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E-Book

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Wilson Der Darm trainiert mit

Wie du Verdauungsbeschwerden vorbeugst und deine sportliche Leistung verbesserst
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7453-1302-4
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie du Verdauungsbeschwerden vorbeugst und deine sportliche Leistung verbesserst

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-7453-1302-4
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Verdauungsbeschwerden treten meistens im schlechtesten Moment auf - zum Beispiel mitten im Training oder im Wettkampf. Viele Athleten kämpfen mit Symptomen wie Blähungen, Seitenstechen, Übelkeit, Bauchkrämpfen oder Durchfall, die ihre sportliche Leistung stark beeinträchtigen. Warum der Darm besonders bei Ausdauersportarten so häufig Probleme bereitet und wie du sie verhinderst, erklärt Sportwissenschaftler Dr. Patrick Wilson anhand neuester Studien. Anschaulich zeigt er, wie das Verdauungssystem funktioniert, welchen Einfluss Anstrengung, Ängste und Stress darauf haben und welche Nahrungsbestandteile schädlich sein können. So lernst du, deine Ernährung und dein Stressmanagement zu optimieren und Beschwerden vorzubeugen, um dich in Training und Wettkampf stets wohlzufühlen und richtig Gas geben zu können!

Dr. Patrick Wilson ist Professor für Sportwissenschaft an der Old Dominion University in Norfolk, Virginia. Er erforscht, wie Ernährung und psychologische Faktoren die sportliche Leistung von Athleten beeinflussen, und veröffentlichte bereits über 40 Artikel zu diesem Thema. Er ist außerdem Leiter des Human Performance Lab, das Untersuchungen und Beratung in den Bereichen Fitness und Gesundheit anbietet.
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01


Anatomie und Physiologie des Verdauungstrakts


Bevor wir uns in die wissenschaftliche Erforschung der Zusammenhänge zwischen sportlicher Aktivität und Verdauungssystem vertiefen, möchte ich dir zunächst einmal ein gewisses Grundwissen über die Anatomie und Funktion deiner Verdauungsorgane vermitteln. Wir werden uns also auf eine schrittweise Entdeckungsreise durch deinen Verdauungstrakt begeben – vom Mund bis (ja, du hast es erraten!) zum After. Wie du gleich sehen wirst, besteht dein Verdauungssystem nicht einfach nur aus einem neun Meter langen Schlauch. Vielmehr ist jeder Abschnitt für bestimmte Aspekte des Verdauungsprozesses zuständig. Mit anderen Worten: Der Verdauungstrakt ist so etwas Ähnliches wie ein Fließband, an dem Autos zusammengebaut werden – jeder Abschnitt erfüllt eine andere wichtige Aufgabe und nur wenn alle Teile richtig funktionieren, entsteht am Ende ein funktionsfähiges Auto. Ein Ferrari ohne Räder wird ganz bestimmt nicht mit 300 Stundenkilometern über die Autobahn brettern, egal wie gut der Rest des Autos läuft. Ebenso kann eine Fehlfunktion in irgendeinem Bereich deines Verdauungssystems drastische Auswirkungen darauf haben, welche Bestandteile deiner Nahrung verdaut und ins Blut aufgenommen werden und wie gut dein Körper arbeitet – und normalerweise werden das keine positiven Veränderungen sein.

Keine Sorge: Ich möchte in diesem Kapitel nicht das ganze menschliche Verdauungssystem in allen Details beschreiben, bis du dich zu Tode langweilst, sondern dir nur so viele Informationen liefern, dass du verstehst, wie deine Ernährung und andere Lebensstilentscheidungen sich auf deine Verdauung auswirken. Doch selbst dieser vereinfachte Überblick über das Verdauungssystem enthält zwangsläufig ein paar fachliche Informationen. Hoffentlich hältst du mich deshalb nicht für einen Pedanten! Mach dir nichts daraus, wenn du nicht jedes Detail genau verstehst; ich will dir einfach nur einen allgemeinen Eindruck davon vermitteln, wie dein Verdauungstrakt aufgebaut ist (die Reihenfolge siehst du auf Seite 13) und wie der Prozess der Verdauung und Nährstoffaufnahme funktioniert.

ANATOMIE DES VERDAUUNGSTRAKTS

Dieses ungefähr neun Meter lange Organsystem ist für die Verdauung deiner Nahrung und die Aufnahme von Nährstoffen ins Blut zuständig.

Wenn das Thema Verdauung absolut nicht dein Ding ist, kannst du die nächsten Kapitel gerne überspringen; die meisten praktischen Informationen, um die es später geht, sind auch ohne gründliche Kenntnis des Verdauungsprozesses verständlich. Aber ich warne dich: Wenn du erst später weiterliest, entgehen dir interessante Informationen über Mick Jagger, Shaquille O’Neal, Muggsy Bogues, Blauwale, einen Haifilm, Anakondas, Wettbewerbe im Hotdog-Essen, Sir Michael Caine und Meryl Streep!

MUND


Die erste Station auf unserer Entdeckungsreise durch den Verdauungstrakt ist der Mund. Es gibt verschiedene Techniken zur Messung der Mundgröße; eine Möglichkeit besteht darin, so viel Flüssigkeit wie möglich in den Mund hineinzusaugen, ohne sie zu schlucken. Genau das mussten freiwillige Probanden im Rahmen einer Studie aus dem Jahr 2012 tun.1 Das Ergebnis: Ein durchschnittlicher Erwachsener kann ungefähr 60 Milliliter Flüssigkeit im Mund behalten, was in etwa der Größe eines Hühnereis entspricht; bei den Studienteilnehmern, die am besten abschnitten, hatte der Mund allerdings ein Fassungsvermögen von mehr als 90 Millilitern. Interessanterweise stellten die Forscher fest, dass eine Korrelation zwischen der Gesichtsgröße und dem Flüssigkeitsvolumen bestand, das die Teilnehmer im Mund behalten konnten. Oder um es ein bisschen laienverständlicher auszudrücken: Mick Jagger und Steven Tyler (das sind Musiker von den Rolling Stones beziehungsweise Aerosmith – nur als kleine Hintergrundinformation für alle, die sich nicht mit Rockmusik auskennen) haben wahrscheinlich größere Chancen, sich möglichst viel Mampfi-Mampfi zwischen die Kauwerkzeuge zu schieben, als die meisten anderen Leadsänger aus der Rockszene. Aber um das herauszufinden, hätte man wahrscheinlich nicht unbedingt eine wissenschaftliche Studie gebraucht …

Die wichtigste Aufgabe deines Mundes besteht darin, die feste Nahrung, die du zu dir nimmst, mechanisch zu zerkleinern – von Obst und Gemüse bis hin zu Hamburgern, die so riesig sind, dass man die Maulsperre davon kriegen kann (nein, keine Sorge, ich habe überhaupt keine Vorurteile gegen Leute, die gerne viel essen …). Dieses Kauen und Zermahlen hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Zerdrücken von Trauben, bevor sie zu Wein verarbeitet werden. Die physische Zerkleinerung der Nahrung erleichtert den chemischen Verdauungsprozess, denn dadurch vergrößert sich die Oberfläche, auf der die Verdauungsenzyme einwirken können. Eines der ersten Enzyme, mit denen dein Körper diesen Prozess in Gang setzt, ist die aus den Speicheldrüsen in die Mundhöhle freigesetzte Amylase. Die Aufgabe dieser Speichel-Amylase besteht darin, die Bindungen, die große Kohlenhydratmoleküle zusammenhalten, anzugreifen und die Moleküle dadurch in kürzere Ketten aufzubrechen. Ein weiteres Enzym (die Zungenlipase) wird ebenfalls im Mund freigesetzt und leitet die Fettverdauung ein. Bei Tieren wie beispielsweise Mäusen – und auch bei menschlichen Babys – ist die Zungenlipase ein wichtiges Enzym; beim erwachsenen Menschen dagegen wird sie nur noch in kleinen Mengen abgesondert, sodass im Mund lediglich eine minimale Fettverdauung stattfindet.

Der nächste Schritt im Verdauungsprozess nach dem Kauen ist das Schlucken. Obwohl das ein ganz einfacher Vorgang zu sein scheint, erfordert es die Präzision und Koordination eines meisterhaften Tanzteams. Für die meisten Menschen ist dieser hochkomplexe Bewegungsablauf, den unser Körper tagtäglich fünfhundert- bis tausendmal (darunter auch mehrere Dutzend Male im Schlaf) fast fehlerfrei ausführt, eine Selbstverständlichkeit.2 Zuerst drückt die Zunge dabei den halbkugelförmigen Speisebrei (den sogenannten Bolus) gegen den Gaumen; dann befördert sie ihn in den Mundrachen oder Oropharynx (den Rachenraum hinter der Mundhöhle). Sinnesrezeptoren erspüren diesen Bolus, was dazu führt, dass der Zungengrund sich nach unten bewegt und das Zäpfchen – der kleine fleischige Vorsprung am hinteren Ende des Mundraums – sich hebt und den Weg in die Speiseröhre freigibt. Um ein Ersticken zu verhindern, finden dabei mehrere automatische Vorgänge statt: Der Kehldeckel (ein steifer Gewebelappen am Zungengrund) verschließt die oberen Atemwege. Diese und andere Bewegungsabläufe müssen genau koordiniert aufeinanderfolgen, um den Schluckvorgang zu ermöglichen. Störungen dieses Prozesses tragen zu den verschiedensten Gesundheitsproblemen bei und führen allein in den USA alljährlich zu mehreren Tausend Todesfällen durch Ersticken.3

SPEISERÖHRE


Die nächste Station auf unserer Reise durch den Verdauungstrakt ist die Speiseröhre (Ösophagus). Sie dient in erster Linie als Transportschlauch zwischen Mund und Magen. Im Durchschnitt ist die Speiseröhre eines erwachsenen Menschen (gemessen von den Schneidezähnen bis zum Mageneingang) ungefähr 41 Zentimeter lang,4 wobei die Länge von verschiedenen Faktoren abhängt, vor allem von der Körpergröße. Bei einer Größe von 2,16 Metern wird Shaquille O’Neal also wahrscheinlich eine 54 Zentimeter lange Speiseröhre haben, während Muggsy Bogues (mit seinen knapp 1,60 Metern der kleinste Basketballspieler in der Geschichte der NBA) schätzungsweise nur eine 41 Zentimeter lange Speiseröhre sein Eigen nennt. Und mit seinen unglaublichen 2,72 Metern hatte der größte Mensch in der Medizingeschichte, Robert Pershing Wadlow, wohl eine 68 Zentimeter lange Speiseröhre, was – wenn du es ganz genau wissen willst – in etwa der Länge einer Schnappschildkröte oder eines kleinen Rotluchses entspricht.

PERISTALTIK

Durch abwechselndes Zusammenziehen und Entspannen der Verdauungsorgane – die sogenannte Peristaltik – wird der Speisebrei durch den Verdauungstrakt transportiert.

Egal ob deine Speiseröhre so lang ist wie die von Shaquille O‘Neal oder so kurz wie die von Muggsy Bogues – sie kann den Transport deines Speisebreis erstaunlich gut regulieren. Die Passage eines Bolus durch deine Speiseröhre verläuft sogar in so perfekter Koordination, dass du wie Graf Dracula Blut (oder eine beliebige Nicht-Vampir-Mahlzeit deiner Wahl) schlucken und dabei kopfüber von der Decke herabhängen könntest. (Das erklärt übrigens auch, warum Astronauten in schwereloser Umgebung überhaupt essen und trinken können.) Dank einem Prozess namens Peristaltik kann deine Speiseröhre der Schwerkraft trotzen und den Speisebrei von oben nach unten transportieren....


Dr. Patrick Wilson ist Professor für Sportwissenschaft an der Old Dominion University in Norfolk, Virginia. Er erforscht, wie Ernährung und psychologische Faktoren die sportliche Leistung von Athleten beeinflussen, und veröffentlichte bereits über 40 Artikel zu diesem Thema. Er ist außerdem Leiter des Human Performance Lab, das Untersuchungen und Beratung in den Bereichen Fitness und Gesundheit anbietet.



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