Winckler / Egloff | Riesling, Handkäs, Gockelschiss | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 463 Seiten

Winckler / Egloff Riesling, Handkäs, Gockelschiss

Ein kulinarischer Familienkrimi aus dem Rheingau
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-347-58337-5
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein kulinarischer Familienkrimi aus dem Rheingau

E-Book, Deutsch, 463 Seiten

ISBN: 978-3-347-58337-5
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Babette Segon, die Heldin unseres ersten Bandes 'Cidre, Boeuf und Tubéreuse', ist diesmal im Rheingau unterwegs, wo sie über die Weihnachtstage ihren Sohn Félix besucht, der inzwischen sein Studium abgebrochen hat und sich nun zum Koch ausbilden lässt. Von der Familie seiner Freundin Franziska Reimers wird Babette herzlich aufgenommen. Zu ihrer Erleichterung ticken die Reimers ähnlich wie die Familie Segon: Streitereien nicht aus dem Wege gehend, nach außen dennoch wie Pech und Schwefel zusammenhaltend, gastfreundlich, gutem Essen zugewandt. So fühlt sich Babette fernab ihres Liebsten Jean-Luc, der forschend in der Antarktis unterwegs ist und ihrer ebenfalls in aller Welt verstreuten Töchter, fast wie zu Hause, auch wenn sie hin und wieder wehmütig an die früheren Familienweihnachtsfeste in Marolles, ihrem normannischen Heimatdorf, zurückdenken muss. Aber da kommt die Ablenkung durch ihre Reisebekanntschaft, den feinsinnigen Herrn Gaub, gerade recht. Dieser macht Babette nicht nur mit deutschen Weihnachtsgepflogenheiten vertraut, sondern führt sie auch in die Oper. Nur allzu gern lässt sich Babette auf dessen Galanterien ein.... Für zusätzliche Aufregung sorgt die Leiche im Weinberg, über die die Tante von Franziska stolpert. Franziska und Félix geraten in Verdacht. Können Babette und die Familie Reimers den Fall klären?

Nach dem Motto "Gemeinsam reist und schreibt es sich weniger einsam" haben wir uns zuerst reisend zusammen getan, um dann später auch gemeinsam zu schreiben. Gereist sind wir, Anne Winckler und Birte Egloff, in den letzten Jahren vor allem nach Frankreich. In der Normandie entstand der Gedanke, gemeinsam einen Krimi zu verfassen. Vom ersten Gedanken bis zur Veröffentlichung dauerte es zwar sieben Jahre, da wir beide familiär und beruflich ziemlich eingespannt waren, dafür ist aber jetzt bereits der zweite Band der kulinarischen Krimi-Familien-Serie in Arbeit. Diesmal ist die Anfahrt nicht so weit, im zweiten Band ist ein Teil der Familie Segon im Rheingau unterwegs und trifft dort auf eine Leiche im Weinberg. Gekocht und gestritten, geliebt und gelitten wird natürlich auch diesmal wieder. Anne Winckler, geboren 1953, war bis März 2017 als Familienrichterin tätig. Als promovierte Juristin war sie es zwar gewohnt zu schreiben, allerdings in vorgegebenen Bahnen. Seit ihrer Pensionierung genießt sie nun die Freiheit des Schreibens auf allen Ebenen. Um über den bisherigen Tellerrand des Freizeitschreibens hinauszublicken, hat sie im Wintersemester 2016/2017 an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin im Studiengang "Biografisches und Kreatives Schreiben" angefangen zu studieren und dies im April 2019 erfolgreich mit dem Master of Arts abgeschlossen. Anne Winckler lebt in Frankfurt am Main, wo sie auch Schreibkurse anbietet und als Schreibcoach arbeitet.
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Ankunft in Ibelsbach

Freitag, 18.12.2015

Der Schaffner kam durch den Waggon auf Babette zu. Sie meinte aus seinen Äußerungen heraus zu hören, dass die nächste Station Ibelsbach sein würde. So wirklich nach deutscher Sprache klang das, was da aus dem Mund des Mannes herauspolterte, nicht. Walters Deutsch, bei dem Babette in Honfleur einige Monate Privatunterricht genommen hatte, nachdem der Plan entstanden war, Félix und die Familie Reimers an Weihnachten zu besuchen, hatte sich anders angehört.

Babette zog ihre Jacke an und hängte sich die Tasche um. Der Schaffner bemächtigte sich ihres Koffers und stellte sich mit ihr zusammen an die Tür. Nachdem der Zug ausgerollt war, drückte er den grün aufleuchtenden Knopf und betrat als erster den Bahnsteig. Er wuchtete Babettes Koffer hinaus und reichte ihr sodann die Hand. Mit einem Nicken verabschiedete er sich von Babette, schwenkte seine Taschenlampe Richtung Triebwagen und schwang sich wieder aufs Trittbrett. Mit seinem Schlüssel löste er den Schließmechanismus der Türen aus, winkte Babette aufmunternd zu und verschwand im Wageninneren.

Babette blickte sich um. Die mit ihr ausgestiegenen Fahrgäste waren inzwischen in der Dunkelheit verschwunden. Das Bahnhofsgebäude sah unbelebt aus. Die Zeiger der Bahnhofsuhr standen auf 19.15 Uhr. Auf dem Bahnhofsvorplatz war eine Bushaltestelle zu erkennen, an der eine Gruppe Jugendlicher mit Bierflaschen in der Hand herumlungerte. Davor stand ein Polizist, der mit fuchtelnden Armbewegungen auf ein Mädchen einredete. Sein Polizeiwagen parkte mit ausgeschaltetem Motor in der Haltebucht.

Babette holte den Zettel mit der Anschrift der Familie Reimers aus ihrer Jacke und setzte sich in Richtung Bushaltestelle in Bewegung. Das Geratter der Räder ihres Koffers veranlasste sowohl die Jugendlichen als auch den Polizisten, sich zu Babette umzudrehen. Der Polizist kam auf sie zu und fragte in schnellen Deutsch:

„Was machen Sie denn hier? Wo wollen Sie um diese Uhrzeit noch hin? Ein Hotel gibt es hier im Ort aber nicht, jedenfalls keins, das um die Jahreszeit auf hat. Kann ich Ihnen helfen?“

Babette hielt ihm den Zettel entgegen.

„Ach, Sie wollen zum Weingut der Reimers?“

Darauf antwortete Babette nur mit einem Nicken und einem erleichterten „Oui.“ Sie fühlte sich, so kurz vor dem Ziel der aufregenden Reise, nun doch erschöpft.

Der Polizist musterte sie: „Sind sie etwa die Mutter von Félix, dem Freund von unserer Franziska? Die Reimers erwarten Sie eigentlich erst morgen, da haben wir heute früh noch drüber geredet, als ich bei Cathrine mal wieder von deren Hauswein geholt habe.“

Babette schaute ein wenig verständnislos, sie hatte immerhin so viel herausgehört, dass der Polizist sie zu kennen meinte. Bevor sie sich ihren nächsten deutschen Satz überlegen konnte, griff der Mensch nach ihrem Koffer und nach ihrem Arm.

„Kommen Sie, ich fahre Sie schnell hin.“

Das wurde so langsam und deutlich gesprochen, dass Babette den Inhalt des Satzes mühelos verstehen konnte. Kurz war sie versucht, dieses Angebot abzulehnen. Sie konnte doch nicht einfach zu irgendeinem Mann ins Auto steigen. Dann machte sie sich aber klar, dass dies hier nicht irgendein Mann war, sondern einer in Polizeiuniform. Sie musste an Alphonse, den heimischen Dorfpolizisten in Marolles denken. Der hätte auch eine verirrte und einsame Touristin aufgesammelt und an ihren Bestimmungsort gebracht. Dies schien offensichtlich der Alphonse von Ibelsbach zu sein.

Erleichtert kam ihr deshalb ein „Merci, Monsieur“ von den Lippen. Der Mann vor ihr schlug die Hacken zusammen, salutierte und streckte ihr die Hand entgegen:

„Gestatten, mein Name ist Karl-Heinz Dippel.“

„Babette Segon, die Mutter von Félix“.

Der Polizist öffnete ihr die Tür auf der Beifahrerseite des Streifenwagens und ließ sie einsteigen. Nachdem er ihren Koffer im Kofferraum verstaut hatte, wandte er sich noch einmal zu dem einzigen Mädchen in der Gruppe Jugendlicher. Diese hatten das Gespräch zwischen Babette und Karl-Heinz Dippel gespannt verfolgt.

„Charlie, ich möchte, dass du jetzt sofort nach Haus gehst. Deine Mutter wartet schon seit zwei Stunden mit dem Abendessen auf dich. Du bist noch viel zu jung, um hier im Dunkeln an der Bushaltestelle mit …“

„Na was denn, mit wem soll sie hier nicht rumlungern, sprich es ruhig aus, wir wissen doch alle, was du von uns hältst“, ereiferte sich einer der Jungs mit langen blonden Haaren.

„Lass gut sein Kevin, mir ist es hier eh zu kalt, ich geh erst mal heim. Wir sehen uns später noch im Vereinsheim.“ Und zu Karl-Heinz Dippel gewandt. „Ich lunger hier nicht rum, ich bin grad aus der Schule gekommen und auf dem Heimweg, mit 14 Jahren brauch ich keinen Babysitter mehr.“

Als der Polizist sich neben Babette auf den Fahrersitz setzte, schaute diese ihn fragend an. Karl-Heinz Dippel drehte sich zu ihr:

„Das ist Charlotte, meine Nichte. Sie wächst ohne Vater auf und meine jüngere Schwester macht sich große Sorgen um sie, dass sie in schlechte Kreise gerät.“ Er bemühte sich, langsam und deutlich zu sprechen.

„Aha, kein Papa, das habe ich verstanden, aber was ist 'schlechte Kreise'?“

Karl-Heinz Dippel seufzte: „Alkohol, Drogen, falsche Männer. Ich bring Sie jetzt erst mal zu den Reimers. Hatten Sie eine gute Fahrt?“

Babette versuchte, ihm ihre Reiseerlebnisse zu schildern, merkte aber schnell, dass das Aneinanderreihen mehrerer deutscher Sätze nicht so einfach war, wenn man sie erst aus den französischen Gedanken übersetzen musste. Sie war müde und da war das mit der Konzentration so eine Sache.

Karl-Heinz Dippel lachte in ihre radebrechenden Versuche hinein. „Das klingt alles sehr anstrengend und nach dem üblichen Erleben bei Reisen mit der Deutschen Bahn.“

Er setzte den Blinker und bog nach links in eine offenstehende Hofeinfahrt ab.

Ein Bewegungsmelder warf Licht auf ein weiß angestrichenes, mit Wein bewachsenes, massives Gebäude, das den Hof an drei Seiten umrahmte. An zwei Seiten zeigten die regelmäßig im Mauerwerk eingelassenen Fenster, dass es sich wohl um das Wohngebäude handelte. Die dritte Seite, die über die zwei Stockwerke der anderen Seiten ein Stück hinausragte, schien ein Lager oder eine Scheune zu sein. Während Babette noch mit der Betrachtung des Hauses beschäftigt war, war Karl-Heinz Dippel ausgestiegen und hatte seinen Streifenwagen umrundet. Er öffnete Babette galant die Tür.

„Da wären wir. In der Küche ist Licht. Um diese Zeit sind die Reimers meistens beim Abendessen.“

In diesem Moment öffnete sich die Haustür, ein schwarzer Hund versuchte sich auf den Polizisten zu stürzen, wurde aber von einer Frau in Babettes Alter am Halsband zurückgehalten.

„Hab ich doch richtig gehört, dass es dein Auto ist, Kalli. Was machst du um die Zeit hier, hast du den Wein etwa schon wieder ausgetrunken?“

Mit dem freien Arm drückte die Frau den Polizisten an sich. Der Hund nutzte die Gelegenheit, sich ihrem Griff zu entwinden und sprang auf Babette zu. Diese packte ihn am Halsband und hinderte ihn so, an ihr hochzuspringen.

Tu pourrais être un frère d‘ Hippolyte, mon bijou.“ Sie kniete sich vor ihm hin und kraulte ihn unter dem Kinn.

„Syrah, bei Fuß!“, tönte es von der Besitzerin des Hundes. „Das glaube ich jetzt nicht, wenn mich nicht alles täuscht, dann sind Sie die Mutter von Félix, Babette Segon! Wo hast du sie her, Kalli? Wir erwarten sie erst morgen.“

Babette hatte sich erhoben und ging auf die Hausherrin zu. „Oui je suis la mère de Félix, bonsoir, Madame Reimers.

Die Frauen umarmten sich ein wenig unbeholfen.

Cathrine Reimers wechselte ins Französische: „Herzlich willkommen auf dem Reimershof, liebe Babette, ich bin Cathrine, die Mutter von Franziska. Wollen wir es unseren Kindern gleichtun und uns duzen?“

Mit einem Seufzer antwortete Babette: „Aber gern, woher kannst du so gut Französisch?“

„Ich stamme aus dem Elsass, genauer gesagt aus Kaysersberg. Irgendwann hat mich die Liebe hierher verschlagen. Aber seine Muttersprache verlernt man nicht, das ist genauso wie mit dem Fahrradfahren.“ Beide Frauen lachten.

„Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dass du einen Tag früher kommst, dann hätten wir dich in Frankfurt am Bahnhof abgeholt?“

Babettes Gesicht war ein großes Fragezeichen. „Wieso früher? Es war immer schon heute ausgemacht. Ich habe mit Félix doch letzte Woche noch telefoniert, er wollte mich abholen. Wo steckt er überhaupt?“

„Er ist im 'Bären', dort hat der Lions-Club Rheingau heute seine Weihnachtsfeier, da gibt es in der Küche viel zu tun. Franziska macht den Service, das dauert, bis die zwei nach Hause kommen. Jetzt komm aber schnell rein, es ist so ungemütlich...



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