E-Book, Deutsch, Band 4, 250 Seiten
Reihe: Fionrirs Reise
Arnold / Di Mari / Rumpel Fionrirs kleine Reisen
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-945532-88-1
Verlag: Reimheim-Verlag Thorsten Zeller
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Geschichten, Musikalbum und Bilder
E-Book, Deutsch, Band 4, 250 Seiten
Reihe: Fionrirs Reise
ISBN: 978-3-945532-88-1
Verlag: Reimheim-Verlag Thorsten Zeller
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
"Fionrirs kleine Reisen" ist kein Buch mit Bildern. "Fionrirs kleine Reisen" ist kein Musikalbum. "Fionrirs kleine Reisen" ist all das in einem: 14 Kurzgeschichten um den Drachen Fionrir , vertraut aus der Trilogie "Fionrirs Reise", von Andreas Arnold, 14 Illustration von Norman Heiskel und das Musikalbum zu den Geschichten mit 14 Liedern vom zweifachen Gewinner des Deutschen Rock & Pop Preis Yannick Di Mari. Wohin führen die Reisen? Fionrir ist ein feuerspeiender Bergdrache. Seine Abenteuer füllen drei Bücher, doch seine Geschichten sind noch lange nicht alle erzählt. Inzwischen sind Fionrir und Prinzessin Quirina keine Kinder mehr. Sie und ihre Freunde treten bekannten und unbekannten Widersachern entgegen, treffen alte und neue Weggefährten, bestehen zahlreiche Abenteuer und retten am Ende sogar ein ganzes Königreich. Ob Text, Lied oder Bild: 14 spannende, lustige und überraschende Kurzgeschichten, Zeichnungen und 14 eigens komponierte Lieder laden ein, auf völlige neue Weise mit allen Sinnen in die Welt von Fionrir und seinen Freunden einzutauchen.
Andreas Arnold, geb. 1976, ist an mehreren Büchern mit Kurzgeschichten und Gedichten als Autor und Herausgeber beteiligt. Die drei Bände von "Fionrirs Reise" sind seine ersten Romane.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Der geheimnisvolle Ritter
P hilipp eilte durch die engen Gassen der Lindheimer Altstadt. „Juchee, Juchee!“, rief er dabei und rannte, als würde er verfolgt. Tatsächlich wurde er das auch. Seine aufgeregte Stimme hatte zahlreiche streunende Hunde neugierig gemacht. Sie liefen ihm mit wedelnden Schwänzen nach und sprangen ihm zuweilen in den Lauf. Philipp musste aufpassen, nicht zu Fall gebracht zu werden. In seiner Hand hielt er ein amtliches Papier. „Ich bin dabei! Ich bin dabei!“ Fenster wurden aufgerissen und neugierige Gesichter blickten ihm hinterher. Er näherte sich Harolds Taverne. Auf der Veranda stand ein Mann. Er hatte einen Pinsel in der Hand und weißte eine Holzbank. „Was gibt es, Junge?“, rief er. Eine Brise ließ die Scharniere des Schildes über ihm quietschten. „Zerbrochener Krug“ stand darauf. Der Wind trug den Duft von Salz und das Schreien von Möwen herüber. „Das Turnier, Friedel! Das Turnier!“ jauchzte der Küchenjunge und war drauf und dran mit der Hundemeute ins Lokal zu stürmen. Der Wirt Harold trat in den Türrahmen und versperrte ihnen mit seinem breiten Körper den Weg. „Langsam, Junge! Langsam! Deine Freunde fressen mir die Küche leer, wenn du sie hereinlässt!“ Auf seinem pausbackigen Gesicht lag ein Lächeln. Philipp bremste so abrupt ab, dass die Hunde hinter ihm aufeinanderprallten. „Schau mal, Harold!“, sagte er und hielt das Schreiben seinem Meister entgegen. Die Vierbeiner setzten sich neben sie und einen gewinnenden Hundeblick auf. Der Anblick von Harolds fleckiger Schürze verhieß Leckeres. Er grinste. Hinter seinem Rücken holte er einen Eimer Knochen hervor und schüttete ihn vor der Meute aus. Schneller, als das Auge schauen konnte, waren alle Leckerbissen verteilt und nicht ein Tier mehr in der Nähe zu sehen. „Wahre Freundschaft geht durch den Magen!“, sagte er. Philipp nahm Harold den Eimer ab und drückte ihm den Brief in seine Hand. „Es gibt Neuigkeiten zum Turnier! Lies doch endlich!“ „Was kann es denn Neues geben? Es ist ein Preisgeld für den Sieger ausgelobt. Es gibt Bogenschießen, Schwertkampf und Tjosten und für Leontin tritt ein schwarzer Ritter inkognito an! Das wars!“ Er entfaltete ihn. Friedel blickte über Harolds Schulter. „Da ist das Emblem der Krone drauf. Willst du Ritter werden und uns nach all den Lehrjahren verlassen?“ Philipp winkte ab. „Ach, Unsinn! Viel besser! Ohne blaue Flecken. Ganz unten steht es.“ Harold und Friedel lasen und schauten überrascht auf. „Ja, ich habe mich bei Hof als Knappe beworben und mich durchgesetzt. Nur für dieses Turnier. Keine Sorge! Natürlich bleibe ich weiter bei dir. Wie soll ich sonst meine vierbeinigen Freunde versorgen?“ Er nahm Friedel Pinsel und Farbeimer aus der Hand und rannte in Richtung Schloss. „Ich bin Knappe! Ich bin Knappe!“ Die Hunde folgten ihm. „Toller Junge, dein Philipp! Was glaubst du, wer für das Königshaus antritt?“ „Das Geheimnis konnte nicht einmal mein würziges Bier entlocken!“, sagte Harold. Beide blickten in Richtung Schloss und lächelten vorfreudig. „Guten Tag, Mama und Papa!“, wünschte Quirina, als sie den Speisesaal betrat. Ihre Eltern saßen an den Enden der Tafel. Livrierte Bedienstete trugen das Mittagsmahl auf. Es roch deftig nach Pilzen und Rahm. Sie setzte sich an die Mitte des Tisches. „Freust du dich auf das Turnier, mein Liebling?“, fragte die Königin. „Du bist sicher gespannt, wer unser Haus heute vertritt, nicht wahr?“ „Oh ja, Mama!“, antwortete sie. „Dieses Jahr wird es bis zum Ende geheimnisvoll!“ Sie blickte zu Quirinas Vater. „Dein Vater hat verfügt, dass unser Kämpfer bis zum Schluss maskiert bleiben wird. Das Volk liebt solche Sachen!“ „Nein, Papa, wirklich? Wie aufregend!“, sagte Quirina, und Leontin grinste. Einer der Diener trug der Prinzessin auf. „Das genügt! Vielen Dank!“ Der junge Mann zog sich leise in die Reihe der Bediensteten zurück. „So ist es recht“, sagte Königin Anna. „Nicht dass ein volles Bäuchlein zu sehen ist, wenn wir dem Spektakel auf der Tribüne beiwohnen. Und vergiss deinen Sonnenschirm nicht. Du willst doch keine braune…“ „… Haut bekommen wie ein Bauernmädchen!“, vollendeten Leontin und Quirina den Satz zeitgleich. Sie lächelte. Schon längst hatte ihre Haut auf die warme Frühlingssonne zu reagieren begonnen. Sie verbrachte viel Zeit draußen. Heimlich. Mit ihrem Vater. „Denk daran, dass König Arian zu Gast ist und wie wichtig sein Besuch für uns sein kann. Auch sein Sohn Sibelius tritt an. Er wird dir vielleicht den Hof machen, wenn du dich artig benimmst.“ „Oh ja, Mama“, erwiderte Quirina. „Auf was könnte sich eine Fünfzehnjährige mehr freuen?“ Unter dem schmunzelnden Blick ihres Vaters aßen sie weiter. „Liebe Königsfamilie, geschätzter König Arian von Felsenburg, werte Edle dieser Stadt, geschätzte Drachen aller Größen und Anzahlen der Köpfe, liebe Kaufleute, ihr guten Bäuerinnen und Bauern“, hob der Herold seine Stimme, „der Wettbewerb beginnt. Dort seht ihr sie, die Heldinnen und Helden des diesjährigen Turniers. Von überall aus den Reichen sind sie nach Lindheim geströmt, um unserem König Leontin zu Ehren miteinander in den Wettkampf zu treten.“ Der Ankündiger senkte seine Stimme. „Natürlich hat das nichts mit der Kiste Gold zu tun, die seine Majestät ausgelobt hat.“ Die unzähligen Anwesenden lachten und blickten zur Loge, die etwas erhöht auf der zentralen Tribüne platziert war. Der König winkte schmunzelnd. „Der erste Wettbewerb ist das Bogenschießen. Dort seht ihr die mutigen Kämpferinnen und Kämpfer in einer Reihe stehen, unter ihnen der geheimnisvolle schwarze Ritter, der für unsere schöne Königsstadt antritt. Wer mag es wohl sein?“ Die Anwesenden machten „Oh!“ und intonierten: „Schwarzer Ritter, schwarzer Ritter!“, bis der Herold seine Hand hob. „Macht euch bereit!“ Die sechzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer hoben ihre Bögen. „Nur acht dieser geschickten Kriegerinnen und Krieger werden in die nächste Runde kommen. Auf das Zeichen des Königs schießt los! Nacheinander! Von links nach rechts! Mögen die Besten gewinnen!“ Die Menge jubelte. Der König hob sein gold-glänzendes Zeremonienschwert und die Zuschauenden verstummten. Die Stille schien ewig zu währen. Dann senkte er es mit einem Streich und die erste Sehne surrte. Petrissa, die großgewachsene Bogenschützin aus seiner Leibgarde, hatte sich für die Endausscheidung qualifiziert. Ihr Pfeil landete so zentral in der fünfzig Meter entfernten Zielscheibe aus Stroh, dass nicht einmal der königliche Bibliothekar die Mitte hätte besser berechnen können. Jubel und Hurrarufe schwappten zu den Wettkämpfern. Die Ruhe war vertrieben. Königin Anna klatschte. „Petrissa ist eine formidable Bogenschützin!“ „Sie hat eine sehr ruhige Hand“, bestätigte Arian. Anna bemerkte den leeren Platz an ihrer Seite. „Wo ist eigentlich unsere Tochter?“ Leontin blickte sich in der Loge um. Der Platz zu seiner rechten war leer. „Tatsächlich! Noch nicht zurück. Sie ist mit Alina hinunter, um Petrissa Glück zu wünschen.“ „Ihre Zofe hat nur Flausen im Kopf. Bestimmt schaut sie mehr nach den jungen Knappen als nach Petrissa.“ Ein weiteres Surren unterbrach sie, gefolgt von tosendem Applaus und Jubel, und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Turnierplatz. Der siebte Bogenschütze hatte geschossen und seinen Pfeil ebenso exakt ins Ziel geführt wie die Soldatin Leontins. Der nächste Teilnehmer nockte einen Pfeil an die Sehne. „Euer Sohn ist an der Reihe, lieber Arian“, stellte Königin Anna fest. „Mein Jüngster wird das Turnier gewinnen, Verehrteste. Euch zu Ehren!“ Sie neigte ihr Haupt und flüsterte ihrem Gemahl zu: „Wenn die beiden seinetwegen schauen, kann ich das verstehen. Ein prächtiger junger Mann. Weißt du noch, wie er Quirina bei unserem Silvesterbankett ständig heimlich angeblickt hat?“ Leontin grinste. „Und sie seinen Blicken unermüdlich zu entgehen versuchte?“, raunte er zurück. Sibelius lieferte einen perfekten Schuss. Arian neigte sich nach vorne und blickte Leontin in die Augen. „Sibelius möchte kein Gold“, sagte er und zwinkerte. „Felsenburg und Lindheim ergeben zusammen ein prächtiges Großreich für unsere künftigen Enkel.“ Der erste Wettbewerb schritt fort. Nicht einer schoss daneben, doch nur die Besten versenkten ihre Pfeile im Auge der Scheibe. Gegen Ende der ersten Runde trat der Herold hervor rief mit lauter Stimme: „Und nun der letzte Teilnehmer!“ Er ließ eine Kunstpause wirken. „Der schwarze Ritter!“ Ein Raunen ging durch die Menge. Der geheimnisvolle Krieger hob einen Bogen, der ebenso schwarz war wie der Rest seiner Rüstung. Die Zuschauenden hielten den Atem an. Er stand völlig ruhig. Ein warmer Frühlingshauch ließ den Federbusch seines Helms wogen. Der hohe Kopfschmuck machte es unmöglich festzustellen, wie groß der Kämpfer war. Die Sehne surrte und der Pfeil fand im roten inneren Kreis sein Ziel, nur einen Hauch vom Zentrum entfernt. Alle tobten und jubelten. „Allerliebst!“, rief die Königin und klatschte laut. Philipp eilte zu ihm, nahm den Bogen entgegen und sie verschwanden in dessen schwarzem Zelt. In der königlichen Loge reichte ein Bediensteter Nüsse und Trockenfrüchte. „Ein wundervolles Turnier, mein lieber Gatte!“, sagte die Königin und entnahm mit...




