer Freizeit probiert sie gern Rezepte für Cocktails - besonders Margaritas - aus, geht gern shoppen - besonders Stiefel - und sieht sich Filme mit Johnny Depp an.
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1. KAPITEL
„Das Mädchen, das sein Leben lang eine Jungfrau bleiben wird.“ „So unbeliebt, dass sie beim Abschlussball allein war.“ „Die Königin der Grusel-Eleganz.“
Zoe Gaston schnaubte beim Lesen der Bemerkungen, die irgendwelche Leute unter ihr Schulabgangsfoto gekritzelt hatten. Sie hasste diese Kommentare. Obwohl es manchmal schwer war, sie zu widerlegen. Das musste sie zugeben, als sie das Bild betrachtete. Schwarzes stacheliges Haar, schwarz umrandete Augen, schwarz geschminkte Lippen. Sie war ein pausbäckiges, hochintelligentes Grufti-Mädchen gewesen.
Mit anderen Worten, eine totale Außenseiterin.
„Du findest also, dass ich zu dem Klassentreffen gehen sollte. Jubiläum! Zehn Jahre! Warum?“, fragte Zoe ihre Schwägerin Meghan.
„Natürlich um deine ehemaligen Klassenkameraden wiederzusehen. Und um glückliche Erinnerungen an die Highschoolzeit wieder aufleben zu lassen.“
Meghan dachte das wirklich. Sie gehörte zu den Mädchen, die die Schule gemocht hatten. Viele Freunde, viel Spaß, allgemeine Anerkennung. Das genaue Gegenteil von Zoes Erfahrungen. Abgesehen von jenem einen Mal, als ein heißer Footballstar sie um ein Date bat, hatte Zoe ihre Highschooljahre als persona non grata verbracht, als „unerwünschte Person“.
„Ach ja, die gute alte Zeit“, sagte Zoe sarkastisch. „Das muss gewesen sein, als die Cheerleader mich hassten, als die Sportasse Angst vor mir hatten und die Lehrer sich freuten, wenn ich den Unterricht geschwänzt habe.“
Meghan schien zu begreifen, dass das alte Jahrbuch absolut kein Anreiz für Zoe war, an dem Treffen teilzunehmen. Sie nahm ihr das Buch weg und warf es auf die elektroblaue Ledercouch. „Du hast dich über die Cheerleader lustig gemacht“, sagte sie vorwurfsvoll.
Uups. Zoe unterdrückte ein Kichern, als ihr dämmerte, dass die quicklebendige Meghan wahrscheinlich irgendwo ein paar Pom-Poms, diese blöden Jubelbüschel der Cheerleader, aufbewahrte.
„Zach hat mir erzählt, dass du damals dem Quarterback in die Weichteile getreten hast“, fuhr Meghan in gespielt schockiertem Ton fort. Zoe wollte fragen, was daran so schlimm sei, aber sie schaffte es, den Mund zu halten.
„Und er hat gesagt, dass du ständig mit den Lehrern gestritten hast.“
Zoe lachte. „Stimmt. Ich war alles andere als angepasst. Das wollte ich auch nicht sein. Und wenn ich mal einen Versuch machte, mich einzufügen, haben die anderen abgeblockt. Warum um alles in der Welt soll ich dann zu dem Ehemaligen-Treffen gehen?“
„Um allen zu zeigen, wie heiß und erfolgreich du bist und wie sehr sie sich in dir getäuscht haben.“
„Soll das ein Witz sein? Ich sehe noch immer nicht aus wie eine Puppe. Ich wechsele ständig meine Jobs. Und ich hatte so lange keinen Sex mehr, dass ich ebenso gut die ewige Jungfrau sein könnte, die sie mich genannt haben.“
„Na und? Es ist ja nicht so, dass du einen Fragebogen über deine sexuellen Aktivitäten ausfüllen musst, wenn du hingehst.“
Zoe grinste und nahm einen Schluck von ihrer Margarita. Bevor ihr eine geistreiche Antwort einfiel, sagte Meghan: „Wenn du nicht an dem Treffen teilnimmst, werden alle denken, dass sie recht hatten. Willst du sie etwa gewinnen lassen?“
Zoe hätte gern gesagt, dass es ihr ziemlich egal war, ob diese Leute gewannen oder nicht. Aber – sie liebte es zu siegen. Sie musste bei jedem Wettstreit mitmachen und immer das letzte Wort haben. Natürlich verlor sie jegliches Interesse, sobald sie tatsächlich einen Kampf gewonnen hatte. Langeweile war Zoes Hauptproblem.
„Ich kann meinen Drang zu siegen bezwingen, wenn ich erst gar nicht mitspiele“, murmelte sie und nahm die Einladung zu dem Treffen vom Tisch. „Und ein Besuch des Ortes, an dem ich von meinen Mitschülern gequält wurde, ist Grund genug, an diesem Spiel nicht teilzunehmen.“
„Und ein blöder Vorwand für deine Drückebergerei. Du hast Angst, dass sie mit ihrem Urteil recht haben könnten.“
Zoe starrte ihre Schwägerin ärgerlich an. „Warum findest du dies eigentlich so wichtig?“ Sie zeigte auf die pompöse Hochglanz-Einladung, die Meghan ihr mit der Erklärung gebracht hatte, dass sie an Zoes Bruder geschickt worden sei, weil das Planungskomitee Zoe nicht hatte aufspüren können. „Es kann dir doch egal sein, ob ich an diesem Zirkus teilnehme oder nicht. Was also steckt dahinter? Sag mir die Wahrheit!“
Meghan druckste einen Moment lang herum. Dann sah sie mit einem herzzerreißenden Welpenblick zu Zoe und sagte: „Zach hat Probleme.“
Zoe setzte sich so schnell auf, dass ihre Margarita über den Rand des Glases schwappte. Sie ignorierte das und packte Meghans Arm. „Was ist los? Was ist mit Zach? Ist er krank?“
„Nichts dergleichen“, versicherte Meghan ihr hastig. Sie war wegen der heftigen Reaktion sichtlich geschockt, und Zoe sah ein, dass sie überreagiert hatte. Aber Zach war schließlich das Einzige, was sie hatte. „Es geht ihm gesundheitlich gut. Das Problem ist sein Geschäft.“
Die Angst ließ langsam nach, Zoes Muskeln entspannten sich. „Z-Tech?“, fragte sie, womit sie Zachs Videospiel-Firma meinte, die er während des Cyber-Booms gegründet hatte. Zoe hatte ihrem Bruder mehrmals geraten, sein Angebot zu erweitern, doch all ihr Drängen war vergeblich gewesen. Zach hatte immer wieder behauptet, dass er das überaus gemütliche Gefühl, spezialisiert zu sein, viel zu sehr mochte, um etwas zu ändern. Doch letztes Jahr hatte er beschlossen, noch einmal etwas zu riskieren. Um mit Riesen wie Sony und Microsoft konkurrieren zu können, hatte er das Konzept „preiswert, praktisch, erweiterbar“ gewählt.
„Gibt es mit seinem neuen System Probleme?“
Meghan nickte. „Er hat all unser Geld in diese Idee gesteckt, und jetzt ist keiner daran interessiert. Wenn es nicht bald anläuft, wird Z-Tech bis zum Jahresende eingegangen sein.“
„Verdammt“, murmelte Zoe und sank in ihrem Sessel zurück.
Z-Tech war Zachs Ein und Alles. Oh, sicher, er vergötterte seine Frau. Aber die Firma hatte er schon vorher geliebt. Er hatte bereits als Junge von seiner Idee gesprochen und andauernd Pläne gemacht. Als Zoe fünfzehn war, zogen ihre Eltern nach Bradford in Idaho. Zach, damals achtzehn, blieb in Kalifornien, um sein Glück in Silicon Valley zu versuchen. Als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, hatte Zach seine Träume beiseite geschoben und war in die Kleinstadt Bradford gezogen, um Zoe dort ihren Schulabschluss machen zu lassen. Er suchte sich einen Job in der Internet-Branche, um seine Schwester zu unterstützen.
Zach hatte alles für sie aufgegeben, und das würde Zoe nie vergessen. Sie schuldete ihm eine Menge dafür, dass er sie gedrängt hatte, zu lernen und einen Schulabschluss zu machen, statt sich zu einem Elendsbündel einzurollen. Sie verdankte es Zach, dass ihr bewusst blieb, was eine Familie war und was es bedeutete, geliebt zu werden, als die ganze Welt sich in eine Hölle verwandelte. Nicht dass Zach das auch so sah. Die wenigen Male, die Zoe ihm danken wollte, hatte er die Augen verdreht und das Thema gewechselt.
Und als sie vor drei Jahren wieder einmal einen Job aufgegeben hatte, war es Zach gewesen, der ihr vorschlug, all ihre Qualifikationen in einem Portfolio zusammenzufassen und sich Unternehmensberaterin zu nennen. Genau das war sie seitdem, und sie beherrschte ihren Job. Sie konnte Situationen erfassen, konnte Leute dirigieren, konnte deren Probleme lösen und wieder gehen, bevor sie sich zu langweilen begann. Ihre neue Tätigkeit hatte sich als perfekt und als sehr erfolgreich erwiesen.
Und nun würde der Mensch, der Zoe zu ihrem Beruf verholfen hatte, selbst seine Firma verlieren. Ihr Bruder stand vor der Pleite.
Zoe stellte ihr Glas auf den Beistelltisch. Nichts verdarb eine gute Margarita so gründlich wie der bittere Geschmack von Schulden. „Schlimme Sache.“
„Ja. Allerdings hat Zach eine Idee, von der er glaubt, dass sie die Firma retten kann“, sagte Meghan in gedämpftem Ton, als ob sie ein Geheimnis verriet.
„Was für eine Idee ist das?“
„Zach hat gesagt, dass er etwas Besonderes braucht, einen Knüller.“
„Und dieses besondere Etwas soll Käufer dazu ermuntern, sein System auszuprobieren?“, fragte Zoe.
„Genau.“
„Das ist eine tolle Idee.“ Zoe hatte dasselbe vor einigen Monaten vorgeschlagen, aber Zach war damals in einer seltsamen Macho-Stimmung à la selbst ist der Mann gewesen, sodass ihre Idee nicht bei ihm angekommen war. Nun begriff sie Zachs Ich-krieg-meinen-Kram-allein-hin-Gebaren. Was für Zoe Langeweile war, war für ihren Bruder das Scheitern: die reine Hölle. „Was ist denn nun das Problem?“
„Zach meint, dass er nur ein einziges Killer-Spiel braucht. Etwas Exklusives, das an sein System gekoppelt ist. Und es gibt nur einen einzigen Mann im Land, der solche Spiele entwickelt und wirklich exklusiv ist, weißt du? Einer, von dem schon jeder gehört hat, der aber noch nie für die großen Unternehmen gearbeitet hat – ein Einzelkämpfer.“
Zoe ahnte, dass diese Einleitung irgendwann bei dem Klassentreffen enden würde, und wartete ab.
„Dieser Typ nennt sich ‚Gandalf der Zauberer‘. Er gestaltet und designed...