Albrecht | Zweisprachigkeit in der Familie - Eine Sammlung von Fallstudien | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 96 Seiten

Albrecht Zweisprachigkeit in der Familie - Eine Sammlung von Fallstudien

E-Book, Deutsch, 96 Seiten

ISBN: 978-3-640-67706-1
Verlag: GRIN Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Examensarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Englisch - Pädagogik, Didaktik, Sprachwissenschaft, Note: 1,3, Universität Augsburg, Veranstaltung: Englisch Fachdidaktik, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Im Rahmen dieser explorativen Arbeit liegt der Fokus auf der Zweisprachigkeit in der Familie. Zuerst wird in Kapitel 2 ein Überblick über die Zweisprachigkeitsforschung gegeben. Darin werden verschiedene Definitionen für Zweisprachigkeit diskutiert, Kategorien der Zweisprachigkeit erläutert und Theorien des Zweitspracherwerbs dargestellt. Des Weiteren werden Einflüsse der Zweisprachigkeit auf die Intelligenz und mögliche Sprachstörungen erörtert. In Kapitel 3 erfolgt eine Eingrenzung auf die Zweisprachigkeit in der Familie. Nach einer Abhandlung der verschiedenen Methoden der Zweisprachigkeitserziehung werden zentrale Aspekte einer erfolgreichen zweisprachigen Erziehung diskutiert. Nach dieser Darstellung der theoretischen Grundlagen werden in Kapitel 4 fünf ausgewählte Fallstudien vorgestellt, die auf Interviews der Autorin beruhen . Diese fünf Fallstudien werden anschließend in Bezug auf die theoretisch vorgestellten Aspekte und Kriterien von Zweisprachigkeit und einer zweisprachigen Erziehung untersucht und abschließend bewertet.
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2. ZWEISPRACHIGKEIT – EIN ÜBERBLICK
  2.1 Definitionen von Zweisprachigkeit
  Die Definition von Zweisprachigkeit scheint auf den ersten Blick leicht: Eine Person, die in der Lage ist zwei Sprachen zu sprechen. Sobald man sich jedoch eingehender mit dem Thema befasst, stellen sich einige Fragen. Welcher Kompetenzgrad muss in den jeweiligen Sprachen erreicht werden, um als zweisprachig zu gelten? Ist eine Person zweisprachig, die eine Sprache zwar sprechen könnte, sie jedoch nie benutzt? Zudem kann man sich die Frage stellen, ob alle Sprachkompetenzbereiche beherrscht werden müssen: Gilt beispielsweise eine Person auch dann als zweisprachig, wenn sie eine Sprache nur verstehen, aber nicht schreiben kann? Aus diesen Fragestellungen lässt sich erkennen, dass eine gemeinsame und von allen akzeptierte Definition von Zweisprachigkeit nicht existieren kann. Vielmehr müssen verschiedene Definitionsansätze in Kombination betrachtet werden, um dem Begriff Zweisprachigkeit gerecht zu werden.   Die Definitionen befinden sich zwischen zwei extremen Polen. Die wohl engste Definition stammt von Bloomfield. Er beschreibt Zweisprachigkeit als „native-like control of two languages“ (Bloomfield 55). Demnach gilt ausschließlich eine ausgeglichene, muttersprachliche Kompetenz in beiden Sprachen als Zweisprachigkeit und der Sprecher darf von Muttersprachlern beider Sprachen nicht als non-native erkannt werden. Ein weiterer Vertreter einer strengen Definition ist Blocher. Er erweitert jedoch Bloomfields Definition, die sich ausschließlich auf die Sprachbeherrschung bezieht, um den Aspekt des Sprachgebrauchs:   Unter Zweisprachigkeit ist zu verstehen die Zugehörigkeit eines Menschen zu zwei Sprachgemeinschaften in dem Grade, daß [sic] Zweifel darüber bestehen können, zu welcher der beiden Sprachen das Verhältnis enger ist, oder welche als Muttersprache zu bezeichnen ist, oder welche mit größerer Leichtigkeit gehandhabt wird, oder in welcher man denkt (Blocher 17).   Ebenso den Gebrauch der Sprachen betonend, definiert Weinreich Zweisprachigkeit als die „Praxis, abwechselnd zwei Sprachen zu gebrauchen […], die an solcher Praxis beteiligten Personen werden zweisprachig genannt“ (Weinreich 15; Emphase im Original). Diese Definition stellt allerdings die andere Extremposition der Begriffsklärungsdiskussion dar. Weinreich geht hier von einem pragmatischen Ansatz aus. Für ihn gilt eine Person bereits dann als zweisprachig, wenn sie in ihrem täglichen Leben mehr als eine Sprache gebraucht und erlebt. MacNamara vertritt ebenfalls eine sehr weite Definition von Zweisprachigkeit. Seiner Definition zufolge sind Personen, die in geringstem Maße eine Sprache verstehen, lesen, sprechen oder schreiben können, bereits zweisprachig (vgl. MacNamara 82).   Beide Extrempositionen sind kritisch zu betrachten. Bei zu enger Definition existiert die Zweisprachigkeit nur rudimentär, bei zu weiter Definition gilt fast die gesamte Weltbevölkerung als zweisprachig. Daher muss ein vernünftiger Mittelweg gefunden werden, denn Sprachkompetenz ist nichts, das einfach gemessen werden kann. Vielmehr besteht sie als relative Fähigkeit aus verschiedenen Facetten (vgl. Fitzpatrick 19) und bedarf daher einer dynamischen Definition,   da sie [die Kinder; A.A.] sich in der Phase des Spracherwerbs befinden. Das heißt, beide Sprachen sind per definitionem unfertig und instabil. Anstatt zu fragen, ob Kinder zweisprachig sind, ist es angebrachter zu fragen, wie zweisprachig sie sind (Mahlstedt 19).   Somit gibt es zwischen den beiden extremen Polen der Zweisprachigkeit unzählige Grade an positiv zu bewertender Zweisprachigkeitserziehung (vgl. Mahlstedt 20).   2.2 Kategorien der Zweisprachigkeit
  Die beschriebenen Definitionsschwierigkeiten sind, gemäß Mahlstedts Aussage, auf die Komplexität und Dynamik der Sprache und damit auch der Zweisprachigkeit zurückzuführen. Es gilt also „Kriterien zu finden, die als Indikatoren für die Zweisprachigkeit eines Individuums geeignet sind und mit denen gleichzeitig verschiedene Typen der Bilingualität identifiziert werden können“ (Wilken 42), denn die „Zwei- und Mehrsprachigkeit ist ein Phänomen, das sich nur mehrdimensional erfassen lässt“ (Wilken 43). Dies führt zu verschiedenen Dichotomien, die zur besseren Übersicht zuerst tabellarisch dargestellt werden, um im Anschluss im Einzelnen weiter ausgeführt und erläutert zu werden.     Abb. 1 Gegensatzpaare der Zweisprachigkeit   2.2.1 Simultane vs. sukzessive Zweisprachigkeit
  Bei der Unterscheidung zwischen simultaner und sukzessiver Zweisprachigkeit steht das Lebensalter, in dem mit dem Zweitspracherwerb[3] begonnen wird, im Mittelpunkt. Von simultanem Zweitspracherwerb oder doppeltem Erstspracherwerb (2L1)[4] spricht man, wenn ein Kind von Geburt an mit zwei Sprachen aufwächst, also beide Sprachen gleichzeitig erworben werden (vgl. Anstatt/Dieser 140; Seupel 20). Hierbei wird die Erstsprache L1 und die zeitgleich erworbene Sprache 2L1 genannt (vgl. Tracy 87; Meisel 104). Bei sukzessivem kindlichen Zweitspracherwerb (cL2)[5] handelt es sich um den versetzt begonnenen Zweitspracherwerb, das heißt L1 wird als erste Sprache erlernt. L2 folgt zwischen dem dritten und elften Lebensjahr (vgl. Anstatt/Dieser 140; Seupel 20; Arnberg 66). Erfolgt der Zweitspracherwerb ab einem Alter von zehn Jahren, wird vom sogenannten erwachsenen Zweitspracherwerb (aL2)[6] gesprochen (vgl. Anstatt/Dieser 140).   Die genannten Alterszeitpunkte von drei und zehn, beziehungsweise elf Jahren, dürfen nur als Anhaltspunkte für die Abgrenzung zwischen simultanem Zweitspracherwerb (2L1), sukzessivem kindlichen Zweitspracherwerb (cL2) und erwachsenem Zweitspracherwerb (aL2) betrachtet werden. In der Wissenschaft findet sich aktuell keine Einigung bezüglich der genauen Altersgrenzen. Vor allem hinsichtlich des erreichbaren Kompetenzgrades ist die Bedeutung des Alters noch umstritten. So setzt Meisel (vgl. 104) die untere Grenze für kindlichen Zweitspracherwerb ebenfalls bei drei bis vier Jahren an, die Altersgrenze für den Übergang von kindlichem zu erwachsenem Zweitspracherwerb liegt für ihn jedoch bereits bei sieben bis acht Jahren. Hemsley, Holm und Dodd (vgl. 454) sprechen von kindlichem Zweitspracherwerb, wenn der Erwerb während der ersten fünf Lebensjahre stattfindet und von erwachsenem Zweitspracherwerb, wenn die Zweitsprache ab dem späten Kindesalter erworben wird.   Sie nennen für diese vage Aussage allerdings kein Alter. Ungeachtet der umstrittenen Altersgrenzen lässt sich insgesamt festhalten, dass sowohl 2L1, als auch cL2 zu einem hohen Grad an Zweisprachigkeit führen kann (vgl. Hemsley/Holm/Dodd 454). Tracy stellt fest, dass Kinder weder mit dem doppelten Erstspracherwerb, noch mit dem frühen Zweitspracherwerb überfordert sind (vgl. 87).   Zur besseren Übersicht sind die umstrittenen Altersgrenzen graphisch dargestellt.     Abb. 2 Übersicht über simultane und sukzessive Zweisprachigkeit   Exemplarische Gründe für simultanen Zweitspracherwerb liegen erstens auf emotionaler Ebene. „Wenn die Möglichkeit besteht […] sollte die Zweisprachigkeitserziehung eines Kindes von seiner Geburt an erfolgen“ (Seupel 21), da Kinder in den ersten Lebensjahren eine emotionale Bindung zu den, mit ihnen gesprochenen Sprachen aufbauen, die später durch spontane Sprachänderung gestört werden kann (vgl. Mahlstedt 135; Taeschner 195). Zweitens ist die Motivation plötzlich eine neue Sprache zu lernen, beim sukzessiven Zweitspracherwerb fraglich, da die Fähigkeit, in einer Sprache zu kommunizieren, bereits vorhanden ist (vgl. Arnberg 77). Drittens spielt der „Faktor Gewöhnung […] generell eine Rolle. Die zunächst gesprochene Sprache wird bei den Kindern und Erwachsenen schnell zur Institution“ (Mahlstedt 86). Ein Wechsel der Sprache wäre eine, für beide Seiten, unnatürliche und damit wenig Erfolg versprechende Situation. Für Mahlstedt „spricht kein stichhaltiges Argument gegen eine simultane Einführung zweier Sprachen“ (136). Weitere Gründe für den simultanen Zweitspracherwerb sind nach Arnberg (vgl. 81):   - Der Lernaufwand, um die Altersnorm zu erreichen, ist desto geringer, je früher das Kind die Sprache lernt   - Die Unbefangenheit Fehler zu machen, ist umso geringer, desto jünger das Kind   - Je jünger das Kind, desto mehr Zeit steht ihm zum Erlernen der Sprache zur Verfügung, da Sprachenlernen einen Großteil der kindlichen Aktivität ausmacht.   Gründe für sukzessiven Zweitspracherwerb andererseits sind „the older child’s greater knowledge about the world and about language in general, longer memory span, and more efficient ways of handling information” (Arnberg 77). Ältere Kinder lernen somit bewusster eine neue Sprache und können auf ihr Vorwissen aufbauen (zur Bedeutung des Alters und den unterschiedlichen Erwerbsarten mehr in 2.3). ...


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