Wilson | Eisen und Blut | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 992 Seiten

Wilson Eisen und Blut

Die Geschichte der deutschsprachigen Länder seit 1500
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8062-4644-5
Verlag: wbg Theiss
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Geschichte der deutschsprachigen Länder seit 1500

E-Book, Deutsch, 992 Seiten

ISBN: 978-3-8062-4644-5
Verlag: wbg Theiss
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Vom kriegerischen Herzen Europas: eine faszinierende Analyse Welchen Einfluss hatte der Militarismus auf die deutsche Geschichte der Neuzeit? Peter H. Wilson fächert in beeindruckender Weise die gesamte Militärgeschichte des deutschsprachigen Raumes der letzten fünf Jahrhunderte auf. Dabei berücksichtigt er nicht nur alle militärischen Aspekte von der Waffenentwicklung bis hin zur Kriegsstrategie, sondern auch Politik, Wirtschaft, Technologie, gesellschaftliche Entwicklungen und die Folgen der Kriege. - Nuanciert und komplex: ein neuer Blick auf die Geschichte Europas - Vom römischen-deutschen Reich zum Nationalstaat: 500 Jahre Militärgeschichte - Die Entwicklung der Kriegsführung an Land, zur See und in der Luft - Kriege, Feldzüge, Generäle und der Militarismus: eine scharfe Analyse für Geschichtsinteressierte - Vom Historiker und Autor des gefeierten Sachbuchs 'Der Dreißigjährige Krieg'   Wie das Militärische die deutsche Geschichte bestimmt Bismarcks berühmte Rede 'Blut und Eisen' zeigt, wie sehr der Militarismus ein integraler Bestandteil der deutschen Geschichte ist. Er prägte die Art und Weise, wie Politik gemacht und Kriege geführt wurden - und das nicht erst seit der Entstehung des deutschen Nationalstaates. Deshalb greift die in vielen Büchern zu Militär und Geschichte gepflegte Verengung des Blicks auf Aufstieg und Fall Preußens und die Zeit von 1914 bis 1945 zu kurz. Peter H. Wilson zeigt in seinem monumentalen Werk, wie wichtig es ist, die deutsche Militärgeschichte in einen größeren Zusammenhang zu stellen.

Peter H. Wilson ist Lehrstuhlinhaber für Militärgeschichte an der Oxford University. Er hat zahlreiche erfolgreiche Bücher zur deutschen und europäischen Militärgeschichte der Neuzeit veröffentlicht, darunter das preisgekrönte und viel gelobte Standardwerk 'Der Dreißigjährige Krieg' (wbg Theiss).
Wilson Eisen und Blut jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorbemerkung zur deutschen Übersetzung

Einleitung

Teil I: Krieg und Frieden – eine schwierige Balance 41

1. Kriegsherren 42

2. Wie man ein Heer aufstellt 85

3. Wie man Soldat wird 138

Teil II: Krieg als Dauerzustand 179

4. Das Monster des Krieges bändigen 180

5. Stehende Heere 231

6. Von außerordentlichen zu ordentlichen Lasten 291

Teil III: Die Professionalisierung des Krieges 329

7. Habsburger und Hohenzollern 330

8. Die Professionalisierung des Krieges 369

9. Die Sozialisierung des Militärs 413

Teil IV: Die Nationalisierung des Krieges 457

10. Krieg und Nationenbildung 458

11. Nationen unter Waffen 511

12. Der Nation dienen 575

Teil V: Die Demokratisierung des Krieges 633

13. Demagogen und Demokraten 634

14. Vom totalen Krieg zum Ende des Krieges? 723

15. Bürger in Uniform 804

Ausblick 878

Anhang 885

Dank 886

Abkürzungen 887

Anmerkungen 889

Personenregister 968

Bildnachweis 989


Einleitung


Eisen und Blut


„[N]icht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen –, sondern durch Eisen und Blut.“1 So sagte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck in seiner berühmten Rede vor der Budgetkommission des Abgeordnetenhauses, mit der er am 30. September 1862 seine Zuhörer dazu bewegen wollte, einer Erhöhung des Militärhaushalts zuzustimmen. Die abschließende Formulierung Bismarcks wurde schon damals bald umgekehrt und als Fehlzitat – „Blut und Eisen“ – sprichwörtlich für den deutschen Militarismus, während Bismarck als der „Eiserne Kanzler“ in die Geschichte einging, der den Krieg als einziges Mittel zur Einigung Deutschlands propagiert habe. Bei näherer Betrachtung stellt sich diese Sicht der Dinge jedoch als Karikatur einer wesentlich komplexeren und auch interessanteren Geschichte heraus.

Bismarck hatte seine Ansprache sorgfältig formuliert, um die Abgeordneten für sich zu gewinnen, zumeist Liberale, die sich für die Schaffung eines deutschen Nationalstaats unter parlamentarisch-demokratischer Regierung aussprachen. Der Ministerpräsident wollte ihnen die Realitäten der Machtpolitik in Erinnerung rufen und ihnen vor Augen führen, dass der Einfluss Preußens ganz von seiner militärischen Leistungsfähigkeit abhing – und nicht etwa auf einer ideologischen Führungsrolle beruhte. Bismarck hatte dabei ein Gedicht von Max von Schenkendorf im Sinn, der 1813 als Freiwilliger an den Befreiungskriegen gegen das napoleonische Frankreich teilgenommen hatte. Darin hieß es:

„Denn nur Eisen kann uns retten,

Und erlösen kann nur Blut,

Von der Sünde schweren Ketten,

Von des Bösen Übermut.“2

Wie auch andere Dichtung aus dieser Zeit wurde Schenkendorfs Werk später von den Nationalsozialisten missbraucht, um ihre eigene Ideologie kulturell zu unterfüttern. Der Titel von Schenkendorfs Gedicht, „Das eiserne Kreuz“, bezog sich auf den neuen Verdienstorden, den der damalige preußische König Friedrich Wilhelm III. im selben Jahr gestiftet hatte; liberal gesinnte Offiziere hatten den König dazu gedrängt, sein bisheriges Bündnis mit Frankreich aufzukündigen. Schenkendorf ist in seinem Gedicht zwar darauf bedacht, die Führungsrolle des Königs angemessen zu würdigen, doch verweist er auch auf das Vermächtnis des Deutschen Ordens in Preußen und dessen christliches Erbe. Andere Werke Schenkendorfs sind typische Beispiele für den jugendlich-romantischen Idealismus der damaligen Zeit und in ihrer Formulierung hinreichend vage gehalten, um Anknüpfungspunkte für christliche und sozialdemokratische Verwendungen zu bieten – und in jüngerer Zeit sogar in Werbekampagnen für Autos und Oberbekleidung aufzutauchen.

Bismarcks Karriere stand auf dem Spiel. Er bekleidete das Amt des preußischen Ministerpräsidenten erst seit einer Woche und sollte für den preußischen König die Blockade des Militärhaushalts beenden. Seine Anspielung auf die Revolution von 1848/49 war eine deutliche Spitze gegen die Liberalen, die damals bei der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche die Oberhand gehabt hatten, ohne freilich in ihren ausgiebigen Debatten den einigen deutschen Nationalstaat zustande zu bringen. Dennoch zeigten die Worte des Ministerpräsidenten nicht die gewünschte Wirkung: Die Abgeordneten wiesen Bismarcks Aufforderung, die Militärausgaben zu erhöhen, ab und stürzten Preußen damit in eine Verfassungskrise, aus der es sich erst nach dem Sieg in zwei Kriegen – 1864 gegen Dänemark und 1866 gegen Österreich – sollte befreien können. Als Auftakt der „deutschen Einigungskriege“ führten diese Konflikte zum Zerfall des Deutschen Bundes, aus dem Österreich mit Gewalt verdrängt wurde. Das Vermächtnis dieser Kriege sollte Mitteleuropa noch hundert Jahre lang nicht zur Ruhe kommen lassen. Bismarcks Rede hatte den preußischen König Wilhelm I. zunächst beunruhigt, musste dieser doch befürchten, sein Ministerpräsident wolle die „deutsche Frage“ mit Gewalt klären. Während der König an seinem späteren Status als nominell oberster Feldherr des Sieges über Frankreich 1870/71 aber durchaus Gefallen fand, hinterließ der Krieg bei vielen Deutschen zwiespältige Gefühle.3

Die „Blut-und-Eisen-Rede“ Bismarcks sowie die vielfältigen Reaktionen hierauf versinnbildlichen das Hauptargument dieses Buches: dass nämlich der Militarismus durchaus ein integraler Bestandteil der deutschen Vergangenheit gewesen ist und auch die Art und Weise geprägt hat, in der Deutschland seine Kriege geführt hat; dass dieser Militarismus jedoch weder ein abschließender Endpunkt war noch das Ergebnis einer einzigen historischen Entwicklungslinie. Auf den folgenden Seiten möchte ich eine verständliche Darstellung der Militärgeschichte des deutschsprachigen Europas im Lauf der letzten fünf Jahrhunderte geben, die ich in den größeren Rahmen der Entwicklungsgeschichte von Krieg und Kriegführung – an Land, zur See und in der Luft – einbetten werde. Am Ende soll deutlich werden, was die deutsche Kriegserfahrung einzigartig macht oder auch verbindet mit der entsprechenden Erfahrung anderswo in Europa oder vielleicht sogar in der übrigen Welt. Durchweg werde ich die Militärgeschichte in ihren weiteren Kontext einbetten und die politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung jener Gebiete, die das heutige Deutschland, Österreich und die Schweiz bilden, nicht aus dem Blick verlieren.

Ein deutscher Sonderweg?


Die Militärgeschichte Deutschlands ist ein äußerst populäres Thema, und an Büchern über die Kriege, Feldzüge, Generäle, Waffen und den Militarismus der Deutschen mangelt es nicht. Jedoch befassen die meisten dieser Werke sich bloß mit der Zeit von 1914 bis 1945, und die fast fünfzigjährige Geschichte des Deutschen Reiches vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs rangiert nur unter „ferner liefen“. Und wenn die Zeit vor den 1860er-Jahren überhaupt Erwähnung findet, dann meist als knappe Hinleitung zum „Aufstieg Preußens“, nicht als eigenständiger Teil einer viel längeren Geschichte. Bei den meisten dieser Bücher handelt es sich um (oftmals stark technisch ausgerichtete) Spezialstudien, insbesondere, wenn es um Waffen, Uniformen und Taktik geht. Etliche bewältigen ihren Gegenstand mit Bravour und frischen Einsichten, doch eine beträchtliche Anzahl käut lediglich abgedroschene Interpretationen und (oft ungenaue oder falsche) sachliche Details wieder.

Diese Verengung auf die Epoche der beiden Weltkriege hat die wissenschaftliche Debatte verkümmern lassen und die Militärgeschichte Deutschlands in einem anachronistischen, teleologischen Interpretationsrahmen gleichsam eingefroren, dessen Ursprünge im späten 19. Jahrhundert liegen und dessen endgültige Gestalt sich nach 1945 ausgebildet hat. Teil dieser Sichtweise ist der Mythos von einer spezifisch „deutschen“ Art der Kriegführung, die angeblich durch die geopolitische Lage Deutschlands im Herzen Europas – und also umgeben von feindseligen Nachbarn – bedingt sein soll. Die Deutschen, so eine verbreitete These, hätten sozusagen eine angeborene Neigung zum Angriffskrieg entwickelt, weil sie stets eine Umzingelung durch ihre Nachbarn befürchten mussten und ihren „Lebensraum“ erweitern wollten. Dies wiederum habe eine besonders autoritäre politische Ordnung erzeugt, weil nur ein Machtstaat die nötigen Ressourcen habe mobilisieren können, um die erforderliche Befähigung zum „Erstschlag“ zu schaffen und dauerhaft zu erhalten. Auf operationeller Ebene hätten die Kriege der Deutschen daher auch „Blitzkriege“ sein müssen, in denen schnelle und entscheidende Siege zu erringen waren, bevor die Feinde sich zusammentun und ihre zahlenmäßige Überlegenheit gegen Deutschland zum Tragen bringen konnten. Das deutsche Militär habe deshalb auch technische Perfektion und technologische Überlegenheit angestrebt, um so immerhin einen gewissen Vorteil gegenüber der Übermacht der Feinde zu erlangen. Zu diesem Zweck auch, hört man immer wieder, sei die Führung der deutschen Streitmacht in die Hände professioneller Militärs gelegt worden, die weitgehend unabhängig von politischer Kontrolle operierten, was letztlich fatale Konsequenzen für die deutsche Gesellschaft und den Frieden in Europa gezeitigt habe.4

Diese Interpretation der Geschichte hat sich zur nahezu unerschütterlichen Orthodoxie verfestigt – nicht zuletzt, weil charakteristische Institutionen des deutschen Militärs wie etwa der Generalstab ab den 1870er-Jahren zu weithin imitierten Vorbildern wurden. Immer wieder zog man den Entwicklungsstand in Deutschland als Maßstab heran, um die Leistungsfähigkeit und Effizienz der Armeen anderer Länder daran zu messen. Das Beispiel Deutschlands hat seit den 1970er-Jahren auch die Debatte darüber geprägt, ob es eine spezifisch amerikanische Art der Kriegführung gebe (oder geben...


Wilson, Peter H.
Peter H. Wilson ist Lehrstuhlinhaber für Militärgeschichte an der Oxford University. Er hat zahlreiche erfolgreiche Bücher zur deutschen und europäischen Militärgeschichte der Neuzeit veröffentlicht, darunter das preisgekrönte und viel gelobte Standardwerk "Der Dreißigjährige Krieg" (wbg Theiss).

Peter H. Wilson ist Lehrstuhlinhaber für Militärgeschichte an der Oxford University. Er hat zahlreiche erfolgreiche Bücher zur deutschen und europäischen Militärgeschichte der Neuzeit veröffentlicht, darunter das preisgekrönte und viel gelobte Standardwerk "Der Dreißigjährige Krieg" (wbg Theiss).



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.