E-Book, Deutsch, 287 Seiten
Zimmermann / Förster / Reiske DBT-Sucht
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-8444-3021-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dialektisch-Behaviorale Therapie bei Borderline- und Substanzgebrauchsstörungen (DBT-S)
E-Book, Deutsch, 287 Seiten
ISBN: 978-3-8444-3021-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie für Borderline- und komorbide Substanzgebrauchsstörungen (DBT-S) beschreibt ein therapeutisches Vorgehen, das von Beginn an auf die Behandlung beider Störungen gleichermaßen abzielt. Angestrebt werden der Aufbau und die Verbesserung von Fertigkeiten zur Emotionsregulation sowie gleichzeitig die Substanzreduktion bzw. das Erreichen und Aufrechterhalten von Abstinenz. Der Praxisleitfaden stellt DBT-S-spezifische Behandlungsstrategien dar, erläutert den Aufbau eines DBT-S-Skills-Programmes und veranschaulicht die konkrete Anwendung der DBT-S in verschiedenen Behandlungssettings.
Das Buch informiert zunächst über die beiden Störungsbilder, die Auswirkungen der Komorbidität und deren Entstehung. Weiterhin wird auf die Entwicklung der DBT-S eingegangen und es werden Ergebnisse von Wirksamkeitsstudien referiert. Basierend auf der Standard-DBT werden spezifische Erweiterungen der DBT-S und ihre Behandlungsstrategien vorgestellt. Dazu gehören u. a. spezielle „Attachmentstrategien“, um Patientinnen und Patienten zu unterstützen, eine Bindung an die Therapie aufzubauen und Therapieabbrüchen vorzubeugen. Die Arbeit im Konsultationsteam, das Konzept der „dialektischen Abstinenz“ sowie Strategien im Umgang mit fortbestehendem oder rückfälligem Konsumverhalten werden erläutert. Für die Vermittlung von Fertigkeiten im Umgang mit Suchtverlangen, den Folgen jahrelangen Konsums und dem Aufbau sowie der Verstärkung der Abstinenz werden zahlreiche Informations- und Arbeitsblätter zur Verfügung gestellt. Die Möglichkeiten der Umsetzung der DBT-S im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich sowie in der sozialen Arbeit werden anhand konkreter Abläufe und Beispiele skizziert. Zudem wird aufgezeigt, wie mit herausfordernden Therapiesituationen umgegangen werden kann. Die im Buch erwähnten Informations- und Arbeitsblätter können nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Website heruntergeladen werden.
Zielgruppe
Ärztliche und Psychologische Psychotherapeut_innen, Fachärzt_innen für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psycholog_innen, Sozialpädagog_innen, Sozialarbeiter_innen, Pflegekräfte, Körper- und Ergotherapeut_innen, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Psychopathologie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Pharmakotherapie, Psychopharmakotherapie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, Suchttherapie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Verhaltenstherapie
Weitere Infos & Material
|17|1 Beschreibung der Störungsbilder
Sophie Reiske
Im Folgendem werden zuerst die Diagnosekriterien für die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) und die Merkmale Substanzgebrauchsstörung erläutert, um dann auf die Kombination beider Störungen und die hieraus resultierenden Probleme für die betroffenen Menschen und therapeutisch arbeitenden Berufsgruppen einzugehen.
1.1 Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) beschreibt, wie dies für jede Persönlichkeitsstörung gilt, eine tiefgreifende Veränderung im Erleben und Verhalten eines Menschen. Die ICD-10 (International Classification of Diseases der WHO) und das DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual der amerikanischen Psychiatriegesellschaft, Version 5) stellen die Grundlage der relevanten Diagnostik dar. In der sich auf Deutsch in Vorbereitung befindlichen 11. Auflage der ICD werden die Persönlichkeitsstörungen in ein dimensionales Modell überführt und in verschiedene Schweregrade unterteilt. Dabei wird es weiterhin die Möglichkeit geben, eine Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typus zu diagnostizieren. Zukünftige Darstellungen der Persönlichkeitsstörung in der ICD 11 finden sich anschaulich im Buch Persönlichkeitsstörungen von Renneberg und Herpertz (2021) erläutert. Tabelle 1 zeigt die Diagnosekriterien der BPS nach DSM-5 und ICD-10 (vgl. auch Bohus, 2019). Nach DSM-5 müssen für die Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung mindestens fünf der neun beschriebenen Kriterien erfüllt sein.
| DSM-5 – Borderline-Persönlichkeitsstörung1 | Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und das Muster zeigt sich in verschiedenen Situationen. Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
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| ICD-10 – Emotional instabile Persönlichkeitsstörung – Borderline-Typus (F60.31) |
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|19|Diese Kriterien der BPS lassen sich in drei Dimensionen einordnen, die sich wechselseitig beeinflussen (Bohus, 2019; Stiglmayr & Gunia, 2017):
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Störung der Affektregulation,
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Störung der Identität,
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Störung der sozialen Interaktion.
Störung der Affektregulation
Die Beeinträchtigung der Affektregulation steht im Mittelpunkt der BPS-Problematik (Bohus, 2019). Bei vielen Menschen mit BPS werden rascher intensive und länger andauernde Emotionen als bei Gesunden ausgelöst (Bohus, 2019). Gemäß der Annahme einer biologischen Disposition (vgl. Kapitel 2) verfügen sie über eine niedrige emotionale Reizschwelle, ein damit einhergehendes hohes emotionales Erregungsniveau, sowie eine verlangsamte Beruhigung auf das ursprüngliche Erregungsniveau. Diese Störungen der affektiven Prozesse beeinflussen fast alle Symptome der BPS. Im Bereich der Affekte erleben Menschen mit einer BPS daher häufig vielfältige und starke Emotionen, die sie jedoch unter starkem Stress nicht differenziert wahrnehmen können, und die sich dann in diffusen und aversiven Spannungszuständen äußern (Bohus, 2019; Lieb et al., 2004; Stiglmayr, 2003; Stiglmayr & Gunia, 2017). Deswegen leiden die Betroffenen unter...




