Zingerle | Kinder- und Hausmärchen aus Tirol | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Zingerle Kinder- und Hausmärchen aus Tirol

53 Märchen zum Vorlesen auf fast 200 Seiten: Es war einmal...
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7565-7331-8
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

53 Märchen zum Vorlesen auf fast 200 Seiten: Es war einmal...

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-7565-7331-8
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ignaz Vinzenz Zingerle Edler von Summersberg (* 6. Juni 1825 in Meran, Südtirol; ? 17. September 1892 in Innsbruck) war ein Tiroler Literaturwissenschaftler, Germanist, Volkskundler und Schriftsteller. Zingerle war Sohn des Meraner Kaufmanns Bartlmä Tobias Zingerle und Neffe des katholischen Theologen und Orientalisten Pius Zingerle. Nach dem Studium in Trient trat er vorübergehend dem Benedtiktinerkloster Marienberg bei. 1848 wurde er Lehrer am Gymnasium in Innsbruck, 1858 Direktor der Universitäts-Bibliothek in Innsbruck. 1859 erhielt Zingerle die Professur für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Innsbruck. Zingerle war korrespondierendes Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften. Zingerle veröffentlichte Gedichte und publizierte literaturhistorische und historische Schriften. Zusammen mit seinem Bruder Josef Zingerle sammelte er Tiroler Märchen und Sagen. Inhaltsverzeichnis: Vorrede zur ersten Auflage Vorrede zur zweiten Auflage Vorwort zur dritten Auflage 1. Schwesterchen und Brüderchen 2. Zistel im Körbel 3. Die Krönlnatter 4. Fischlein kleb an! 5. Der Schmied in Rumpelbach 6. Teufel und Näherin 7. Der höllische Torwartel 8. Geschwind wie der Wind, Pack-an, Eisenfest 9. Der Königssohn 10. Der Bärenhansel 11. Vom reichen Grafensohne 12. Mädchen und Bübchen 13. Vom armen Schuster 14. Bauer und Bäuerin 15. Luxehales 16. Hennenpfösl 17. Der Krämer 18. Starker Hans'l 19. St. Petrus 20. Die zwei Jäger 21. Der Mesnersohn 22. Müllers Töchterlein 23. Die drei Schwestern 24. Der gescheite Hans'l 25. Der Fischer 26. Unser Herr als Bettler 27. Was ist das Schönste, Stärkste und Reichste? 28. Werweiß 29. Riese und Hirte 30. Die singende Rose 31. Notwendigkeit des Salzes 32. Goldener 33. Der tapfere Ritterssohn 34. Nadel, Lämmlein und Butterwecklein 35. Die zwei Fischersöhne 36. Purzinigele 37. Der gläserne Berg 38. Der Holzhacker 39. Der Müllerbursch und die Katze 40. Gottes Lohn 41. Wie ein armes Mütterchen zu vieler Wäsche kam 42. Das kluge Ehepaar 43. Der Knabe und die Riesen 44. Die drei Königskronen 45. Die drei Raben 46. Die faule Katl 47. Das Totenköpflein 48. Der gescheite Hans 49. Der blinde König 50. Der tote Schuldner 51. Der verzauberte Grafensohn 52. Die drei Pomeranzen 53. Das Mädchen ohne Hände

ebook-Autor für Interessierte. Meine Ratgeber sind intensiv regergiert und genauestens durchdacht.
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Weitere Infos & Material


Kapitel 1


1. Schwesterchen und Brüderchen.
Es war einmal ein Schwesterchen und ein Brüderchen.
Das Schwesterchen war brav und folgsam und betete
fleißig in der Kirche, das Brüderchen ging aber seine
Wege, war störrisch und schnippisch und machte seinen
Eltern nur Kummer und Verdruß. Einmal gingen
beide in den dunkeln Wald hinaus Erdbeeren lesen,
Sie kamen immer tiefer und tiefer in den Forst hinein.
Das Brüderchen aß und aß voller Gier, ohne jemals
an Gott oder an die Mutter zu denken das Mädchen
hatte aber ein Körbchen mitgenommen und las die
roten Beerlein in dasselbe hinein, um sie der lieben
Mutter zu bringen. Wie sie so beisammen im Walde
waren und Schwesterchen sammelte und Brüderchen
aß, kam plötzlich ein schöne Frau. Ein wunderbares
Licht umfloß sie und die Krone auf ihrem Haupte
glänzte wie die Sonne. Das Schwesterchen ließ das
Sammeln und stand ehrerbietig auf, als die schöne
Frau kam, das Brüderchen rupfte aber in den Erdbeeren
fort, ohne sich an etwas anderes zu kehren.
»Was machst du da, mein Kind?« sprach die schöne
Frau lächelnd zum Mädchen.
»Ich pflücke Erdbeeren, um sie meiner lieben Mutter
zu bringen« antworte das Schwesterchen errötend;
denn es schämte sich vor der schönen Frau.
Die Frau lächelte wieder und drückte dem Schwesterchen
ein Schächtelchen, das aus reinem Golde
war, in die Hand und sprach: »Mein Kind sei brav!
Wenn du das Schächtelchen öffnest, so gedenke meiner.
Wir sehen uns einst wieder.« Lächelnd ging die
Frau mit der funkelnden Krone weiter und kam zum
Brüderchen, das in Hast und Wut Erdbeeren aß wie
das liebe Vieh.
»Was machst du, Bübchen?« sprach die Frau ernst
und doch milde.
»Schmeck1 es, wenn du es wissen willst«, erwiderte
störrisch und trotzig der wilde Bursche. Der schönen
Frau kugelten zwei Tränen über die feinen Wangen
und betrübt gab sie dem ungezogenen Knaben ein
schwarzes Kästchen. »Gedenke meiner, wenn du es
öffnest«, sagte sie wehmütig und verschwand leuchtend
hinter den Bäumen wie die Sonne, wenn sie hinter
den Bäumen niedersinkt; die schöne Frau war aber
die Gottesmutter.
Was mochte aber in dem Schächtelchen sein? Das
wirst du gleich hören, mein Kind! Das Brüderchen riß
gleich voll Neugierde den Deckel auf, und sieh – aus
dem schwarzen Schächtelchen schlangen sich zwei
schwarze, schwarze Würmer heraus und die wurden
immer länger und länger, umwickelten endlich das
Brüderchen und führten es immer weiter in den finstern,
finstern Wald hinein, so daß es nie und nimmer
gesehen wurde.
Das Schwesterchen dachte sich aber: »Bevor ich
das Schächtelchen öffne, muß ich es der Mutter zeigen;
oh, und die wird eine Freude haben!« In diesen
Gedanken pflückte und pflückte es Erdbeeren, bis das
Körbchen voll war, und wollte dann zur Mutter heimkehren.
Beim Weggehen wollte es aber auch das Brüderchen
bei sich haben, obwohl es böse war. Schwesterchen
rief aus voller Kehle, aber Brüderchen gab
keine Antwort. Dann suchte das Mädchen rechts und
links und links und rechts, aber nirgends fand es eine
Spur vom Brüderchen, bis es anfing zu dunkeln und
es im Walde unheimlich wurde.
»O, vielleicht ist das Brüderchen schon zu Hause
oder es will mich nur necken,« dachte sich betrübt das
Mädchen und ging mit dem vollen Körbchen und dem
goldenen Kästchen dem Hüttchen zu, in dem die Mutter
wohnte. Es fand aber nicht das Brüderchen zu
Hause, und als dieses lange, lange nicht kam und
Mutter und Schwesterchen darauf warteten, erzählte
das Mädchen von der schönen Frau, die es gesehen,
und zeigte der lieben Mutter das Kästchen. »Du tust
es mir wohl aufbehalten, liebe Mutter!« bat das Kind.
»Aber zuvor darf ich wohl schauen, was darinnen
ist?« fragte das Mädchen und blickte forschend der
Mutter ins blaue, treue Auge.
»O ja!« sprach die Mutter, und das Mädchen öffne-
te das Schächtelchen, und sieh! – zwei Engelein
kamen heraus und wurden größer und größer, nahmen
das brave Schwesterchen in ihre Mitte und flogen
damit vor den Augen der Mutter immer höher und
höher, bis sie am Himmel verschwanden. Die Mutter
saß auf der Bank vor dem Hause, blickte nach und
weinte vor Freude Tränen und dachte: »Du gehst voraus,
ich hoffe dich aber einstens wieder zu finden, liebes
Kind!«
G a n z T i r o l .
Fußnoten
1 Schmecken im Dialekt riechen.









2. Zistel im Körbel1.
Es war einmal ein armes, armes Mädchen, dem waren
seine Eltern gestorben und sie hatten ihm nichts hinterlassen
als die Lumpen, die es am Leibe trug. Das
Mädchen mußte aus der väterlichen Hütte fort – denn
die wurde verkauft, um die alten Gläubiger zu befriedigen
– und wußte nicht, wo aus und wo an. Weinend
ging es fort und in den dunkeln Wald hinein, in dem
es früher so oft Himbeeren und Schwämme gepflückt
hatte, und dachte, wenn die Menschen mich verlassen,
so werden die Hasen und Rehe mir ein Winkelchen
bei ihnen gönnen. Wie das arme Kind so weiter
und weiter ging und immer tiefer und tiefer in den
dunkeln Wald hineinkam, fing es an Abend zu werden
und die alten Föhren und Tannen warfen gar unheimliche
Schatten. Das Mädchen überkam eine unnennbare
Furcht und es fing an so heftig zu weinen,
daß die Tropfen auf das Heidrich und das weiche
Moos niedertröpfelten, als ob Tau fiele. Wie das
arme schmutzige Mädchen nun so weinte, daß die
kalten Felsen damit hätten Erbarmen haben mögen,
stund plötzlich ein Jäger vor ihm und sprach: »Was
weinst du, mein Kind?« Das Mädchen schlug die
blauen Augen auf und ließ sie wieder sinken und
sprach schluchzend: »Weil ich nichts habe und es
mich so hungert und es hier so unheimlich ist!« – Bei
diesen Worten zitterte das arme verlassene Kind und
weinte noch bitterlicher als zuvor. –
»Sei still!« fiel tröstend der Jäger ein. »Wenn nur
das fehlt, so kann leicht geholfen werden. Geh mit
mir und du sollst Wunderdinge sehen und es soll dich
nicht gereuen.« – Das Mädchen war damit zufrieden
und folgte seinem Führer. Dieser ging, ohne ein Wort
zu sprechen, immer weiter und weiter in den dunkeln
Wald hinein, bis er vor einer riesigen, bemoosten
Eiche stehen blieb. »Liebes Kind«, unterbrach der geheimnißvolle
Jäger die Stille, »wir sind am Platze;
nun sei getrost und weine nicht mehr!« Das Mädchen
wischte sich mit der Schürze noch zwei große Tränen
aus den Augen und stund dann stille und war neugierig,
was da kommen sollte. – »Graue Eiche, öffne
dich! sprach der Jäger im gebieterischen Tone. Und
sieh! – wie auf einen Zauberschlag tat sich der breite
Stamm auf und innen glitzerte, glänzte und schimmerte
es, daß einem hätte das Sehen vergehen
mögen.« Da waren silberne Kleider und goldene
Münzen und prächtige Edelsteine und alles funkelte
und leuchtete in die Wette. Das arme überraschte
Mädchen wußte nicht, wie ihm geschah. Es hielt
beide Hände unter die Schürze und hielt vor Staunen
den Mund und beide Augen weit offen und schaute
und schaute und konnte sich nicht satt sehen.
»Dies alles ist dein und du kannst von diesen Dingen
nehmen, soviel du willst,« sprach der Jäger,
»wenn du es vor den Menschen da draußen geheim
haltest und meinen Namen merkest.«
Das freudig erstaunte Kind stammelte ein frohes
»O ja« und meinte, den Namen werde es sich schon
merken, wenn es ihn nur erst wüßte.
Der Jäger fuhr weiter: »Ich heiß Z i s t e l i m
K ö r b e l . « – »Zistel im Körbel«, flüsterte das Mädchen
vor sich hin, um den sonderbaren Namen seinem
Gedächtnisse recht sicher einzuprägen. –
»In sieben Jahren werde ich wieder kommen, bis
dahin kannst du dir vom Baume holen, was du willst.
Komme ich aber dann wieder und kannst du nicht
meinen Namen nennen, so wirst du höchst unglücklich
werden. Gebrauche die Schätze klug, denn davon
hängt dein Glück ab.« –
Das Mädchen wollte dem grünen Jäger danken,
aber er war schon verschwunden und die Eiche hatte
sich geschlossen und stand ernst und ruhig vor ihm,
nur in den Zweigen spielte hin und wieder ein Lüftchen.
Das Mädchen wußte nicht recht, ob das Geschehene
Wirklichkeit oder ein Traum sei, und sprach versuchsweise:
»Graue Eiche, öffne dich!« Und sieh, der
Baum öffnete sich und zeigte wieder alle seine Herrlichkeit
wie früher. Mit zitternden Händchen griff die
arme Waise hinein und nahm einen blanken Zwanzi-
ger und der dicke Stamm schloß sich wieder wie ehevor
und die Eiche stand so ernst und ruhig da, als ob
nichts geschehen wäre. Es fing schon an zu dunkeln,
da dachte sich das Mädchen: »Hier im Walde kann
ich doch nicht übernachten, denn es könnte der Bär
oder der Wolf kommen und mich fressen.« Es sah
noch einmal den Baum an und schaute sich genau das
Plätzchen ab, auf dem er stund, und ging der Seite zu,
auf welcher der Wald sich zu lichten schien. Kaum
war es einige Schritte gegangen, so kam es auf eine
schöne, breite Straße und auf dieser ging es weiter
und weiter und wiederholte immer bei sich halblaut
»Zistel im Körbel«, bis es plötzlich vor einem großen,
...



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