Armbruster | Brennpunkt Nahost | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Armbruster Brennpunkt Nahost

Die Zerstörung Syriens und das Versagen des Westens
2. Auflage 2013
ISBN: 978-3-86489-538-8
Verlag: Westend
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Zerstörung Syriens und das Versagen des Westens

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-86489-538-8
Verlag: Westend
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wie eine Region die Welt in Atem hält Die Lage in Nahost spitzt sich zu, es droht ein Flächenbrand mit weltweiten politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Der Aufstand der Syrer ist zum arabisch-iranischen Stellvertreterkrieg des Nahen Ostens geworden und Israels Atomstreit mit dem Iran ist an einem gefährlichen Punkt angelangt. Länder wie Ägypten und Tunesien stehen am Scheideweg, während Syrien sich in einem blutigen Bürgerkrieg zerfleischt. Jörg Armbruster zeigt, mit welchen Konsequenzen wir zu rechnen haben, wenn die Situation in Nahost endgültig eskaliert. Weiterhin ist offen, wohin sich die Aufstände in den arabischen Ländern entwickeln. Gestern noch erlangten in Ägypten und Tunesien die Muslimbrüder die Macht, heute schon hat mehr oder weniger wieder das Militär das Sagen. In Syrien leiden die Menschen unter einem grausamen Bürgerkrieg und für den Palästinakonflikt zeichnet sich nach wie vor keine Lösung ab. Jörg Armbruster geht bei seinen Recherchen im Frühjahr 2013, weit über die tagesaktuelle Berichterstattung hinaus, diesen Fragen nach: Welche politischen Kräfte wirken auf die Konflikte ein? Was denken und wollen die Menschen vor Ort? Warum kommt die Region nun schon seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe? Kann es eine Lösung geben? Wer die komplexen Probleme der einzelnen Länder und Konflikte verstehen will, muss dieses Buch lesen.

Jörg Armbruster Jörg Armbruster war bis Ende 2012 langjähriger Studioleiter in Kairo und Korrespondent der ARD für den Nahen und Mittleren Osten. Einige Jahre moderierte er den ARD-Weltspiegel. An Karfreitag 2013 wurde er in Aleppo durch einen Heckenschützen schwer verletzt. Im Oktober 2013 wurde ihm der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" verliehen, mit dem investigative Journalisten und ihre Förderer von der Sparkasse Leipzig ausgezeichnet werden. Ebenfalls Ende Oktober erhielt er den renommierten 'Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis', eine der höchsten Auszeichnungen für Fernsehjournalismus. Für verschiedene Medien arbeitet er weiterhin an politischen Analysen über die Entwicklungen im Nahen Osten. 2011 erschien von ihm Der arabische Frühling. Als die islamische Jugend begann, die Welt zu verändern

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Damaskus 2011
2 Reportagen aus einem zerrütteten Land
ALEPPO, Rebellenland, OSTERWOCHE 2013
DAMASKUS, Assad-Land, SOMMER 2012
Assad und sein Clan
AZAZ, Rebellenland, OSTERWOCHE 2013
Religiöse und ethnische Minderheiten in Syrien
DAMASKUS, Assad-Land, SOMMER 2012
Shabiha-Miliz
Menschenrechtssituation
Flüchtlinge
Annan-Plan und die UN-Mission UNSMIS
ALEPPO, Rebellenland, OSTERWOCHE 2013
Aleppo
DAMASKUS, Assad-Land, SOMMER 2012
Armut in Syrien
Syrische Oppositionsgruppen
ALEPPO, Rebellenland, OSTERWOCHE 2013
Stichwörter zu Islamisten und Djihadistengruppen
DAMASKUS, Assad-Land, SOMMER 2012
Christliche Kirchen in Syrien
Monsignore Elias Toumeh, Weihbischof in Wadi al-Nasara, Homs
Michel Kilo über die zivile Opposition und die Perspektiven nach Assad
ALEPPO, Rebellenland, KARFREITAG 2013
Syriens Chemiewaffen
3 Syrien ist nicht Libyen!
Israel - der beste Feind
USA - der zaudernde Riese
Katar
Hisbollah - mehr als nur eine Miliz
Katar - ein riesiger Winzling
Iran - der Feind meines Feindes
Moskaus Syrien-Kalkül
Türkei
Deutsche Hilfe für Syrien
NGOs in Syrien
Ein russischer Freund
Türkei - vom Freund zum Feind
Alawiten
4 Das Alte am Ende?
»Verrat an den arabischen Völkern«
Syrien - teile und herrsche
Verraten und verkauft
Hundert Jahre später - Syrien
Hundert Jahre später - Irak
Muslimbrüder
5 Der syrische Teufelskreis
Vom arabischen Frühling zum blutigen Sommer
Die Muslimbrüder - ein tiefer Sturz
Syrien - im Griff der Gewalt
Ein Gedankenspiel: Friede möglich?
6 Chronik Syrien


3 Syrien ist nicht Libyen!
»Kein Frieden ohne Syrien, kein Krieg ohne Ägypten.« Der Spruch ist alt, soll aber sagen, dass Syrien schon immer eines der Schlüsselländer des Nahen Ostens war, eine geographische und politische Zentralmacht, in der fast alle Konfliktlinien des Nahen und Mittleren Ostens zusammenlaufen, aufeinanderstoßen, sich oft genug aneinander reiben, was aber in der Vergangenheit selten zu einem gefährlichen Funkenflug geführt hatte. Bisher zumindest. Verglichen mit Syrien führte Libyen immer eine Randexistenz im Nahen Osten. Auch deswegen konnte die NATO in den Bürgerkrieg in Libyen eingreifen. Die Situation in Syrien ist weitaus komplizierter und komplexer. Syrien als Brennpunkt im Nahen Osten: die Konflikte in der Übersicht: Israel – der beste Feind
Die Grenze mit Israel: Beide Länder befinden sich offiziell noch immer im Kriegszustand. Gleichwohl wurde die von UNOBlauhelmen kontrollierte Waffenstillstandslinie auf den Golanhöhen, die Israel 1981 annektierte, von den Machthabern in Damaskus weitestgehend respektiert, auch wenn Israel keine Anstalten macht, dieses besetzte Gebiet zurückzugeben. Alle Verhandlungen über einen Friedensvertrag mit Syrien sind bislang gescheitert. Syrien fordert verständlicherweise die Rückgabe des ganzen von Israel im Sechstagekrieg eroberten Golan. Für jede syrische Regierung ist dies eine Frage der nationalen Ehre. Oft ging es nur um die Rückgabe von wenigen Quadratkilometern am See Genezareth, über die man sich nicht hatte einigen können. Für Israel bedeutet der Golan Land, Wasser, aber auch Sicherheit. Gerade jetzt ist das Thema Sicherheit durch den Golan virulent, da heute noch niemand sagen kann, wie der immer mehr im Chaos versinkende Nachbar in ein paar Jahren aussehen wird. Gescheitert waren zuletzt auch die von der Türkei vermittelten, indirekten Gespräche. Dennoch war die Grenze zwischen Syrien und Israel mit die friedlichste und sicherste. Syrien war Israels bester Feind. Bis zum 15. Mai 2011. Damals ließ Baschar al-Assad kurz aber heftig die Muskeln spielen. Eine Drohgebärde in Richtung Israel. Am Gründungstag Israels schickte der syrische Präsident ein paar hundert palästinensische Jugendliche auf die Golanhöhen und ließ sie am Stacheldraht, der Syrien von Israel trennt, demonstrieren. Palästinenser begehen diesen Tag als ›Nakba-Tag‹, als »Tag der Katastrophe«. Mit Drahtscheren versuchten sie den Grenzzaun zu durchschneiden, das war offensichtlich ihr Auftrag. Die israelischen Grenzsoldaten feuerten zunächst Warnschüsse ab, dann schossen sie gezielt auf die Demonstranten. 10 junge Palästinenser starben, über die Zahl der Verletzten gibt es nur sehr voneinander abweichende Angaben. Auch im Südlibanon stürmten zur gleichen Zeit palästinensische Jugendliche die Grenze. Auch hier gab es Tote und Verletzte. Die gleiche Szene wiederholte sich drei Wochen später am 5. Juni, jenem Tag also, an dem sich der Beginn des Sechstagekrieges 2011 zum 44. Mal jährte. Wieder starben palästinensische Jugendliche beim Versuch, den israelisch-syrischen Zaun zu durchbrechen. Diesmal elf. Warum dieser widersinnige Sturm auf die Grenze des verhassten Feinds? Warum der mutwillige Bruch des Waffenstillstands? Warum wurden die jungen Menschen in den sicheren Tod geschickt? Denn es war ja absehbar, dass die israelischen Grenzposten bei einer Grenzverletzung scharf schießen werden. Eines steht fest: Der Angriff war alles andere als die spontane Demonstration empörter Jungpalästinenser. Niemand fährt mit Bussen auf den syrischen Teil des Golan ohne ausdrückliche Erlaubnis des syrischen Geheimdiensts. Im Libanon geschieht so etwas genauso wenig spontan wie in Syrien. Die britische Zeitung The Guardian ermittelte im Mai 2011, dass die libanesische Hisbollah den Jugendlichen fünfzig Dollar für den Sturm und noch einmal 900 Dollar bezahlt hatte, wenn sie durch israelische Schüsse verletzt wurden. Diese Attacken waren vom syrischen Regime geplant, offensichtlich gedacht als Warnung, Warnung an Israel, aber auch als Warnung an den Westen: »Wir sind in der Lage, euren engsten Verbündeten schnell in diesen Konflikt mit einzubeziehen. Und wir scheuen dafür auch keine Menschenopfer.« Das sollten die Attacken signalisieren. Mit der Ruhe an der ruhigsten Waffenstillstandsfront war es damit erst einmal vorbei. Israel stationierte zusätzliche Truppen auf dem Golan und bereitete sich auf einen nicht auszuschließenden Angriff Syriens mit Giftgas vor. Das Land soll den größten Vorrat an Chemiewaffen aller Länder des Nahen Ostens besitzen, gewissermaßen als Ausgleich zur israelischen Atombombe, so argumentieren zumindest die syrischen Strategen in Damaskus. Westliche Geheimdienste sahen im Frühjahr 2013 zwar keine unmittelbare Gefahr, doch können sie nicht ausschließen, dass das Assad-Regime diese Waffen im letzten Augenblick noch einsetzt, während seines Todeskampfs sozusagen. Oder es die Chemiewaffen der Hisbollah übergibt, die ja ohnehin für Israel eine ständige Bedrohung darstellt. Im Januar 2013 griffen israelische Kampfflugzeuge einen syrischen Waffenkonvoi an, der angeblich für die Hisbollah bestimmt war. Damaskus allerdings behauptete, die Kampfflugzeuge hätten ein militärisches Forschungszentrum zerstört und dabei zwei Arbeiter getötet. Im Mai 2013 wiederholt sich der Vorfall, gleichzeitig zerstören israelische Kampfflugzeuge ein militärisches Forschungslabor. Syrien und der Iran drohen Vergeltungsschläge an. Russland kündigt an, hoch entwickelte Flugabwehr- und Antischiffsraketen zu liefern. Wenn das geschehe, sei eine rote Linie überschritten, droht Israel. Die Eskalation ist da und schaukelt sich immer schneller hoch. Im Juli kommt es nach Berichten von CNN zum nächsten israelischen Angriff auf syrische Militäreinrichtungen. Nach diesen wie üblich von Israel nicht bestätigten Informationen haben am 5. Juli 2013 israelische Raketen ein Munitionsdepot bei Latakia zerstört. Dort sollen russische Antischiffsgeschosse vom Typ Jachont gelagert gewesen sein, die eine Reichweite von 300 Kilometern haben. Mit solchen Raketen können von Land aus Schiffe oder Bohrinseln angegriffen und zerstört werden. Solche Raketen in den Händen der Hisbollah sind für Israels Generäle ein ähnlicher Albtraum wie die Vorstellung, die schiitischen Erzfeinde Israels seien im Besitz von Chemiewaffen. Gleichzeitig radikalisiert sich aber auch die sunnitische Rebellenseite. Djihadisten übernehmen die Kontrolle über immer mehr von den Aufständischen kontrollierte Gebiete im Norden Syriens. Deren Hass auf den jüdischen Staat Israel unterscheidet sich nicht im Geringsten von dem Hass der schiitischen Hisbollah. Mit anderen Worten: Israel hat am Ende dieses Konflikts höchstens die Wahl zwischen Pest und Cholera. USA – der zaudernde Riese
Die Angst Israels vor den syrischen Chemiewaffen mag auch mit dazu geführt haben, dass der Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama, Mitte Juni 2013 seinen Tanz auf der von ihm selbst formulierten roten Linie beendete. Meldungen, dass Assad Chemiewaffen eingesetzt haben soll, gab es schon seit dem Frühjahr 2013. Nicht nur von den Rebellen, auch israelische Generäle, Franzosen und Engländer glaubten sichere Beweise in ihren Labors gefunden zu haben. Doch Obama zögerte; denn im August 2012 hatte er sich eindeutig auf eine rote Linie festgelegt und als Chemiewaffendoktrin der USA verkündet: »Ich habe bis jetzt kein militärisches Eingreifen angeordnet. Aber für uns ist eine rote Linie überschritten, wenn eine ganze Menge chemischer Waffen bewegt oder eingesetzt wird. Das würde meine Kalkulation ändern.« Er machte sich mit diesem Dogma zum Gefangenen seiner eigenen Politik. Wenn der Fall eintreten sollte, muss er dann nicht die US-Streitkräfte in einen neuen Krieg schicken, und das nach dem Rückzug aus dem Irak und dem angekündigten Rückzug aus Afghanistan? Die kriegsmüden Amerikaner würden ihm das nicht verzeihen. Obama hatte offensichtlich gehofft, mit seiner Drohung Assad abschrecken zu können. Doch der riskierte ein anderes Spiel. 2013 mehrten sich die Hinweise: Assad habe tatsächlich Chemiewaffen eingesetzt, wenn auch nur in kleinen Mengen. Laut New Yorker analysierte der ehemalige Geheimdienstoffizier Joseph Holliday, der den Konflikt für das Institute for the Study of War beobachtet, Assads Strategie folgendermaßen: »Erst setzt er Artillerie ein, dann Bombardierung aus der Luft, schließlich Scud-Raketen. Chemiewaffen benutzt er Schritt für Schritt, damit wir uns an sie gewöhnen.« Muss Obama nun seine Drohung wahrmachen, um diesem Gewöhnungsprozess vorzubeugen und Schlimmeres zu verhüten? Verlassen kann er seine Linie nun nicht mehr, es sei denn, um den Preis seiner Glaubwürdigkeit. Also militärisch antworten und damit ein neues Desaster im Nahen Osten riskieren? Vielleicht sogar einen zweiten Irak? Auf keinen Fall! Daher erst einmal hinausschieben und abwarten, lieber kurz vor aller Weltöffentlichkeit auf dieser dünnen roten Linie tanzen als sich in ein unberechenbares Abenteuer stürzen. Das war die erste Reaktion Obamas. Zehn Monate nach dieser denkwürdigen und vielleicht später von ihm auch bereuten Pressekonferenz vom August 2012 verkündete Obamas...


Jörg Armbruster

Jörg Armbruster war bis Ende 2012 langjähriger Studioleiter in Kairo und Korrespondent der ARD für den Nahen und Mittleren Osten. Einige Jahre moderierte er den ARD-Weltspiegel. An Karfreitag 2013 wurde er in Aleppo durch einen Heckenschützen schwer verletzt. Im Oktober 2013 wurde ihm der "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" verliehen, mit dem investigative Journalisten und ihre Förderer von der Sparkasse Leipzig ausgezeichnet werden. Ebenfalls Ende Oktober erhielt er den renommierten 'Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis', eine der höchsten Auszeichnungen für Fernsehjournalismus. Für verschiedene Medien arbeitet er weiterhin an politischen Analysen über die Entwicklungen im Nahen Osten. 2011 erschien von ihm Der arabische Frühling. Als die islamische Jugend begann, die Welt zu verändern



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