E-Book, Deutsch, Band 1502, 64 Seiten
Reihe: Notärztin Andrea Bergen
Anders Notärztin Andrea Bergen 1502
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7517-6357-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Plötzliches Karriereende?
E-Book, Deutsch, Band 1502, 64 Seiten
Reihe: Notärztin Andrea Bergen
ISBN: 978-3-7517-6357-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
So bald wie möglich CEO werden! Ganz an der Spitze der Firmenhierarchie stehen! Für seinen Traum, Karriere zu machen, tut Jan Kaplansky alles: Arbeitstage, die kein Ende finden, Besprechungs-Marathons und ausgefallene oder ungesunde Mahlzeiten! Vom ständigen Schlafmangel ganz zu schweigen! Alle guten Ratschläge, auf seine Gesundheit mehr Rücksicht zu nehmen, schlägt Jan in den Wind! Das ändert sich auch nicht, als er sich in die bezaubernde Neurochirurgin Dr. Astrid Wenger verliebt. Die junge Ärztin macht sich allergrößte Sorgen um Jan - zu Recht, wie sich bald zeigen wird. Denn nach einem dramatischen Treppensturz wird Jan ins Krankenhaus eingeliefert. Schon lange leidet er an rätselhaften Ohnmachtsanfällen, die er aller Welt verheimlicht hat! Die anschließende Untersuchung bringt zutage: Wenn Jan überleben will, muss er seinen Lebensstil von Grund auf ändern und seine Karrierepläne aufgeben! Doch dazu ist er nicht bereit - und riskiert die Katastrophe ...
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Plötzliches Karriereende?
Nachdem für meine Kollegin Astrid ein kleines Wunder geschehen war und sie den Fremden, in den sie sich verliebt hatte, hier in der Klinik »wiedergefunden« hatte, scheint sie ihn nun schon wieder verloren zu haben! In ihrer Funktion als Neurochirurgin hat sie Jan Kaplansky ans Herz gelegt, beruflich kürzerzutreten – und ist damit bei ihm auf taube Ohren gestoßen! Jan ist ein Workaholic durch und durch, und der Wunsch, ganz groß Karriere zu machen, geht ihm über alles. Dabei können seine ständigen Ohnmachtsanfälle einmal böse enden! Gestern hat Jan zornig und ohne Abschied unser Krankenhaus verlassen. Astrid weint bittere Tränen, denn sie hat große Angst um ihn ...
Und gerade ist das, was nie geschehen sollte, eingetreten: Ich wurde mit dem Rettungsteam zu einem Unfall in der Stadt gerufen: Ein Mann ist in den U-Bahn-Schacht gestürzt und kann sich nicht mehr rühren! Es ist Jan Kaplansky ...
»Du siehst wieder mal furchtbar schlecht aus, Junge«, empfing Irene Kaplansky ihren Sohn, als er zum Frühstück nach unten kam. Ihr Blick war dabei sorgenvoll auf ihren Einzigen gerichtet.
Jan drückte seiner Mutter ein Küsschen auf die Wange.
»Erst einmal einen wunderschönen guten Morgen, Muttchen«, begrüßte er sie mit gespielter Fröhlichkeit. Er wusste, dass sie nicht übertrieb. Er sah nicht nur schlecht aus, er fühlte sich auch so. Doch das wollte er auf keinen Fall zugeben. Seine Mutter machte sich ohnehin schon zu viele Sorgen um ihn.
»Du bist spät dran«, stellte sie fest. »Soll ich dir trotzdem ein Ei braten?«
Unversehens stieg Jan der Geruch von gebratenen Eiern und Speck in die Nase, obwohl nichts dergleichen auf dem Herd stand. Sein Magen stülpte sich dabei förmlich um. Nie im Leben würde er ein solches Frühstück hinunterbringen, auch wenn es ihm sonst immer geschmeckt hatte.
»Danke, heute nicht«, lehnte er ab. Am liebsten hätte er gar nichts gegessen, doch das hätte seine Mutter nicht akzeptiert. »Eine Scheibe Toast genügt mir.«
»Eine Scheibe, keine zwei?« Aus ihrer Stimme war deutliche Missbilligung herauszuhören.
Jan unterdrückte einen Seufzer. »Also gut, zwei Scheiben Toast.«
Er setzte sich auf seinen gewohnten Platz und streckte seine langen Beine unter dem Tisch aus.
»Hier hast du erst mal deinen Kaffee, Jan.« Mit einem mütterlichen Lächeln stellte Irene seinen Lieblingsbecher vor ihn hin, aus dem aromatische Düfte aufstiegen. »Dein Toast kommt gleich.«
»Danke, Mutter.« Jan erwiderte ihr Lächeln. Er liebte seine Mutter und kam mit ihr wunderbar aus. Nur ihr wachsames Auge auf seine Gesundheit störte ihn. Er wollte nicht, dass sie sich ständig Sorgen machte.
Während Irene in der Küche hantierte, war Jan mit seinen Gedanken bei den Aufgaben, die ihn heute in der Firma erwarteten. Unter anderem ging es dabei um Katalogausschreibungen sowie um den Einkauf und die Kalkulationen von Reisen.
Jan war Produktmanager bei einem der großen Reiseveranstalter. Er trug die Verantwortung für die Planung und für die zuverlässige Durchführung von Reisen. Laufende Marktanalysen waren dabei unerlässlich. Natürlich musste unbedingt auf höchste Qualität geachtet werden. So zählte es zu seinen Aufgaben, zu Urlaubszielen in aller Welt zu fliegen, um sich vor Ort neue Hotels anzusehen, über das Bettenkontingent zu verhandeln und Verträge abzuschließen.
»Wo bist du nur mit deinen Gedanken? Willst du deinen Toast nicht essen, bevor er kalt wird?«, hörte er seine Mutter mit leichtem Vorwurf fragen.
Jan beeilte sich, Butter auf die Toastscheiben zu streichen und eine davon mit Käse zu belegen. Auf die andere Scheibe kam hausgemachte Pfirsichmarmelade.
Irene setzte sich zu ihm. Ein bekümmerter Ausdruck lag auf ihrem noch immer jugendlichen Gesicht.
»Ich nehme an, du warst in Gedanken bereits beruflich unterwegs«, meinte sie. »Wohin geht es denn das nächste Mal?«
Jan trank einen Schluck von seinem Kaffee. Ihm wurde bewusst, dass er seiner Mutter noch gar nichts davon gesagt hatte, dass er Ende der Woche auf Reisen ging.
»Für ein paar Tage auf die Malediven«, erwiderte er leichthin.
»Ah. Und wann?«
Er wich ihrem Blick aus. »Ich fliege am Freitag und werde zehn Tage bleiben.«
»Mein siebzigster Geburtstag!« In ihrer Stimme schwangen unterdrückte Tränen mit, was sein schlechtes Gewissen aktivierte.
»Es tut mir leid, Mutter, aber es ließ sich leider nicht anders einrichten. Wir werden deinen Geburtstag gebührend nachfeiern.« Jan ließ seinen Toast sinken, in den er gerade beißen wollte. »Hey, ich habe eine noch bessere Idee. Warum kommst du nicht mit? Eine Reise auf die Malediven zu deinem Geburtstag, das wäre doch was.«
Irenes Gesicht leuchtete auf, dann erlosch das Leuchten wieder.
»Du würdest ohnehin keine Zeit für mich haben«, wandte sie ein.
Natürlich hatte sie damit recht. Wie üblich würde er von frühmorgens bis in die späte Nacht beschäftigt sein. Er würde auch nicht in ein und demselben Hotel übernachten, sondern umherreisen und mehrere testen.
»Wir können zusammen im Hotel wohnen und uns zu den Mahlzeiten treffen«, stellte er dennoch in Aussicht. »An deinem Geburtstag gehen wir groß aus. Was hältst du von Schnorcheln? Das hat dir doch immer Spaß gemacht. Es wird toll werden, auch wenn ich mich dir nicht jeden Tag widmen kann.«
Irene spielte mit ihrem Eierlöffel. »Schön wäre das schon«, räumte sie ein. Diesmal hörte man etwas wie Fernweh in ihrer Stimme. »Die Malediven haben mich immer interessiert. Aber damals, als Papa und ich noch das Reisebüro hatten, war eine so teure Reise leider nicht drin. Da war es auch nicht üblich, zu den Zielen zu reisen, die wir unseren Kunden angeboten haben. Da mussten wir uns mit Katalogmaterial begnügen.«
Jans Eltern waren Inhaber eines gut gehenden Reisebüros gewesen. Nach dem Krebstod seines Vaters hatte seine Mutter das Geschäft noch ein paar Jahre weitergeführt.
Für Jan als heranwachsenden Jungen war es eine Traumwelt gewesen. Die bunten Prospekte und Plakate hatten ihn fasziniert. Und er hatte nicht lange überlegen müssen, welchen Beruf er einmal erlernen würde. So hatte er seine Ausbildung bei seinen Eltern absolviert und anschließend für ein paar Jahre bei ihnen gearbeitet.
Natürlich hatten sie gehofft, dass er ihr Reisebüro einmal übernehmen würde. Doch Jan wollte schon damals höher hinaus und hatte mit Fleiß und Ausdauer die Karriereleiter erklommen. Er hatte sich bei einem der großen Reisekonzerne beworben, war angenommen worden und hatte sich zielstrebig hochgearbeitet.
Produktmanager sollte jedoch nicht Endstation seiner Karriere sein, damit wollte er sich nicht zufriedengeben. Er wollte zum CEO aufsteigen und die Gesamtverantwortung für den Touristikkonzern übernehmen. Marktpräsenz, Kundenorientierung, eine klare strategische Linie – er würde vieles besser machen als weniger erfolgreiche CEOs, die die Firma nur viel Geld kosteten und sie an den Rand des Ruins trieben. Der Erfolg eines Unternehmens hing in erster Linie von seinem CEO ab. Und Jan war auf dem besten Weg, ein Top-CEO zu werden.
Erneut in seinen Gedanken versunken, beendete er sein Frühstück. Seine Mutter sagte noch etwas, doch es drang ihm nicht wirklich ins Bewusstsein.
»Ich werde mir das noch durch den Kopf gehen lassen«, hörte Jan sie sagen, als er sich kurz darauf verabschiedete. Im ersten Moment wusste er nicht, was sie damit meinte. Ihm fiel nur auf, dass ihre Stimme traurig klang.
Er umarmte sie und wünschte ihr einen schönen Tag. Dann verließ er das Haus und ging zur Garage.
Auf dem Weg zur Firma fiel es ihm wieder ein. Er hatte seiner Mutter vorgeschlagen, mit ihm auf die Malediven zu fliegen, um dort ihren siebzigsten Geburtstag zu feiern. Das war es, was sie sich noch durch den Kopf gehen lassen wollte.
Jan seufzte. Wollte er sie wirklich mitnehmen? Sie würde bei all seinen Plänen und Projekten ein Hindernis darstellen. Aber er konnte seine Einladung jetzt nicht mehr zurückziehen. Er konnte nur hoffen, dass sie sich letzten Endes dagegen entscheiden würde.
***
»Nichts als schlechte Nachrichten!«, brummte Oberärztin Lore Keller missmutig. »Heute Morgen kam die Nachricht, dass Kollege Lehmann einen Skiunfall hatte und sich das Bein gebrochen hat.«
Notärztin Dr. Andrea Bergen, die mit ihr im Aufenthaltsraum auf der Inneren Station einen Kaffee trank, stellte ihre leere Tasse ab. Sofort dachte sie an die Probleme, die mit dem Ausfall des Neurochirurgen im Elisabeth-Krankenhaus auftreten würden. Aber erst einmal tat ihr der Kollege von Herzen leid.
»Ach je, der Ärmste! Er hatte sich so auf seinen Skiurlaub gefreut. Wird er den Rückholdienst in Anspruch nehmen?«
Lore schüttelte den Kopf. »Nicht aus dem Ausland. Es ist zwar nur Österreich, aber trotzdem ein Ausland. Da haben die ihre Regeln. Einen Beinbruch...