Anderson Survivor 2 (DEU) - Sammelband 3
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8387-5118-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
SF-Thriller
E-Book, Deutsch, Band 3, 192 Seiten
Reihe: Survivor 2 - Die Sammelbände zur Serie
ISBN: 978-3-8387-5118-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Dieser Sammelband enthält die Folgen 9-12 der zweiten Staffel von SURVIVOR zum vergünstigten Sammlerpreis. SURVIVOR ist ein digitaler Serienroman in 12 Folgen von Peter Anderson. Illustriert von Arndt Drechsler. Das Experiment des Dr. Kasanow, eines fanatischen Wissenschaftlers, hat die Crew der SURVIVOR auf eine fantastische Reise geschickt. Mikael Nubroski, der geheimnisvolle Russe, der der Spur der SURVIVOR gefolgt ist, ist an Bord eines Schiffs der Rebellen, der sogenannten Freien. Doch das Schiff ist ohne Antrieb und steht unter Beschuss. Die Verteidigung und die Schutzschirme drohen jeden Moment zusammenzubrechen. Nur er könnte das Schiff wieder in Gang bringen. Denn er hat es angeblich einst konstruiert. Auch wenn er nicht weiß, wann und wo. Nur Gabriel Proctor, in dessen Gehirn angeblich der Geist Dr. Kasanows weiterlebt, könnte es ihm sagen, aber er schweigt. Und was ist mit dem Kind, welches Maria dos Santos in ihrem Leib trägt? Die Freien glauben, dass es der Schlüssel zur Erlösung der Welt ist, der Heilsbringer, den Dr. Kasanow der Menschheit verheißen hat. Um Marias Leben zu retten, trifft ihr Gefährte Jabo eine schicksalhafte Entscheidung. Und Commander Ryan Nash erkennt endlich die schreckliche Wahrheit darüber, wann und wo sie wirklich gestrandet sind. Das große Finale der zweiten Staffel, für alle Fans von LOST und HEROES.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Geheime Forschungseinrichtung in der Sowjetunion
1978
Sein vollständiger Name war Pjotr Alexandrowitsch Kasanov, und er staunte nicht schlecht, als Mikael Nubroski ihm zum ersten Mal gegenübertrat. »Guten Tag, Genosse Kasanov«, sagte Nubroski und hielt ihm die Hand hin. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise hierher.« Kasanov ignorierte die dargebotene Hand, zuckte zusammen und trat einen Schritt zurück auf die elektrische Schiebetür zu, durch die er soeben gekommen war. Seine Augen verrieten Verwirrung und Unsicherheit. »Was zur Hölle ist das?«, stieß der Wissenschaftler hervor, den Nubroski auf Ende dreißig schätzte, also gut und gern fünfzehn Jahre älter als er. Mit seinen vierundzwanzig Jahren und seinen drei Doktortiteln galt Mikael Nubroski als einzigartiges Wunderkind. Doch er wusste, dass das mit dem »einzigartig« nicht stimmte, denn Pjotr Kasanov hatte in seinem Alter ähnliche Erfolge vorzuweisen gehabt und diese in den Jahren, die er Nubroski voraushatte, noch gemehrt. Wahrscheinlich war er der intelligenteste lebende Mensch auf dem Globus. Die beiden Männer in den weißen Kitteln mussten sich ein Kichern verkneifen. »Das ist Mikael Nubroski, Ihr neuer Assistent, Genosse Kasanov.« »Das ist ein Witz, oder?«, polterte Kasanov los. »Dieses … Ding soll Nubroski sein?« Nubroski verzog die Plastiklippen zu einem Lächeln. Er wusste, dass sein Lächeln noch nicht perfekt war und eher wie eine Grimasse wirkte. »Ja, ich bin Nubroski«, bestätigte er und wiederholte: »Hatten Sie eine angenehme Reise, Genosse?« Die Frage konnte man durchaus als sarkastisch, wenn nicht gar zynisch verstehen. Die Forschungseinrichtung befand sich im tiefsten Sibirien, in der Nähe eines ehemaligen Arbeitslagers für politische Gefangene. Als diese Einrichtung Mitte der Sechzigerjahre errichtet worden war, so hatte Nubroski gehört, hatte man dem Lageraufseher den Befehl gegeben, dafür zu sorgen, dass sich die »Sträflinge« zu Tode schufteten oder den nächsten Winter nicht überlebten, indem man die Kohlezuteilungen für die Heizöfen in den Baracken stark senkte. Keiner der Gefangenen sollte später berichten können, dass in der Nähe des Lagers etwas gebaut worden sei. Die Einrichtung existierte offiziell gar nicht. Deshalb wurde auch nichts direkt ein- oder ausgeflogen. Die nächste Landebahn war Meilen entfernt. Deshalb wusste Nubroski, dass man Kasanov mit einem Lkw von einem Militärflugplatz abgeholt hatte. Einen halben Tag lang hatte er im Ladebereich ausharren müssen, die Plane verschlossen, damit er nicht mitbekam, wohin die Fahrt ging, und das bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Dreimal hatte er in ein anderes Fahrzeug umsteigen müssen. Jedenfalls war man damals bei Nubroski so verfahren. Kasanov antwortete wieder nicht auf die Frage und weigerte sich weiterhin standhaft, Nubroski die Hand zu schütteln, obwohl der ihm die Rechte hinhielt. »Ich verbiete diesem Ding, mich als Genosse anzureden«, verlangte er. »Man hat mir erzählt, Nubroski sei ein genialer Kopf, der beste Absolvent seines Jahrgangs an der Moskauer Universität, und dass er mit Anfang dreißig bereits drei Doktortitel habe. Ich habe mehrere seiner Aufsätze gelesen, die ich für sehr interessant halte, sogar für recht erhellend.« Er wandte sich an den Wissenschaftler mit der Glatze. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass die Moskauer Universität einer Maschine, einem Roboter drei Doktortitel verliehen hat?« Wieder zuckten die Mundwinkel der beiden Weißkittel. Nicht der Glatzkopf war es, der Kasanov schließlich antwortete, sondern sein Kollege, der einen Kinnbart trug, der ihn ein bisschen wie den jungen Lenin aussehen ließ. »Ich versichere Ihnen, Genosse Kasanov, dass Sie Mikael Nubroski vor sich haben.« »Jetzt reicht es!«, tobte Kasanov und setzte sich den Filzhut wieder auf, den er seit Betreten der Station in der Hand hielt. Auch den schweren Wintermantel hatte er noch nicht ausgezogen. »Ich werde mich bei Ihren Vorgesetzten beschweren. Nein, beim Ministerium. An höchster Stelle, bis hinauf zum Politbüro!« Das Grinsen der beiden Weißkittel erlosch. Sie begriffen, dass sie jemanden vor sich hatten, der wenig Spaß verstand. Das wiederum ließ darauf schließen, dass Kasanov überzeugter Kommunist und Parteimitglied war. Die wenigsten von denen verstanden Spaß. Beide räusperten sich. Dann sagte der Glatzkopf: »Verzeihen Sie, Genosse Kasanov. Wir haben uns einen Spaß erlaubt, aber wir hatten auf keinen Fall die Absicht, uns auf Ihre Kosten lustig zu machen. Wir wollten Ihnen dieses überragende Gerät präsentieren, den Prototyp einer Beobachtungs- und Aufsichtseinheit für zukünftige Weltraummissionen, eine Erfindung von Dr. Nubroski. Wir dachten, es würde Sie in Entzücken versetzen, wenn Sie sehen, wie hervorragend dieses Gerät arbeitet.« »Wenn es eine Erfindung von Nubroski ist«, polterte Kasanov, »warum behaupten Sie dann, es wäre Nubroski?« »Weil beides der Wahrheit entspricht«, sagte Nubroski. »Ich werde Ihnen zeigen, wie das sein kannnrirrrwwwnnn…« Das letzte Wort des Roboters ging in ein elektronisches Sirren über, dann sank er ein Stück in sich zusammen. Kopf und Oberkörper neigten sich leicht nach vorn, die Schultern sanken herab, und er ließ die Arme hängen. Mikael Nubroski im Nebenraum »erwachte«. Er schlug die Augen auf und nahm wieder seine wirkliche Umgebung wahr. Er schob die Steuerungseinheit nach oben, die über dem gepolsterten Sitz angebracht war und zuvor auf seinem Kopf gesessen hatte wie eine riesige Trockenhaube. Schließlich erhob er sich aus dem Schalensitz, nachdem er den Gurt gelöst hatte, schritt auf eine Tür zu und öffnete sie per Tastendruck. Surrend fuhr sie in die Wand. Er betrat das Labor, an dessen Wänden sich riesige Computeranlagen reihten und in dem es mehrere Terminals, Schaltpulte und Arbeitstische gab. Überall surrte, ratterte und piepte es; überall blinkten Lichter und rollten Magnetbänder zwischen großen Spulen. »Genosse Kasanov!«, rief Nubroski und trat freudestrahlend auf den noch immer konsternierten und wütenden Kollegen zu. Erneut reichte er ihm die Hand. Weil seine richtige Hand aus Haut, Fleisch und Knochen bestand und nicht aus Plastik, Silikon und einem Eisengerüst, ergriff Kasanov sie diesmal, wenn auch eher unterbewusst. »Es hat mich sehr gefreut zu hören, was Sie über mich gesagt haben.« »Sie haben uns vom Nebenraum aus belauscht?«, fragte Kasanov. Nubroski schüttelte den Kopf. »Nicht doch, Genosse. Ich war die ganze Zeit hier und habe zu Ihnen gesprochen.« Kasanov runzelte die Stirn. Aber er war ein heller Kopf, deshalb verstand er. »Sie haben diese Maschine gelenkt?« Nubroski nickte. »Sie haben durch ihre Sensoren gehört und gesehen und haben ihre Bewegungen ferngesteuert?«, fragte Kasanov. »Mehr noch, Genosse Kasanov«, sagte Nubroski aufgeregt und in der Hoffnung, einen geschätzten Kollegen und hochstehenden Wissenschaftler wie Kasanov mit seiner eigenen Arbeit beeindrucken zu können. »Ich war diese Maschine.« Kasanov wollte etwas sagen, doch Nubroski fügte rasch hinzu: »Sie ist mehr als eine Maschine, glauben Sie mir.« Er bat Kasanov mit einer einladenden Handbewegung, ihm zu folgen, und zeigte durch die offene Tür in den Nebenraum, der die ungefähren Ausmaße einer Besenkammer hatte, aber vollgepackt war mit elektronischen Geräten und blinkenden Computern. In der Mitte befand sich der Schalensitz, darüber die Steuerungshaube aus Metall. »Mit der Steuerungshaube kann ich meine Gedanken direkt in das elektronische Hirn des Roboters übertragen. Dann bin ich der Roboter. Ich sehe und höre alles, was er sieht und hört.« Kasanov, das wissenschaftliche Genie, der vielleicht intelligenteste Mann auf dem Planeten mit dem höchsten IQ, den man jemals gemessen hatte, war offensichtlich tief beeindruckt. »Ihre Kollegen sagten, man wolle ihn für Weltraummissionen einsetzen?«, fragte er. Nubroski nickte begeistert. »Ja. Der Mond ist erobert, die Amerikaner waren als Erste dort. Im Juli 1969, mit Apollo 11. Aber wir sind vielleicht die Ersten auf dem Mars. Nur dauert ein Marsflug viel zu lange. Ein Mensch könnte diese Zeitspanne in einer kleinen Weltraumkapsel nicht überleben. Für Gawriil ist das kein Problem.« »Gawriil?«, fragte Kasanov. »Die Beobachtungs- und Überwachungseinheit K 4, wie der Prototyp offiziell heißt«, sagte Nubroski. »Seine vorrangige Aufgabe wird zunächst darin bestehen, Kosmonauten bei ihren Weltraumflügen zu begleiten, sie zu beobachten, ihre Arbeit zu überwachen und zu unterstützen. Aber ich habe ihn Gawriil getauft. So heißt mein kleiner Bruder.« Kasanov nickte. »Ihr kleiner Bruder … so, so.« »Wollen Sie es auch einmal probieren, Genosse Kasanov?«, fragte Nubroski und wies auf den Schalensitz. Kasanov winkte heftig ab. »Nein. Ich werde mich niemals einer solchen Maschine anvertrauen. Ich bevorzuge einen echten Körper aus Fleisch und Blut.« Er drehte sich ruckartig um, und ein bisschen kam es Nubroski so vor, als wäre er auf der Flucht. Der Gedanke, plötzlich im Körper eines Roboters zu stecken, musste Kasanov verstört haben. Die beiden anderen Weißkittel, der mit der Glatze und der mit dem Lenin-Bart, standen noch im Labor und schienen über Kasanovs erwachtes Interesse erleichtert zu sein. Kasanov schritt auf den Roboter zu, um ihn noch einmal in Augenschein zu nehmen. Er wirkte wie eine übergroße Puppe. Der haarlose Körper war mit einer Plastikhaut überzogen, durch die sich deutlich das Metallgerüst und die Silikonbänder abzeichneten; Letztere...