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E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Henrik Richtersen und Kathrin Schäfer

Anger Camping-Inferno

Camping Krimi
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98707-072-3
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Camping Krimi

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Henrik Richtersen und Kathrin Schäfer

ISBN: 978-3-98707-072-3
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein brandgefährlicher Roadtrip entlang der Küste – inklusive Routeninfos zum Nachfahren.

Statt in den wohlverdienten Urlaub zu fahren, muss sich Privatermittler Henrik Richtersen mit dem Nachlass seines Onkels herumschlagen. Da dessen Haus im Chaos versinkt, übernachtet Henrik auf dem örtlichen Campingplatz – wo plötzlich ein Wohnwagen in Flammen aufgeht. Als es wenig später auf weiteren Campingplätzen brennt und ein Mensch stirbt, weiß Henrik: Er muss handeln. Zusammen mit Freundin Kathrin Schäfer macht er das Oldtimer-Wohnmobil startklar, um dem Feuerteufel das Handwerk zu legen.

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1
»Na, wie findest du ihn?« Henrik Richtersen strich über das Revers des nachtblauen Sakkos und drehte sich vor dem Spiegel, um einen Blick auf seinen Rücken zu werfen. »Der Anzug sitzt wie angegossen, nicht wahr?« Der Beagle, der in seinem Korb im Schlafzimmer lag, ließ sich dazu herab, das rechte Auge halb zu öffnen, gab ein Grunzen von sich und setzte sein Nickerchen fort. »Hey, ein bisschen mehr Begeisterung hätte ich von dir schon erwartet«, rügte Henrik den Hund. »Schließlich hast du mich, wenn ich mich recht erinnere, noch nie in so feinem Zwirn gesehen.« Henriks Berufs- und Freizeitbekleidung bestand aus verwaschenen Jeans, T-Shirts und Sneaker. In einen Anzug hatte er sich seit seiner Konfirmation nicht mehr gezwängt. Damals hatte er sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, eine Krawatte anzulegen. Heute zupfte er nachdenklich am Kragen des anthrazitfarbenen Hemdes. Wäre es an der Zeit, über den eigenen Schatten zu springen und sein neues Outfit stilecht zu komplementieren? Oder würde eine Fliege lässiger wirken? Zumal Henrik keine Ahnung hatte, wie man eine Krawatte band. Aber dafür würde er auf YouTube sicherlich eine Anleitung finden. Also gut, dachte er. Sobald er den Kastenwagen reisefertig gepackt hätte, würde er ins Hanseviertel fahren und das fehlende Accessoire kaufen. Wenn schon, denn schon. Für ihn stand viel auf dem Spiel. Es würde nicht nur darum gehen, in dem schicken Restaurant am Kaiserstuhl, wo er bereits für sich und seine Campingfreundin Kathrin Schäfer einen Tisch reserviert hatte, angemessen aufzutreten. Nein, es gab einen ganz besonderen Grund, warum er keine Kosten und Mühen gescheut hatte, sich in Schale zu werfen. Er hatte sich vorgenommen, Kathrin eine überaus wichtige Frage zu stellen, und wollte dabei nicht wie ein Dorftrampel rüberkommen. Schon jetzt fieberte er der Antwort entgegen, ihn plagten trotz seiner Vorbereitungen Zweifel. »Kleider machen Leute«, murmelte er, um sich selbst Mut zuzusprechen, und straffte die in blaue Merinowolle gehüllten Schultern. In dem Augenblick klingelte sein Telefon. Nur widerwillig wandte er sich von seinem Spiegelbild ab und führte das Handy ans Ohr. Er hörte zuerst schweigend zu. Sein eben noch entspannter Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Nein, das geht nicht«, sagte er schließlich mit Nachdruck in der Stimme. »Ich fahre übermorgen nach Süddeutschland, um mich dort mit einer Freundin zu treffen. Das haben wir schon vor Wochen vereinbart. Wir wollen es uns am Kaiserstuhl gut gehen lassen. Neuen Wein trinken und in vierzehn Tagen so viele Straußwirtschaften wie möglich abklappern. Mal zur Abwechslung die Füße hochlegen und nichts machen. Außer Urlaub, den habe ich mir verdient.« Henriks Gesprächspartner schien mit seinen Plänen nicht einverstanden, redete unnachgiebig auf ihn ein. Nach ein paar Minuten gab er sich geschlagen. »Wenn es unbedingt sein muss, Muttern, bin ich in einer halben Stunde bei euch.« Mit Bedauern schlüpfte er aus dem Anzug und in eine an den Säumen ausgefranste Jeans. Das graue T-Shirt, das er im Anschluss über den Kopf zog, war verknittert, doch das kümmerte ihn nicht. Er wusste aus langjähriger Erfahrung, dass er seinen Eltern sowieso nichts recht machen konnte. Eine halbe Stunde später parkte er seinen in die Jahre gekommenen Campervan im Schatten der am Straßenrand gepflanzten Ahornbäume und eilte die gepflasterte Einfahrt zu seinem Elternhaus hoch. Die 1905 erbaute Backsteinvilla mit den dunkelgrünen Fensterläden und einer imposanten Haustür in derselben Farbe lag nicht im begehrtesten und damit teuersten Viertel von Blankenese. Dennoch war sie, wie Henrik wusste, inzwischen ein Vermögen wert und eigentlich für seine Eltern im Alter zu groß. Aber weder er noch seine Schwester Maike, die vor Kurzem in Brisbane geheiratet hatte, verspürten den Wunsch, in den Schoß der Familie zurückzukehren. Henrik atmete einmal tief durch, um sich innerlich zu wappnen, und schickte sich an, den bronzenen Klingelknopf zu drücken. Seine Mutter hatte ihn schon bemerkt und öffnete die Tür. Ihr Gesicht war ernst. »Lass uns in den Wintergarten gehen. Ich habe Tee aufgebrüht.« »Wo ist Vattern?« Henrik folgte seiner Mutter durch den weitläufigen Flur hin zur Südseite des Hauses. »Den habe ich mit einer guten Flasche Bordeauxwein zu Albert geschickt.« »Zu seinem Schulfreund aus dem Treppenviertel?« »Ja, genau der. Ich schätze, die beiden werden zusammen ein paar Runden Backgammon spielen und dabei die Zeit vergessen. Was mir recht wäre. Ich möchte nicht, dass dein Vater sich unnötig aufregt. Das würde seinem Bluthochdruck nicht guttun, in unserem Alter muss man vorsichtig sein.« Henrik musterte seine Mutter verstohlen, während sie Tee in hauchdünne Porzellantassen goss und aus einem Kännchen einen Schuss Sahne hinzugab. Ihre Wangen waren rosig, die Augen klar, und die Frisur saß perfekt. Alle Handgriffe wirkten routiniert, er konnte kein Zittern oder Zaudern ausmachen. Nur um die Mundwinkel hatten sich Fältchen gebildet, die früher nicht dort gewesen waren. »Was ist los? Warum sollte ich unbedingt kommen?« Henrik nahm seiner Mutter gegenüber Platz. Sie nippte kurz an ihrem Tee und stellte die Tasse auf die Untertasse zurück. »Erinnerst du dich an Onkel Stefan?« »Ja klar. Ich habe noch immer seine Karikatur, die er mir zum Abi geschenkt hat. Sie hängt bei mir im Schlafzimmer. Ich mag es, wie er mich als Winkeladvokat mit wehender Robe, Dollarzeichen in den Augen und dieser leicht verschlagenen Mimik porträtiert hat. Er wusste lange, bevor ich es mir selbst einzugestehen getraute, dass die Juristerei nichts für mich ist.« »Du wärest ein sehr guter Jurist geworden«, erwiderte seine Mutter spitz. Henrik verzichtete darauf, das leidige Familienstreitthema wieder aufzunehmen. »Was ist mit Onkel Stefan? Ich habe ihn bestimmt seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen. Nachdem er aufs Land gezogen ist, haben wir den Kontakt verloren.« »Er ist tot«, sagte Enna Richtersen. »Was?« Henrik war geschockt. »Aber er war doch gar nicht so alt, Mitte sechzig, oder?« »Siebenundsechzig«, präzisierte seine Mutter. »Trotzdem kein Alter, um zu sterben.« Sie straffte die Schultern und reckte das Kinn, als wollte sie dem Schicksal signalisieren, dass es bloß nicht wagen sollte, bei ihr mit unlauteren Absichten anzuklopfen. »War er krank? Er wirkte auf mich immer wie das blühende Leben, war voller Optimismus und stets gut gelaunt. Aber es ist lange her, dass wir uns das letzte Mal getroffen haben. Oder hatte er einen Unfall?« »Das weiß ich nicht«, sagte Henriks Mutter. »Es ist ein bisschen seltsam: Gestern stand urplötzlich ein mir fremder Mann vor der Tür, behauptete, der Nachbar von Stefan zu sein. Er hat mir zwei Briefe in die Hand gedrückt, einen für mich und den zweiten für dich. Und dann war er auch schon wieder verschwunden.« Sie erhob sich, ging zur Anrichte, griff nach einem Briefumschlag aus Recyclingpapier und reichte ihn ihrem Sohn. »Was hat er dir geschrieben?«, wollte Henrik wissen. Seine Mutter setzte sich wieder. »Nicht viel. Nur, dass ihm unser Streit von vor ein paar Jahren leidtut und dass ich unbedingt dafür sorgen soll, dass du den an dich gerichteten Brief liest.« Henrik schob den Daumen unter den Falz, öffnete den Umschlag und zog die Briefbögen hervor. Es waren, wie er schätzte, insgesamt zehn oder zwölf, zum Teil mit dem Computer, zum Teil von Hand geschrieben. Bevor er sich daranmachte, sie zu lesen, wandte er sich erneut an seine Mutter. »Ich wusste gar nicht, dass ihr Streit hattet.« »Nun ja.« Seine Mutter war mit einem Mal sichtlich verlegen. »Wir haben es damals nicht an die große Glocke gehängt. Nachdem Stefan seinen Job als Versicherungskaufmann hingeschmissen hatte, um sich ganz seiner Kunst zu widmen, hatte er Geldsorgen. Wir haben ihm etwas geborgt, damit er über die Runden kommt. Er ist immerhin mein Cousin ersten Grades. War mein Cousin«, verbesserte sie sich. »Hat er sich geweigert, euch das Geld zurückzuzahlen?« »Nein, er hat von Anfang an beteuert, seine Schulden so schnell wie möglich begleichen zu wollen. Als er dann wieder flüssig war, gab es jedoch eine heftige Diskussion um die genaue Summe. Stefan meinte, wir hätten ihm deutlich weniger geliehen, als wir zurückforderten. Und dein Vater pochte darauf, dass er obendrein die Zinsen beglich. Du weißt ja, wie er ist.« Seine Mutter verzog die sorgfältig blassrosa geschminkten Lippen zu einer entschuldigenden Grimasse. »Zum Schluss ergab ein Wort das andere, bis wir an dem Punkt angelangt waren, an dem zwischen uns keine Kommunikation mehr möglich war. Dein Vater behauptet selbst heute noch, dass Stefan ein Schurke ist, dem man nicht trauen kann.« »Nein, so war er nicht«, protestierte Henrik. »Aber habt ihr das Geld letztlich zurückbekommen?« »Ja.« Seine Mutter nickte. »Samt der Zinsen. Stefan hatte es geschafft, sich in Kunstkreisen einen guten Ruf zu erarbeiten. Nach den ersten sehr mühsamen Jahren ging es stetig bergauf. Die Sommermonate verbrachte er meist auf Sylt, wo er sich vor Aufträgen kaum retten konnte. Das Finanzielle hatten wir also bald geregelt, doch unser freundschaftliches Verhältnis war für immer zerstört. Ich habe Stefan ebenfalls seit Jahren nicht mehr gesehen.« »Und jetzt ist er tot. Ich kann es nicht fassen.« Henrik griff nach den Briefbögen und begann zu lesen. Seine Mutter ließ ihn schweigend gewähren. Ein paar Minuten später blickte er auf. »Hättest du wohl einen Schnaps für mich?« »Einen Schnaps?« Henriks Mutter zog die grauen, schmalen Augenbrauen hoch. »Du trinkst doch kaum...


Anger, H. K.
Heike Kügler-Anger (oder H. K. Anger) verbrachte sämtliche Familienurlaube im elterlichen Wohnwagen und konnte während des Lehramtsstudiums auch ihren heutigen Ehemann für Campingreisen begeistern. Die reisefreie Zeit verbringt sie in ihrer Wahlheimat, dem hessischen Odenwald, wo sie Kochbücher und Krimis schreibt.
www.traumfaehrten.de

Heike Kügler-Anger (oder H. K. Anger) verbrachte sämtliche Familienurlaube im elterlichen Wohnwagen und konnte während des Lehramtsstudiums auch ihren heutigen Ehemann für Campingreisen begeistern. Die reisefreie Zeit verbringt sie in ihrer Wahlheimat, dem hessischen Odenwald, wo sie Kochbücher und Krimis schreibt.
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