E-Book, Deutsch, Band 332, 256 Seiten
Reihe: Historical
Willingham Die Prinzessin und der Bastardkrieger
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-6809-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 332, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6809-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Irland, 1172. Lady Taryn of Ossoria muss ihren Vater retten: Wegen angeblichen Hochverrats droht ihm der Tod! Verzweifelt bittet sie den mächtigen Krieger Killian MacDubh um Hilfe. Es heißt, der rechtlose Bastardsohn soll ein Herz aus Eis haben. Doch auf der gefahrvollen Reise zum Königshof entdeckt Taryn an dem irischen Krieger eine warme, sinnliche Seite voller Küsse und zärtlicher Leidenschaft. Bis die junge Lady entsetzt erfährt, was er von ihr für die Rettung ihres Vaters verlangt: die Ehe, damit er endlich in den Besitz von eigenem Land kommt! Hat der Bastard wirklich ein Herz aus Eis?
Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde. Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat Indiana, da sie mit dem Gedanken spielte, Medizin zu studieren. Jedoch musste sie diesen Gedanken bald wieder verwerfen, da sie kein Blut sehen konnte. Stattdessen studierte sie Englisch und schloss mit summa cum laude, der besten Benotung, ab. Daraufhin kam sie auf die Idee Lektorin zu werden. Ihr erster Teilzeitjob bestand darin, Hypothekenhandbücher zu bearbeiten, was sie umgehend zurück zur Uni fliehen ließ, um Lehrerin zu werden. Michelle unterrichtete 11 Jahre lang, bevor sie aufhörte, um zu Hause bei ihren Kindern zu sein und sich voll und ganz dem Schreiben widmen zu können. Zahlreiche ihrer Romane erschienen in der Reihe Harlequin Historical. Michelle ist mit einem Raketenwissenschaftler verheiratet und lebt zusammen mit ihm in Virginia. Neben dem Schreiben kocht und liest sie gerne und vermeidet sportliche Aktivitäten um jeden Preis.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Irland – 1172
Seine Schwester würde bald sterben.
Killian MacDubh sah es deutlich, auch wenn alle anderen um ihn herum es leugneten. Carice war zwar immer noch die schönste Frau von ganz Éire, aber ihr Körper hatte seine Kraft verloren. Vor zwei Jahren war sie schwer erkrankt und seither immer zerbrechlicher geworden. Sie verließ ihr Bett nur selten, und wenn sie es tat, musste sie meist zurückgetragen werden. Sie hatte ihm die Nachricht überbringen lassen, dass sie ihn am Abend dringend sprechen müsse. Killian fragte sich, worüber sie wohl mit ihm reden wollte.
Draußen trommelte der Regen auf den aufgeweichten Erdboden. Ohne genau zu wissen, warum, war er den ganzen Tag über unruhig auf und ab gegangen. Eine rastlose Vorahnung hatte ihn ergriffen, so, als hinge eine unsichtbare Bedrohung über ihnen allen. Die Zeichen standen auf Sturm.
Seine Tunika und seine engen Hosen waren völlig durchnässt, als er den Eingang am hinteren Ende der großen Halle erreichte. Kaum war er eingetreten, verdüsterte sich Brian Faoilins Gesicht, als wäre ein streunender Hund in das Haus eingedrungen. Dem Chef des Faoilin-Clans war Killians bloße Existenz ein Dorn im Auge. Als Killians Mutter Iona bei ihm Zuflucht gesucht hatte, hatte sie ihren unehelichen Sohn zwar bei sich behalten dürfen. Aber der Clan-Chef hatte sie beide gezwungen, unter den Fuidir zu leben, den rechtlosen, abhängigen Pächtern, die unter bestimmten Bedingungen geduldet wurden, aber niemals richtig zum Clan gehörten. Sein ganzes Leben lang hatte Killian neben den Hunden geschlafen und Essen gegessen, das andere übrig gelassen hatten. Alle Clansrechte waren ihm verwehrt, und er durfte kein eigenes Land besitzen.
Das hätte ihm zeigen sollen, wo sein Platz in der Welt war. Stattdessen nährte es seine Verbitterung, und er hatte sich geschworen, dass der Tag kommen würde, an dem ihn niemand mehr als Sklave behandeln würde. Wie sehr sehnte er sich nach einem Leben, in dem ihm andere mit Respekt anstatt mit Verachtung begegneten. Nur Brians Tochter Carice hatte ihn immer wie einen Bruder behandelt, seit sie zusammen aufgewachsen waren.
Killian wusste, dass er ein guter Kämpfer war. Als Diener eines Faoilin-Kriegers hatte er einige Sommer lang bei den MacEgans, den besten Kriegern Irlands, verbracht und dort das Kämpfen gelernt. Eigentlich hatte er die Faoilins schon lange verlassen und sich als Soldat verdingen wollen. Besser das Leben eines Nomaden führen und sein eigener Herr sein, als so weiterzumachen wie bisher. Aber dann war Carice erkrankt und hatte ihn gebeten, nicht zu gehen. Nach dem Tod seiner Mutter war sie alles, was ihm an Familie geblieben war, und er wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde. So hatte er geschworen, bis zum Ende bei ihr zu bleiben.
Fürst Brian beugte sich unterdessen zu einem der Wachsoldaten hin, zweifelsohne um den Befehl zu geben, Killian aus der Halle zu werfen. Innerhalb kürzester Zeit durchquerte Killians Freund Seorse den großen Saal, Bedauern auf dem Gesicht. „Du weißt, dass du nicht hier sein darfst, solange du nicht dazu aufgefordert wurdest, Killian.“
„Natürlich nicht.“ Sicher, er sollte draußen im strömenden Regen bleiben, wo Erde und Dung sich zu Matsch vermischten. Brian weigerte sich, ihn in den Clan aufzunehmen. Er wollte, dass Killian in den Ställen arbeitete und tat, was man ihm befahl.
Aber heute verschränkte er die Arme vor der Brust und wich nicht von der Stelle. „Willst du es sein, der mich rauswirft?“ Killians Stimme war kalt wie Eis, denn er war es müde, wie der Bastard behandelt zu werden, der er war. Er spürte, wie sich sein Bauch vor Wut zusammenzog, und rührte sich nicht.
„Fang keinen Streit an, Killian“, warnte Seorse ihn. „Stell dich im Turm unter, wenn es sein muss. Aber mach keinen Ärger. Ich kann dir später etwas zu essen bringen.“
Killians grinste ihn an. „Sehe ich so aus, als wäre ich auf Ärger aus?“ Er kämpfte gern und hatte sich bei den Männern einen Namen als einer der besten Kämpfer gemacht. Unter seiner Tunika trug er ein Kettenhemd, das er nach einem Überfall nordischer Eindringlinge einem der getöteten Angreifer abgenommen hatte. Er besaß kein eigenes Schwert, aber er wusste seine Fäuste zu benutzen und hatte über die Jahre hinweg den einen oder anderen Knochen gebrochen. Brian gab es jedes Mal ganz offensichtlich einen Stich, wenn Killian einen Wettkampf gewann oder ein Clanmitglied besiegte.
Seorse senkte die Stimme. „Warum bist du hier, Killian?“
„Carice hat nach mir rufen lassen.“
Sein Freund schüttelte den Kopf. „Es geht ihr heute schlechter. Ich glaube nicht, dass sie ihre Kammer verlassen kann. Sie war fast die ganze Nacht in schlimmer Verfassung und konnte kaum etwas essen.“
Es zerriss Killian das Herz, Carice vor seinen Augen praktisch verhungern zu sehen. Sie konnte kaum noch Nahrung bei sich behalten. Der Heiler hatte ihr verordnet, nur Brot und andere einfache Dinge zu sich zu nehmen, um ihren Magen zu schonen. Aber nichts schien zu helfen. „Bitte, bring mich zu ihr.“
„Das kann ich nicht, und du weißt es. Brian hat mir befohlen, dich nach draußen zu begleiten.“
Aber Killian war nicht bereit aufzugeben – noch nicht. Als er in Richtung Eingang ging, bemerkte er eine Regung an der Treppe, die nach oben führte. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Fürst Brian gerade nicht auf ihn achtete. Daher wagte er es und eilte mit schnellen Schritten auf die Wendeltreppe zu. Seorse sah ihn besorgt an, aber seine stille Botschaft war klar. Er würde Brian nicht melden, dass Killian noch da war.
Carice hatte offensichtlich Schwierigkeiten, die Treppe hinunterzugehen. Ihre Haut hatte die Farbe von Schnee. Während sie sich mit der einen Hand an der Schulter ihrer Zofe festhielt, stützte sie sich mit der anderen an der Wand ab. Killian beeilte sich, ihr entgegenzukommen und ihr den Arm anzubieten. „Kann ich helfen, Mylady?“
„Nenn mich so noch einmal und du kriegst eins …“ Ihr dunkles Haar war aus dem Gesicht gebunden, und ihre blauen Augen blickten ihn voller Wärme an. Sie war viel zu dünn. Nur noch Haut und Knochen. Aber ihr Geist war kämpferisch wie eh und je.
„Du hättest dein Zimmer nicht verlassen sollen, Carice.“
Sie gab ihrer Zofe ein Zeichen, sie allein zu lassen.
„Ich werde kurz hier sitzen, um mit dir zu sprechen“, erklärte sie. „Danach kannst du mich zurück ins Bett tragen.“
„Du bist zu krank“, schalt er. „Ich bringe dich sofort zurück.“
Sie schüttelte den Kopf und hob die Hand. „Lass mich sprechen. Es ist wichtig.“
Carice ließ sich auf der Treppe nieder und bedeutete ihm, sich neben sie zu setzen. „Vater sollte dich nicht so behandeln. Du bist mein Bruder, und für mich bist du das immer gewesen, auch wenn wir nicht dieselben Eltern haben.“ Sie drückte ihm die Hand. In so vielen Dingen erinnerte sie ihn an seine Mutter. Sanft, aber mit einem sehr starken Willen. Sie hatte sich vorgenommen, sich um ihn zu kümmern. „Du verdienst ein besseres Leben als dieses, Killian. Es war falsch von mir, dich zu bitten zu bleiben.“
Er widersprach nicht. Aber er wusste, dass er, wenn er einmal gegangen war, nie mehr nach Carrickmeath zurückkehren würde. „Eines Tages werde ich gehen. Vielleicht, wenn du verheiratet bist und nicht mehr meine Kämpfe für mich austrägst.“
Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. „Ich werde niemanden heiraten, Killian. Dieser Winter ist mein letzter. Ich habe vielleicht nicht einmal bis zum Sommer zu leben.“
Unbehagen erfasste ihn, denn er wusste, dass sie recht hatte. Von Tag zu Tag verschlechterte sich ihr Zustand. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie nicht mehr genug Kraft haben würde, um am Leben festzuhalten. Aber so schwach ihr Körper auch war, ihre innere Stärke war die einer Kriegerkönigin.
„Vater glaubt mir nicht. Er denkt, ich werde gesund, den Hochkönig heiraten und Königin von Irland werden. Aber er irrt sich. Deshalb habe ich die Dinge selbst in die Hand genommen.“
„Was meinst du damit?“ Plante sie etwa, sich das Leben zu nehmen?
„Ich werde Rory Ó Connor nicht heiraten“, sagte sie mit fester Stimme. „Ich habe Vorkehrungen getroffen, um von hier fortzugehen.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde weicher, als sie einräumte: „Vater hat meine Reise nach Tara zur Hochzeit verschoben. Er hat dem Hochkönig von meiner Krankheit erzählt, doch schon bald werden die Männer des Königs kommen, um mich zu holen. Aber ich werde nicht zulassen, dass die letzten Tage meines Lebens von einer Ehe mit einem solchen Mann überschattet werden.“ Sie streckte die Hand aus und strich Killian eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich weiß, König Rory ist dein Vater, aber ich bin sehr froh, dass du ihm in keiner Hinsicht gleichst.“
„Ich werde nie so sein wie er.“ Die Geschichten von den grausamen Taten des Hochkönigs waren bekannt. Rory hatte die Gebiete von Strabane und Derry geplündert und gebrandschatzt. Er hatte sogar befohlen, seinen eigenen Bruder zu blenden, um auf den Thron zu gelangen. Das war einer von vielen Gründen, warum niemand es wagte, sich gegen ihn zu stellen.
„In gewisser Weise ähnelst du ihm aber doch.“ Carice legte ihre Hand an seine Wange. „Das Blut des Hochkönigs fließt in deinen Adern. Du bist dafür gemacht, Herr über dein eigenes Land zu sein.“
Nur zu gern hätte er das geglaubt, wusste aber nicht, ob er seine niedrige Geburt jemals überwinden würde. Viele Männer respektierten ihn als guten...




