E-Book, Deutsch, 167 Seiten
Ammann Selbstbefreiung
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-9524725-7-6
Verlag: Edition Pangea
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 167 Seiten
ISBN: 978-3-9524725-7-6
Verlag: Edition Pangea
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Methode der Selbstbefreiung ist ein konkreter Vorschlag an all jene, die sich selbst wirklich kennenlernen möchten. Sie ermöglicht, die grundlegenden Motivationen des eigenen Verhaltens zu verstehen und zu verändern. Die Methode erlaubt auch, Licht auf die dunklen Regionen der Vergangenheit zu werfen, diese zu verarbeiten und in der Zukunft eine neue Richtung einzuschlagen.
Dieses Werkzeug zur persönlichen Entwicklung ermöglicht allen, die es ernsthaft üben und anwenden, das Leiden mehr und mehr zu überwinden und sich von festgefahrenen Verhaltensweisen und Bedingtheiten zu befreien. Die Methode der Selbstbefreiung ist keine Therapie und sie isoliert den Menschen nicht von seiner Umgebung. Ihr Wert besteht vielmehr darin, die Handlungsweise des einzelnen Menschen in seinem sozialen Umfeld zu verbessern und zu entfalten.
Das Selbstbefreiungssystem stellt eine konkrete Anwendung der psychologischen Lehre des argentinischen Denkers Silo dar. Mit dieser vollständigen Neuübersetzung des Werks des argentinischen Autors L. A. Ammann stellt Edition Pangea der deutschsprachigen Leserschaft das komplette und vom Autor überarbeitete Werk zur Verfügung.
Zielgruppe
An persönlicher Weiterentwicklung interessierte Leser und Leserinnen
Weitere Infos & Material
Vorwort zur Ausgabe von 1980
Das vorliegende Buch gliedert sich in zwei Teile: Der erste trägt den Titel Verhaltensverbesserung und behandelt die Themen der Entspannung, psychophysische Gymnastik und Selbsterkenntnis. Der zweite trägt den Titel Operative und entwickelt die Techniken der Katharsis, der Übertragung und Selbstübertragung. Diese Techniken gehen über das Interesse an der Verhaltensverbesserung hinaus, um sich in Veränderungswerkzeuge im Dienste einer neuen Richtung des Lebens zu verwandeln, sofern dies dem Bedürfnis der übenden Person entspricht.
Die Wahl der Themen
Die drei Themen des ersten Teils können unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge bearbeitet werden. Die Themen der Operative dagegen verlangen, dass man das Vorangegangene beherrscht.
Demnach bieten die einleitenden Themen die Möglichkeit, je nach persönlichem Interesse ausgewählt zu werden. Bei einer Person über 35 Jahren wäre es beispielsweise denkbar, dass sie die Entspannung vorzieht, während sich ein jüngerer Mensch eher für die Selbsterkenntnis interessieren dürfte. Denn junge Menschen fühlen oft einen starken Drang, sich selbst kennenzulernen, ihr Leben zu ordnen und klare Projekte für ihr Leben zu entwickeln, eher als das Bedürfnis, ihre Verspannungen zu lösen. Sie erleben ihre Spannungen weniger als erschöpfenden Druck, sondern viel mehr als interessanten Anreiz für die Entwicklung täglicher Aktivitäten. Es gibt zahlreiche Gründe, die dazu führen können, die eine oder andere vorgeschlagene Arbeit auszuwählen. Deshalb ist der erste Teil des Buches so aufgebaut, dass er eine eigenständige Gliederung der Themen erlaubt.
Wie dem auch sei, wer das gesamte System der Selbstbefreiung meistern möchte, sollte beim Lernprozess vom Einfachsten zum Umfassendsten voranschreiten. In diesem Fall wird man wohl der im Text angeführten Reihenfolge folgen.
Das Selbstbefreiungssystem
Es ist gedacht als Antwort auf die tiefsten Bedürfnisse des Menschen. Diese Bedürfnisse richten sich zweifellos auf die Überwindung des Leidens. Unter diesem Gesichtspunkt ist das Selbstbefreiungssystem ein Werkzeug, das es ermöglicht, das Leiden zu überwinden, indem man Verhaltensweisen verändert.
Auch wenn es uns dank der Übungen und einfachen theoretischen Erklärungen heute gelungen ist, das System ziemlich zu vereinfachen, müssen wir dennoch beachten, dass dieses Selbstbefreiungssystem sich aus einer umfassenden Philosophie ableitet, die das menschliche Leben im Zusammenhang mit seinem Sinn und seiner Möglichkeiten untersucht.
Leiden und selbstbefreiung
Viele Menschen glauben, dass sie nicht leiden, aber sie erkennen, dass sie Spannungen, Angst, innere Unruhe und fehlenden Kontakt zu anderen empfinden und dass ihnen ein Sinn im Leben fehlt. Wir können alle diese Schwierigkeiten unter dem Begriff „Leiden” zusammenfassen.
Das Ziel der Selbstbefreiungslehre ist die Überwindung des Leidens. Das Leiden zu überwinden bedeutet, eine wachsende Zufriedenheit mit sich selbst zu erreichen.
Die drei Leidenswege
Man leidet, weil man gescheitert ist, weil man Gelegenheiten vertan, Gegenstände, geliebte Personen verloren hat. Man leidet aus Mangel an Anerkennung in der Familie und in der Gesellschaft. Man leidet, weil es schwierig ist, das zu erreichen, was man für sich und für die anderen wünscht. Man leidet aus Angst: Angst, das zu verlieren, was man besitzt, Angst vor der Einsamkeit und vor Krankheit, vor dem Alter und vor dem Tod.
So leidet man nicht nur aufgrund negativer Empfindungen in der Gegenwart, sondern auch aufgrund negativer Erinnerungen und wenn man sich negative Ereignisse, die in der Zukunft liegen, einbildet. Daher sagen wir, dass die drei Leidenswege die Empfindung, die Erinnerung und die Einbildung sind, wenn sie verzerrt werden.
Das System der Selbstbefreiung sollte alle diese Aspekte berücksichtigen und sollte dem Verständnis und der Arbeit an sich selbst auf eine umfassende Art und Weise dienen. Denn man kann nichts mit den Teillösungen anfangen, die uns täglich angeboten werden und die zwangsläufig in Frustration enden.
Theorie und Praxis der Selbstbefreiung
Selbstverständlich soll der die Lektionen begleitende theoretische Teil kein Hindernis für die praktischen Übungen darstellen, sondern zu einem größtmöglichen Verständnis dessen führen, was man ausführt. Das ist notwendig, da es sich um eine umfassende Arbeit handelt, wie wir oben schon angemerkt haben.
Seit längerem kursieren zu viele „Systeme” ohne solide Grundlage. Diese Systeme werden von Freunden der Autoren empfohlen oder von Leuten, die die Leser beeindrucken sollten. Einige Systeme preisen ihre „Methoden zum glücklich werden” an und stützen ihren Anspruch auf zweifelhafte Messwerte über Sauerstoffverbrauch, Pulsschlag und ähnliche Daten. Andere Systeme belassen es nicht dabei, sich auf die Meinungen Dritter oder aber auf die erwähnten Messwerte zu berufen. Sie bedienen sich darüber hinaus der Verführungsgewalt der Wörter selbst. Sie gebrauchen uralte Wörter; Wörter aus entlegenen Gegenden oder Wörter, die von einer wissenschaftlichen Aura umgeben sind. Wieder andere benutzen technische Hilfsmittel als Allheilmittel. Damit meinen wir nicht die neumesmerianische Auferstehung des Orgons, mit seinen dielektrischen Leitern und seinen Kabinen für bioenergetische Ladung (kaum besser ausgearbeitet als die Zuber von Mesmer und vom Marquis von Puységur im 18. Jahrhundert). Wir beziehen uns hier vielmehr auf die Tricks mit Hautwiderstandsmessgeräten (GSR), Elektromyographen (EMG), Elektroenzephalographie-Verstärker (EEG) usw. Auf diesem Gebiet hat sich der Geschäftssinn in verantwortungsloser Weise breit gemacht.
Wer kennt nicht das folgende Beispiel, das anschaulich genug ist: Ein Herr schließt uns Elektroden eines Messgerätes an den Fingerspitzen an und lässt uns dadurch die Probleme entdecken, unter denen wir leiden. Wenn es zu einem Konflikt kommt, schlägt der Zeiger des Gerätes aus. Daraufhin versetzt uns der Herr einen Stromschlag oder nötigt uns unaufhörlich. Indem er diese hemmende Vorgehensweise ständig wiederholt, gelingt ihm dann die konfliktreiche Information in unserem Gedächtnis zu „löschen“... Die Behandlung wird dann mit einem aufmunternden Lächeln und irgendeinem makrobiotischen oder vegetarischen Rezept als Ausgleich für unsere Unausgewogenheit beim Natrium/Calcium-Elektrolyten-Haushalt abgeschlossen, die sich in unserer Sympathikus-Parasympathikus-Störung wiederspiegelt. Erfolgt die Behandlung durch einen Guru, so wird er seine Erklärungen in der Sprache des „Prana” kleiden. Ist er Okkultist, so wird er von alternativer Medizin sprechen, und wenn er Titel und akademische Grade besitzt, so wird er uns mit einer Theorie blenden, die gerade Mode ist. Auf diese Art und Weise tragen diese extravaganten Übungen dazu bei, dass Leute, die Hilfe brauchen, sich in eine Situation begeben, in der sie alle möglichen Experimente mitmachen, ohne dass sie verstehen, auf was sie sich einlassen.
Angesichts der allgemeinen Orientierungslosigkeit in diesen Bereichen sowie der wachsenden inneren „Verwaisung”, unter der man heute leidet, sehen wir in der Klärung dieser Fragen das Minimum unserer Verantwortung, das wir dem Denken im Allgemeinen und unseren Mitmenschen im Besonderen schuldig sind.
Wie schwierig es auch sein mag zu erklären, was eigentlich die Grundprobleme des Menschen sind, wie sie zu behandeln sind und worauf die Vorgehensweise zur Lösung dieser Probleme aufbauen sollte, sollte man keine Gelegenheit vergehen lassen, um dies zu tun. Es wäre bedeutend leichter für uns und auch einfacher für unsere Leser gewesen, wenn wir uns auf eine Folge von Lektionen ohne jegliche Erklärung beschränkt hätten. Diesen Weg sind wir aber nicht gegangen. Ebenso wenig haben wir uns von der Möglichkeit entmutigen lassen, dass unser System sich nur auf einen kleinen Kreis von Lesern beschränken könnte. Auf jeden Fall sind wir davon überzeugt, dass unsere Absicht unverfälscht ist, dass unser Vorschlag zur Befreiung vom Leiden umfassend ist. Unsere Übungen müssen begleitet werden von aufklärenden theoretischen Erklärungen, die sich auf die allgemeinen Ziele und auf den spezifischen Sinn der Übungen selbst beziehen.
Die Quelle der Lehre des Selbstbefreiungssystems
Vor zwanzig Jahren haben wir – einige Studenten und ein paar Akademiker – in Südamerika einen Kreis um die Lehre Silos gebildet. Unter ihnen befanden sich ein Psychiater und junge Studenten der Psychologie, Soziologie und Anthropologie. Zu dieser Zeit war die Psychoanalyse in eine innere Krise geraten, die viele ihrer fortschrittlichsten Anhänger vertrieb. Tatsächlich aber war es die soziale und kulturelle Umgebung, die sich in Krise befand.
Neue Strömungen tauchten auf dem Gebiet der Psychologie auf. Erkenntnismethoden, die in Europa schon seit einiger Zeit mit Erfolg angewandt wurden, kamen in Südamerika aber gerade...




