Austen | Anne Elliot oder die Kraft der Überredung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: dtv- Klassiker

Austen Anne Elliot oder die Kraft der Überredung

Roman
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-423-40250-7
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: dtv- Klassiker

ISBN: 978-3-423-40250-7
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Geheimtipp unter Austen-Fans! Geheimtipp unter Austen-Fans: Weder der stolze Vater noch die kaltherzigen Schwestern können Anne Elliot in ihrem Kummer um den verlorenen Geliebten Captain Wentworth Trost spenden. Doch zufällig kreuzen sich Annes und Wentworths Wege erneut.

Jane Austen (1775-1817) gilt als die große Dame der englischen Literatur, der es als erster gelang, die Komik des Alltäglichen zu gestalten. Nach außen hin führte sie ein ereignisloses Leben im elterlichen Pfarrhaus. Ihre Romane jedoch - neben >Mansfield Park< (1814) sind dies vor allem >Verstand und Gefühl< (1811), >Stolz und Vorurteil< (1813), >Emma< (1816), >Northanger Abbey< (1817) und >Anne Elliot oder Die Kraft der Überredung< (1817) - erfreuen sich heute weltweit einer millionenfachen Leserschaft. Fast alle sind mehrfach erfolgreich verfilmt worden.
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KAPITEL XI


Der Zeitpunkt von Lady Russells Rückkunft rückte näher, der genaue Tag war schon festgesetzt, und Anne, die zu ihr stoßen sollte, sobald etwas Ruhe eingekehrt war, sah einem baldigen Umzug nach Kellynch entgegen und fragte sich zunehmend, wie wohl ihr eigenes Befinden davon betroffen sein würde.

Sie würde im selben Dorf wohnen wie Captain Wentworth, nur eine halbe Meile von ihm entfernt; er und sie müßten in dieselbe Kirche gehen, und ein Verkehr zwischen den beiden Familien war unausweichlich. Soweit die Verschlechterungen; andererseits war er so oft in Uppercross, daß sie ihn eher hinter sich zurückließ als ihm näherkam, wenn sie dort wegging; und alles in allem, so glaubte sie, konnte sie in diesem interessanten Punkt nur gewinnen, fast ebenso sicher, wie sich ihre häusliche Situation verbesserte, wenn sie die Gesellschaft der armen Mary gegen die Lady Russells eintauschte.

Sie hätte es gern vermieden, mit Captain Wentworth in Kellynch Hall zusammenzutreffen – die Räume dort waren Schauplatz früherer Begegnungen, die ihr allzu schmerzhaft wieder vor Augen stehen würden; aber noch mehr hätte sie darum gegeben, daß Lady Russell und Captain Wentworth nicht aufeinanderträfen. Sie mochten sich nicht; mit einer Wiederaufnahme der Bekanntschaft war somit keinem gedient, und wenn Lady Russell sie zusammen sah, könnte sie der Ansicht sein, daß er zu viel Selbstbeherrschung zeigte und sie zu wenig.

Diese Überlegungen bildeten ihre Hauptsorge, wenn sie an ihren Abschied von Uppercross dachte, wo sie für ihr Gefühl nun lange genug geweilt hatte. Sie hatte dem kleinen Charles nützlich sein können, das würde ihr die Erinnerung an die zwei Monate hier etwas froher machen; aber er kam zusehends zu Kräften, und sonst gab es nichts, das sie hielt.

Ihr Besuch nahm freilich ein sehr anderes Ende als gedacht. Captain Wentworth, von dem zwei volle Tage lang niemand in Uppercross etwas gesehen oder gehört hatte, erschien wieder in ihrer Mitte, um ihnen Rechenschaft über sein Säumen abzulegen.

Ein Brief von seinem Freund Captain Harville, verspätet zu ihm gelangt, hatte ihm Nachricht davon gebracht, daß sich dieser mit seiner Familie für den Winter in Lyme eingemietet hatte und sie sich somit, ohne daß sie es geahnt hätten, keine zwanzig Meilen voneinander entfernt aufhielten. Captain Harvilles Gesundheit war nicht die beste, seit er vor zwei Jahren schwer verwundet worden war, und in seiner Ungeduld, ihn wiederzusehen, hatte Captain Wentworth sich stehenden Fußes nach Lyme aufgemacht. Er war vierundzwanzig Stunden dort gewesen. Augenblicklich sprach man ihn von aller Schuld frei, pries seine Treue in höchsten Tönen, legte ein lebhaftes Interesse an seinem Freund an den Tag und lauschte so begierig seinen Schilderungen der landschaftlichen Schönheiten Lymes, daß der dringende Wunsch, sie mit eigenen Augen zu sehen, und sofortige Reisepläne die Folge waren.

Die jungen Leute waren alle ganz versessen darauf, Lyme kennenzulernen. Captain Wentworth sprach selbst davon, nochmals hinzureisen, von Uppercross waren es nur siebzehn Meilen Wegs, das Wetter war keineswegs schlecht für November, und kurzum, Louisa, die Eifrigste unter den Eifrigen, war fest zu dem Ausflug entschlossen; und da bei ihr jetzt zu der Lust daran, ihren Willen durchzusetzen, noch die Gewißheit kam, daß dies ein verdienstvoller Zug sei, fegte sie die elterlichen Bitten, doch bis zum Sommer zu warten, schlichtweg beiseite. Nach Lyme sollten sie also fahren – Charles, Mary, Anne, Henrietta, Louisa und Captain Wentworth.

Der erste, überstürzte Plan hatte vorgesehen, daß man frühmorgens aufbrach und abends wieder zurückkam, aber das unterband Mr.Musgrove mit Rücksicht auf seine Pferde – und bedachte man es recht, so blieb an einem Tag Mitte November auch wenig Zeit, einen neuen Ort zu erkunden, wenn schon die Wegstrecke so beschaffen war, daß man hin und zurück sieben Stunden rechnen mußte. Sie würden also dort übernachten und am nächsten Tag nicht vor dem Abendessen zurückkehren. Das wurde allseits als beträchtliche Verbesserung angesehen; und obwohl sie sich zu einem recht frühen Morgenmahl im großen Haus zusammenfanden und ganz pünktlich aufbrachen, war es, als die beiden Wagen, Mr.Musgroves Kutsche mit den vier Damen darin und Charles’ Kabriolett, in dem er Captain Wentworth mitnahm, das lange Gefälle nach Lyme und dann die noch steilere Straße durch die Stadt hinabrollten, schon so weit nach Mittag, daß sie gerade noch Zeit haben würden, sich ein wenig umzusehen, ehe das Licht und die Wärme des Tages dahin wären.

Nachdem sie sich in einem der Gasthäuser Quartier gesichert und ein Abendessen bestellt hatten, mußte der nächste Gang selbstredend so rasch wie nur möglich zum Meer führen. Es war zu spät im Jahr für irgendeine der Lustbarkeiten oder Abwechslungen, die Lyme als Badeort bieten konnte; die Kuranlagen waren geschlossen, die Gäste fast ausnahmslos abgereist, nur einheimische Familien harrten noch aus; und da die Architektur selbst sich durch nichts hervortut, ist es ganz das malerische Drumherum – die gleichsam ins Wasser hinabstürzende Hauptstraße, der Weg zur Hafenmole, dem Cobb, mit seinem Bogen um die hübsche kleine, während der Saison von Badekarren und Badegästen bevölkerte Bucht, der Cobb selbst, seine alten Wunder und neuen Anbauten vor der prächtigen Kette der Uferfelsen im Osten –, was den Blick des Fremden fesselt; und ein sehr eigenartiger Fremder muß es sein, in dem die reizvolle Lage des Städtchens nicht den Drang weckte, es besser kennenzulernen. Das Umland von Lyme, Charmouth mit seinen Hügeln und weiten Wiesen und erst recht dem anmutig zurückgesetzten Strand vor der dunklen Steilwand, dessen flach aus dem Sand ragende Felsbänke wie nur wenige dazu einladen, sich niederzulassen und auf die anrollenden Wellen hinauszuschauen; – die waldige Vielfalt des freundlichen Dörfchens Up Lyme, und allen voran Pinny, seine grünen Klüfte zwischen romantischen Felsen, wo verstreute Waldbäume und üppig gedeihende Obstgärten vom Kommen und Gehen vieler Generationen künden, seit das erste Abbröckeln der Steilküste den Boden für eine Szenerie bereitet hat, die es an Majestät und Lieblichkeit mit jeder vergleichbaren Landschaft auf der vielgerühmten Isle of Wight aufnehmen kann: all diese Orte wollen besucht und nochmals besucht sein, will man der Einzigartigkeit Lymes gerecht werden.

Die Besucher aus Uppercross folgten der Straße an dem verlassenen, melancholisch dreinblickenden Kurhaus vorbei hinunter zum Meer, und indem sie nur so lange innehielten, wie jeder beim ersten Anblick des Meeres innehalten und schauen muß, der dieses Anblicks überhaupt würdig ist, wandten sie sich in Richtung Cobb, der ihr Ziel ebenso um seiner selbst wie um Captain Wentworths willen war; denn in einem Häuschen gleich gegenüber einem alten Pier unbestimmten Entstehungsdatums wohnten die Harvilles. Captain Wentworth ging hinein, um seinen Freund zu begrüßen; die anderen setzten ihren Weg fort, und auf der Mole sollte er wieder zu ihnen stoßen.

Sie waren des Staunens und Bewunderns noch keineswegs müde, und nicht einmal Louisa schien Zeit gefunden zu haben, Captain Wentworth zu vermissen, als er ihnen schon nachkam, zusammen mit drei Begleitern, die sie aus seinen Erzählungen gleich erkannten: Captain Harville mit seiner Frau sowie ein Captain Benwick, der bei ihnen zu Gast war.

Captain Benwick war bis vor einer Weile Erster Offizier auf der Laconia gewesen; und was Captain Wentworth bei der Rückkehr von seinem ersten Besuch in Lyme über ihn erzählt hatte, dieses warme Loblied auf einen vortrefflichen jungen Mann und von ihm hochgeschätzten Kameraden, das jeden Zuhörer gleich für ihn einnehmen mußte, war gefolgt worden von einem kurzen Abriß seiner persönlichen Geschichte, der ihn für die Damen zu einer vollends faszinierenden Gestalt gemacht hatte. Er war mit Captain Harvilles Schwester verlobt gewesen, und nun trauerte er um sie. Sie hatten ein Jahr oder zwei auf Vermögen und Beförderung gewartet. Das Vermögen kam, denn als Offizier kassierte er reichlich Prisengeld – auch die Beförderung kam, endlich; aber Fanny Harville erlebte es nicht mehr. Sie starb im Sommer, während er noch auf See war. Kein Mann, so versicherte ihnen Captain Wentworth, konnte einer Frau inniger zugetan sein als der arme Benwick Fanny Harville, keiner tiefer getroffen von dem furchtbaren Verlust. Er hielt ihn für so veranlagt, daß er stärker litt als andere, denn zu einem leidenschaftlichen Fühlen kamen bei ihm ein stilles, ernsthaftes, zurückhaltendes Wesen sowie eine ausgeprägte Liebe zum Lesen und anderen sitzenden Betätigungen mehr. Um seine Geschichte noch anrührender zu machen, hatte dieses Ereignis, das jede Hoffnung auf eine Verbindung zwischen ihnen vereitelte, ihn und die Harvilles nur enger zusammengeschweißt, und Captain Benwick lebte nun ganz bei ihnen. Captain Harville hatte das Haus auf ein halbes Jahr gemietet, da sein Geschmack, seine Gesundheit und sein Geldbeutel alle gleichermaßen nach einem Domizil verlangten, das preiswert war und am Meer, und die eindrucksvolle Landschaft und winterliche Verlassenheit Lymes entsprachen Captain Benwicks Gemütsverfassung genau. Das Mitgefühl und Wohlwollen, das man Captain Benwick entgegenbrachte, war demnach enorm.

»Und doch«, sagte sich Anne, als sie nun auf die Gruppe zugingen, »trägt er vielleicht keinen größeren Kummer im Herzen als ich. Ich kann nicht glauben, daß seine Hoffnungen so dauerhaft zunichte gemacht sind. Er ist jünger als ich; jünger im Empfinden, wenn nicht überhaupt; jünger, weil er ein Mann ist. Er...


Austen, Jane
Jane Austen (1775-1817) gilt als die große Dame der englischen Literatur, der es als erster gelang, die Komik des Alltäglichen zu gestalten. Nach außen hin führte sie ein ereignisloses Leben im elterlichen Pfarrhaus. Ihre Romane jedoch – neben ›Mansfield Park‹ (1814) sind dies vor allem ›Verstand und Gefühl‹ (1811), ›Stolz und Vorurteil‹ (1813), ›Emma‹ (1816), ›Northanger Abbey‹ (1817) und ›Anne Elliot oder Die Kraft der Überredung‹ (1817) – erfreuen sich heute weltweit einer millionenfachen Leserschaft. Fast alle sind mehrfach erfolgreich verfilmt worden.

Roth, Sabine
Sabine Roth ist seit 1991 als Übersetzerin tätig. Zu den von ihr übersetzten AutorInnen gehören Jane Austen, Henry James, Agatha Christie, John Le Carré, V. S. Naipaul, Elisabeth Strout und Lemony Snicket.

Jane Austen (1775-1817) gilt als die große Dame der englischen Literatur, der es als erster gelang, die Komik des Alltäglichen zu gestalten. Nach außen hin führte sie ein ereignisloses Leben im elterlichen Pfarrhaus. Ihre Romane jedoch – neben ›Mansfield Park‹ (1814) sind dies vor allem ›Verstand und Gefühl‹ (1811), ›Stolz und Vorurteil‹ (1813), ›Emma‹ (1816), ›Northanger Abbey‹ (1817) und ›Anne Elliot oder Die Kraft der Überredung‹ (1817) – erfreuen sich heute weltweit einer millionenfachen Leserschaft. Fast alle sind mehrfach erfolgreich verfilmt worden.

Jane Austen (1775-1817) gilt als die große Dame der englischen Literatur, der es als erster gelang, die Komik des Alltäglichen zu gestalten. Nach außen hin führte sie ein ereignisloses Leben im elterlichen Pfarrhaus. Ihre Romane jedoch – neben ›Mansfield Park‹ (1814) sind dies vor allem ›Verstand und Gefühl‹ (1811), ›Stolz und Vorurteil‹ (1813), ›Emma‹ (1816), ›Northanger Abbey‹ (1817) und ›Anne Elliot oder Die Kraft der Überredung‹ (1817) – erfreuen sich heute weltweit einer millionenfachen Leserschaft. Fast alle sind mehrfach erfolgreich verfilmt worden.



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