Wolf | Mythor 87: Der Hexenhain | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 87, 64 Seiten

Reihe: Mythor

Wolf Mythor 87: Der Hexenhain


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9839-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 87, 64 Seiten

Reihe: Mythor

ISBN: 978-3-8453-9839-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde. Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden, gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und Amazonen, es kam zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten. Gegenwärtig setzt Mythor alles daran, den Hexenstern zu erreichen, wo er seine geliebte Fronja, die Tochter des Kometen, in schwerer Bedrängnis weiß. Doch Mythors Pläne lassen sich noch nicht realisieren - das Schicksal will es anders! Unser Held wird in die Auseinandersetzungen zwischen den Amazonen von Horsik und denen von Narein verwickelt. Dabei kommt es zu einem Zwischenspiel mit Mythor, Tertish, der Todgeweihten, und der Hexe Vilge. Schauplatz dieses Zwischenspiels ist DER HEXENHAIN ...

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2.


Ich bin eine Ehrlose.

Mein Mal ist wieder aufgebrochen und blutet. Das Blut erinnert mich daran, dass ich ein Versprechen gegeben habe und nicht einlöste.

Ich kann mit dieser Schande nicht leben, und doch muss ich es, weil ich keinen Weg sehe, der von dieser Welt führt. Ich bin zum Leben und Leiden verdammt.

Etwas ist in mir bereits gestorben, aber es sind nur der Mut und die Kraft, die ich brauchte, um mich selbst zu richten. Wie oft habe ich es versucht, mich ins Schwert zu stürzen oder in eine Schlucht. Doch stets bleibe ich auf halbem Weg zur Tat stehen. Ich kann alles nur halb tun, darum nennen sie mich Halbherz.

Und während meine wichtigsten Tugenden in mir abgestorben sind, ist etwas anderes in mir erwacht. Dies ist eine verhängnisvolle Gabe, eine magische Fähigkeit geradezu, die andere, die in meinen Dunstkreis gelangen, zu mir in den Abgrund zieht, in diese ewige Dämmerung zwischen Nacht und Tag, Tod und Leben, Wert und Unwert ...

Ich kann mir selbst längst nicht mehr in die Augen sehen, darum gibt es in meinen Räumen keine Spiegel mehr. Meinen Palast, so düster er ist, verlasse ich kaum mehr.

Die Pflanzenranken, die die Mauern meiner Burg hinaufklettern, sind so verkümmert wie alles um mich, wie der einst so stolze Wald – ich habe die Bäume auf dem Gewissen, sie sind durch mich verkrüppelt. So wie die Kriegerinnen, die von meinen Leiden erfuhren und auszogen, mich davon zu befreien. Sie suchten mich voll Entschlossenheit auf, waren bereit, mich den Weg zu führen, den ich allein nicht gehen kann. Aber kaum traten sie vor mich hin, da griff diese verhängnisvolle Kraft, die in mir groß geworden ist, auf sie über, ließ sie zaudern und wankelmütig werden, mutlos und halbherzig, wie ich selbst es bin.

Große Mäuler sind aus ihnen geworden, mit rostigen Schwertern und verkümmerten Herzen. Feige Bande! Kila Halbherz!

Ich spucke aus.

Aber ich darf hoffen. Meine bejammernswerten Kriegerinnen haben mir die Kunde gebracht, dass sich drei Mutige eingefunden haben. Sie werden gerade durch das Tor gebracht. Ich beobachte sie verstohlen aus einem verhangenen Fenster meiner Kemenate.

Ich sehe eine Hexe in Purpur, eine stolze Amazone und einen Mann, der gerüstet und bewaffnet ist wie eine Frau. Einer von ihnen muss es tun, und es muss schnell geschehen, bevor sie von mir angesteckt werden. Meine Mutlosigkeit darf sich nicht auf sie übertragen. Fronja mit mir! Aber Fronja hat mich verstoßen, weil ich gegen ihre Gesetze der Ehre verstoßen habe.

Esteke, die Winselnde, kommt und sagt:

»Die Amazone Tertish will dir die Henkerin machen. Bestimme, dass ich deine Nachfolgerin sein soll.«

»Was nach mir kommt, kümmert mich nicht.«

Ich befehle, meinen hoffnungsvollen Gästen aufzutischen, was unsere Vorratskammer zu bieten hat. Dann mache ich mich in den Festsaal auf, betrete diesen jedoch durch einen Seiteneingang im Zwischengeschoss und stehle mich vorsichtig auf die Galerie hinaus.

Hinter einer der Säulen hervor blicke ich zur Festtafel hinunter. Beim Anblick der drei Aufrechten wird mir ganz eigen zumute. Ja, ich darf diesmal wirklich hoffen, denn ich spüre es, dass keiner der drei zu den Mutlosen gehört. Es sind Wackere, Entschlossene – die Amazone wird es tun!

Man kann das Wild riechen, den Sommerwind vom Herbststurm an seinem Geruch unterscheiden und auch den Atem des Winters, und ich atme in diesem Moment die Entschlossenheit der Amazone ein, sie riecht nach Henker.

Ich eile zur Tür, zische ungeduldig, und die Winselnde kommt heran. Ich befehle ihr, die Vorbereitungen zu treffen, während meine Gäste noch Speise und Trank zu sich nehmen. Sie werden sich nicht daran stoßen, dass schon der Richtblock aufgestellt wird, denn sie wollen weiterziehen und werden es rasch hinter sich bringen wollen.

Mein Sternmal blutet wieder, ich wische es an der Rockklappe ab – es sticht überall an meinem Körper wie mit tausend Dolchen. Dämonen, die um meinen Körper ringen, könnten mir nicht mehr Schmerzen bereiten.

Ich verlasse die Galerie, eile die Haupttreppe ins Erdgeschoss hinunter. Überall stehen meine mutlosen Kriegerinnen herum, raunen und seufzen, sind ein wenig neidisch, aber ihre Hoffnung, dass sie mir bald werden folgen können, ist stärker als ihre Missgunst. Wir hängen alle an einem Schicksalsstrang. Die bedauernswerte Henkerin, sie weiß nicht, was nach meinem Abgang auf sie zukommt! Aber wie ich schon Esteke sagte: Was nach mir kommt, kümmert mich nicht! Eine Gequälte wie ich muss zuerst an sich denken.

»Willkommen bei meinem letzten Fest!«, begrüße ich meine Gäste, beim Betreten des Saales. »Entschuldigt, dass ich mich nicht dem Anlass entsprechend gekleidet habe. Aber auf Äußerlichkeiten lege ich keinen Wert.«

»Und wie sieht es in deinem Innern aus?«, fragt die Hexe.

Darauf verweigere ich die Antwort.

Der Mann starrt mich betroffen an. Die Amazone steckt sich einen letzten Bissen in den Mund und wischt sich die Hand an der Stuhllehne ab.

»Bringen wir es hinter uns«, sagte sie leichthin. Das gefällt mir. Ich bin aufgeregt, dass meine Linke zu bluten beginnt. Ich balle sie zur Faust, eile zum Richtblock und lege mein Haupt darauf.

Die Henkerin tritt neben mich hin, ich sehe nur ihre Beine und schließe erwartungsvoll die Augen. Und warte.

»Tertish!«, ruft der Mann. »Tu es nicht! Kannst du ein menschliches Wesen durch deine Hand so würdelos sterben lassen?«

Halt den Mund, Männchen!

Wo bleibt der erlösende Schwertstreich? Ich blicke zur Seite. Die Amazone namens Tertish hat ihr Schwert bereits erhoben. Sie hält es nur mit einer Hand, die Linke baumelt kraftlos von ihrer Seite. Ihre leicht gedrehte Handfläche fesselt meinen Blick.

Ich hätte aufschreien können. Dort ist das gleiche Mal, mit dem auch ich gezeichnet bin. Der zwölfzackige Blutstern einer Todgeweihten. Ich schließe meine Linke fester.

»Frage sie, was sie in ihrer Faust verbirgt, Tertish!«, ruft die Hexe.

»Erlöse mich endlich«, flehe ich. »Bitte!«

Aber die Klinge senkt sich nicht herab. Dafür spüre ich an meiner Linken den festen Griff einer Hand, mit dem meine Faust gewaltsam geöffnet wird. Ich habe nicht die Kraft, mich zu widersetzen.

»Nein!«, ruft die Amazone aus, als sie meinen blutenden Stern sieht. »Zu welchem ruchlosen Tun wolltest du mich verführen. Wenn ich dir abnähme, was du selbst zu tun gelobt hast, würde ich selbst zu einer Ehrlosen werden.«

Sie befördert mich mit einem Fußtritt vom Richtblock.

Ihr Schwert steckt längst in der Scheide.

*

Die Amazone ist ausgefallen, mit der Hexe ist nicht zu rechnen, also bleibt nur noch der Mann. Es mag für jede andere Frau als unwürdig gelten, durch die Hand eines Männchens von der Bühne des Lebens abzutreten, aber nicht für mich. Besser, irgendwie zu sterben, als so weiterzuleben.

»Tu du es!«, sagte ich zu ihm. »Ich befehle es dir.«

»Ich bin kein Henker«, sagt er. »Ich achte das Leben viel zu sehr, als dass ich einen wehrlosen Menschen töten könnte.«

»Du bist feige.«

Er nimmt die Beleidigung hin, er ist eben nur ein Mann.

»Mythor ist alles andere als ein Feigling«, ergreift die Hexe seine Verteidigung. »Er könnte es vielleicht sogar mit Tertish aufnehmen. Vielleicht könnte er auch dich töten, Halbherz, aber er brauchte schon einen gewichtigen Grund. Er muss wissen, warum er etwas tut. Versuche, ihn zu überzeugen.«

»Er wird es noch am eigenen Geist und Körper spüren, was es heißt, ein solch unwürdiges Dasein zu führen«, erkläre ich und wende mich dann dem Mann zu. »Es wird nicht lange dauern, bis du in meiner Nähe so wirst wie ich.«

Der Mann Mythor blickt seine Gefährtinnen an und sagt zu ihnen:

»Kann Kila nicht anders geholfen werden? Du, Vilge, bist eine Hexe und könntest den Bann vielleicht von ihr nehmen.«

»Ich müsste schon eine Zaubermutter sein, um ihr diese Ehrenschuld abzunehmen«, erwidert die Hexe. Sie ist unerbittlich und hartherzig, ich wusste, dass ich von ihr keine Gnade zu erwarten habe. Aber mir entgeht auch nicht, dass ihr der Gedanke gefällt, dem Mann die Rolle des Henkers zu übertragen. Die Hexe fährt fort: »Tertish kann ich verstehen, wenn sie sich weigert, Hand an Kila zu legen. Sie ist für sie ein mahnendes Beispiel. Habe ich recht, Tertish? Aber welche Bedenken hast du, Mythor? Wenn du nämlich so tugendhaft bist, wie du tust, dann müsste Kila dein Mitgefühl wecken. Oder verweigerst du auch einem waidwunden Tier den Gnadenstoß?«

»Das ist etwas anderes«, sagt der Mann.

»Ja, nur weil Kila noch schlimmer dran ist als ein waidwundes Tier.«

Die Hexe redet in dieser Art weiter und treibt den Mann deutlich dahin, wo ich ihn brauche. Sie weiß auf jeden seiner Einwände eine Entgegnung, zerstreut geschickt seine Bedenken und versteht es, meine aussichtslose Lage verständlich darzulegen. Hätte ich Schätze, ich würde sie in Gold aufwiegen, oder in Zauberkristallen, ich würde ihr die letzten Geheimnisse des Lebens verraten, wüsste ich sie.

Aber ich besitze nichts mehr außer meiner großen Schuld, und diese überträgt die Hexe allmählich auf den Mann. Ich selbst kann gar nichts tun, stehe nur da wie ein Denkmal der Schande. Denn ich blute, und ich leide, in mir ist ein unsichtbares Feuer, das seit dem Tage in mir schwelt, da ich mich dazu entschieden hatte, mein Versprechen nicht einzulösen, das ich am Letzten Ort gegeben habe.

Mein Körper krümmt sich wie unter unsichtbaren Schlägen. Ich winde mich auf dem Boden, schlage um mich, um die Flammen des Schmerzes zu ersticken.

»Ich kann das nicht mehr...



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