E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Reihe: Lebenshilfe
Wolff Der Geist ist willig, der Körper chillig
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8338-9522-7
Verlag: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Warum ich meine Selbstoptimierungs-Strategie in Teilzeit geschickt habe
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Reihe: Lebenshilfe
ISBN: 978-3-8338-9522-7
Verlag: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Steffi von Wolff: Autorin, Moderatorin, Redakteurin, Comedy-Autorin, Ghostwriterin und Lektorin. Sie arbeitet freiberuflich für diverse Magazine und die ARD. Sowohl unter ihrem Namen als auch unter verschiedenen Pseudonymen hat sie weit über 1 Million Bücher verkauft, darunter viele Bestseller. Zuletzt erschien ihre Dilogie 'Die Frauen von der Davidwache'.
Autoren/Hrsg.
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Impressum
Wichtiger Hinweis
Zur Autorin
Vorwort: Mein perfektes Team
Kapitel 1: Gesund leben
Kapitel 2: Außenleben – Innenleben
Kapitel 3: Wechselleben
Kapitel 4: Lieber länger lustvoll leben
Nachwort: Die etwas andere Bucket-List
Steffi von Wolff
Nicht hopplahopp und holterdiepolter, sondern gemach, gemach
Jede Geschichte hat irgendwann einen Anfang. Meiner war, ich fasse zusammen: Ich war schon immer maßlos. Egal bei was. Wenn andere zwei Bällchen Eis wollten, wollte ich fünf. Wenn ich zugenommen habe, dann nicht vier Kilo, sondern vierzehn. So. Nun bin ich erneut ehrlich. So kann es nicht weitergehen. Ich möchte nämlich noch lange leben und gesund sein.
Ja. Es ist eine tragische Gewissheit wie damals der Untergang der Titanic: Ich bin ein Fettsack und wiege dreistellig. Ja, dreistellig. Hallo! Das geht nicht. Ich möchte etwas dagegen tun. So lange habe ich mir selbst was vorgemacht: Ich bin ja nicht die Einzige mit Übergewicht, es geht ja auch um die inneren Werte. Das sagt sich alles leicht, aber wenn man in regulären Läden nicht mehr einkaufen kann, höchstens einen Schal oder eine Baseballcap (noch nicht mal ein Gürtel hat mir gepasst), um nicht wie Klein Doofi mit Plüschöhrchen aus der Boutique zu latschen, ändern sich die Ansichten. Natürlich gibt’s immer Menschen, die noch mehr wiegen (selbstverständlich war ich froh darüber), aber es gab eben auch ganz viele Leute, die weniger gewogen haben (selbstverständlich war ich nicht froh darüber).
Tatsache jedenfalls war: Ich wollte etwas ändern. Aber, und das war und ist mir wichtig: Ich wollte mich weder kasteien noch grundsätzlich schlechte Laune haben; das eine zieht das andere mit sich. Ich musste einen Weg finden, um durchzuhalten.
Ich habe schon viele Wege beschritten, und jedes Mal bin ich nach einiger Zeit kläglich gescheitert. Mit diesen Wegen meine ich die verschiedenen Abnehmformen, die »ganz sicher«, »hundertprozentig« und »total leicht« oder »wie von selbst« funktionieren. Interessanterweise nur bei mir nicht. Jeder weiß natürlich, was ein Jo-Jo-Effekt ist. Da macht mir keiner was vor. Ich könnte Bücher über den Jo-Jo-Effekt schreiben. Mehrere Bände.
Nun aber: Ich kaufte ein Buch übers Intervallfasten und fing an zu lesen. Mein Ziel war, mich zu informieren, dann einfach anzufangen, aber: ohne mich zu kasteien. Weil ich wusste, dass ich sonst nicht durchhalte. Also nicht hopplahopp und holterdiepolter, sondern gemach, gemach.
Sicher war es mir lieber, schneller die Kilos loszuwerden, aber ich hatte in den letzten Jahrzehnten die Erfahrung gemacht, dass dieser Schuss nach hinten losgeht. Deswegen wollte ich es diesmal anders machen. Ich möchte – immer noch – Gutes für mich tun und ja, ich würde merken, dass es mir Spaß macht, gut zu mir zu sein.
Vor dem Start erstellte ich eine Liste, eine kluge Liste, nicht so eine, auf die ich dann nie mehr gucken würde. Ich wollte ja Erfolg haben. Erfolg würde ich allerdings nur haben, wenn ich durchhalte.
Aber: nicht kasteien. Ich will und werde nicht auf alles verzichten, was ich mag.
Meine Oma sagte mal: »Zwei Minuten im Mund, zwei Wochen auf den Hüften.« Sie sagte aber auch: »Lieber mit siebzig geplatzt als mit neunzig vertrocknet.«
Es musste doch einen Mittelweg geben.
Man muss auch mal Wein sagen können, nicht immer nur nein.
Genau das wollte ich herausfinden. Das war der erste Punkt in meinem Leben, den ich anging.
Meine Liste:
Nicht immer sofort was in den Mund schieben, wenn man Appetit hat. Während ich das hier schreibe, kriege ich schon wieder Appetit. Nur knurrt mein Magen überhaupt nicht, kein bisschen, ich bin einfach nur fressdoof. Und das wollte und will ich nicht mehr sein. Deswegen:
Appetit und Hunger unterscheiden lernen. Das kann doch nicht so schwer sein. Ich muss doch mal aus diesem verdammten Kreislauf rauskommen. Ich sollte in mich reinhören. Dauernd. Habe ich Hunger oder Appetit? Hallo? Habe ich Hunger oder Appetit? Meistens ist es der Heißhunger, also der Appetit. Wenn ich mir das klarmache und danach handle, also nichts esse, ist schon mal viel gewonnen.
Langsam essen. Ja, das hilft wirklich. Jeden Bissen 30-mal kauen. Langsam kauen. Meine Freundin Miri schwört darauf, und deswegen hat sie auch nur einen Körperfettanteil von zwei Prozent, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Niemandem etwas von dem Vorhaben erzählen, denn Neider, auch dünne, gibt’s überall. Miri ausgenommen, der erzähl ich alles.
Ab 15 Uhr keine Kohlenhydrate mehr! Ja, das ist einfach so. Ich bin ein Kohlenhydratemensch. Bei mir schlagen die Kohlenhydrate an wie sonst nichts. Wenn ich nur an einer Bäckerei vorbeigehe, lege ich an Gewicht zu. Leider gilt das nicht nur für Weizenkohlenhydrate, sondern für alle. Alle, alle, alle. Wenn ich also ab 15 Uhr keine mehr zu mir nehme, habe ich abnehmtechnisch gute Karten. Jetzt muss ich mich nur noch daran halten.
Gemüse! Es kann in Olivenöl angebraten werden und auch gut gewürzt sein, es soll ja schmecken. Ich bin froh, dass ich Gemüse liebe. Warum hab eigentlich so wenig davon gegessen? Her mit Rosenkohl, Wirsing, Weißkohl, her mit Kohlrabi, Rotkohl, Kohl, Kohl, Kohl. Ich liebe es! Auch sonst bin ich kein Gemüseverächter. Bis auf Fenchel mag ich alles. Natürlich am liebsten in Butter angebraten und mit einer feinen Sahnesoße, aber damit ist jetzt erst mal Schluss.
Obst! Auch wenn es heißt, dass man auch bei Obst vorsichtig sein soll, wegen Zucker und weil Obst auch Kalorien hat, ja, ja, von mir aus: Ich werde Obst essen, so viel ich will. Denn ich muss meinen ausgeleierten Magen ja vollkriegen. Erst mal noch. Ich will nicht rückfällig werden. Ich werde viel Obst essen. Äpfel, Mango, Aprikosen, Himbeeren. Beerenmischungen gibt’s übrigens auch im Tiefkühler, die kann man mit dem Pürierstab eiscrushen, dazu Buttermilch, Banane, Zitrone und ein bisschen Süßstoff. Und man kann man sich einen schönen Obstteller mit ein bisschen Porridge (Haferflocken NUR mit Wasser aufkochen) zubereiten, darüber einen Becher Skyr, Sonnenblumenkerne und Sesam und ein klein bisschen Agavendicksaft oder Süßstoff, und schon hat man ein superleckeres Frühstück. Eins, das auch wirklich schmeckt. Und dann:
Zuckerfreier Kaugummi für zwischendurch, Geschmacksrichtung Zitrone. Achtung: Manche Kaugummis haben einen ganzen Batzen Kalorien. Muss ja nicht sein.
Ich drucke das schlimmste Foto von mir aus: Ich walze in einem unvorteilhaften Kleid schwitzend und mit strähnigem Haar über einen Steg und sehe aus wie ein Michelin-Männchen auf Crystal Meth. Dieses schlimmste Foto von mir befestige ich mit einem Magneten an der Kühlschranktür. Fazit:
Ich werde durchhalten.
Sollte der wahrscheinliche Fall eintreten, dass ich mal schwach werde, ist an Aufhören selbstredend nicht zu denken. Ich will so nicht weiterleben. Es wird aber nur funktionieren, wenn ich diesen goldenen Mittelweg finde. Ich werde ihn finden.
Also los. 16:8. Ich wiederhole: Man darf im Zeitraum von acht Stunden essen. Das hört sich erst mal herrlich an, hat aber selbstverständlich einen Haken. Denn natürlich sollte man nicht acht Stunden lang alles in sich reinschaufeln, was reingeht, also Binge-Eating betreiben. Es heißt, dass man im Idealfall in diesem Zeitraum zwei Mahlzeiten zu sich nimmt. Von mir aus auch drei. Wenn diese Mahlzeiten dann auch noch gesund sind, und ich spreche hier nicht von rohem Kohlrabi oder einer Möhre, es soll ja schmecken, tut man seinem Körper was Gutes, denn der Blutzuckerspiegel bleibt konstant niedrig, was eine Heißhungerattacke auf die längste Praline der Welt oder ein Kilo Salzkaramell sowie den übermächtigen Drang verhindert, jetzt auf der Stelle eine oder auch gern drei Packungen Chips oder Erdnussflips zu vertilgen.
Ich hab es nicht geglaubt. Aber es funktioniert. Es ist kein Hexenwerk.
Bei mir funktioniert auch noch Folgendes gut, und das werde ich immer wieder erwähnen, weil ich glaube, dass es auch bei anderen funktioniert: Ich nehme ab 15 Uhr keine Kohlenhydrate mehr zu mir.
Glaubt mir alle, es ist so: Kohlenhydrate sind nicht zu unterschätzen. Zum Mitschreiben: Über Kohlenhydrate kann man mir erzählen, was man will, zum Beispiel dass es egal ist, was man wann isst, Hauptsache das Kaloriendefizit stimmt, aber bei mir funktioniert es, wenn ich ab dem frühen Nachmittag keine mehr esse. Punktum. Ja. Es ist eine Umstellung. Und nein, das kann ich gleich vorwegsagen, ich habe mich nicht immer daran gehalten. Aber größtenteils. Es ist immer wieder ein Kampf.
Es war nur so, dass ich den Fehler, den ich früher gemacht habe, nun nicht mehr machte: nämlich den Plan sofort verwerfen, wenn ich einmal schwach geworden bin.
Beispiel: So habe ich mal Low Carb gelebt, also überhaupt keine Kohlenhydrate in meinem Fall, und auf einmal hatte ich einen solchen Janker auf Pommes und Burger, dass ich wie eine wild gewordene Hummel zum nächsten Drive-in gefahren bin, um mich fastfoodmäßig so einzudecken, dass eine Großfamilie noch tagelang zu knabbern gehabt hätte. Die Folge vom raschen, gierigen Verzehr dieses Essenersatzes waren entsetzliche Magenschmerzen, die Ewigkeiten dauerten. Ich nehme an, wegen der ungewohnten Kohlenhydrate, die dazu auch noch »leere« sind, also gar keinen Nährwert haben. Aber was erzähle ich. Viele wissen das genauso gut wie ich.
Nun also Intervallfasten. Ich habe wirklich alle Abnehmformen durch und eigentlich will ich nur noch heulen, weil ich so fett bin, deswegen habe ich am Folgetag einfach angefangen. Ich dachte, wenn das jetzt nicht klappt, dann war’s das. Dann finde ich mich damit...