Ashley | Ein Gentleman wagt - und gewinnt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Ashley Ein Gentleman wagt - und gewinnt

Sommerfrische
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-005-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Sommerfrische

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-95576-005-2
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im mondänen Kurort Bath, Treffpunkt der feinsten Gesellschaft, begegnet Abbie dem Mann wieder, dem sie einst versprochen war - und den sie in einer zweideutigen Situation erwischte: Barton Cavanagh. Empört weist Abbie ihn ab, als er sie erneut umwirbt. Wie kann er es wagen! Doch dann setzt er sogar sein Leben für sie aufs Spiel. Hat sie ihm damals etwa Unrecht getan?



Die Engländerin schreibt historical romances und entspannt sich gerne in ihrem Garten. Diesen hat sie bereits öfter zugunsten des Fondes der Kirche in ihrem Dorf der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
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1. KAPITEL


Nur das stetige Ticken der Uhr auf dem Kaminsims war im Salon von Foxhunter Grange zu hören. Miss Abigail Graham starrte entschlossen aus dem Fenster und vermied es sorgsam, zu dem Teil des Gartens hinter den Büschen hinüberzuschauen, den sie nicht mehr betrat. Endlich hatte sie ihre Entscheidung getroffen – so konnte und wollte sie nicht weiterleben.

“Nun, mein Kind? Hast du nichts zu sagen?”, brach der ältere Herr, der auf einem Sessel in der Nähe des Kamins saß, das Schweigen. Seine Stimme klang merklich schärfer als zuvor bei der Mitteilung, er habe Arrangements für Abigails nächste Zukunft getroffen. “Verdiene ich kein einziges Dankeswort, nachdem ich dafür gesorgt habe, dass du während meiner Abwesenheit angemessen betreut wirst?”

“Ich soll dir danken?” Abbie wandte ihren Blick von der Blütenpracht draußen ab und drehte sich um.

Die Ähnlichkeit zwischen ihr und dem weißhaarigen Gentleman konnte niemandem entgehen. Ein gütiges Schicksal hatte Miss Graham die Hakennase erspart, die schon seit mehreren Generationen fast alle männlichen und ein paar bedauernswerte weibliche Familienmitglieder charakterisierte, doch sie hatte die blauvioletten Augen und das seidige schwarze Haar der Grahams geerbt und war von der Natur mit einer eleganten Haltung und einer schlanken Figur bedacht worden. Nicht einmal das unscheinbare graue Kleid, eher für eine Gouvernante geeignet, konnte ihre wohlgeformte Gestalt verbergen. Ebenso wenig vermochte ihre schlichte Frisur einen Betrachter von ihren fein gezeichneten, perfekt symmetrischen Zügen und dem makellosen Teint abzulenken.

“Würde ich glauben, dass du mich nach Bath schickst, damit ich die Gesellschaft meiner Patentante genieße, die ich fast sechzehn Jahre nicht gesehen habe – ja, dann wäre ich dir dankbar.” Nur die pochende Ader an Abigails Schläfe verriet den Zorn, der sich so lange in ihr angestaut hatte. Zum ersten Mal war sie nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. “Aber ich kenne dich zu gut. Du willst aus einem anderen Grund verhindern, dass ich in deiner Abwesenheit hierbleibe. Damit ich keine engere Freundschaft mit unserem neuen Arzt schließe!”

Sekundenlang verriet Colonel Augustus Grahams Mienenspiel ein gewisses Missbehagen, als er seine empörte Enkelin musterte. “Du redest Unsinn, Kind”, protestierte er dann und griff mit unmerklich zitternder Hand nach dem Brandyglas auf dem Tisch neben sich. “Ich fürchte, du leidest an einer kleinen Unpässlichkeit. Vielleicht sollten wir deine Reise um ein paar Tage verschieben, bis du dich besser fühlst.”

“Oh nein, Großvater. Morgen früh werde ich wie geplant aufbrechen. Wenn die Zofe, die meine Patentante mir freundlicherweise schickt, heute eintrifft, müsste sie sich über Nacht ausreichend erholen können.”

Abigails entschiedener Tonfall überraschte den Colonel. Bisher war sie ihm stets mit untadeligem Respekt begegnet. Er stand auf und lehnte sich gegen den Kamin, dann schaute er sie wieder an. “Offenbar bist du pikiert, weil ich dich eben erst über meine Vereinbarung mit Lady Penrose informiert habe.”

“Gewiss, ich wäre gern nach meinen Wünschen gefragt worden”, bestätigte Abbie. Irgendwie schaffte sie es, ihre bewundernswerte Selbstkontrolle zu wahren. “Aber obwohl kaum davon auszugehen ist, dass du es beabsichtigst – du tust mir einen Gefallen. Während ich bei meiner Patentante wohne, möchte ich entscheiden, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiene, bis ich an meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag über das Geld verfügen kann, das mir meine Mutter vermacht hat.”

“Um Himmels willen, was redest du da, Kind?”, rief der Colonel und gab sich keine Mühe, seinen wachsenden Unmut zu verhehlen. “Selbstverständlich wirst du nach Foxhunter Grange zurückkehren. Das Erbe deiner Mutter ist ein Almosen verglichen mit dem Vermögen, das du von mir erhalten wirst. Nach meinem Tod kannst du ein komfortables Leben führen – vorausgesetzt, du gibst mir keinen Grund, mein Testament zu ändern.”

Diese überflüssige, taktlose Drohung war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Noch länger vermochte Abigail ihre Wut nicht zu zügeln. “Verdammt, dann ändere es eben!”

Nur wenige Männer, geschweige denn eine Frau, würden es wagen, so mit einem älteren Mitglied ihrer Familie zu sprechen. Das wusste sie. Doch davon ließ sie sich nicht beirren. Der unheilvolle Glanz in den Augen ihres Großvaters und seine verkniffenen Lippen schüchterten sie nicht ein. Nun würde er endlich erfahren, wie sehr sie unter seiner kalten Gleichgültigkeit litt – nachdem er ihr in ihrer Kindheit so viel Liebe und Güte bewiesen hatte.

“Du bist nicht mehr der Mann, der mich vor fünfzehn Jahren hierherbrachte, Großvater. Damals warst du freundlich und rücksichtsvoll …” Täuschte sie sich, oder zuckte ein Muskel an seinem Kinn, bevor er ihr den Rücken kehrte und zum Porträt seiner verstorbenen Frau aufblickte, das an einem Ehrenplatz über dem Kamin hing. “Indes änderte sich das abrupt, als ich mich weigerte, deinen kostbaren Patensohn zu heiraten, nicht wahr?”

“Zweifellos war die Art und Weise deiner Ablehnung unverzeihlich”, erwiderte er mit rauer Stimme und wandte sich wieder zu ihr um.

“Gewiss, ich habe mich unhöflich benommen”, gab sie zu. “Aber ich war gerade erst siebzehn. Und du hattest mir vorher keine Gelegenheit gegeben, mit dir darüber zu sprechen – allein, unter vier Augen …”

Abigail bekam keine Antwort, und wie sie seiner ablehnenden Miene entnahm, würde er ihren Standpunkt wohl niemals akzeptieren.

“Was in der Vergangenheit geschehen ist, kann ich nicht ändern, Großvater”, fuhr sie fort. “Und offen gestanden – ich würde es auch gar nicht versuchen, selbst wenn es möglich wäre. Niemals könnte ich mich mit einem Mann vermählen, den ich weder liebe noch achte.”

Wieder einmal traf sie jener kalte, harte Blick, an den sie sich im Lauf der Jahre gewöhnt hatte. “Wieso sagst du das? Als kleines Mädchen mochtest du ihn.”

“Ja, vielleicht – ein wenig”, seufzte sie, nachdem sie kurz nachgedacht hatte. “Doch Kinder werden erwachsen, Großvater. Wir hätten nicht zueinander gepasst.”

Ungeduldig winkte er ab. “Und wie kannst du einen Gentleman nicht achten, der seinem Vaterland im Krieg gegen Frankreich so hervorragende Dienste erwiesen hat? Seine Tapferkeit wurde sogar vom Prinzregenten gewürdigt. Also wirklich, deine Ansichten übersteigen mein Begriffsvermögen.”

“Hier geht es nicht um Bartons Heldentaten auf dem Schlachtfeld”, betonte Abigail, “sondern um seine Prinzipien.”

“Prinzipien!”, stieß der Colonel hervor. “Sei versichert, mein Mädchen, Bartons Grundsätze sind über jeden Verdacht erhaben. Wäre er an jenem Tag nicht dazwischengetreten, hätte ich dir eine wohlverdiente Tracht Prügel verabreicht.”

Falls er erwartete, dieses Geständnis würde Abigail für seinen Patensohn einnehmen, den er stets bewundert hatte, belehrte sie ihn eines Besseren. “Damit tat er mir keinen Gefallen. Viel lieber hätte ich Schläge ertragen als dein liebloses Verhalten.” Als der alte Mann den Mund öffnete und protestieren wollte, ließ sie ihn nicht zu Wort kommen. “Nach meiner Großjährigkeit überlegte ich, ob ich dieses Haus verlassen sollte, in dem ich wie ein besserer Dienstbote behandelt werde. Sicher wäre ich fähig gewesen, mich selbst zu ernähren. Wenn du glaubst, davor hätte ich mich gefürchtet, irrst du dich ganz gewaltig. Nein, ich blieb hier, weil ich hoffte, eines Tages würdest du mir verzeihen und unsere frühere innige Verbundenheit könnte wieder aufleben. Doch dieser Illusion gebe ich mich nicht länger hin.”

Seiner verächtlich gerunzelten Stirn merkte sie an, dass er ihre Ankündigung, sie würde von jetzt an für sich sorgen, nicht ernst nahm. Dann herrschte er sie an: “Mach dich nicht lächerlich, Kind! Wie willst du denn deinen Lebensunterhalt verdienen?”

Sie ließ sich von seinem geringschätzigen Ton nicht entmutigen. Herausfordernd hielt sie seinem frostigen Blick stand. “Nun, ich würde die Stellung einer Wirtschafterin antreten. Immerhin führe ich dir seit fast sechs Jahren den Haushalt. Oder ich arbeite als Gouvernante. Ich hatte Zeit im Übermaß, meine Kenntnisse zu schulen, während ich von dir ignoriert wurde.”

Voller Genugtuung beobachtete Abigail, wie die Arroganz in seinen Augen einer gewissen Unsicherheit wich.

“Außerdem”, fügte sie hinzu und schaute zu dem Porträt über dem Kamin hinauf, “könnte ich das künstlerische Talent nutzen, das ich von Großmutter geerbt habe. Was im Übrigen niemandem außer dir entgangen ist … Und ich schließe eine Heirat nicht völlig aus. Aber falls ich jemals eine Ehe erwäge, werde ich mich nicht für unseren Hausarzt entscheiden, obwohl ich seine Freundschaft schätze. Und keinesfalls für deinen großartigen Patensohn, der mich abstößt.”

Wütend schlug Augustus Graham mit der Faust auf den Kaminsims. Mehrere Ziergegenstände fielen herunter. “Was, zum Teufel, hat er dir getan? Warum hasst du ihn so sehr?”

“Danach erkundigst du dich etwas zu spät, Großvater, und ich möchte ihn nicht anschwärzen. Wenn du herausfinden willst, was mich an Barton Cavanagh stört, frag ihn selbst. Vielleicht erzählt er dir, was vor sechs Jahren im Sommerhaus geschah. Kurz bevor er um meine Hand anhielt …” Da sie jenen Zwischenfall, den sie lieber vergessen würde, nicht weiter erörtern mochte, wandte sie sich zum Gehen. “Heute Abend werde ich nicht mit dir dinieren. Ich muss das Personal beaufsichtigen, das...



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