Armentrout Dämonentochter - Verwunschene Liebe
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-14614-6
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Romantasy
E-Book, Deutsch, Band 4, 512 Seiten
Reihe: Die Dämonentochter-Reihe
ISBN: 978-3-641-14614-6
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Alex befindet sich allein im Nirgendwo, schicksalhaft gebunden an Seth ... ihrer Erinnerungen, ihres Willens und selbst ihrer Gefühle zu Aiden beraubt - denn sie ist der Schlüssel, der Seth zum unbezwingbaren Vernichter der Götter machen soll. Doch Aidens Liebe widersetzt sich jeglicher Bestimmung, er ist nicht gewillt, Alex aufzugeben. Als ihr die Flucht gelingt, müssen sie einen Weg finden, Seth aufzuhalten - und der führt sie geradewegs in die Unterwelt ...
Jennifer Armentrout 'Dämonentochter'-Reihe ist intensiv, dramatisch und voller Leidenschaft. Mörderische und mystische Romantasy für alle Fans von überzeugenden und fesselden Charakteren, einer faszinierenden Welt und Nervenkitzel pur!
Alle Bände der 'Dämonentochter'-Reihe:
Verbotener Kuss (Band 1)
Verlockende Angst (Band 2)
Verführerische Nähe (Band 3)
Verwunschene Liebe (Band 4)
Verzaubertes Schicksal (Band 5)
Jennifer L. Armentrout ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA. Immer wieder stürmt sie mit ihren Romanen - fantastische, realistische und romantische Geschichten für Erwachsene und Jugendliche - die Bestsellerlisten. Ihre Zeit verbringt sie mit Schreiben, Sport und Zombie-Filmen. In Deutschland hat sie sich mit ihrer 'Obsidian'-Reihe und der 'Wicked'- Saga eine riesige Fangemeinde erobert. Mit ihrer 'Blood and Ash'-Reihe ist sie regelmäßig auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste zu finden. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in West Virginia.
Weitere Infos & Material
1. Kapitel
Ich kochte vor Wut und brannte auf einen Kampf. Meine Muskeln schrien danach, auf einen Gegner loszugehen. Ein bernsteinfarbener Machtrausch vernebelte mir die Gedanken. Ich war der Apollyon. Ich kontrollierte die vier Elemente und sogar das fünfte und mächtigste – Akasha. Von mir bezog der Göttermörder seine Energie. Ich war sein Motor – das Ass in seinem Ärmel. Ich war der Anfang, und er war das Ende. Und gemeinsam waren wir alles.
Doch ich konnte nichts tun, als hin und her zu laufen. Eingesperrt und hilflos durch die Zeichen, die in den Beton über mir eingeritzt waren, und Gitter, die ein Gott geschmiedet hatte.
»Alex.«
Natürlich, ich war nicht allein. O nein. Meine eigene, persönliche Hölle war eine Party für zwei. Eigentlich sogar ein Dreier … oder irgendwie ein Vierer. Klang lustiger, als es war. Stimmen … so viele Stimmen in meinem Kopf.
»Erinnerst du dich?«
Ich senkte den Kopf und spürte, wie sich die Muskeln streckten und die Knochen knackten. Dann wiederholte ich die Bewegungen auf meiner Linken und bewegte die Finger. Kleiner Finger, Mittelfinger, Zeigefinger … immer und immer wieder.
»Ich weiß, dass du mich hören kannst, Alex.«
Ich blickte über die Schulter und verzog verächtlich die Lippen. Mann, mit diesem Reinblut hatte ich ein Hühnchen von der Größe eines T-Rex zu rupfen! Auf der anderen Seite der Gitter stand Aiden St. Delphi. Dort erhob er sich unerschütterlich wie ein Fels. Aber ohne den Schutz von Hephaestus oder Apollo zwischen uns würde er rasch zu einem unbedeutenden Nichts werden.
Nein. Nein. Nein.
Aus eigenem Antrieb fuhr meine Hand zu der Kristallrose und tastete die glatten, zarten Formen ab. Er war alles.
Ein scharfer Schmerz durchfuhr meine Schläfen und ich knurrte. Ich warf ihm einen hasserfüllten Blick zu und drehte mich zu der kahlen Betonwand um. »Ihr hättet mir das Elixier weitergeben sollen.«
»Ich hätte dir das Elixier nie verabreichen dürfen«, hielt er dagegen. »Es war nicht der richtige Weg, um dich zu erreichen.«
Ich lachte kalt. »Ach, ich habe schon verstanden.«
Eine Pause. »Ich weiß, dass du noch dort drinnen bist, Alex. Hinter dieser Verbindung bist du immer noch du selbst. Die Frau, die ich liebe.«
Ich öffnete den Mund, aber es kamen keine Worte heraus – nur Erinnerungen zogen an mir vorüber: wie ich am Wasser stand und Aiden gestand, dass ich ihn liebte. Und dann ein endloser Strom von Gedanken und Handlungen, die sich alle um ihn drehten. Monate, wenn nicht Jahre spulten sich immer wieder ab, bis ich nicht mehr zwischen Vergangenheit, Gegenwart und dem Zustand unterscheiden konnte, der einmal meine Zukunft werden würde.
Er schien zu spüren, welche Richtung meine Gedanken eingeschlagen hatten. »Vor ein paar Tagen hast du noch gesagt, dass du mich liebst.«
»Vor ein paar Tagen war ich hackedicht und habe mich in Schränken versteckt – und zwar dank dir.« Ich fuhr gerade noch rechtzeitig herum, um ihn zusammenzucken zu sehen. Gut. »Du hast mir das Elixier gegeben.«
Aiden sog scharf den Atem ein, aber er senkte weder beschämt noch schuldbewusst den Blick. Er sah mir unverwandt in die Augen, obwohl er darin vermutlich etwas erkannte, das er mit jeder Faser seines Wesens hasste. »Ja.«
Ich atmete tief und mühsam ein. »Irgendwann komme ich hier heraus, Aiden. Und dann bringe ich dich um. Ganz langsam.«
»Und du wirst jeden ermorden, den ich gern habe. Ich weiß. Das hatten wir doch schon.« Er lehnte sich an die Gitterstäbe. Dieses Mal war sein Gesicht glatt rasiert, ohne eine Spur von Bartstoppeln. Er trug seine Wächteruniform, ganz in Schwarz. Aber unter seinen hinreißenden Augen lagen dunkle Schatten.
»Ich weiß, dass du mir nichts zuleide tun wirst, wenn du herauskommst«, fuhr er fort. »Davon bin ich überzeugt.«
»Traurig eigentlich.«
»Was denn?«
»Dass jemand, der so gut aussieht wie du, so unglaublich dumm ist.« Als er die Augen zusammenzog, lächelte ich. Als sie silbrig aufblitzten, wusste ich, dass ich einen Nerv getroffen hatte. Das machte mich ungefähr drei Sekunden lang ziemlich glücklich, aber dann wurde mir klar, dass ich immer noch in einem verdammten Käfig saß. Aiden zu verärgern, half mir, die Zeit zu vertreiben, aber es änderte nichts.
Da konnte ich Besseres tun.
Ich brauchte nur abzuwarten und den richtigen Moment abzupassen. Die leise Statik war in meinem Kopf. Ständig. Ich brauchte nur darauf zuzugreifen, aber sobald Aiden den Eindruck hatte, dass ich es versuchte, begann er zu reden.
Ich ging zu der Matratze, die auf dem Boden lag, setzte mich darauf und zog die Knie bis unters Kinn hoch. Dann sah ich Aiden dabei zu, wie er mich beobachtete. Und ich versuchte, die Stimme, die sich zu Wort meldete, sobald er in der Nähe war, zum Verstummen zu bringen. Ich mochte diese Stimme nicht und begriff nicht, was sie von mir wollte.
Aiden fuhr sich mit der Hand durchs Haar und stieß sich von den Gittern ab. »Hast du eigentlich eine Ahnung, was in diesem Moment dort draußen vorgeht?«
Ich zuckte mit den Achseln. Warum sollte mich das interessieren? Mir kam es nur darauf an, hier herauszukommen und mich mit meinem Seth zu verbinden. Dann würden wir meinen Vater befreien, falls er noch als Sklave in den Catskills lebte. Das hatte mein Seth mir versprochen.
»Weißt du noch, was Poseidon mit der Götterinsel angerichtet hat?«
Wie zur Hölle sollte ich das vergessen? Poseidon hatte den dortigen Covenant ausgelöscht.
»Und es kommt noch schlimmer, Alex. Die Hälfte der zwölf olympischen Götter will Krieg gegen Seth und Lucian«, sprach er weiter. »Und das weiß er mit Sicherheit. Vielleicht will er das ja, aber willst du es? Weißt du, wie viele Unschuldige sterben werden – oder schon gestorben sind? Sowohl Sterbliche als auch Halbblüter? Kannst du damit leben?«
In Anbetracht der Tatsache, dass man mich in einen Käfig gesteckt hatte, lebte ich momentan streng genommen nicht.
»Denn tief in meinem Innern weiß ich, dass du nicht mit dir selbst leben könntest, wenn du wüsstest, dass du zum Tod von Tausenden, wenn nicht Millionen beigetragen hast – vor allem nicht, was diese Halbblüter angeht. Wegen ihrer schlechten Behandlung hast du daran gezweifelt, Wächterin zu werden. Aber wenn Seth das durchzieht, werden sie sterben.« Es nervte, wie überzeugt er klang. Und die Leidenschaft, die er in seine Worte legte, war einfach nur lästig. »Caleb – weißt du noch, wie du dich gefühlt hast, nachdem Caleb …«
»Rede nicht von ihm!«
Abrupt zog er die dunklen Augenbrauen hoch. Ein schockierter Ausdruck breitete sich über sein Gesicht, und dann schoss er auf die verdammten Gitterstäbe zu und umklammerte sie. »Ja, Caleb, Alex! Erinnerst du dich daran, wie du dich nach seinem Tod gefühlt hast? Wie du dir die Schuld dafür gegeben hast?«
»Halt die Klappe, Aiden!«
»Weißt du noch, wie du dich so zerrissen gefühlt hast, dass du fünf Tage nicht aus deinem Bett aufgestanden bist? Sein Verlust hat dir das Herz gebrochen. Glaubst du, er würde wollen, dass du dir das jetzt antust? Er ist gestorben, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war, aber das hier? Tausende Calebs werden sterben, aber ihr Tod wird deine Schuld sein.«
Ich drückte den Kopf auf die Knie und hielt mir die Ohren zu. Aber das verhinderte nicht, dass eine Woge von Emotionen in mir aufstieg und auf mich eindrang, und linderte den Schmerz in meinen Schläfen nicht, der rasch in ein scharfes Stechen umschlug.
Aber er hörte trotzdem nicht auf. »Was ist mit deiner Mutter, Alex?«
»Halt den Mund!«, kreischte ich.
»Das hätte sie nicht gewollt!« Die Gitterstäbe bebten, als er, wie ich vermutete, mit den Fäusten darauf einschlug. Das musste jetzt wehtun. »Genau davor wollte sie dich schützen. Wie kannst du es wagen, dich einfach auf die andere Seite zu schlagen und zuzulassen, dass er dir das …«
Das Summen in meinen Ohren wuchs sich zu einem Dröhnen aus, das Aiden und alles andere übertönte. Augenblicklich war er da und floss durch meine Adern wie warmer, köstlicher Honig.
Hör mir zu. Die Worte waren in meinem Kopf und beruhigten mich wie eine sanfte Sommerbrise. Hör mir zu, Alex. Denk daran, was wir gemeinsam tun werden, sobald wir uns verbinden. Wir werden die Halbblüter befreien – und deinen Vater.
»Alex«, fauchte Aiden.
Gute Götter, hat der Mann denn nichts anderes zu tun? Seths entnervtes Aufseufzen lief bebend durch meinen Körper. Blende ihn aus. Er ist nicht wichtig. Wir schon.
Ich krallte die Finger in mein Haar.
»Er ist jetzt in dir, oder?« Der Zorn ließ Aidens Stimme tiefer klingen. Wieder erzitterten die Gitterstäbe. Wenn er so weitermachte, würde er sich die Knöchel zu Brei schlagen. Mein Hirn befand sich im gleichen Zustand. »Hör nicht auf ihn, Alex!«
Seths Lachen war eiskalt. Kommt er gerade herein? Schalte ihn aus, Engel, und dann fliehst du. Niemand kann dich aufhalten.
Ich zerrte an meinen Haaren, bis ich das Gefühl hatte, dass winzige Nadeln in meine Kopfhaut stachen.
»Sieh mich an, Alex!« Der verzweifelte Unterton in Aidens Stimme erreichte einen Teil von mir, den ich nicht vollständig kannte. Ich schlug die Augen auf und blickte tief in die seinen hinein. Sie waren silbrig wie Mondschein. Wunderschöne Augen....