E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Wylie Hauptrolle: Liebe
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7515-0797-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-0797-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Verliebt, verlobt, verheiratet - so steht es im Drehbuch. Caitlin und Aiden sind die Hauptdarsteller der Realityshow. Kein Zuschauer weiß: Sie haben sich nie zuvor gesehen. Gespannt fragt Caitlin sich: Wie wird der Kuss des gut aussehenden Fremden sein?
Alles geschieht aus einem bestimmten Grund, davon ist Trish Wylie überzeugt. So war ein Reitunfall innerhalb ihrer beruflichen Karriere als Pferdedresseurin der Auslöser dafür, dass sie wieder zu schreiben begann, obwohl sie diese Leidenschaft im Laufe der Jahre erfolgreich in den Hintergrund gedrängt hatte. Dabei sammelte Trish schon in der Grundschule eher mit dem Schreiben von Geschichten als mit dem Lösen von Mathematikaufgaben Lob und Bewunderung. Als sie Jahre später zum ersten Mal die Liebesromane von Mills & Boon in die Hände bekam, begann sie davon zu träumen, irgendwann einmal selbst solche Geschichten zu veröffentlichen. In den folgenden Jahren schrieb sie rund um die Uhr, schickte aber keines ihrer Manuskripte ein. Stattdessen hielt sie sich mit verschiedenen Jobs über Wasser, bevor sie sich der Pferdedressur widmete. Erst zu dieser Zeit (und nach ihrem Unfall) flammte ihre Leidenschaft für Romances wieder auf. Den Überredungskünsten vieler guter Freunde ist es zu verdanken, dass sie eins ihrer Manuskripte schließlich an Mills & Boon sandte. Mit Erfolg: Ihr Buch wurde angekauft, und Trishs Lebenstraum ging in Erfüllung! Die Autorin lebt heute allein in Nordirland, in der wunderschönen Grafschaft Fermanagh. Die Hoffnung, dass es auch ihren Mr. Right irgendwo da draußen gibt, hat sie noch längst nicht aufgeben. 'Sonst wäre ich ja wohl eine wirklich bemitleidenswerte Liebesroman-Autorin'.
Autoren/Hrsg.
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2. KAPITEL
Aiden Flynn drehte sich um, als die Tür aufging. Die Frau, die ihn erwartete, würde in den nächsten Monaten seine Verlobte sein.
Einen Moment lang vergaß er alles um sich herum.
Sie war atemberaubend. Kein Wunder, dass man unter allen Kandidatinnen gerade sie ausgesucht hatte. Auf dem Bildschirm würde sie eine großartige Figur abgeben. Eine bessere als er auf jeden Fall. Sechs Monate vor dem Computer, in Reichweite einen Haufen Kalorien in Form von Snacks und Fast Food, taten einem Mann nicht gut.
Offenbar dachte sie ähnlich. Als sie die Tür öffnete, hatte sie noch gelächelt. Doch jetzt, nachdem sie ihn von oben bis unten gemustert hatte, schwand das Lächeln aus ihren dunklen Augen.
Plötzlich wünschte er, er hätte sich letzte Woche wenigstens zehn Minuten Zeit für einen Friseurbesuch genommen. Sein Gesicht war fast vollständig von Haar bedeckt. Aber Aisling hatte darauf bestanden, dass er Vollbart und Mähne ließ, wie sie waren. Du bist perfekt, hatte sie gesagt.
Schade, dass Caitlin Rourke sichtlich anderer Meinung war. Sie sah nämlich hinreißend aus.
Langsam ließ er den Blick über ihr modisch kurz geschnittenes, dichtes braunes Haar gleiten, die makellose helle Haut, die sinnlich geschwungenen Lippen. Ein schlanker Hals, kleine runde Brüste, eine schmale Taille. Oh ja, eine Augenweide, zweifellos – und in einer ganz anderen Liga, wenn er bedachte, dass sie Designerkleidung trug und ihr Zuhause in einem eleganten Wohnviertel lag.
Er schaute auf, als sie ihr Haar hinters Ohr schob. Lächelnd trat sie auf ihn zu.
Im nächsten Moment überraschte sie ihn damit, dass sie ihm buchstäblich um den Hals fiel und ihren biegsamen Körper an seinen drückte. Verwirrt legte er die Arme um ihre Taille.
„Da bist du ja endlich!“ Sie legte den Kopf zurück. „Ich habe dich ja so vermisst.“
Aiden sah sie verblüfft an. „Nun, ich dich auch.“
Sie bewegte die Augen hektisch nach links. Aiden folgte ihrem Blick und entdeckte die Kamera, die direkt auf ihn gerichtet war. Aha, Showtime. Na dann …
Caitlin beugte sich vor, küsste ihn auf die Wange, genau dort, wo sein Bart aufhörte, und flüsterte: „Meine Schwester ist hier.“ Dann lehnte sie sich wieder zurück.
Er verstärkte den Griff um ihre Taille, um ihr zu zeigen, dass er verstanden hatte, und machte sich daran, das zu tun, was von einem Verlobten erwartet wurde.
Ihre Augen weiteten sich, als sie begriff, dass er sie küssen wollte. Sie wich noch weiter zurück und lachte dabei auf. „Oh nein, nicht mit diesem Bart!“
Der war ihm doch nicht über Nacht gewachsen! Wenn sie sich kürzlich verlobt hatten, musste sie ihn seit geraumer Zeit mit Bart geküsst haben.
„Letztes Wochenende hat dieser Bart noch ganz andere Stellen berührt, und du hast dich nicht beschwert, Honey.“
Dunkle Augenbrauen gingen in die Höhe. Ein Funkeln blitzte in ihren Augen auf.
Ihre Stimme erinnerte ihn an warmen Honig. „Du hast ja keine Ahnung, wie meine Haut am nächsten Tag aussah.“
Die Sache begann allmählich Spaß zu machen. „Vielleicht zeigst du es mir später.“
„Mal sehen.“ So schnell wie das Funkeln aufgetaucht war, so rasch verschwand es wieder, und sie entzog sich seinen Armen. Sie linste zum Wohnzimmer, dann sah sie ihn an. „Der Bart muss ab“, sagte sie mit gesenkter Stimme.
„Wir sind noch nicht einmal verheiratet, und du versuchst jetzt schon, mich zu ändern?“
Die Schwester betrachtete ihn mit einem ähnlich perplexen Blick, als er das in warmen Farben eingerichtete Zimmer betrat. Es musste in der Familie liegen. Oder war ihm auf einmal ein zweiter Kopf gewachsen? Schön, er mochte nicht wie ein Supermodel aussehen, aber doch auch nicht wie ein Serienkiller!
„Hi.“
Caitlin beobachtete, wie ihre Schwester blinzelte. Ein Mal, zwei Mal, bevor sie schließlich mit großen Augen zu ihr herüberstarrte. Vor fünf Minuten hatte sie ihr erzählt, dass sie sich verlobt hätte. Die Tatsache, dass sie die Anwesenheit eines Fernsehteams erklären musste, hatte die verrückte Situation nicht gerade entschärft.
„Das ist Aiden.“
„Der Internet-Typ?“
Sie lächelte, während sie sich an die Geschichte hielt, die man ihr vorgegeben hatte. „Ja, das ist er.“
Ihre Schwester öffnete den Mund, besann sich, während ihr Blick zur Kamera glitt, und entschloss sich zu einem Lächeln. Sie erhob sich vom Sofa. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Aiden. Ich bin Cara.“
Aiden war ihr Zögern nicht entgangen, bevor sie ihm die Hand hinstreckte. „Schön, dass wir uns endlich begegnen“, erwiderte er. „Ich habe schon viel von Ihnen gehört.“
Das Lächeln blieb wie angeklebt, als sie ihm die Hand schüttelte. „Mehr als ich von Ihnen gehört habe, wie es aussieht. Sie sind eine echte Überraschung.“
Er lachte und ließ sie los. „Das würde ich auch sagen.“
Cara fuhr fort, ihn eingehend zu begutachten. Ähnlich, wie man einen Käfer unter dem Mikroskop betrachten würde. Aiden stellte sich dicht neben Caitlin und grinste. „Also, Honey, ich bringe schon mal meine Tasche nach oben.“
„Gute Idee.“ Sie wandte sich zur Tür.
„Nein, bleib ruhig, ich kenne den Weg.“ Die Lüge ging ihm leicht über die Lippen. „Leiste deiner Schwester Gesellschaft. Ich bin gleich zurück.“
Beide Frauen standen stocksteif da, beide lächelten. Mit einem Augenzwinkern in Caras Richtung kniff er Caitlin leicht in den Po, als er an ihr vorbeiging.
„Bist du wahnsinnig geworden?“
Er hörte Caras empörtes Flüstern, während er die erste Stufe betrat. Es war lange her, dass er solch einen bleibenden Eindruck auf zwei Frauen gemacht hatte.
Aiden kam an einem mannshohen Spiegel vorbei und zog eine Grimasse. Er konnte es ihnen nicht verdenken. Er sah zum Fürchten aus.
Prüfend betrachtete er sein Spiegelbild. Die Augen waren das Einzige, das er wiedererkannte. Alles andere war eine Katastrophe. Seine dunklen Haare endeten in wirren Locken, dort wo sie den Kragen seines Lieblingshemds – ein altes Karohemd – berührten. Selbst als Student hatte er sie nicht so lang getragen. Und das Haar in seinem Gesicht erst! Caitlin hatte recht, der Bart musste ab. Ich sehe aus wie ein Schiffbrüchiger, der von einer einsamen Insel gerettet worden ist.
Er zog die dunklen Augenbrauen hoch, bis sie unter dem struppigen Pony verschwanden. So gesehen hatte er tatsächlich wie auf einer Insel gelebt. Die letzten Monate waren einsame Monate gewesen. Aiden allein, ein Gespenst sein einziger Begleiter. Und die Arbeit natürlich. Seine eigene und die des Geistes. Das hatte etwas ziemlich Realitätsfernes.
Er wandte sich vom Spiegel ab und schritt den sanft erhellten Flur entlang. Vorbei an zahlreichen gerahmten Fotos. Caitlin Rourkes Leben lag ausgebreitet vor ihm. Caitlin lachend. Lächelnd, die Augen voller Liebe, schaute sie die Menschen an, die mit ihr auf dem Bild waren. Nahaufnahmen, wie sie zusammengerollt auf dem Sofa lag, der Blick verriet, dass der Schnappschuss überraschend gekommen war. Herbstliche Wälder, davor Caitlin mit längerem Haar, das im Wind wehte. Jedes Foto zeigte eine glückliche, zufriedene Frau, die das Leben liebte.
Bist du wahnsinnig geworden?
Die Worte hallten in ihr nach, aber Caitlin erholte sich noch von dem Schock, dass ihr neuer Verlobter sie in den Hintern gezwickt hatte. Sie sah ihre Schwester verwirrt an. „Wie bitte?“
„Was ist in dich gefahren?“ Cara schaute auf die Kamera, drehte ihr den Rücken zu und flüsterte: „Den willst du wirklich heiraten?“
Caitlin holte tief Luft. „Du kennst ihn nicht so wie ich.“
Sarkastisches Gelächter war die Antwort. „Natürlich nicht. Was auch immer an ihm dran ist, verbirgt sich unter einem halben Meter Haare.“
Die spätestens morgen früh verschwinden würden, wenn es nach ihr ging. Caitlin konnte vollbärtige Männer nicht ausstehen. Sie erinnerten sie an einen Onkel, den sie nur widerwillig geküsst hatte, wenn er zum Abschied darauf bestand.
„Lass dir Zeit, ihn näher kennenzulernen, Cara.“
„So wie du?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das kommt mir sehr merkwürdig vor, Caitlin. Bist du sicher, dass du ihn gut genug kennst, um ihn zu heiraten?“
„Wir reden seit Monaten miteinander.“
„Im Internet?“
„Ja, im Internet.“
„Und das reicht dir, um den Rest deines Lebens mit ihm zu verbringen?“
„Ja. Und du kannst dir in zwei Minuten kein richtiges Urteil über ihn bilden.“
Cara schwieg lange. „Das sieht dir gar nicht ähnlich“, meinte sie schließlich. „Er ist nicht mal annähernd wie die Männer, mit denen du bisher ausgegangen bist. Und diese Kamera-Geschichte ist ja wohl völlig verrückt.“
Caitlin seufzte. „Ich sagte dir doch, es geht um eine Sendung über Paare, die im Internet die große Liebe gefunden haben.“
„Deshalb muss jedes Mal, wenn einer von uns mit dir redet, ein Fernsehteam dabei sein?“
„Es dauert doch nur ein paar Monate, dann sind sie wieder weg.“
„Nun ja …“ Sie senkte die Stimme. „Mit ein bisschen Glück ist er dann auch wieder weg.“
„Gib ihm eine Chance, Cara. So schlimm wird er nicht sein.“ Falsch formuliert....




