Austen | Mansfield Park | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2570, 576 Seiten

Reihe: Aufbau Taschenbücher

Austen Mansfield Park


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8412-0881-1
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2570, 576 Seiten

Reihe: Aufbau Taschenbücher

ISBN: 978-3-8412-0881-1
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fanny auf der Suche nach der großen Liebe. Im Herrenhaus >Mansfield Park< leben nicht weniger als drei junge Ehekandidatinnen. Die beiden Töchter des Hauses setzen durch Eitelkeit und Wankelmut ihr Glück aufs Spiel. Nicht so ihre verarmte Cousine Fanny, die auch auf der Suche nach der großen Liebe ist ...



Jane Austen wurde 1775 in Steventon (Hampshire) als Tochter eines Landpfarrers geboren. Sie gilt als die herausragendste Vertreterin des englischen Gesellschaftsromans. Mit ihrem ersten großen Werk Sense and Sensibility (1811) wandte sie sich gegen die zeitgenössische empfindsame Literatur, statt dessen schilderte sie das alltägliche, scheinbar ausgeglichene Leben des Bürgertums sowie des niederen Adels. Weitere wichtige Werke von Jane Austen: Stolz und Vorurteil (1813, Dt. 1948), Emma (1818, dt. 1961) und Mansfield Park (1814, Dt. 1968).Jane Austen starb 1817 im Alter von einundvierzig Jahren an Tuberkulose. Erst nach ihrem Tod wurde sie als Schriftstellerin anerkannt.

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1. Kapitel


Vor etwa dreißig Jahren hatte Miss Maria Ward aus Huntingdon, die lediglich siebentausend Pfund besaß, das große Glück, Sir Thomas Bertram von Mansfield Park in der Grafschaft Northampton für sich zu gewinnen und dadurch in den Stand der Gattin eines Baronets mit all den Annehmlichkeiten und dem gesellschaftlichen Gewicht eines schönen Hauses und eines hohen Einkommens aufzusteigen. Ganz Huntingdon ereiferte sich über diese reiche Heirat, und ihr Onkel, der Rechtsanwalt, meinte, sie hätte eigentlich mindestens dreitausend Pfund mehr mitbringen müssen, um darauf einen vertretbaren Anspruch zu haben. Sie hatte zwei Schwestern, die aus ihrem Aufstieg Nutzen ziehen sollten; und all jene Bekannten, die Miss Ward und Miss Frances für ebenso anziehend hielten wie Miss Maria, zögerten nicht zu prophezeien, dass diese sich fast ebenso vorteilhaft verheiraten würden. Aber sicher gibt es nicht so viele Männer mit einem ansehnlichen Vermögen auf der Welt wie hübsche Frauen, die sie verdienen. Miss Ward sah sich nach Ablauf von einem halben Dutzend Jahren gezwungen, sich mit Reverend Mr. Norris, einem Freund ihres Schwagers, der kaum eigenes Vermögen besaß, zu verbinden; und Miss Frances erging es noch schlimmer. Miss Wards Heirat war im Grunde genommen nicht zu verachten, da Sir Thomas in der glücklichen Lage war, seinem Freund mit der Pfründe in Mansfield zu einem Einkommen zu verhelfen. So begaben sich Mr. und Mrs. Norris mit kaum weniger als tausend Pfund pro Jahr auf den Weg ins Eheglück. Miss Frances heiratete jedoch, wie man gemeinhin sagt, zum Missfallen ihrer Familie, die sie gründlich gegen sich aufbrachte, indem sie sich für einen Marineleutnant ohne Bildung, Vermögen oder Verbindungen entschied. Sie hätte kaum eine unklügere Wahl treffen können. Sir Thomas Bertram hatte Einfluss, den er sowohl aus Prinzip als auch aus Stolz – aus dem allgemeinen Wunsch, das Rechte zu tun, und dem Verlangen heraus, alle, die mit ihm verwandt waren, in geachteten Stellungen zu sehen – gern zum Vorteil von Lady Bertrams Schwester geltend gemacht hätte. Doch der Beruf ihres Mannes gehörte zu denen, die solchem Einfluss nicht zugänglich sind, und ehe er noch Zeit hatte, andere Mittel zu ihrer Unterstützung zu ersinnen, war ein endgültiger Bruch zwischen den Schwestern eingetreten. Er war das natürliche Ergebnis des Verhaltens beider Seiten, zu dem eine unvernünftige Heirat fast immer führt. Um sich nutzlose Vorhaltungen zu ersparen, schrieb Mrs. Price ihrer Familie nicht eher davon, als bis sie wirklich verheiratet war. Lady Bertram, die eine Frau von großer Friedfertigkeit und bemerkenswerter Gelassenheit und Gemütsruhe war, hätte sich damit begnügt, ihre Schwester einfach fallen zu lassen und nicht mehr an diese Angelegenheit zu denken, aber Mrs. Norris hatte ein lebhaftes Temperament, das erst zufriedengestellt war, als sie an Fanny einen langen und wütenden Brief geschrieben hatte, um ihr ihr törichtes Verhalten vor Augen zu führen und ihr mit allen möglichen üblen Folgen zu drohen. Mrs. Price wiederum war verletzt und wütend, und eine Antwort, die beide Schwestern erbitterte und dermaßen abfällige Bemerkungen über den Stolz von Sir Thomas enthielt, dass Mrs. Norris sie unmöglich für sich behalten konnte, setzte für geraume Zeit jeglichem Verkehr zwischen ihnen ein Ende.

Ihre Wohnorte lagen so weit auseinander und die Kreise, in denen sie sich bewegten, waren so verschieden, dass es ihnen fast jede Möglichkeit nahm, in den folgenden elf Jahren voneinander etwas zu hören, oder es zumindest für Sir Thomas als ein Wunder erscheinen ließ, wenn Mrs. Norris hin und wieder in der Lage war, ihnen mit ärgerlicher Stimme zu erzählen, dass Fanny wieder einmal ein Kind geboren habe. Nach elf Jahren konnte es sich Mrs. Price jedoch nicht länger leisten, Stolz zu zeigen oder Groll zu hegen oder auch nur eine Verbindung aufzugeben, die ihr möglicherweise von Nutzen sein konnte. Eine große und weiter wachsende Familie, ein Mann, der für den aktiven Dienst nicht mehr tauglich war, aber deshalb nicht weniger die Geselligkeit und einen guten Tropfen schätzte, und ein sehr geringes Einkommen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse erweckten in ihr den inständigen Wunsch, die Freunde zurückzugewinnen, auf die sie so unbedacht verzichtet hatte, und sie richtete an Lady Bertram einen Brief, in dem von so viel Reue und Verzagtheit, solch einer Überzahl von Kindern und dem Mangel an fast allem Übrigen die Rede war, dass er sie alle ganz einfach zur Aussöhnung bewegen musste. Sie sah gerade ihrer neunten Niederkunft entgegen; und nachdem sie diesen Umstand beklagt und sie um ihre Geneigtheit zur Patenschaft für das zu erwartende Kind angefleht hatte, konnte sie ihnen nicht verhehlen, welche Bedeutung sie ihnen für die Zukunft der acht bereits vorhandenen zumaß. Ihr Ältester sei ein Junge von zehn Jahren, ein hübscher, lebhafter Bursche, der sich in die Welt hinaussehne. Aber was könne sie schon tun? Bestünde vielleicht die Möglichkeit, dass Sir Thomas ihn für seine Geschäfte auf seinen westindischen Besitzungen gebrauchen könnte? Keine Stellung wäre unter seiner Würde. Oder was hielte Sir Thomas von Woolwich? Oder wie könnte ein Knabe in den Orient geschickt werden?

Der Brief blieb nicht ohne Wirkung. Er stellte wieder Frieden und Eintracht her. Sir Thomas gab gutgemeinte Ratschläge und vage Versprechungen ab, Lady Bertram schickte Geld und Babywäsche, und Mrs. Norris schrieb Briefe.

Solcherart waren die unmittelbaren Ergebnisse, und binnen Jahresfrist erwuchs Mrs. Price ein noch bedeutenderer Vorteil daraus. Mrs. Norris bemerkte oft den anderen gegenüber, dass ihr ihre arme Schwester und deren Familie nicht aus dem Sinn ginge und sie ungeachtet dessen, was sie alle schon für sie getan hätten, eigentlich ganz gern noch etwas mehr tun wollte. Schließlich rückte sie mit dem Wunsch heraus, dass die arme Mrs. Price von den Sorgen und Ausgaben für wenigstens eines ihrer zahlreichen Kinder gänzlich befreit werden sollte. Wie wäre es, wenn sie ihre älteste Tochter gemeinsam in ihre Obhut nähmen, die sich mit ihren neun Jahren jetzt in einem Alter befände, das mehr Aufmerksamkeit erfordere, als ihre arme Mutter ihr möglicherweise widmen könne? Ihre Mühen und Kosten wären gleich Null, gemessen an der Barmherzigkeit einer solchen Tat. Lady Bertram war sofort einverstanden. »Ich glaube, etwas Besseres können wir nicht tun«, sagte sie. »Lassen wir doch das Kind kommen.«

Sir Thomas konnte nicht so unumwunden und vorbehaltlos seine Zustimmung geben. Er überlegte hin und her und zögerte. Es war eine ernste Verantwortung. Für ein Mädchen, das so aufwachsen würde, musste angemessen gesorgt werden, denn sonst wäre es grausam und nicht wohltätig, es von seiner Familie zu trennen. Er dachte an seine eigenen vier Kinder, an seine beiden Söhne, an verliebte Cousins und Cousinen und so weiter; doch kaum hatte er bedächtig zur Darlegung seiner Einwände angesetzt, als Mrs. Norris ihnen allen, mochte er sie nun dargelegt haben oder nicht, wie folgt entgegentrat:

»Mein lieber Sir Thomas, ich verstehe Sie vollkommen und weiß Ihre hochherzigen und feinsinnigen Erwägungen zu würdigen, die in der Tat ganz Ihrem sonstigen Verhalten entsprechen, und ich stimme Ihnen insgesamt durchaus zu, dass die Schicklichkeit gebietet, alle erdenkliche Vorsorge für ein Kind zu treffen, das man gewissermaßen unter seine Fittiche genommen hat. Und ich bin gewiss die Letzte auf der Welt, die in so einem Fall nicht ihr Scherflein beitragen würde. Da ich selbst keine Kinder habe, auf wen sollte ich bei dem wenigen, das ich jemals zu vergeben habe, wohl sonst bedacht sein, wenn nicht auf die Kinder meiner Schwestern? Und ich bin sicher, dass Mr. Norris so gerecht ist – aber Sie wissen ja, ich bin keine Freundin großer Worte und Versprechungen. Möge uns also eine Lappalie nicht von einer guten Tat zurückschrecken lassen. Geben Sie einem Mädchen eine gehörige Erziehung und führen Sie es ordentlich in die Gesellschaft ein, und es steht zehn zu eins, dass es die Möglichkeit findet, sich gut zu verheiraten, ohne dass jemandem zusätzliche Kosten entstehen. Eine Nichte von uns, Sir Thomas, möchte ich sagen, oder zumindest von Ihnen würde in dieser Umgebung nicht ohne manche Vorteile aufwachsen. Ich sage ja nicht, dass sie so anziehend wäre wie ihre Cousinen. Ich darf wohl behaupten, dass sie das kaum sein dürfte. Aber sie würde unter so überaus günstigen Umständen in die Gesellschaft dieser Region eingeführt werden, dass ihr nach menschlichem Ermessen eine achtbare Partie sicher wäre. Sie denken an Ihre Söhne; aber wissen Sie nicht, dass von allen Dingen auf Erden dies am allerwenigsten zu erwarten stünde, wenn sie so aufgezogen würden: stets zusammen wie Geschwister? Es ist vom moralischen Standpunkt unmöglich. Ich habe noch nie von einem derartigen Fall gehört. In der Tat ist es der einzig sichere Weg, einer Verbindung entgegenzuwirken. Angenommen, sie ist ein hübsches Mädchen und Tom oder Edmund sehen sie in sieben Jahren zum ersten Mal, so würde ich meinen, das gäbe ein Unglück. Der bloße Gedanke, dass sie fern von uns allen in Armut und Entbehrung hätte aufwachsen müssen, würde ausreichen, dass sich jeder der braven, netten Jungen in sie verliebte. Doch lassen Sie sie fortan miteinander aufwachsen, dann wird sie für beide, selbst wenn sie schön wie ein Engel sein sollte, niemals mehr sein als eine Schwester.«

»In dem, was Sie sagen, steckt viel Wahres«, erwiderte Sir Thomas, »und es sei mir fern, eingebildete Hinderungsgründe gegen einen Plan vorzubringen, der beiden Seiten so sehr entgegenkommen würde. Ich wollte nur bemerken, dass man sich nicht leichtfertig auf ihn einlassen sollte und dass wir, sofern er Mrs. Price wirklich...



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