E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Anger Tod beim Camping-Dinner
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96041-906-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Camping Krimi
E-Book, Deutsch, 304 Seiten
ISBN: 978-3-96041-906-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein (Mords-)Genuss für alle Campingfans.
Auf einem Campingplatz mit Seeblick will Privatermittler Henrik Richtersen die Idylle genießen, doch die wird jäh zerstört, als er beim Angeln die abgetrennte Hand eines Event-Gastronomen an Land zieht. Kurz darauf wird ein Teilnehmer eines Camping-Dinners erstochen aufgefunden. Hat es hier jemand gezielt auf Feinschmecker abgesehen? Henrik begibt sich gemeinsam mit Freundin Kathrin Schäfer, die aus ihrem geliebten Oldtimer-Wohnmobil noch einmal alles herausholt, auf einen rasanten Roadtrip – denn es gilt, ein dreißig Jahre altes Geheimnis zu lüften.
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»Schade, dass du nicht mitkommst«, sagte Henrik. »Es ist besser, wenn wir noch eine Weile hier am See bleiben.« Kathrin tätschelte die hellbraunen Ohren von Henriks Beagle. »Finn hat sich gerade mit ein paar Camperkindern angefreundet. Und wenn er nicht mit denen unterwegs ist, hängt er wie eine Klette an Bernd. Wahrscheinlich sieht er in ihm so eine Art Vaterersatz.« »Sein leiblicher Vater und seine Mutter haben ja eher durch Abwesenheit geglänzt.« Henrik zog eine angewiderte Grimasse. Jedes Mal, wenn er sich daran erinnerte, was Finns Eltern dem Jungen angetan hatten, hätte er am liebsten auf sie eingedroschen. »Es bringt nichts, sich ständig mit der Vergangenheit herumzuschlagen. Was passiert ist, lässt sich nicht mehr ändern«, sagte Kathrin leise, die seine Gedanken erahnt zu haben schien. »Du hast ja recht.« Henrik schüttelte die schmerzhaften Erinnerungen ab. »Lass uns positiv bleiben. Ich bin mir sicher, dass wir uns noch mal treffen werden, bevor Finn wieder zurück nach Schweden muss.« »Schauen wir mal, was sich so ergibt.« Kathrin zupfte einen Grashalm aus Leos Fell. »Wir haben ja noch mehr als vier Wochen Zeit. Die schwedischen Sommerferien sind viel länger als die deutschen.« »Ich schreibe dir eine Nachricht, sobald ich im Schwarzwald angekommen bin.« »Was hast du denn konkret vor? Wir hatten gestern Abend ja keine Gelegenheit mehr, darüber zu sprechen. Der Polizeieinsatz hat ewig gedauert.« »Er ist noch immer nicht beendet.« Henrik wies mit der Hand in Richtung See, wo Boote der Wasserschutzpolizei vor Anker dümpelten und Taucher das Gewässer absuchten. »Sie werden nicht eher aufhören, bis sie die restlichen Körperteile des armen Mannes geborgen haben.« »Schrecklich.« Kathrin schüttelte sich. »Ich frage mich, wer so abgebrüht ist, einen Menschen erst umzubringen, ihn wie ein Schlachttier fein säuberlich zu zerlegen und seine Reste dann in den See zu schmeißen. So etwas liest man doch eigentlich nur in blutigen Thrillern. Dass es hier in dieser wunderbaren Landschaft und mitten in einem Urlaubsgebiet passiert, das kann ich noch immer nicht recht glauben. Mein Gehirn hat Schwierigkeiten, es als real anzusehen, es zu akzeptieren.« »Genau deshalb hat mein Freund Carsten ja auch vorgeschlagen, dass wir der Witwe beistehen. Noch bevor die polizeilichen Untersuchungen und die der Pathologie abgeschlossen sind. Wenn Carsten es ihr mit seinen eigenen Worten beibringt, ist es für sie sicherlich besser zu ertragen, als wenn es ein Fremder tut.« »Dein Freund kennt also nicht nur den Toten, sondern auch dessen Frau?« »Ja, sie sind einander bei Zusammenkünften der Corpsmitglieder begegnet. Zu manchen waren auch die Familienmitglieder eingeladen. Vor ein paar Jahren hat sich mein Freund allerdings von dieser Verbindung losgesagt, weil sie ihm zu politisch wurde, einen Rechtsruck durchmachte.« »Schon ein irrer Zufall, dass ausgerechnet ein Freund von dir dazu beitragen konnte, den Toten zu identifizieren.« »Ohne das Tattoo mit der Nummer hätte es wahrscheinlich Ewigkeiten gedauert, bis die Polizei herausgefunden hätte, um wen es sich handelt. Jetzt müssen sie zur Bestätigung nur noch einen DANN-Abgleich machen. Vielleicht war es ein bisschen Glück im Unglück. Überleg mal, was die Familie hätte durchstehen müssen. Nach dem plötzlichen Verschwinden eines geliebten Menschen monatelang oder gar jahrelang in Ungewissheit zu leben ist verdammt hart.« »Das kannst du wohl laut sagen.« Kathrin nickte. »Bei mir hat es acht Jahre gedauert, bis ich endlich wusste, was mit Peter geschehen ist.« »Das bleibt den Angehörigen von diesem Hübner nun wenigstens erspart. Ich treffe mich heute Abend mit Carsten in Sasbachwalden, dem Wohnort des Opfers, und morgen früh gehen wir zur Witwe. Carsten hat mich gebeten, ihn zu begleiten. So emotional belastende Situationen sind schwierig für ihn. Vor der Rente war er ein knallharter Jurist, hat selten Gefühle an sich herangelassen. Auch privat nicht.« »Na, da habt ihr ja was gemeinsam.« Kathrin berührte kurz seinen Arm. »Wahrscheinlich verstehen wir uns deshalb trotz des Altersunterschiedes so gut.« Henrik ließ den leisen Vorwurf an sich abprallen. »Außerdem ist es für Carsten eine prima Gelegenheit, endlich mal sein Wohnmobil zu testen. Er hat es vor drei Monaten vom Händler übernommen, und seitdem steht es sich alle sechs Reifen platt, setzt im Hamburger Regen Grünspan an.« »Ich nehme mal an, dass es dir nicht langweilig wird.« »Nein, das wird es nicht.« »Leo bestimmt auch nicht«, meinte Kathrin und kraulte den Beagle kurz am Rutenansatz, dort, wo er es am liebsten hatte. »Bleibt er jetzt eigentlich für immer bei dir?« »Sieht so aus.« Henrik gab einen theatralischen Seufzer von sich. »Hätte ich geahnt, dass sich meine Schwester erst den Oberschenkelknochen bricht und sich dann im Krankenhaus ausgerechnet in einen australischen Arzt verliebt, dem sie nach Down Under folgt, hätte ich das ungezogene Hundevieh nie aufgenommen.« »Leo ist kein Hundevieh«, protestierte Kathrin. »Nein, er ist meine Alarmanlage, meine Wärmeflasche für die Füße und ein perfekter Beifahrer. Auch wenn er nicht sehr gesprächig ist.« »Ihr seid inzwischen ein klasse Team.« Henrik legte dem Beagle sein Sicherheitsgeschirr an und setzte sich auf den Fahrersitz. »Bis bald. Und grüß Finn von mir.« »Gute Fahrt! Und kommt sicher an!« Kathrin hob zum Abschied die Hand. Die etwa vierhundert Kilometer in Richtung Süden erschienen Henrik endlos. Auf der Bundesstraße zwischen Eschwege und Bad Hersfeld kam er zwar zügig voran, doch bei der Auffahrt auf die A 4 steckte er prompt im ersten Stau. Auf der A 5 reihte sich, wie es ihm vorkam, eine Baustelle an die nächste. Kurz hinter Bruchsal waren zwei Lkws kollidiert, und für eine geschlagene Stunde bewegte sich nichts mehr. »Verdammt«, fluchte Henrik. »Da wäre ich doch glatt zu Fuß schneller unterwegs. Selbst wenn Leo an jedem zweiten Grashalm eine Pinkelpause eingelegt hätte.« Aus Frust und Langeweile trommelte er mit den Fingern auf dem Armaturenbrett und betrachtete die Fahrzeuge in seiner direkten Umgebung. Die meisten Lkws hatten ausländische Kennzeichen. Rechts neben ihm befand sich ein holländisches Wohnwagengespann, das wohl, wie Henrik wegen der Surfbretter auf dem Dach des Kombis vermutete, auf dem Weg an den Gardasee oder ans Mittelmeer war. Auf der linken Seite streckten ihm zwei Jungen in einer Mittelklasselimousine die Zunge heraus. »Rotzbengel«, brummte Henrik, ließ sich jedoch vom heiteren Grimassenschneiden anstecken. Ein paar Minuten hatten sie alle einen höllischen Spaß an dem Spiel, dann ging es auf der äußeren Fahrspur ein Stück weiter, und Henrik verlor die Jungen aus den Augen. Er blickte in den Seitenspiegel und stutzte. Drei Pkws hinter ihm stand ein weißer Sprinter, der Henrik bereits zuvor wegen einer markanten Delle im Vorderdach aufgefallen war. Konnte es sein, dass der Kleintransporter dieselbe Strecke wie er hatte? Dass er ihm durch Zufall seit dem Kirchheimer Dreieck, also seit etwa zweihundertfünfzig Kilometern, auf den Fersen war? Oder folgte er ihm? Wurde er etwa beschattet? In seinem Job musste Henrik mit allem rechnen. Er kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen, doch er konnte weder das Nummernschild erkennen noch das Gesicht des Fahrers ausmachen. Schließlich setzte sich die Autoschlange auf allen drei Fahrstreifen wieder in Bewegung. Der weiße Sprinter zog nach links, überholte Henrik und war aus seinem Sichtfeld verschwunden. Du wirst paranoid, dachte Henrik und kramte ein Schächtelchen mit extrastarken Pfefferminzdragees aus dem Handschuhfach hervor. Die ätherischen Öle würden ihm helfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Henrik gab Gas, er war spät dran. Entsprechend ungehalten reagierte sein Freund Carsten, als Henrik endlich auf dem Wohnmobilstellplatz in Sasbachwalden ankam. »Ich habe schon geglaubt, du wärst unterwegs verschüttgegangen.« »Dauerstau«, erwiderte Henrik und schaute um sich. Das geschotterte Areal an der Rückseite der Winzergenossenschaft »Alde Gott« bot Platz für etwa dreißig Campingfahrzeuge. Gut zwanzig hatten es sich dort bereits gemütlich gemacht. Auf der äußeren rechten und linken Seite standen vor allem große Wohnmobile und Liner. In der Mitte wurde das Gelände diagonal durch Holzbohlen und Pflanzkübel geteilt, sodass Raum für die deutlich kürzeren Kastenwagen, Campingbusse und kleineren Wohnmobile entstand. Von allen Plätzen aus hatte man eine herrliche Aussicht auf die sanft ansteigenden Hänge, die im unteren Bereich mit Reben, weiter oben mit Wiesen und Obstbäumen bepflanzt und danach mit Tannen und Fichten bewaldet waren. Schmucke Fachwerkhäuser grenzten an den hinteren Teil des Stellplatzgeländes. Selbst als passionierter Biertrinker musste Henrik sich eingestehen, dass der Wohnmobilhafen und vermutlich auch der Ort viel Charme versprühten. »Mach schnell, sonst sind alle Plätze weg«, warnte ihn Carsten. Henrik stieg in seinen Kastenwagen und bugsierte ihn in eine Lücke zwischen zwei Wohnmobilen. Von dort aus konnte er direkt auf den munter plätschernden Bach schauen, der dem Ort seinen Namen gab. Der Liner von Carsten stand weiter hinten, vor einer Blumenwiese. »Übrigens komische Leute hier«, meinte Carsten. »Die haben glatt darauf bestanden, dass ich mich genau so und nicht anders hinstelle.« Henrik musterte die Wohnmobile, die mit etwas Abstand neben dem seines Freundes geparkt waren. Sie waren allesamt mit der Motorhaube nach vorn aufgereiht. »Sieht für mich völlig okay aus. Was stört...