E-Book, Deutsch, Band 1426, 64 Seiten
Reihe: Notärztin Andrea Bergen
Anders Notärztin Andrea Bergen 1426
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-1343-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ist unsere Liebe stark genug?
E-Book, Deutsch, Band 1426, 64 Seiten
Reihe: Notärztin Andrea Bergen
ISBN: 978-3-7517-1343-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Diagnose 'Hirntumor' ändert für die junge Wendy Heider alles! Sie weiß genau: Auf sie wartet eine langwierige und sehr anstrengende Therapie - mit ungewissem Ausgang! Und so fasst sie einen folgenschweren Entschluss: Um ihren über alles geliebten Verlobten Gabriel nicht mit einer todkranken Frau zu belasten, setzt Wendy alles daran, ihn aus ihrem Leben zu vertreiben - auch wenn ihr selbst das Herz dabei bricht. Sie will auf keinen Fall die Wahrheit über sich und ihren Gesundheitszustand sagen. Und so engagiert sie einen 'falschen Geliebten', um Gabriel endgültig zu vergraulen.
Doch damit beschwört sie eine Katastrophe herauf ...
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Ist unsere Liebe stark genug?
Bewundernswert, wie die schöne Wendy ihre schwere Krankheit trägt! Obwohl nicht feststeht, dass die Strahlentherapie ihren Gehirntumor wirklich verkleinern und sie von den unerträglichen Schmerzen befreien kann, nimmt sie tapfer alle Qualen der Behandlung auf sich. Weniger gut verkraftet sie allerdings die Trennung von Gabriel, dem Mann, dem ihr Herz gehört. Um ihm ein Leben mit einer schwer kranken Frau zu ersparen, hat sie sich brüsk von ihm getrennt und behauptet, einen anderen zu lieben! Doch inzwischen bereut sie ihre Notlüge und sehnt sich verzweifelt nach Gabriels Liebe und Nähe ...
Ich habe ihr geraten, ihm endlich von ihrer Krankheit zu erzählen und die Lüge über den »erfundenen Mann« zu beichten – aber nun ist Gabriel wie vom Erdboden verschluckt!
Feierabend! Dr. Andrea Bergen lehnte sich kurz im Fahrersitz zurück und schloss die Augen, bevor sie den Motor anließ. Langsam fuhr sie vom Personalparkplatz des Elisabeth-Krankenhauses. Sie liebte ihren Beruf als Notärztin und hätte ihn gegen keinen anderen Beruf der Welt tauschen mögen.
Doch heute war ein besonders anstrengender Tag gewesen, und sie war regelrecht geschafft. Nicht nur wegen der vielen Einsätze, zu denen sie und ihr Team nahezu pausenlos hatten ausrücken müssen. Man hatte sie auch gebeten, an der Notoperation eines polytraumatisierten Unfallopfers teilzunehmen.
Nun freute sie sich auf einen gemütlichen Feierabend im Kreis ihrer Familie. Und auf ein leckeres Abendessen, das Hilde, die beste aller Schwiegermütter, sicher wieder gekocht hatte. Denn natürlich hatte Andrea Bergen in der Hektik des Tages auch keine Zeit für ein Mittagessen gehabt.
Leicht ungeduldig quälte sie sich durch den Feierabendverkehr in der Innenstadt und fuhr dann über eine der Rheinbrücken. Auf der anderen Seite des Flusses war es ruhiger.
Nach zwanzig Minuten Fahrt hatte Andrea das sogenannte Musikerviertel erreicht, wo die Straßen nach berühmten Komponisten benannt waren. Die Villa der Bergens stand in der Beethovenstraße. In einem Anbau des Hauses hatte Andreas Mann Werner auch seine Kinderarztpraxis, die er von seinem verstorbenen Vater übernommen hatte.
Wenig später fuhr Andrea Bergen in die Einfahrt zu ihrem Grundstück. Nachdem sie ihr Auto in der Garage abgestellt hatte, betrat sie die geschmackvoll renovierte Jugendstilvilla.
»Ich bin zu Hause«, rief sie, während sie in der Diele aus der Jacke schlüpfte.
Freudiges Bellen antwortete ihr. Dann kam auch schon Dolly angesprungen, die tollpatschige junge Mischlingshündin. Sie benahm sich, als wäre ihr Frauchen tagelang weg gewesen, und konnte sich vor lauter Wiedersehensfreude gar nicht mehr beruhigen.
»Ist ja schon gut, meine Süße.« Andrea klopfte ihr den Hals und angelte nach ihren Hausschuhen.
Als nächstes Familienmitglied erschien Franzi, die zwölfjährige Tochter des Hauses. »Welcome home, Mom«, begrüßte sie ihre Adoptivmutter und strahlte dabei über das ganze Gesicht.
Andrea drückte sie lachend an sich.
»Ah, ihr hattet heute wieder Englisch-Unterricht. Das machst du schon recht gut, mein Schatz.«
Franzi nickte eifrig. »Im Englisch-Test hab ich auch eine Eins gekriegt«, berichtete sie stolz. »Aber ich will noch besser werden. Paulas Onkel ist zurzeit aus England bei ihnen zu Besuch. Darf ich morgen nach der Schule zu Paula gehen und bei ihr übernachten? Ihre Eltern sind einverstanden. Wir wollen mit ihrem Onkel nur Englisch reden. Dabei lernen wir bestimmt eine ganze Menge.«
»Eine super Idee«, stimmte Andrea zu. »So lernt man eine Sprache am besten.«
In diesem Moment erschien Werner Bergen in der Diele. »Da bist du ja, Liebes.« Er begrüßte seine Frau mit einem zärtlichen Küsschen. »Wie war dein Tag?«
»Sehr anstrengend, aber auch sehr befriedigend«, erwiderte Andrea. »Und dein Tag? Wie geht es dem kleinen Roland?«
Werners Lächeln erlosch und wich einer besorgten Miene. »Leider nicht sehr gut. Sein Wilms-Tumor ist zwar erfolgreich entfernt worden, wie du weißt, aber nun hat der Junge Probleme mit dem Herzen.«
»Jetzt schon?« Andrea schaute betroffen drein. »Die treten doch normalerweise erst als Spätfolgen auf.«
»Es liegt an den zytostatischen Medikamenten. Aber die können nicht abgesetzt werden, da bei Roland ein hohes Rückfallrisiko besteht. Professor Hebestreit will einen Kinderkardiologen an unser Krankenhaus holen. Dann werden wir weitersehen.«
Dr. Werner Bergen besaß nicht nur seine eigene Kinderarztpraxis, er war auch Belegarzt auf der Kinderstation des Elisabeth-Krankenhauses, wo er seine kleinen Patienten, die beispielsweise operiert werden mussten, weiter behandelte.
»Was ist hier eigentlich los?« Unbemerkt von den anderen war Hilde Bergen, Werners Mutter, in die Diele getreten. »Einer nach dem anderen verschwindet, und keiner kommt zurück.« Schmunzelnd blickte sie in die Runde. »Habt ihr hier eine Party? Dann will ich auch mitfeiern.«
Alle lachten. »Oje, dann würde es heute kein Abendessen geben«, befürchtete Andrea und schnitt eine kleine Grimasse. »Lösen wir die Party lieber auf und gehen ins Esszimmer.«
»Feiern klingt aber gut«, warf Werner ein. »Wozu haben wir jetzt Feierabend?«
»Ihr könnt euch ruhig noch einen Drink genehmigen, denn das Essen ist noch nicht ganz fertig«, sagte Mutter Hilde. »Lasst euch Zeit. Andrea soll erst mal entspannen, so erschöpft, wie sie aussieht.«
»Gute Idee«, erwiderten Andrea und Werner wie aus einem Mund.
»Ich helfe dir in der Küche, Omi«, bot Franzi an und folgte ihrer Großmutter, während Andrea und Werner sich dem Wohnzimmer zuwandten.
Unschlüssig, wem sie sich nun anschließen sollte, blickte Dolly hinter ihnen her und entschied sich dann für die Küche. Da fielen immer ein paar Bröckchen für sie ab.
***
Andrea legte ihr Besteck auf den leeren Teller und seufzte zufrieden. »Das Ochsenschwanzragout war super, Hilde«, sagte sie. »Vor allem die Schokolade macht sich wunderbar darin.«
Hilde schob die Terrine mit dem Ragout in Andreas Richtung. »Da ist noch mehr. Greif zu.«
Ihre Schwiegertochter legte sich die Hände auf den Leib und schüttelte den Kopf. »Danke, aber ich bin pappsatt. Ich würde keinen Löffel voll mehr herunterkriegen. Und mit dem Madeira und der Schokolade in der Soße waren es auch wieder ganz schön viele Kalorien.«
»Die läufst du doch gleich wieder ab«, meinte Hilde. »Dolly wird schon dafür sorgen, dass euer Spaziergang nicht zu kurz gerät.«
Beim Essen hatten Andrea und Werner beschlossen, anschließend noch einen Abendspaziergang in den Rheinauen zu unternehmen. Die Tage wurden länger, und das Wetter war trocken und mild. Nach einem langen Arbeitstag im Krankenhaus und in der Praxis sehnten sich beide nach frischer Luft.
Andrea lachte. »Eben, Hildchen. Wir wollen ja noch einen Spaziergang unternehmen. Wenn ich jetzt noch etwas essen würde, könnte ich mich höchstens noch in Richtung Sofa bewegen.«
»Das verstehe ich schon. Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß. Genießt euren Spaziergang.« Hilde stand auf und machte sich daran, den Tisch abzuräumen. Franzi half ihr dabei.
Unterdessen machten Andrea und Werner sich für ihren Spaziergang fertig. Dolly war bereits in die Diele gestürmt und bellte ihre Hundeleine an, die dort an einem Haken hing.
»Gehen wir.« Werner öffnete die Haustür.
Wie üblich fuhren sie ein Stück mit dem Auto und stellten es dann auf einem der Parkplätze ab, die an den Rheinauen lagen. Dolly wollte gleich losrennen, doch ihr Herrchen legte sie erst einmal an die Leine, was ihr überhaupt nicht gefiel. Sie wollte frei herumlaufen, was sie auch mit Protestgebell laut kundtat.
»Später«, vertröstete Werner sie, und Dolly blieb nichts anderes übrig, als sich zu fügen.
Sie genossen den Spaziergang in vollen Zügen. Auch Dolly hatte ihren Spaß, nachdem Werner sie wie versprochen von der Leine gelassen hatte. Nur wenige Menschen waren in den weitläufigen Flussauen unterwegs. Hauptsächlich waren es Jogger und Hundebesitzer, aber auch ein paar verliebte Pärchen schlenderten umher.
In einiger Entfernung tauchten zwei Männer mit einem großen Hund auf. Dollys Nackenhaare sträubten sich erst, dann begann sie, aufgeregt zu bellen, und rannte los.
»Dolly, stopp!«, rief Andrea ihr nach.
»Komm sofort hierher!«, befahl auch Werner.
Ihre Rufe waren erfolglos. Weder Andrea noch Werner konnten die Hündin aufhalten. Auch der entgegenkommende Riesenhund war nicht angeleint. Schwanzwedelnd und mit schwerfälligen Bewegungen trabte er Dolly entgegen.
Jetzt erkannte Andrea ihn und die beiden Männer.
»Flora!«, rief sie und lachte erleichtert. Gut, dass es kein fremder Hund war! Doch dann wäre Dolly wohl auch nicht so ohne Weiteres auf ihn zugerannt.
Flora war die Bernhardinerhündin von Frau von Mertens,...




