Wolf | Nu klaffe dou - Sprache und Namen in Drolshagen | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Wolf Nu klaffe dou - Sprache und Namen in Drolshagen

Zur Systematik des Dräulzer Platts und Historische Familien- und Beinamen in Drolshagen
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-1686-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Zur Systematik des Dräulzer Platts und Historische Familien- und Beinamen in Drolshagen

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-7597-1686-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eigentlich sind es zwei Bücher, und zwar noch unvollendete. Zum einen stellt der Autor die Systematik des Drolshagener Dialekts als eine Mischmundart mit niederfränkischen und westfälischen Anteilen vor. Trotz der Randlage zwischen wesentlichen nieder- und mitteldeutschen Sprachräumen hat sich der Dialekt als eigenständige Mundart erhalten, die sich von diesen deutlich abgrenzt. In diesem Sprachraum haben sich über die Jahrhunderte auch besondere Bei- und Familiennamen entwickelt, die im Wesentlichen nur über ein Verständnis dieser Mundart und im Rückgriff auf die über Jahrhunderte gehende Entwicklung der örtlichen Sprache zu verstehen sind. Daher hat der Autor über 120 Familien- und Beinamen systematisch auf sprachliche Herkunft und regionale Besonderheiten untersucht und ist dabei zu oft verblüffenden Ergebnissen gekommen, die sich auch von gängigen Erklärungen abgrenzen. Letztere legen oft Deutungen vor, die aus Mangel an mundartlichen Kenntnissen zu einseitig sind und damit eine falsche Fährte zum Verstehen legen. Die vorliegende Untersuchung legt Wert auf die Feststellung, dass das Plattdeutsch eine vollwertige eigene Sprache ist, in der philosophische und poetische Texte mit der gleichen Kraft und Klarheit formuliert werden können wie im Hochdeutschen. Dies wird an einschlägigen Texten präsentiert. Und von dieser Position aus werden auch die Namen aus den jeweiligen Sprachkontexten des westfälischen, niederfränkischen und ripuarischen Sprachräumen und sprachhistorisch erschlossen. Es ist ein wichtiger Anfang der Erforschung und gleichzeitig Aufforderung, die hier begonnene Analyse weiterzuführen, zu korrigieren und zu publizieren. Dazu wird es nötig sein, mit denjenigen, die wie der Autor des Plattdeutschen noch mächtig sind, zusammenzuarbeiten, um aus der Einheit von Sprachpraxis und wissenschaftlicher Akribie die Kenntnisse zu sichern.

Walter Wolf, Jahrgang 1951, Studium der Pädagogik, Soziologie, Psychologie und Katholischen Theologie; bis zum Ruhestand Bildungsarbeiter und Leiter von Bildungshäusern; über 50 Jahre ehrenamtlich tätig im sozialen, verbandlichen und kirchlichen Bereich, zuletzt als Geschäftsführer und Referent im Heimatverein für das Drolshagener Land. Aktive Mitarbeit im Arbeitskreis Wendsches Platt der Gemeinde Wenden. Veröffentlichungen vor allem zu innovativen konzeptionellen Themen, u.a. bei der Bundeszentrale Politische Bildung sowie dem Arbeitskreis Deutscher Bildungsstätten. Diverse Fachartikel zu regionalen, politischen und historischen Themen. Zuletzt HeimatNeuDenken (BoD 2021), Pemberdayaan Eine Lebensgeschichte (BoD 2021), Höëwingen Frühe Geschichte eines Dorfes (BoD 2021), Das Wendsche Platt Eine Ermittlungsreise (BoD 2021); Der Junge vom Dorf (BoD 2022) und Wemm bische? Wendsche Familien- und Beinamen am Beispiel der Ortschaften Altenhof und Girkhausen (BoD 2023). Diverse Fachartikel, u.a. Plattdeutsch eine vollwertige Sprache, Wie der Wald mir in die Seele scheint. Derzeit in Arbeit: Systematik des Wendschen Platts und Grundlagenwerk HeimatNeuLernen. Referententätigkeit im Heimatverein für das Drolshagener Land.

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Drolshagener Familien- und Beinamen
Die Tante meiner Frau sprach als Kind oder junge Frau einen Mann in Drolshagen an und wollte ganz höflich sein, als sie sagte: „Guten Tag, Herr Wiesemann“. Dieser fuhr sie barsch an: „Döbbeler, wenn ich bitten darf. Döbbeler“. Was war passiert? Die Familie Döbbeler wurde, wenn man über sie sprach, mit dem Beinamen, also Wiesemanns, genannt, immerhin ein alter Drolshagener Familienname wie auch der Familienname des Herrn. Und heute? Noch immer sind viele der Beinamen im Alltagsgespräch präsent, wenn Drolshagener, die entweder hier geboren oder bereits länger im Ort wohnen, über die Familien sprechen. Brot holt man bei Stinches, Papierwaren bei Hüsekes, und Schuhe kaufte man bei Hütten oder bei Hüttches. Merken Sie was? Es gab mehrfach in Drolshagen Schuhe zu kaufen, und zu allem Überfluss hießen beide auch noch Hütte und Fritz, wenn sie auch verschiedenen Generationen angehörten. Damit sind wir mitten im Thema. Was kann dieser Beitrag leisten – und was nicht? Zuerst werde ich ein paar theoretische Grundlagen zum Verständnis schaffen und ich bin mir sicher, dass jeder am Ende Familien- und Beinamen besser versteht. Ich werde die Entstehung der Familiennamen allgemein erklären und wie und warum zusätzlich bestimmte Beinamen gebraucht wurden. Ich werde eine Auswahl von Familiennamen und Beinamen auch genauer analysieren und bei dem einen oder anderen auch mehrere Deutungen vorlegen. Und ich werde auch aufzeigen, dass die sprachwissenschaftlichen Analysen für das Dräulzer Platt (wie ich für das Wendsche auch schon gezeigt habe) nicht an jeder Stelle greifen, sondern hier auch Besonderheiten vorliegen, die noch in die Sprachforschung eingehen sollten. Hintergrund dieses sprachwissenschaftlichen Mangels ist, dass die Forschenden zwar akribisch einzelne Namen auf die älteren Sprachschichten zurückführen können, aber ihnen fehlt der Zugang zu den Dialekten. Auch mein Zugang ist – anders als zum Wendschen – für das Dräulzer Platt nur rudimentär. Und die Familiennamen sowie die Beinamen entstanden bei uns in einer Zeit, in der das Platt die Alltagssprache war. Ich bitte allerdings um Nachsicht, dass ich nur einige Namen genauer betrachten kann. Zum einen ist eine Recherche in den zur Verfügung stehenden Dokumenten sehr zeitaufwendig, zum anderen fehlt mir der lebensgeschichtliche Zusammenhang. Was das heißt? Ich lebe in Drolshagen seit 1985 und glaube auch viel zu kennen. Aber ich maße mir nicht an, in die Zusammenhänge und Lebensläufe sowie die Familiengeschichten so guten Einblick zu haben, dass ich zu einem eindeutigen Urteil kommen könnte. Das war in der Recherche zu den Namen in meinem Herkunftsort Altenhof anders. Hier kannte ich die 50 Beinamen und 28 historischen Familiennamen aus meiner eigenen Geschichte im Dorf, und dennoch habe ich im Nachgang von Höëwingern bereits Ergänzungen und Korrekturen erfahren. Und ich rege auch hiermit an, dass sich wie die Geschichtswerkstatt ein Kreis von Personen gründet, die als Einheimische ihre Recherchen betreiben und vielleicht zu erstaunlichen Ergebnissen kommen, auch von den Dörfern. Hilfreich ist dabei, dass noch einige mit Personen und vor allem mit dem Dialekt bzw. der regionalspezifischen Sprache vertraut sind. Nur so habe ich mich an diese Recherchen herangetraut. Der Namensforscher Adolph Bach hat diesen Anspruch folgendermaßen formuliert28: „Wer deutsche Personennamen, vor allem Familiennamen, verstehen und sprachlich deuten will, hat nach alledem, um sicher zu fahren, von der Mundart der Sprachlandschaft (hervorgehoben durch den Verfasser) auszugehen. Ohne sichere Kenntnis der landschaftlichen Gestaltung der dt. Sprache in Vergangenheit und Gegenwart in Wort und Schrift, ohne Vertrautheit mit dem Laut- und Formenbestand, mit dem Wortschatz, seiner Bedeutung und Geographie, mit der Wortbildung der einzelnen deutschen Landschaften kann deutsche Namenskunde wissenschaftlich nicht zuverlässig betrieben werden. Denn ohne die Beherrschung der genannten Gebiete wird der Namensforscher im Sprachlichen stets bedenklichen Irrtümern ausgesetzt bleiben und nicht Wissenschaft zu betreiben, sondern nur auf Abenteuer auszugehen vermögen, bei denen er auf Schritt und Tritt stolpern und scheitern muss“29. Das werde ich später noch einmal aufgreifen. Was können wir wissen und woher? Die Dokumentenlage für den Adel oder andere sogenannte bedeutende Persönlichkeiten ist, da oft mit rechtlichen Fragen verbunden, nicht so schlecht, auch wenn man hier suchen, alte Schriften lesen oder für die eine oder andere Recherche auch mal weit fahren muss. Ganz anders sieht es mit den sogenannten einfachen Leuten aus, zu denen die meisten von uns gehören. Die Drolshagener Chronik von Johannes J.W. Finck von 1768 gibt zwar einige Namen vor, auch solche, die uns heute noch sehr vertraut sind, aber sie beschreiben Personen in besonderen Vorkommnissen, sei es, dass die Äbtissin zum lutherischen Glauben übergetreten ist, dass ein Mann oder eine Frau wegen Hexerei auf dem Papenberg verbrannt wurden oder dass die Sassen Liese durch die Balkenluke fiel und dabei zu Tode kam. Auch in den Zusammenhängen mit den Lehen und dem Verpachten der Grundstücke des Klosters tauchen Namen auf, wie 1527 die des Hansen Stalhacken und seiner Frau Trine in Germinghausen, was in den Landesarchiven Münster einsehbar ist. Aber das bedeutet noch nicht eine allgemeine Übersicht oder umfassende Personalstandsakten. Eine regelmäßige Dokumentation aller kirchlichen Schlüsselereignisse wie Taufe, Trauung oder Tod erfolgte erst nach dem Konzil von Trient. Auf der Sitzung am 11.11. 1563 wurde beschlossen, dass die Pfarrer die Namen der Brautleute, die Namen der Trauzeugen sowie Tag und Ort der Eheschließung in einem Buch verzeichnen. Es folgen die Eintragungen der Taufen, bei der der Pfarrer neben dem Täufling und dessen Eltern auch die Namen der Taufpaten eintragen soll. Dann werden auch die Sterberegister erstellt, die zunächst nur die Namen der Verstorbenen aufnehmen, später auch die der Zeugen, die bei der Beerdigung anwesend waren. Daher können wir erst ab diesem Zeitpunkt Aufzeichnungen einsehen. Für Drolshagen sind die frühesten für 1650 dokumentiert. Damit sind von diesem Zeitpunkt an fast lückenlos die Personen erfasst, die in der Gemeinde leben. Fast lückenlos deshalb, weil Wegzug z.B. durch Heirat nicht immer verzeichnet wurde, wohl aber der Zuzug bei einer Trauung. Das klingt zunächst einmal gut, aber - nun kommt ein großes Aber: Die Kirchenbücher wurden in Latein verfasst, und nicht immer im besten. Für uns heute jedoch ist die größte Schwierigkeit, dass die Schrift oft eher eine „Sauklaue“ war, und nicht in der heute üblichen Sorgfalt der Dokumente erfolgte. Und eine verbindliche Rechtschreibung gab es erst recht nicht. Erst später wird auch der Herkunftsort, nicht nur der Wohnort genannt. Aber immerhin können wir in diesen kirchlichen Dokumen- ten, den Matrikeln, alle Personen, die zur Kirchengemeinde gehörten, feststellen. Da zu dieser Zeit in Drolshagen so gut wie alle katholisch waren, kann man davon ausgehen, dass ab 1650 alle Personen erfasst wurden. Und diese Akten kann heute jeder einsehen. Sie sind digitalisiert und im Internet abrufbar. Auch für mich waren es die wichtigsten Quellen. Staatlicherseits werden Personenstandsregister erst im 19. Jahrhundert geführt, in Preußen seit 1874. Daher haben wir auch erst seit diesem Zeitpunkt Aufzeichnungen, wie sie in den Kirchenbüchern bereits zweihundert Jahre zuvor erfolgten. Auch diese sind digitalisiert, aber wegen des Datenschutzes nur sehr eingeschränkt nutzbar. Nun gibt es für uns noch eine weitere und frühere Quelle, wie wir an die bei uns üblichen Namen kommen können. Dazu ein kleiner historischer Rekurs. Im 16. Jahrhundert reichten die Einnahmen im Herzogtum Westfalen nicht mehr aus, um die Ausgaben zu decken. Hinzu kam, dass der Krieg gegen die Türken erhebliche Mittel verlangte. Daher wurde eine „außerordentliche Landsteuer“ erhoben, um Gelder bei der Bevölkerung einzutreiben. Geistliche, Adel und Bedienstete der Landesherren wurden nicht veranlagt. Städte und Freiheiten zahlten einen Pauschalbetrag, den sie wiederum von ihren Bürgern per Umlage einforderten. Richtig ist, dass die Erhebung der Steuer auch die Zahlungsfähigkeit berücksichtigt. So steht hinter manchem Namen „pauper“, also arm, und keine Zahl, was heißt, dass diese Personen nichts bezahlen mussten (In Ottfingen steht ein „Fuhlikk – pauper“. Was das bedeutet, weiß jeder der ein wenig Platt versteht). Aus dem Schatzungsregister von 1535 ergibt sich, dass ein Ausschuss aus Bevollmächtigten der Landesherren, der Ritterschaft sowie zwei Bürgermeister als Vertreter der Städte erstmals in 1535 die Beträge festlegten, also „schätzten“, daher der Name „Schatzungsliste“. So kommen wir für das Jahr 1535 erstmals an Namen aus den Dörfern rund um Drolshagen, nicht aber aus der Stadt selbst, da diese ihre...



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