E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Williams / Heitkamp GERMAN KAIJU - Todeskampf der Megabestien
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-945230-80-0
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
ISBN: 978-3-945230-80-0
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Novelle aus dem GERMAN KAIJUVERSUM
Autoren/Hrsg.
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Todeskampf der Megabestien 1. »Wenn wir da drinnen sind, verhaltet euch leise, okay? Draußen wird uns niemand hören und die Anlage ist zu groß, um überall Kameras anzubringen, was bedeutet, dass uns innerhalb der Tunnel keiner sehen wird. Aber dennoch, haltet eure Schnauze. Kein Gebrüll. Kein Gejohle. Wenn ihr redet, dann auf Zimmerlautstärke. Hinterlasst keine Spuren. Ritzt nichts in die Wände oder schmiert Graffitis daran. Nichts darf darauf hinweisen, dass wir hier gewesen sind, verstanden?« Dass die anderen stumm mit dem Kopf nickten, reichte Dieter nicht. Er musste klarmachen, wie ernst es ihm war. »Wenn einer von euch aus der Reihe tanzt, brechen wir das alles ab. Euer Geld behalte ich und wenn euch das nicht passt, dann geht doch zur Polizei. Dort könnt ihr euch gleich selbst anzeigen.« Diesmal nickte niemand. Dieter wusste, dass sie ihn verstanden hatten. Jeder von ihnen zahlte gutes Geld dafür, dass er sie in das unter Bielefeld liegende Tunnelsystem führte. Es konnte Dieter seinen Job kosten und eine Gefängnis- oder eine sehr hohe Geldstrafe nach sich ziehen. Doch es war auch eine gute Gelegenheit, sein Konto ein wenig aufzuhübschen, denn als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma verdiente er seiner Meinung nach nicht genug. Normalerweise saß er viel am Schreibtisch, drehte in Gebäuden nachts seine Runden, schaute nach dem Rechten und nahm wieder an seinem Tisch Platz. Dieser stand jetzt in einem Bungalow, der mitten in Bielefeld errichtet worden war. Nicht genau der gleiche Schreibtisch, aber die Ähnlichkeit war verblüffend wie deprimierend. Und unter diesem Bungalow befand sich einer von vielen Zugängen in das Tunnelsystem. Natürlich konnte er das nicht alleine in die Wege leiten. Die Anlage wurde streng bewacht, er brauchte also Komplizen und das erhöhte den Preis, den die Kids für ein paar Minuten in der Höhle des Monsters zahlen mussten. So nannte Dieter das, was unter ihren Füßen lag. Die Höhle des Monsters. Vor längerer Zeit hatte sich ein gigantischer Wurm mit mehreren Köpfen unter der Stadt an der Senne entlanggegraben und sie dabei zu einem großen Teil zerstört. In ganz Deutschland war es zu Angriffen durch ähnliche Kreaturen gekommen. Riesige Roboter, Fische, Insekten und weiß der Kuckuck was das für Biester gewesen waren. Kaum, dass Bielefeld sich davon erholt hatte, begann alles von vorne. Doch diesmal befand sich das Wesen an der Oberfläche und es handelte sich um eine Art Spinne. Eine von der Sorte, die Feuer spuckte und aufgrund ihrer Größe nicht mit dem Staubsauger erlegt werden konnte. Dafür brauchte es Panzer der Bundeswehr. Bis heute war unklar, von wo die Spinne gekommen sein könnte, doch die Gerüchte verfestigten sich, dass sie aus den Tunneln stammte. Was bedeuten würde, dass dort noch mehr darauf wartete, auszubrechen. Auch der Spinnenangriff lag nun schon eine Weile zurück und nichts Vergleichbares hatte sich mehr geregt. Weder unter, noch über der Erde. Wenn tatsächlich noch etwas anderes unter Bielefeld lauerte, war es hoffentlich längst verhungert. Solche Monster brauchten bestimmt viel zu fressen und was gab es dort unten schon außer Regenwürmern und Maulwürfen? Der Zugang, zu welchem Dieter seine vier Gäste, eine Gruppe aus jungen Frauen und Männern um die zwanzig Jahre, führte, wurde von zwei Kollegen überwacht. Eine Weile war das die Aufgabe von Soldaten der Bundeswehr gewesen. Dieter hatte zu diesem Zeitpunkt noch Dienst in einem Firmengebäude geschoben und konnte sich nur vorstellen, wie es hier ausgesehen haben musste, mit all den bewaffneten Frauen und Männern. Angeblich hatten Panzer auf den Tunnel gezielt, um jeder nicht menschlichen und zu groß geratenen Kreatur, die versuchte herauszukommen, den Kopf wegzublasen. Da sich auch nach längerer Zeit nichts zeigte, wurden die Soldaten abgezogen und eine Sicherheitsfirma beauftragt, hier nach dem Rechten zu sehen. Bezahlte Idioten, wie Dieter es nannte, ohne daran zu denken, dass er selbst zu ihnen gehörte. Er nickte seinen beiden Kollegen zu, die nur am Eingang standen, damit der Tunneleingang für die Kids bewacht aussah. Die meiste Zeit saßen sie zu dritt im Bungalow und spielten Karten oder guckten Filme auf einem Laptop. Für ein paar Minuten musste jetzt aber alles so aussehen, als täten diese Männer etwas für ihr Geld, damit die unerlaubten Besucher ihren Freunden nicht erzählten, dass hier jeder ein- und ausgehen konnte. Es war das erste Mal, dass sie jemanden in die unterirdischen Höhlen führten. Sollte es sich als lukratives Geschäft erweisen, würde es vielleicht öfter passieren. Dieters Kollegen sagten kein Wort, blickten die vierköpfige Gruppe hinter ihm aber streng an, als diese an ihnen vorbeizog. Danach wurde es ernst. Der Eingang war etwas mehr als drei Meter hoch. Hinter ihm ging es steil bergab, aber nicht so stark, dass man eine Leiter oder ein anderes Hilfsmittel brauchte. Auf dem Weg nach unten dachte Dieter daran, dass er den Kids festes Schuhwerk und warme Kleidung hätte empfehlen sollen, aber das hier war schließlich keine Touristentour. Sie begingen eine Straftat, drangen unerlaubt in abgesperrtes Gelände ein. Am Ende würde es keine Möglichkeit für ein paar Fotos oder einen Besuch im Souvenirshop geben. Von Letzterem gab es tatsächlich mehrere in Bielefeld. Sie boten Poster, Schlüsselanhänger, T-Shirts und kleine Skulpturen von den Monstern an. Die zerstörten Städte waren ein Anlaufpunkt für Katastrophentouristen geworden. Ob er seine Begleiter so nennen sollte, wusste Dieter aber nicht. Noch halfen ihnen Strahler, etwas zu sehen, und auch unten in den Tunneln würde es solche geben, doch die Anlage war zu groß, um sie komplett auszustatten. Dieter hatte sowieso vor, die Gruppe nur ein Stück weit hineinzuführen. Nie und nimmer wäre er zu tief reingegangen. Dort unten herrschte teils totale Finsternis. Und wenn da etwas lauerte, ganz gleich wie groß es sein mochte, würde diese Dunkelheit dem Monster Schutz geben. »Sind wir schon da?«, fragte einer der Jungs hinter Dieter und seine Freunde kicherten. Gleich, lag es dem Sicherheitsmann auf der Zunge, doch er behielt es für sich. Diese kleinen Scheißer sollten nicht glauben, dass ihm das hier Vergnügen bereitete. »Sind wir schon dahaaa?«, kam es noch einmal. »Mann, Olaf. Halt die Fresse«, zischte der andere Junge. Dieter begann, ihn zu mögen. Und dieser Olaf ging ihm jetzt schon auf den Geist. Die Erde war von vielen schweren Fahrzeugen, welche in den Tunneln standen, festgefahren worden. Denn man hatte Teile des toten Wurms hierdurch abtransportiert. Aber noch immer wurde das Labyrinth sporadisch unter- und durchsucht. Natürlich wimmelte es im Internet nur so vor Verschwörungstheorien und Geschichten von Monstern, die angeblich gesehen worden waren. Daran glaubte Dieter nicht. Aber an die Erzählungen der Menschen, die hier unten arbeiteten, schon. Darin kamen keine Ungeheuer vor, dafür jedoch Geräusche. Weit entfernt klingendes Gelächter. Mal sollte es wie ein Mann klingen, dann wie eine Frau. Manchmal lachten auch beide gleichzeitig. Dieter wollte nicht zugeben, dass ihm diese Geschichten Angst einflößten. Seine Kollegen machten immer wieder Scherze über die Gerüchte und er lachte mit ihnen, doch innerlich zog sich ihm dabei alles zusammen. So auch jetzt, als er den steilen Hang verließ und in den Tunnel hineinsah. Zu beiden Seiten waren Strahler aufgebaut, welche rund um die Uhr weißes Licht spendeten. Mit der freiliegenden Erde sah es hier unten nicht nur aus wie in einem überdimensionalen Grab, es roch auch so. Neben dem Aroma feuchter Erde lag zudem noch das von Verwesung in der Luft. Es hatte eine Weile gedauert, bis der Wurm vollständig entfernt worden war. In Dieters Vorstellung experimentierten jetzt ein paar Kittelträger irgendwo mit den verfaulenden Überresten. »Denkt dran, was ich euch gesagt habe …«, begann Dieter noch einmal eine Ansprache, als einer der Jungs schrie: »Seht euch das doch nur mal an! Ich werde verrückt! Das ist so krass!« Jetzt erst wandte Dieter sich ihnen zu, wollte dem Kerl sagen, dass er still sein sollte. Bei dem kleinen Scheißer konnte es sich nur um diesen Olaf handeln. Der sprang lachend auf und ab und als Dieter ihn packen wollte, begann er zu rennen. Weniger, um den großen Händen des Sicherheitsmannes zu entkommen, sondern weil er es kaum erwarten konnte, den Rest von all dem zu sehen, was vor ihnen lag. »Scheiße!«, fluchte Dieter, als er versuchte, Olaf zu verfolgen. Die anderen lachten ihn aus und es war schnell klar, dass Dieter Olaf niemals einholen würde. Dieter war etwas übergewichtig. Seine Knie taten schon vom steilen Abstieg in das Tunnelsystem weh. Vielleicht hätte er an der Oberfläche erwähnen sollen, wie einfach es war, sich hier unten zu verlaufen. Aber irgendwie bezweifelte Dieter, dass das etwas genützt hätte. »Scheiße!«, spie er noch einmal, sah dann die anderen jungen Leute an, die weiterhin über das Verhalten ihres Freundes lachten. Bis sie Dieters Gesichtsausdruck sahen. Er überlegte, den Kids ihr Geld zurückzugeben und sie alle zum Teufel zu jagen, aber dann würden sie ihn verpfeifen und als nächstes erwartete ihn nicht nur das Arbeitsamt, sondern sicher auch ein Gerichtsverfahren. »So eine beschissene Scheiße!« Jetzt ging es ihm etwas besser. Die Handys seiner Begleiter lagen oben in seinem Schreibtisch. Es würde also niemand etwas filmen oder Fotos machen. Und auch...