Abdelaal | Ich will heiraten! | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 218 Seiten

Reihe: Arabische Welten

Abdelaal Ich will heiraten!

Partnersuche auf Ägyptisch
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-85787-509-0
Verlag: Lenos
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

Partnersuche auf Ägyptisch

E-Book, Deutsch, 218 Seiten

Reihe: Arabische Welten

ISBN: 978-3-85787-509-0
Verlag: Lenos
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Schon der Titel des Buches, die Worte »Ich will heiraten!« aus dem Munde einer jungen Ägypterin, ist eine Provokation. Während junge Männer diesen Satz gern gebrauchen, geziemt sich dies im mehrheitlich konservativen Land am Nil für eine »anständige« ägyptische Frau nicht. Da es zudem als unschicklich gilt, Männer unverbindlich kennenzulernen, bleibt nur der übliche Weg der Eheanbahnung, die »Salonheirat« im Hause der Braut.
Ghada Abdelaal, die seit mehreren Jahren den vielbeachteten Blog »Wanna b a bride« betreibt, stellt die Salonheirat in den Mittelpunkt ihres Buches. Bride, eine ledige junge Frau, beschreibt die teils komischen, teils grotesken Situationen, in denen sich zehn Männer bei ihrer Familie als Heiratskandidaten empfehlen. Da gibt sich einer als Arzt aus, obwohl er noch nicht mal ein Studium abgeschlossen hat; ein anderer lebt ganz nach der Scharia, dem islamischen Recht, und möchte sie als Drittfrau ehelichen; ein weiterer schließlich beauftragt die Sittenpolizei, Erkundigungen über Bride und ihre Familie einzuholen.
Die Absurdität der Begegnungen, die Schwächen der potentiellen Bräutigame und das lächerliche Verhalten der Bräute in spe machen das Buch zu einem Lesevergnügen der besonderen Art. Ghada Abdelaal nennt die Dinge locker beim Namen und geißelt mit ihrem Humor die Traditionen. Wer aber hinter der Komik auch die Tragik der Ägypterinnen sieht, versteht die eigentliche Absicht der Autorin.

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Weitere Infos & Material


Inhalt

Prolog
Warum will ich eigentlich heiraten? Fünfzehn Gründe
Der Erste
Ich bin keine Null
Der Zweite
Über Zartheit und Weiblichkeit
Der Dritte
Wohlerzogene Mädchen
Der Vierte
Zur Verteidigung der wehrhaften Ägypterin
Der Fünfte
Happy Valentine
Der Sechste
Dichterin mit Durchblick
Der Siebte
Wie man sich einen Bräutigam angelt
Los, lasst uns angeln!
Der Achte
Alte Jungfer
Der Neunte
Warum viel bezahlen, wenn es auch günstig geht?
Der Zehnte
Diese Heimlichtuerin hat sich verlobt!
Die Frau von dreissig
Epilog
Eine letzte Sache noch

Nachwort von Kristina Bergmann


Der Vierte
Nehmt ein leeres Blatt und einen Stift zur Hand, ich will euch nämlich etwas Wichtiges fragen: Welche fünf Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Tante Hischarîja und al-Kâida? Was meint ihr? Nun, ich werde euch jetzt etwas sagen, das ihr vielleicht geahnt habt. Erstens: Bei beiden, egal, ob wir die gleiche oder eine andre Meinung als sie haben, wird es immer Explosionen und Zerstörung geben, vermutlich wird auch Blut fliessen. Übrigens kann man sich sehr wohl mit al-Kâida, niemals aber mit Tante Hischarîja einig werden. Zweitens: Beide können einen, zwei oder drei Monate oder sogar ein ganzes Jahr lang von der Bildfläche verschwinden, tauchen dann aber mit einer Bombe, die grösser ist als jede zuvor, wieder auf. Drittens: Auf beide trifft nur eine Eigenschaft wirklich und absolut zu: Arglist. Manchmal versucht al-Kâida, uns zu verstehen zu geben, dass sie von Amerika in die Welt gesetzt worden sei. Bei Tante Hischarîja könnte es sein, dass sie früher mal Papas Liebchen gewesen ist und ihn heute ärgern will, weil die Hochzeit nie zustande kam. Viertens/fünftens: Denkt doch selbst darüber nach! Mir fällt nämlich nichts mehr ein. Ich stelle mir vor: Ich sitze auf einem Berg, und vor mir ist ein bekannter Schauspieler namens Karîm. Er weint, hat ganz rote Augen und sagt: »Ich bitte dich, Bride, wir müssen heiraten. Ich kann ohne dich nicht leben!« »Ich weiss nicht, was ich dir sagen soll, Karîm. Die Sache liegt nicht in meiner Hand.« »Ich verstehe nicht, warum dein Vater mich so sehr hasst.« »Was soll ich tun, Karîm? Ich habe mir so grosse Mühe gegeben, ihn umzustimmen, aber es ist hoffnungslos.« »Okay, lass mich zu ihm gehen. Ich werde ihn bestimmt davon überzeugen, dass wir heiraten müssen.« »Wie willst du das anstellen, Karîm? Du weisst doch, dass Papa unsre Geschichte nicht versteht.« »Was kann ich denn dafür, dass er mich gesehen hat, als ich gerade Minna im roten Nachthemd37 umarmt habe?« »Glaubst du, nur Papa hätte dich gesehen? Das weiss doch ganz Ägypten!« »Was soll ich denn tun?« »Es gibt eine Lösung.« »Welche?« »Im nächsten Film musst du ohne Minna spielen.« Plötzlich begann der ganze Berg zu wackeln. »Bride, Bride!«, rief Karîm. »Karîm, ich bin hier!« »Welcher Karîm?«, fragte plötzlich jemand und holte mich aus meinen Tagträumen. »Ist es wieder dieser Schauspieler, der dich verrückt macht?« »Hey, wer ruckelt am Berg?«, fragte ich. »Was für ein Berg, mein Fräulein? Steh auf, ich bin’s, Mama. Beeil dich, Tante Hischarîja ist da. Sie will mit dir über etwas Wichtiges sprechen.« Ich erhob mich mühsam und fühlte, ein Unglück würde geschehen. »Ich soll vom Berg herunterkommen und Karîm für Tante Hischarîja verlassen?« »Jetzt reicht’s, mein Kind. Lass dein schlechtes Benehmen! Steh auf, wasch dein Gesicht, und zieh dich an! Und dann sag ihr guten Tag.« O Gott, o Gott! Ich komm ja schon. Tante Hischarîja wartete im Salon. Sie sass da, als wäre sie festgewachsen. »Wie geht es dir, Tante?« »Oh, meine Liebe, ohne viele Worte zu machen, Bride, will ich dir sagen, dass ich einen super Heiratskandidaten für dich gefunden habe.« »Ich weiss, ich weiss. Einen Mann, einen unabhängigen Mann. Er vertritt seine eigene Meinung.« Sie lachte. »Das ist ein guter Witz, Bride. Aber Achtung, es ist nicht zum Spassen. Der Kandidat ist phantastisch, von dieser hübschen Sorte gibt es keinen Zweiten.« »Ich mag diese gutaussehenden Kerle nicht. Seit jenem, der aussah, als gehöre er zur ›Stiftung Jugend der Zukunft‹.« »Pschschscht! Mach keinen Skandal! Was meinst du mit ›Stiftung Jugend der Zukunft‹? Du bist wohl noch nicht ganz wach?«, schrie meine Mutter. »Jaja, stimmt, ich bin noch ganz verschlafen. Sag mal, Tante Hischarîja, wie alt ist denn dieser Kandidat?« »Zweiunddreissig.« »Und wo wohnt er?« »In Dubai, meine Liebe, im Shoppingland … aaaah!« »Und wo wird er nach der Hochzeit leben?« »Dort natürlich.« »Was arbeitet er denn?« »Er war Assistent an der Uni für Sport. Aber weil er so begabt ist, schlugen sie ihm vor, er solle noch Ingenieur­wesen studieren.« »Wie bitte? Mama, wie lange habe ich eigentlich geschlafen? Hat sich die Welt verändert, während ich schlief? Wie kann es sein, dass er einen Beruf hat und nun wieder Student ist?« »Mein Liebling«, sagte Tante Hischarîja sanft, »ich sage dir nur, was er mir erzählt hat. Wenn ihr euch trefft, frag ihn alles, was du wissen willst. Er kommt morgen Abend um sieben. Diesmal bin ich sehr optimistisch, meine liebe Bride. Du weisst ja, dass ich dich wie meine eigene Tochter liebe.« »Na ja, Tante. Sag mal, warum stellst du diese tollen Bräutigame eigentlich nicht deiner Tochter vor?« »Was soll das, Bride? Ich sehe dich morgen Abend um sieben, meine Liebe. Sei pünktlich!« Ich hab euch ja gewarnt: Intrigen funktionieren einfach wunderbar. Tante Hischarîja ging. Ich sang ein bekanntes Lied: »Ich fühle eine Katastrophe kommen, o Gott, o Gott!« Meine Mutter summte mit. Am nächsten Tag, dem Tag der Verabredung, bewegten sich die Uhrzeiger nur langsam. Mit meinem raschen Herzschlag stimmten sie überhaupt nicht überein. Jedenfalls schien das so. Als die Uhr sieben schlug, fühlte ich mein Herz bis zum Hals klopfen. Mein Rendezvous mit dem Glück, das sich so verspätet hatte! Aber ich bin geduldig, sehr geduldig. Nun sollte ich die Früchte meines Ausharrens ernten: Ich würde den ersten Schritt in ein neues Reich machen. Darin würde es weder Traurigkeit noch Elend geben. Ich habe ja schon oft aus dem Tränenkelch getrunken. Aber jetzt gibt es nur noch den Glückskelch. An dem würde ich nun bis an mein Lebensende nippen. Stoooopp! Glaubt ihr das alles etwa? Punkt sieben Uhr. Wir warteten also, nachdem wir – wie immer – das ganze Haus saubergemacht hatten. Wir warteten lange. Es wurde halb acht, dann acht, halb neun, dann neun, dann zwanzig nach neun. Papa sass wie auf Kohlen und ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach, dem Zähneknirschen, besonders wenn ein Heiratskandidat kommt (der Mann und seine Zähne tun mir leid, echt leid). Er guckte mich an und fauchte, und ich schämte mich in Grund und Boden. Meine Mutter zog ihn nach draussen, und dann hörte ich, wie sie sich flüsternd stritten – vermutlich um mich nicht zu verletzen. Du elender M…kerl, dachte ich, warum bringst du mich in diese blöde Lage? Was können mein armer Vater und seine Zähne dafür, dass du zu spät kommst? Endlich, um Viertel vor zehn, klingelte es. Ich hatte Angst, dass mein Vater aus Wut die Tür nicht öffnen und den Anwärter dort warten lassen würde, so wie der uns hatte warten lassen. Aber meine Mutter sah meinen Vater und mich an und bewegte ihre Lippen, um ihr Mitleid mit mir auszudrücken. Damit löste sie wohl väterliche Gefühle in Papa aus. Jedenfalls stand er auf und öffnete die Tür. Tante Hischarîja trug ein unsagbar hässliches Kleid. Hinter ihr kam der zweiunddreissigjährige Heiratskandidat herein. Seine Zähne … nun ja, ich hatte noch nie so ein breites Lachen gesehen. Es gefiel mir, aber meinen Vater machte es wohl wütend. Erst kommt er zu spät, und dann lächelt er auch noch! Mein Vater runzelte die Stirn, meine Mutter legte beruhigend ihre rechte Hand auf seinen linken Arm. Trotzdem stöhnte er auf, dann war er still und fügte sich in sein Schicksal. (Hört sich schön an, dieses Wort – sich fügen –, sehr schön.) Wir sassen alle im Salon. Sprachen über irgendetwas. Sprachen über alles Mögliche, nur nicht über die eventuelle Heirat. Als ob wir uns einfach kennenlernen wollten. Der Bräutigam sah gut aus, richtig gut. Er antwortete lächelnd oder sogar laut lachend auf alle Fragen. In seinem offenen Mund konnte man die Mandeln und die Speiseröhre erkennen, und hätte er den Mund noch weiter aufgesperrt, hätte man wohl bis in seinen Dickdarm sehen können … Jedenfalls machte er ein freundliches Gesicht. Und danach, tja, was passierte dann? Er war übrigens der erste Heiratskandidat, der nicht mit leeren Händen erschien. Er hatte ein Geschenk, ein kleines Bündel, mitgebracht. Ich hätte es gern gleich aufgemacht, weil ich unbedingt wissen wollte, was da drin war. Als der Kandidat und Tante Hischarîja gegangen waren, versammelten wir uns um das Geschenk. Keiner streckte seine Hand danach aus, als hätten wir Angst, es könnte etwas passieren. Aber die Neugier siegte, und ich öffnete das Paket. Was war drin? Geduld, Geduld – ich sag’s euch zum Schluss. Mein Vater sah mich an und fragte: »Was ist das?« »Keine Ahnung, Papa.« Mama meinte: »Wir wissen es auch nicht. Wie sollen wir denn ahnen, was die Heiratskandidaten heutzutage schenken?« Mein Vater blickte zu uns beiden und dann zum Bündel, schliesslich seufzte er besiegt auf, zuckte seine Schultern und setzte an: »Vielleicht …« Ihr wollt mich fragen, warum wir mit dem Anwärter nicht über die Heirat gesprochen haben, stimmt’s? Mensch, Leute, es kann doch nicht angehen, dass immer alles gleich beim ersten Mal klappt! Das eigentliche Problem sind die Nachbarn und Bekannten. Die behaupten nämlich, ich hätte irgendeinen Fehler, da bei uns die Heiratskandidaten immer gleich wieder gingen. Deshalb beschloss meine Familie Folgendes: Ab sofort würden wir jeweils zwei Sitzungen machen, die Kandidaten müssten also wiederkommen. Das würde die...


Ghada Abdelaal, geboren 1978 in Mahalla al-Kubra (Ägypten). Studium der Pharmakologie in Tanta. Sie arbeitet in einer Spitalapotheke in Mahalla al-Kubra. Seit 2006 betreibt sie den vielbeachteten Blog "Wanna b a bride". Ihr Buch "Ich will heiraten!" wurde als Fernsehserie verfilmt, für die sie das Drehbuch schrieb.



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