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E-Book, Deutsch, 516 Seiten

Austen Vernunft und Gefühl

Roman
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-641-13545-4
Verlag: Manesse
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 516 Seiten

ISBN: 978-3-641-13545-4
Verlag: Manesse
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach dem Tod des Vaters müssen die Schwestern Elinor und Marianne Dashwood aus dem herrschaftlichen Haus in ein kleines Cottage in Devonshire umziehen. Während die besonnene Elinor still leidet, stürzt sich die impulsive, sprunghafte Marianne Hals über Kopf in die Liebe zu einem begehrten Frauenschwarm ... Die Geschichte zweier ungleicher Schwestern markiert den Beginn von Jane Austens Romanwerk und besticht durch kunstvollen Handlungsbau, glänzende Charakterzeichnungen und virtuose Dialoge.

Jane Austen (1775-1817) wurde in Steventon, Hampshire, geboren und wuchs im elterlichen Pfarrhaus auf. Nach Meinung ihres Bruders führte sie 'ein ereignisloses Leben'. Sie heiratete nie. Ihre literarische Welt war die des englischen Landadels, deren wohl kaschierte Abgründe sie mit feiner Ironie und Satire entlarvte. Psychologisches Feingefühl und eine lebendige Sprache machen ihre scheinbar konventionellen Liebesgeschichten zu einer spannenden Lektüre. Vor einigen Jahren wurde Jane Austen auch vom Kino wiederentdeckt: 'Sinn und Sinnlichkeit' mit Emma Thompson und Kate Winslet gewann 1996 den Golden Globe als bester Film des Jahres und den Oscar für das beste Drehbuch; 'Stolz und Vorurteil' mit Keira Knightley war 2006 für vier Oscars nominiert. 'Emma' wurde 2009 von der BBC als vierteilige Fernsehserie gezeigt und mit einem Emmy ausgezeichnet. 'Verstand und Gefühl' wurde 2011 gleich zweimal, 2014 ein weiteres Mal in modernen Adaptionen verfilmt. Im Hörverlag sind von Jane Austen bereits 'Verstand und Gefühl', 'Northanger Abbey', 'Überredung', 'Mansfield Park', 'Überredung' und 'Emma' als hochkarätige Hörspielinszenierungen erschienen.
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Kapitel 2


Frau John Dashwood machte sich nun zur Herrin auf Norland, und ihre Schwiegermutter und ihre Schwägerinnen wurden in den Stand von Gästen herabgesetzt. Als solche wurden sie immerhin von ihr mit ruhiger Höflichkeit behandelt und von ihrem Mann mit soviel Freundlichkeit, wie er für jemanden außer für sich selbst, seine Frau und sein Kind, aufbringen konnte. Ja, er drängte sie, sogar mit einigem Eifer, Norland noch als ihr Heim anzusehen; und da Mrs. Dashwood keinen Plan so annehmbar fand, als dazubleiben, bis sie in der Nachbarschaft ein Haus gefunden hatte, kam sie seiner Aufforderung nach.

Ein Verbleiben an einem Ort, wo alles an ihr früheres Glück erinnerte, entsprach ganz ihrem Wunsch. In Zeiten der Heiterkeit konnte niemand aufgeräumter sein als sie oder in bedeutenderem Grade jene zuversichtliche Glückserwartung besitzen, die das Glück selbst ausmacht. Doch im Schmerz mußte sie ebenso von ihrer Phantasie fortgetragen werden, und sie war gleich fern vom Trost wie in der Freude, ohne Maß.

Frau John Dashwood billigte keineswegs, was ihr Mann für seine Schwestern tun wollte. Dreitausend Pfund vom Vermögen ihres lieben Söhnchens zu nehmen, würde ihn an den Bettelstab bringen. Sie bat ihn, die Sache nochmals zu überdenken. Wie konnte er es vor sich selbst verantworten, sein Kind, sein einziges, einer solchen Riesensumme zu berauben? Und welchen möglichen Anspruch konnten schon die Fräulein Dashwood erheben, die ihm nur zur Hälfte blutsverwandt waren, eine Verwandtschaft, die sie gar nicht als solche erachtete – Anspruch auf seine Freigabe einer so hohen Summe? Erfahrungsgemäß war nicht anzunehmen, daß zwischen Kindern aus verschiedenen Ehen Liebe existierte; und warum sollte er sich und ihren armen kleinen Harry ruinieren, indem er all sein Geld seinen Halbschwestern zuschanzte?

»Es war meines Vaters letzte Bitte an mich«, erwiderte ihr Mann, »daß ich seiner Witwe und den Töchtern helfen sollte.«

»Er wußte nicht, was er redete, meine ich; zehn gegen eins war er verwirrt zu dem Zeitpunkt. Wäre er ganz bei Verstand gewesen, hätte er dich niemals darum gebeten, die Hälfte deines Vermögens deinem eigenen Kind zu entziehen.«

»Er bestand nicht auf einer bestimmten Summe, meine liebe Fanny; er bat mich nur im allgemeinen, ihnen beizustehen und ihre Lage erträglicher zu machen, als es in seiner Macht lag. Vielleicht hätte er es ebensogut ganz mir überlassen. Er konnte kaum annehmen, daß ich sie vernachlässigen würde. Aber da er das Versprechen verlangte, mußte ich es ihm doch geben: zumindest dachte ich damals so. Das Versprechen ist also gemacht, und es muß gehalten werden. Etwas muß für sie geschehen, wenn sie Norland verlassen und sich in einem neuen Heim einrichten.«

»Na, dann laß etwas für sie geschehen. Aber das Etwas muß doch nicht gleich dreitausend Pfund sein. Bedenke«, fügte sie hinzu, »wenn man sich einmal vom Geld getrennt hat, kommt es nicht mehr zurück. Deine Schwestern werden heiraten, und es ist für immer dahin. Wenn es wirklich je deinem armen kleinen Knaben zurückerstattet werden könnte …«

»Ja sicher«, sagte ihr Mann todernst, »das wäre ein großer Unterschied. Die Zeit könnte kommen, daß Harry es bedauert, daß man sich von einer so großen Summe trennte. Wenn er eine zahlreiche Familie haben sollte, wäre es eine angenehme Beisteuer.«

»Aber ganz bestimmt wäre es das!«

»Dann wäre es vielleicht für alle Teile besser, wenn die Summe um die Hälfte verringert würde. Fünfhundert Pfund wären ein wunderbarer Vermögenszuwachs für sie!«

»Oh, jenseits aller Vorstellung! Welcher Bruder auf Erden würde für seine Schwestern halb soviel tun, selbst wenn es seine richtigen Schwestern wären! Und wie es hier liegt – nur Stiefschwestern! Aber du bist dermaßen generös!«

»Ich würde ungern etwas Gemeines tun«, antwortete er, »man sollte bei solchen Gelegenheiten lieber zuviel als zuwenig tun. Wenigstens kann niemand finden, ich hätte nicht genug für sie getan. Sogar sie selbst können kaum mehr erwarten.«

»Das weiß man nicht, was sie erwarten«, sagte die feine Frau, »aber wir können doch nicht über ihre Erwartungen nachdenken: die Frage ist, was du erschwingen kannst.«

»Natürlich; und ich denke, ich vermag fünfhundert Pfund für jede aufzubringen. Auf diese Weise hätten sie ohne Hinzutun aus meinem Vermögen jede über dreitausend Pfund beim Tod ihrer Mutter – ein sehr ansehnliches Vermögen für eine junge Dame.«

»Ganz bestimmt ist es das; und ich finde wirklich, daß sie keinerlei Beisteuer verlangen können. Sie werden zehntausend Pfund unter sich zu teilen haben. Wenn sie heiraten, sind sie sichergestellt oder im Wohlstand, und wenn nicht, können sie alle miteinander sehr bequem von den Zinsen von zehntausend Pfund leben.«

»Wie recht du hast! Und darum frage ich mich, ob es nicht angebrachter wäre, etwas für ihre Mutter bei ihren Lebzeiten zu tun als für sie – so etwas wie eine Rente, dachte ich. Meine Schwestern würden die guten Folgen ebenso spüren wie sie selbst. Einhundert pro Jahr würde sie alle bestens versorgen.«

Seine Frau zögerte etwas, ihre Zustimmung zu seinem Plan zu geben.

»Sicher«, sagte sie, »ist es besser, als sich von fünfzehnhundert Pfund sofort zu trennen. Anderseits, wenn Mrs. Dashwood fünfzehn Jahre leben sollte, sind wir gänzlich hereingefallen.«

»Fünfzehn Jahre! Fanny, Liebe, sie hat nicht mehr halb so lang zu leben!«

»Sicher nicht; aber wenn du dich mal umsiehst, leben die Leute immer ewig, wenn sie eine Rente bekommen, und sie ist sehr kräftig und gesund und noch keine vierzig. Eine Rente ist ein ernstes Risiko; sie läuft und läuft Jahr um Jahr, und man kann sie sich nicht mehr vom Hals schaffen. Du ahnst nicht, was du tust. Das Elend mit den Renten kenne ich zur Genüge. Denn meine Mutter mußte sich meines Vaters Testament zufolge mit der Zahlung an drei hochbetagte Dienstboten herumschleppen, und es ist unglaublich, wie zuwider ihr das war. Zweimal jedes Jahr mußten die Renten bezahlt werden. Und dann der ganze Umstand, sie zu ihnen zu bringen, und dann hieß es, eine von ihnen sei gestorben, und hinterher war es gar nicht so. Meine Mutter hatte es wirklich satt. Ihre Einkünfte gehörten ihr nicht mehr, sagte sie, mit solchen dauernden Ansprüchen darauf; und es war reichlich rücksichtslos von meinem Vater, denn andernfalls wäre das Geld ganz zur Verfügung meiner Mutter gewesen, ohne jede Einschränkung. Das hat bei mir solchen Abscheu gegen Renten verursacht, daß ich mich keinesfalls auf eine solche Zahlung festnageln ließe, nicht um alles in der Welt.«

»Es ist bestimmt etwas Unerfreuliches«, entgegnete Mr. Dashwood, »einen solchen jährlichen Abzug in Kauf zu nehmen. Das Vermögen gehört einem nicht mehr selbst, wie deine Mutter richtig bemerkt. An die regelmäßige Leistung einer solchen Summe an jedem Rententag gebunden zu sein, ist keineswegs erstrebenswert; es nimmt einem die Unabhängigkeit.«

»Zweifellos; und schließlich dankt es dir keiner. Sie halten sich für gesichert; tue du nicht mehr, als was erwartet wird, es bringt sowieso keine Dankbarkeit ein. Wenn ich du wäre, würde ich ganz nach eigenem Gutdünken handeln. Ich würde mich nicht binden, ihnen jährlich etwas zu bewilligen. Es könnte in wenigen Jahren sehr schwierig sein, einhundert oder auch nur fünfzig Pfund von unseren eigenen Unkosten abzuzweigen.«

»Du hast sicher recht, mein Liebes; man sollte in dem Fall besser keine Rente aussetzen; was immer ich ihnen gelegentlich zukommen lasse, ist ihnen von viel größerer Hilfe als eine jährliche Entschädigung, denn sie würden doch bloß auf größerem Fuß leben, wenn sie mit einem größeren Einkommen rechneten, und wären deshalb nicht um ein Sixpence reicher am Jahresende. Es ist bestimmt die beste Form: ein Geschenk von fünfzig Pfund hier und da, das schützt sie vor der schlimmsten Geldnot und wird, meine ich, weitgehend mein Versprechen meinem Vater gegenüber erfüllen.«

»Aber sicher wird es das. Um ehrlich zu sein, ich bin innerlich überzeugt, daß dein Vater gar nicht wollte, daß du ihnen überhaupt Geld geben solltest. Der Beistand, den er meinte, war jedenfalls nur solcherart, wie man ihn vernünftigerweise von dir erwarten konnte; zum Beispiel, daß du ein nettes kleines Haus für sie suchen hilfst, ihnen beim Umzug behilflich bist, ihnen Geschenke wie Fische und Wild zur Jagdzeit sendest und dergleichen mehr. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, daß er nichts weiter gemeint hat; andernfalls wäre es tatsächlich sehr seltsam und unvernünftig von ihm gewesen. Überlege nur, mein lieber Herr und Meister, wie unwahrscheinlich bequem deine Stiefmutter und ihre Töchter von den Zinsen von siebentausend Pfund leben können, außer den tausend Pfund der Mädchen, was jeder je fünfzig Pfund im Jahr einbringt, und dann, natürlich, werden sie davon ihrer Mutter Kost und Logis bezahlen. Im ganzen werden sie fünfhundert im Jahr haben, und was, in aller Welt, können denn vier Frauen noch mehr wollen? – Sie werden so billig wirtschaften! Ihre Haushaltung läuft gar nicht ins Geld. Sie brauchen keinen Wagen zu halten, keine Pferde und kaum Personal; sie werden keinen Verkehr pflegen und können keinerlei Unkosten haben! Bedenke nur, wie gut sie es haben werden! Fünfhundert im Jahr! Ich kann mir wirklich gar nicht vorstellen, wie sie nur die Hälfte davon ausgeben wollen; und wenn du ihnen noch mehr geben willst, so ist das ein ganz absurder Gedanke. Sie werden vielmehr in der Lage sein, dir etwas zu geben.«

»Auf Ehre«, sagte Mr. Dashwood, »ich glaube, du hast vollkommen recht. Mein Vater konnte mit seinem Ansinnen an mich nichts...


Austen, Jane
Jane Austen (1775–1817) wurde in Steventon, Hampshire, geboren und wuchs im elterlichen Pfarrhaus auf. Nach Meinung ihres Bruders führte sie »ein ereignisloses Leben«. Sie heiratete nie. Ihre literarische Welt war die des englischen Landadels, deren wohl kaschierte Abgründe sie mit feiner Ironie und Satire entlarvte. Psychologisches Feingefühl und eine lebendige Sprache machen ihre scheinbar konventionellen Liebesgeschichten zu einer spannenden Lektüre. Vor einigen Jahren wurde Jane Austen auch vom Kino wiederentdeckt: »Sinn und Sinnlichkeit« mit Emma Thompson und Kate Winslet gewann 1996 den Golden Globe als bester Film des Jahres und den Oscar für das beste Drehbuch; »Stolz und Vorurteil« mit Keira Knightley war 2006 für vier Oscars nominiert. »Emma« wurde 2009 von der BBC als vierteilige Fernsehserie gezeigt und mit einem Emmy ausgezeichnet. »Verstand und Gefühl« wurde 2011 gleich zweimal, 2014 ein weiteres Mal in modernen Adaptionen verfilmt. Im Hörverlag sind von Jane Austen bereits »Verstand und Gefühl«, »Northanger Abbey«, »Überredung«, »Mansfield Park«, »Überredung« und »Emma« als hochkarätige Hörspielinszenierungen erschienen.



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