E-Book, Deutsch, Band 1, 496 Seiten
Reihe: Dark Lord Davi
Wexler How to Become the Dark Lord and Die Trying
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32978-5
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Böse, sarkastisch, hardcore – und zum Brüllen komisch! - Roman
E-Book, Deutsch, Band 1, 496 Seiten
Reihe: Dark Lord Davi
ISBN: 978-3-641-32978-5
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Davi ist die prophezeite Heldin, welche die Menschheit vor dem Dark Lord retten wird. Doch sie versagt und kommt auf grausamste Art ums Leben, nur um aufzuwachen und ihre Mission erneut anzutreten. Nach ihrem 237. brutalen Tod beschließt sie allerdings, die Regeln zu ändern. Wenn der Böse jedes Mal gewinnt, dann wird eben sie der nächste Dark Lord werden. Das erste, was Davi für dieses Ziel benötigt, ist eine Horde vertrauenswürdiger finsterer Kreaturen ...
Django Wexler ist der Autor zahlreicher erfolgreicher Fantasy-Romane. In seinem früheren Leben als Software-Ingenieur arbeitete er an der KI-Forschung und an Programmiersprachen. Derzeit lebt er mit seiner Frau, seiner Tochter, vier Katzen und einem Berg von Büchern in der Nähe von Seattle. Wenn er nicht schreibt, widmet er sich Spielen.
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Erstes Kapitel
Ich setze mich im kalten Wasser des Beckens auf und hole keuchend Luft. Schon wieder.
Zwölf Sekunden.
Ich hab diese Scheiße so satt, satt, satt! Im Ernst. Nie wieder.
Ich bin noch immer nackt, versteht sich von selbst. Tod, Geburt, Nacktheit, sehr mystisch. Wenn es schon so sein muss, dann sterbe ich lieber im Bett bei einem epischen Fick,4 als nach wochenlanger Folter in meinem eigenen Kerker zu verbluten, aber in der Not – Teufel, Fliegen, ihr wisst schon.
Zehn Sekunden.
Wie auch immer. Ich sitze nackt in einem schäbigen Becken mit kühlem Wasser auf der Kuppe eines Hügels. Am Rand des Königreichs, gleich vor einem Wald, in dem es vor Wildlingen nur so wimmelt. Ich bin wieder gesund und unversehrt, aber auch etwa drei Jahre jünger, habe viel weniger Muskeln und einen grässlichen Pixie-Haarschnitt. So wie immer. Vermutlich habe ich damals so ausgesehen, als das Unerklärliche geschah und ich von der Erde hierher gelangt bin, wie auch immer das passiert ist.
Sechs Sekunden.
Ich konzentriere mich auf meine Atmung. Ruhig und zentriert, das bin ich.
Vier Sekunden. Ich höre, wie jemand die Felsen heraufklettert. Tief einatmen. Luft anhalten. Ausatmen.
Zwei. Eins.
»Mylady!«, sagt Tserigern. Ich spreche lautlos mit – perfekt synchron. »Dann ist es also wahr. Mögen die Götter uns schützen. Wir haben eine Chance.«
Ich schaue ihn an und setze meine beste Unschuldsmiene auf. Er klettert die letzten paar Zentimeter herauf, streift sein buntes Gewand ab und nähert sich mir ehrfürchtig.
Tserigern ist ein Zauberer, ein sehr alter und berühmter Zauberer. Es heißt, er sei der mächtigste Zauberer des Königreichs, aber ehrlich gesagt habe ich ihn noch nie richtig Magie wirken sehen. Er kann in Höhlen Licht machen und empfängt kryptische Botschaften, aber das war’s dann auch. Man könnte ihn durch eine Taschenlampe und ein Walkie-Talkie ersetzen. Wenigstens stimmt sein Look: Er ist ein knochiges altes Arschloch mit einem Bart, in dem sich ein Schaf verirren könnte, wie der Weihnachtsmann nach einer schweren Krankheit. Er hat freundliche Augen, ein verschmitztes Grinsen und eine raue, onkelhafte Stimme, die perfekt dazu taugt, einem naiven Jüngling die Geheimnisse des Universums zu erklären. Genau der Typ, den man an seiner Seite haben möchte, wenn man nackt in einem seltsamen Fantasy-Universum aufwacht und keine Ahnung hat, was zur Hölle hier eigentlich los ist.
Er beugt sein Knie und reicht mir die knorrige Hand. »Mylady«, sagt er, »ich …«
Er kann den Satz nicht vollenden, denn ich packe mit der anderen Hand seinen Hinterkopf und schmettere sein Gesicht auf die verdammten Felsen. Seine Nase bricht mit einem vernehmlichen Knacken, und mein Herz singt, so verflucht befreiend fühlt sich das an. Er liegt flach da, und ich setzte mich rittlings auf seinen Rücken, verkralle beide Hände in seinem Haar und schlage sein blödes Gesicht immer wieder und wieder gegen den Rand des Steinbeckens.
Da ich weiß, dass das seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, sage ich seinen Text für ihn auf.
»Ihr habt sicher Angst.« . »Aber ich schwöre Euch, ich will Euch nichts Böses.« du verdammter Lügner. »Entgegen aller Hoffnung habe ich Euer Kommen erwartet und danke den Göttern, dass ich die Schriften richtig gedeutet habe.« , das haben die Schriften nicht vorausgesagt, was, du Mistkerl? »Ihr müsst mit mir mitkommen, das Schicksal des Königreichs steht auf Messers Schneide.« .
Heilige Scheiße, das ist besser als Sex. Ich höre erst auf, nachdem seine Beine schon lange nicht mehr zappeln und Blut und Hirnreste im Wasser treiben.
»Ich hab’s satt«, sage ich zu der Leiche und richte mich schwer atmend auf. »Hörst du? Satt. Ich bin keine heilige Erlöserin, die euer beschissenes Königreich beschützt.« Das habe ich schon – Moment, ich schau kurz auf die Uhr – das ganze letzte getan, und was hat mir das gebracht, verdammt noch mal? Dass eine verfickte Schlangenfrau meine gottverdammten Finger frisst.
Ich ziehe dem Zauberer die hässliche Robe aus und werfe sie mir über. Er trägt auch eine Hose, aber die fasse ich nicht ohne Schutzhandschuhe an.
»Und was mache ich jetzt stattdessen?« Ich beantworte die Frage, die niemand gestellt hat: »Ich sag dir, was ich verdammt noch mal jetzt mache. Zu Hause haben wir ein Sprichwort dafür, was man tun soll, wenn man auf gar keinen Fall gewinnen kann. Und daran werde ich mich halten.«
Ich binde mir die Robe unter dem Kinn zusammen, stemme die Hände in die Hüften und lasse den Stoff hinter mir flattern wie das Cape eines ansonsten splitterfasernackten Superhelden.
»Ich«, verkünde ich der Welt, »werde zum verfickten Dark Lord werden.«
* * *
Okay. Ich habe ein ziemliches Tempo vorgelegt, um gleich zur Sache zu kommen, aber ihr habt wahrscheinlich Fragen – wie zum Beispiel:
1.Wie konntest du nur einen freundlichen alten Mann so zu Tode prügeln? Und
2.Bist du nicht vor etwa zwei Seiten gestorben? Was ist da los?
Darauf antworte ich:
1.Entscheidend ist, dass du das schüttere Haar an seinem Hinterkopf gut zu packen bekommst. Wenn deine Finger erst einmal richtig darin verkrallt sind, ist es ganz leicht.
2.Das ist eine verdammt lange Geschichte.
Um die Verwirrung möglichst gering zu halten, hier die Version aus dem Flugsicherheitsvideo: Hallo! Ich bin Davi. Ich bin Anfang zwanzig, habe dunkles Haar, hellbraune Haut, Sommersprossen, als hätte sie mir jemand mit einem Pinsel auf die Nase geschnippt, und einen Körper, über den du wahrscheinlich sofort herfallen würdest, allerdings vermutlich ohne später vor deinen Freunden damit anzugeben.
In den letzten tausend Jahren5 war ich in einer Zeitschleife gefangen, wie man sie aus Filmen kennt. Wenn ich sterbe – und ich sterbe immer, aus Gründen, die ich gleich erklären werde –, wache ich genau hier zu diesem Zeitpunkt auf, nackt im Steinbecken. Tserigern taucht auf, um mir seinen Vortrag zu halten. Hätte ich seinen Kopf nicht zermalmt, hätte er mir gesagt, das Königreich sei durch den drohenden Aufstieg des Dark Lords in großer Gefahr, und könne die Menschheit vor den monströsen Armeen der Wildlinge retten. Von den verdammten Göttern auserwählt, von der Prophezeiung angekündigt, nur ohne sonderlich bedeutsame Vorzeichen. Setz deinen Arsch in Bewegung, Davi, es gibt Heldentaten zu verrichten.
Es gab eine Zeit, da habe ich diesen Scheiß geglaubt. Es ist ja nicht so, dass der Zauberer völlig danebenliegt. Bescheidenheit hin oder her, aber es ist schon schwer, nicht daran zu glauben, dass die Welt um dich kreist, wenn sie einfach jedes Mal das Band zurückspult, sobald du auf die Nase fällst. Und welcher Prophet auch immer den Dark Lord vorausgesagt hat, der das Königreich zerstören will: Er lässt Nostradamus wie einen spekulierenden Hamster dastehen, denn der Scheiß wiederholt sich.
Es ist nicht immer Dark Lord, und manchmal dauert es ein bisschen länger, aber jedes Mal taucht einer auf. Und vor ein paar Minuten habe ich die 237. Münze in diesen verdammten Videospielautomaten gesteckt, ohne den Endboss einmal besiegt zu haben. Ich habe versucht, und es endet immer damit, dass ich zu Sashimi verarbeitet werde. Allmählich bin ich ein darüber, daher mein zugegeben etwas emotionaler Ausbruch – die Gesichtszertrümmerung.
So! Ja. Davi. Sommersprossen. Zeitschleife. Das bin ich.6
* * *
Jedenfalls: Dark Lord! Viele andere haben es schon geschafft, wieso also nicht auch ich?
Eigentlich spricht sogar eine ganze Liste von Gründen dagegen. Die zwei wichtigsten sind: a) ich bin ein Mensch und kein Wildling, und b) meine Ressourcen bestehen momentan aus einem schäbigen Umhang und dem, was Tserigern in seinen Taschen hat. Durch a) habe ich vielleicht ein Ass im Ärmel, aber b) ist definitiv ein großes Problem. Ich weiß nicht genau, wie der Dark Lord ausgewählt wird, aber ein wichtiger Faktor ist das persönliche Charisma, das an bewaffneten Gefolgsleuten gemessen wird; die meisten Kandidaten tauchen mit Armeen auf, und ich habe nicht mal eine .
Wenn ich Tserigern folge, was ich für gewöhnlich tue, hilft er mir, mich an die Welt anzupassen. Er ist nicht der beliebteste Kerl im Königreich, kann mir aber Zugang zur Oberschicht verschaffen und auch eine Hose besorgen, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Da ich sein Gesicht zermatscht habe, bin ich wohl in puncto Hose und auch allen anderen Dingen auf mich allein gestellt. Ich brauche schon sehr viel Glück, um mein Vorhaben umzusetzen.
Erfreulicherweise kann ich in dieser sehr besonderen Zeitebene und Welt mein Glück selbst beeinflussen.
Ich reiße ein paar Streifen von Tserigerns schäbigem Gewand ab und wickle sie mir um die Füße, denn ich will verdammt sein, wenn ich seine Stiefel anziehe. Außerdem plündere ich seine Taschen, was mir nur eine unterdurchschnittliche Ausbeute beschert. Der Kerl soll ein knallharter Zauberer sein, hat aber nur so viel Thaumit dabei, um den Vorrat einer Dorfpfarrei aufzustocken.
Anschließend steige ich den Hügel hinunter und betrete den Wald. Die Stelle, an der...




