Auer | Verschwörung am Limes | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 180 Seiten

Auer Verschwörung am Limes


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86358-551-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

ISBN: 978-3-86358-551-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
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Im Jahr 133 nach Christus: Tausende von römischen Legionären bewachen in der Provinz Rätien die Grenze zu Germanien. Plötzlich geschieht im Kastell Vetoniana etwas Unheimliches: Immer mehr Soldaten werden von einer mysteriösen Krankheit befallen. Wurden sie vergiftet? Ins Visier geraten germanische Händler, die friedlich auf der anderen Seite des Limes wohnen. Der Römerjunge Magnus und sein Freund Finn aus Germanien wollen das nicht glauben und ermitteln auf eigene Faust. Sie schleichen sich auf das Landgut eines reichen Großgrundbesitzers und belauschen die "Operation Satanspilz". Ein gefährlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

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2. Kapitel Nach dem Frühstück musste Magnus seiner Mutter Marcella beim Mehlmahlen helfen. »Was für eine dämliche Arbeit!«, schimpfte er. In Rom wäre er einfach in ein Geschäft gegangen und hätte dort das Mehl gekauft. Aber hier in der Einsamkeit musste man alles selbst machen! Wenn man Erbsen essen wollte, musste man Monate zuvor Samen in die Erde stecken. Wenn man in einen Apfel beißen wollte, musste man die richtige Jahreszeit abwarten und dann auf einen Baum klettern. Und wenn es zum Abendessen Fisch geben sollte, musste man nachmittags zum nahen Fluss Alcmona gehen und zusehen, dass man eine Forelle erwischte. Ganz schön mühsam, das Landleben! Magnus drehte die Kurbel, das Mehl rieselte langsam in die Schüssel. Als die Schüssel voll war, brachte er sie hinüber zum Backhaus. Magnus kannte im Dorf inzwischen alle: Valeria war die Frau des Lagerpräfekten. Der Präfekt gab als erster Mann im Lager den fünfhundert Soldaten die Befehle. Weil im Kastell aber keine Frauen wohnen durften, hatte Valeria ein Haus im Vicus bezogen. Es war nicht viel größer als das, in dem Magnus mit seiner Mutter und Jolina wohnte, aber um einiges luxuriöser ausgestattet. Die Wände waren mit Malereien verziert, und in Valerias prächtigem Rosengarten stand ein Springbrunnen. Ovidio, ein alter Schuster, versorgte das ganze Dorf mit Sandalen. Luca und Patricia wohnten mit ihren beiden Zwillingstöchtern Lea und Luna in der nächsten Gasse. Luca war wegen einer schweren Verletzung aus dem Militärdienst ausgeschieden. Er hatte sich in Vetoniana mit einer Imkerei selbstständig gemacht, Patricia war Mutters beste Freundin geworden. Sie kannte immer die neueste Mode, denn sie stammte aus Mailand. Neulich hatte Patricia Magnus’ Mutter eine Creme ins Gesicht geschmiert. »Gut für die Haut«, hatte sie dazu gesagt. Als Magnus fragte, woraus die Paste gemacht sei, antwortete sie: »Zerriebene Schnecken!« Dann gab es im Vicus noch den Wirt Antonius, der die Taverne führte, und Rufus, der mit seiner Frau Suzana die Garküche betrieb. Außerdem Cornelius und Quentin, zwei immer schlecht gelaunte Töpfer und ihre alte Sklavin Tyra. Was fehlte, waren Kinder! Vor allem Jungen in Magnus’ Alter. Am besten kam Magnus noch mit Emilio, dem Dorfschmied, aus. Magnus schlenderte die staubige Straße entlang. Schon seit Tagen hatte es nicht mehr geregnet. Eine Katze lag träge in der Sonne. Sie hieß Lacuna, hatte einen länglichen weißen Fleck auf ihrem grauen Fell und gehörte Lea und Luna. Sie strich ständig zwischen Kastell und Vicus hin und her. Als Magnus vor der Schmiede stand, klopfte er. Aber niemand öffnete oder rief ihn herein. Also drückte Magnus die schwere Eisenklinke hinunter und öffnete die Werkstatttür einen Spalt. Emilio stand mit hochrotem Kopf über das Feuer gebeugt und starrte auf ein glühendes Stück Eisen, das vor ihm lag und ein Bratrost werden sollte. »Ave!«, grüßte Magnus den Schmied. »Darf ich reinkommen?« Emilio nickte. Magnus setzte sich in eine Fensternische und schaute Emilio bei der Arbeit zu. Funken stoben in alle Richtungen, es war glühend heiß. Worte fielen kaum. Kurz vor der Mittagszeit machte Emilio Pause. »Komm! Wir setzen uns draußen in die Sonne«, ächzte der Schmied. Er spürte die harte Arbeit in den Knochen. Vor der Werkstatt stand eine Holzbank, die von Tongefäßen voller Gewürze eingerahmt wurde: Koriander, Dill und Pfefferminze. Emilio hielt Magnus ein Säckchen mit Rosinen hin. »Hier, nimm dir.« Die Rosinen waren hart, aber süß. »Na, wie gefällt es dir hier in Rätien? Hast du dich schon eingelebt?«, fragte Emilio. Magnus wusste nicht, was er antworten sollte. Sollte er Emilio erzählen, wie einsam er sich fühlte? Wie mühsam sich die Tage dahinschleppten? Magnus zuckte mit den Schultern. »Geht schon so«, brummelte er. Emilio ging zurück in die Werkstatt, holte einen Becher und einen Krug Wein und schenkte sich daraus großzügig ein. »Ah, das schmeckt gut«, freute er sich und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Willst du auch einen Schluck?« Magnus schüttelte den Kopf. Wein fand er grauenhaft. »Es ist schon lange her, dass ich von Rom hierherkam«, begann Emilio plötzlich zu erzählen. »Über dreißig Jahre. Ich war damals Legionär, also Soldat wie dein Vater. Später ging ich dann zur Kavallerie. Ich war froh, nicht länger Bodenkämpfer, sondern Reiter zu sein.« Magnus horchte auf. Dann war Emilio gar nicht immer Schmied gewesen? Und er hatte früher in Rom gewohnt! »Schmied bin ich erst geworden, als ich nach fünfundzwanzig Jahren aus dem Soldatendienst ausschied«, erzählte Emilio weiter. »Mein Vorgänger hatte genug von der Schmiede, er konnte die ständige Hitze nicht mehr ertragen. Mir war das recht. Ich wusste ja nicht, was sich sonst tun sollte. Viele andere Soldaten haben sich von ihrem Entlassungsgeld ein Landgut gekauft, aber das wollte ich nicht. Sklaven herumkommandieren, das ist nicht mein Ding.« Magnus musterte den Dorfschmied. »Warum bist du nicht zurück nach Rom gegangen?«, wollte er wissen. Emilio überlegte eine Weile. »Ach, weißt du«, antwortete er schließlich, »in Rom kannte ich ja niemanden mehr. Und die Gegend hier ist gar nicht so schlecht. Du wirst schon noch auf den Geschmack kommen.« Der Schmied nahm wieder einen kräftigen Schluck Wein aus dem Becher. »Übrigens, möchtest du morgen mit nach Vicus Scuttarensis fahren? Ich muss ein paar Eisenteile abliefern und will mich in der Markthalle mit frischem Wein und Olivenöl eindecken. Ich möchte ja hier nicht leben wie die Barbaren. Einmal Römer, immer Römer!« Emilio lachte. Magnus schaute Emilio freudestrahlend an. »Klar komme ich mit, endlich einmal raus aus diesem kleinen Lagerdorf!« *** Finn wollte an diesem Nachmittag mit Fiori trainieren, aber daraus wurde nichts. Als er vom Wald in sein Dorf zurückkam, hörte er schon von Weitem ein Pferd wiehern. Er beeilte sich, um nachzusehen, was auf dem Dorfplatz los war. Eine fremde Stimme kommandierte laut: »Halt, stehen bleiben. Brrr…« Ein dumpfes Plumpsen folgte. Es hörte sich an, als ob ein schwerer Mann von seinem Pferd gestiegen war. Schnell rannte Finn um die Ecke und stand auf dem Platz, wo die anderen Kinder schon auf den umgelegten Baumstämmen saßen. Von den Erwachsenen war weit und breit niemand zu sehen, sie hatten anscheinend auf den Feldern zu tun. Dass ein Fremder das Dorf besuchte, kam selten vor. Der Mann stand am Dorfbrunnen und füllte seine Wasserflaschen. Jetzt sah Finn, dass es kein Pferd war, das so laut gewiehert hatte, sondern ein Maultier. Rund und zottelig stand es da und schlürfte Wasser aus einem Eimer, der neben dem Brunnen stand. Der Fremde sah seltsam aus. Über seinem dicken Bauch trug er ein buntes, zerrissenes Hemd, seine weite schwarze Hose steckte in hohen Lederstiefeln. Er hatte einen zerzausten Bart, ein faltiges Gesicht und verfilzte Haare. Am Sattel seines Pferdes baumelten viele kleine Taschen und mehrere Fläschchen mit farbigen Flüssigkeiten. Der Fremde ließ sich durch die vielen Augenpaare, die ihn beobachteten, nicht aus der Ruhe bringen. »Na?«, fragte er schließlich in die Runde. »Habt ihr noch nie einen reitenden Medicus gesehen? Häh?« Niemand antwortete. Nur Askan, Finns großer Bruder, erhob sich. Er war mit seinen sechzehn Jahren der Älteste unter den Zuhörern. Um seinen Hals trug er ein Lederband, an das er einen roten Fuchsschwanz gebunden hatte. Das war sein Erkennungszeichen. »Woher kommst du? Was machst du hier in der Gegend? Was hast du in deinen Satteltaschen?« Der Mann nahm die Wasserflasche und leerte sie über seinem Kopf aus. »Was ich hier mache? Ich wasche mir die Haare, seht ihr doch.« Die Mädchen kicherten. So einen komischen Kauz hatten sie noch nie gesehen. Finn wartete gespannt. Der Mann ließ sich auf einem der Baumstämme nieder, kramte ein Stück Brot aus seiner Satteltasche und kaute schmatzend vor sich hin. »Außerdem esse ich gerade, wie ihr seht. Aber wenn mir jemand eine Wurst bringt, dann erzähle ich euch, was ihr wissen wollt. Na, was ist?« Finn, der immer einen kleinen Essensvorrat in seinem Beutel hatte, reichte ihm einen Wurstzipfel. »Da sind wir aber gespannt«, sagte er mit gedehnter Stimme. Der Mann biss herzhaft in die Wurst, wischte sich die fettigen Finger an seiner Hose ab und musterte die Kinder. »Ich heiße Rocko und bin ein reitender Medicus«, begann er. »Ich komme aus Armenien und schlage mich durch die Wälder und über die Felder. Wenn ich auf eine Siedlung wie die eure stoße, biete ich meine Dienste an. Hautkrankheiten, eitrige Wunden, die nicht heilen wollen, Verletzungen nach einem Kampf mit dem verfeindeten Nachbarstamm, ich habe für alles die richtige Salbe. Hat mir mein Großvater beigebracht, war ein weiser Mann. Konnte zwar nicht lesen, wusste aber genau, welche Kräuter man zusammenmischen muss. Kamille und Fenchel, pah, das weiß jeder. Ich kenne die geheimen Rezepte, die wirklich helfen.« Rocko schnäuzte in seinen Ärmel. »Und jetzt reite ich die Kastelle ab. Mal sehen, ob ich die Römer mit meiner Heilkunst beeindrucken kann. Nur die großen Militärlager, wie zum Beispiel Castra Regina, haben ihre eigenen Experten, hier in der Einöde schaut es schon anders aus. Die Lagerärzte könnt ihr vergessen. Ich wette, das nächste anständige Lazarett gibt es erst wieder in Augusta Vindelicum, der Provinzhauptstadt, Würde mich nicht wundern, wenn es bald Sesterzen regnet.« Aha, der Mann war also ein Geschäftsmann, der sein Geld mit Heilkunst verdiente und außerdem ganz passabel germanisch sprach. »Hat es für dich denn schon einmal Sesterzen geregnet?«, fragte Finn...


Margit Auer studierte Journalistik und arbeitete viele Jahre als Reporterin. Inzwischen schreibt sie mit großer Begeisterung Kinderbücher und kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Sie lebt mit ihrer Familie in Bayern.



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