E-Book, Deutsch, Band 1, 750 Seiten
Reihe: Der große Roman
Autoren E-Book 1-6
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7409-2661-8
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der große Roman Box 1 - Liebesroman
E-Book, Deutsch, Band 1, 750 Seiten
Reihe: Der große Roman
ISBN: 978-3-7409-2661-8
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das große Zeitalter des Romans lebt. Es kehrt zu uns zurück in Gestalt von Der große Roman. Was man in dieser romantischen, klassischen Ausgabe findet, ist ebenso natürlich wie außergewöhnlich spannend. Schicksale voller Emotionen und Gefühle erwarten die Leserschaft. Meisterhaft erzählt werden die Romane von bestsellerverdächtigen Schriftstellerinnen. Keine Leseprobe vorhanden. E-Book 1: Das Wort, das sie für immer trennte E-Book 2: Von der Liebe bezwungen E-Book 3: Die Beichte einer Mutter E-Book 4: Das tragische Erbe E-Book 5: Wer bist du, Anna-Maria? E-Book 6: Wolken, die vorüberziehen
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Ein auffällig silbergrauer Sportwagen löste sich aus der Reihe der vorbeiflutenden Fahrzeuge. Er bog in die Einfahrt zur unterirdischen Garage, die im Keller des modernen Geschäftshochhauses untergebracht war. Mit aufheulendem Motor verschwand er in dem steil abfallenden Gang, als hätte ihn ein Riesenmaul verschlungen. Quietschend hielt er in der weiten Halle. Das Motorgebrumm erstarb. Aus seiner Kabine eilte der Garagenmeister herbei. »Guten Morgen, Baronesse!« rief er der jungen Dame zu, die ausgestiegen war. »Morgen, Schröder.« Erika eilte zu der Tür des Fahrstuhls, der von der Garage bis ins letzte Stockwerk des zwölfgeschossigen Neubaues führte. Dort oben hatte sie ihr Architekturbüro. Mit großer Geschwindigkeit führte sie der Lift empor. Erika stieg aus und verweilte eine Sekunde vor der Eingangstür ihres Büros. »Studio Erika Haller« stand in moderner Schrift auf dem Messingschild. Kurz und prägnant, wie Erika es liebte. Sogar das »von« ihres Familiennamens hatte sie wegfallen lassen. Im Geschäftsleben war die Sachlichkeit ihr oberster Grundsatz. Erika lächelte zufrieden und stieß die Tür auf. »Morgen!« rief sie den beiden weiblichen Angestellten zu, die in ihren blütenweißen Kitteln schon bei der Arbeit waren. »Guten Morgen, Fräulein Haller!« kam es doppelstimmig zurück. Erika durchschritt den modernen Büroraum mit seinen praktischen Möbeln voll raffinierter Schlichtheit und öffnete die Tür mit dem kleinen Messingschild »Abteilung Statik«. »Morgen, Doktor!« »Einen schönen guten Morgen, Baronesse«, gab Dr. Werner gemütlich zurück. Er blieb hartnäckig bei dem ihr zustehenden Titel, obwohl es Erika störte. Er nahm die Brille ab und putzte sie an seiner Krawatte, während er Erika blinzelnd musterte. »Welch schönes Halstuch zu der eleganten Sportjacke! Es könnte freilich einen ganz schwachen Ton dunkler sein, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf.« Erika zog die Augenbrauen hoch. Dr. Werners Umgangston, in dem immer ein wenig gutmütiger Spott mitklang, war für ihren Geschmack etwas zu väterlich. Allerdings war er ein Könner. Ohne ihn hätte sie noch nicht den halben Erfolg zu verzeichnen gehabt, wie er ihr jetzt beschieden war. Seine Bemerkung über den Farbton des Halstuches war typisch für die Art, mit der er seine junge Chefin behandelte. Ärgerlich war, daß er tatsächlich recht hatte. »Ich möchte gern mit Ihnen sprechen, Doktor«, sagte Erika. »Kommen Sie doch bitte mit in mein Büro.« »Gern, Baronesse.« Dr. Werner erhob sich ächzend von seinem wackeligen Schreibtischstuhl. Er hatte ihn gegen das supermoderne Möbel ausgetauscht, das Erika ursprünglich für ihn vorgesehen hatte. Überhaupt verschandelte er mit seiner Eigenbrötelei die eindrucksvolle Einrichtung seines Arbeitsraumes. Erika hatte es aullmählich aufgegeben, gegen seinen liebenswürdigen Starrsinn anzugehen. Erleichtert atmete sie auf, als sie ihren großen Büroraum betrat. Ihn hatte sie so eingerichtet, wie es ihr schon in ihrer Studienzeit auf der Technischen Hochschule vorgeschwebt hatte. Er war ein Traum aus Glas und Metall, aus moderner Sachlichkeit und ausgewogener Harmonie. Selbst Dr. Werner fand diesen Raum gelungen, wenn er auch manchmal ein bißchen darüber witzelte. Erika legte ihr seidenes Kopftuch, die Sportjacke, Handschuhe und Halstuch ab. Sie machte eine einladende Handbewegung zu der gepolsterten Sitzbank aus finnischem Holz, die für Besucher vor ihrem breiten, auf Stahlfüßen ruhenden Schreibtisch bereitstand. Dr. Werner setzte sich und schrie auf. »Verflixt! Daß ich mich immer an diesem Ungetüm stoßen muß! Vor vierzig Jahren hat Vandevelde mal so ein ähnliches Möbelstück entworfen. Es ist eine Katastrophe, daß die Leute seit dieser Zeit nichts dazugelernt haben.« Erika sog die Luft hörbar ein. Aber sie unterdrückte eine Bemerkung auf Dr. Werners übertriebenen Vorwurf. Sie erkannte an seinen zuckenden Mundwinkeln, daß er sie frotzeln wollte. »Hören Sie, bitte«, sagte sie so sachlich wie möglich und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz, »ich habe die Absicht, mich an dem Wettbewerb für das Verwaltungshochhaus der Concordiawerke zu beteiligen. Was sagen Sie dazu, Doktor?« Im Augenblick war aller Schalk aus dem Gesicht des alten Architekten gewichen. »Aber, Baronesse.« Dr. Werner schüttelte den Kopf und hob beschwörend die Hände. »Sie können doch unmöglich so eine gigantische Aufgabe lösen! Da brechen sich Dutzende alter, erfahrener Baumeister die Zähne aus! Das Concordia-Hochhaus ist ein Zehnmillionenobjekt!« »Zwölf Millionen, lieber Doktor! Und das ist nur die veranschlagte Summe. Sie wissen ja, daß in der Ausführung noch ein paar Millionen dazukommen. Das haben die Concordialeute natürlich insgeheim einkalkuliert.« »Na, sehen Sie! Also, das Hochhaus ist eine Sache, an die ich mich nicht herantraue. Ich sage es Ihnen ehrlich.« »Mit anderen Worten – Sie wollen mich im Stich lassen?« »Im Stich lassen? Habe ich das schon einmal getan, Baronesse? Nee, nee – aber ich weiß, wo meine Grenzen sind. Und Sie sollten es auch wissen. Überstürzen Sie doch nichts. Sie sind gerade erst vor zwei Jahren von der Hochschule gekommen. Für solche Objekte haben Sie noch ein ganzes Leben Zeit.« »Immerhin haben wir in den zwei Jahren schon sehr beachtliche Aufträge gehabt und großartige Aufgaben gelöst – oder nicht?« »Gewiß. Und darum sollten wir nichts übereilen. Ich sage Ihnen, Baronesse, es werden im Laufe der Jahre noch viele wunderschöne Bauwerke zu entwerfen und auszuführen sein. Es gibt so hübsche kleine Sachen, wie wir sie bisher gemacht haben, moderne Villen, Wohnhäuser, hier und da mal ein Kindergarten, ein Verkaufspavillon. Oder wie neulich das kleine Betriebshallenbad der Zinkhütte. Das sind doch wunderhübsche Sachen.« »Wunderhübsche Sachen! Und damit geben Sie sich zufrieden? Begreifen Sie nicht, Doktor, daß ich weiterkommen will? Verstehen Sie nicht, daß ich mein Können einmal an einer ganz großen Sache erproben will? Ich muß einmal eine wirkliche, gigantische Aufgabe lösen. Erst dann kann ich sagen, daß ich eine gute Architektin bin.« »Nun hören Sie doch, Baronesse. Sie sind eine gute Architektin, aber so etwas ungewöhnlich Großes wie dieses Hochhaus ist eine zu harte Nuß für Sie. Dazu gehören viele, viele Jahre Erfahrungen. Glauben Sie mir, ich bin ein alter Hase – an diesem Objekt überfuttern Sie sich. Und hinterher kommt die große Übelkeit. Nee, nee, lassen Sie die Finger davon. Hören Sie auf Ihren alten Dr. Werner. Der versteht eine Kleinigkeit davon.« Erika sprang vor unterdrückter Erregung auf. Sie ging ans Fenster und schaute über die Dächer. Da und dort ragte ein Hochhaus aus dem unübersehbaren Gewirr der niedrigeren Gebäude heraus wie ein Riese unter Zwergen. Die blitzenden Kolosse aus Stahl und Beton, in deren Fensterreihen sich die Sonne spiegelte, grüßten wie ein Fanal herüber zu der jungen, ehrgeizigen Architektin, die mit entschlossen zusammengepreßten Lippen dastand. Sie wollte auch so etwas Großes, Ungewöhnliches schaffen. Sie mußte es. Dr. Werner ahnte, was in seiner jungen Chefin vorging. Er hätte noch viel gegen ihren Plan zu sagen gehabt. Er hätte ihr andeuten können, daß alle ihre Entwürfe großartig und kühn seien – aber daß er, der die statischen Berechnungen dieser Bauwerke zu machen hatte, manchen Fehler heimlich ausmerzen mußte, damit die Entwürfe überhaupt durchzuführen waren. Erika von Haller war zweifellos eine gute Architektin. Aber sie wollte mit Gewalt die Jahre des Reifens und Lernens überspringen. Das ging nicht. »Also, es bleibt dabei – Sie helfen mir nicht, Doktor?« murmelte Erika leise und drehte sich um. Jetzt war ihr Gesicht das eines jungen Mädchens, das traurig war und eigentlich ein wenig Trost brauchte. Dr. Werner erhob sich und ging zu ihr. Er legte seine Hand auf ihre Schulter. »Liebe junge Kollegin«, sagte er mit gütigem Lächeln, »lassen Sie mich so zu Ihnen sprechen. Sie wissen, daß ich einmal in der Fachwelt einen Namen hatte und daß mir heute nichts mehr an dem vergangenen Ruhm liegt. Ich bin Ihr Mitarbeiter geworden, weil – nun ja, weil mich Ihr Herr Vater, den ich schon viele Jahre kenne, herzlich darum gebeten hat. Und ich muß Ihnen sagen, daß mir die Zusammenarbeit viel, viel Freude macht. Ich bin hier noch einmal jung geworden, obwohl ich mich längst aufs Altenteil hatte zurückziehen wollen. Hören Sie meinen Rat an, liebes Kind: Lassen Sie die Finger davon. Sie machen sich unnötige Arbeit und falsche Hoffnungen. Sie haben gar keine Chance, gegen Müller, Hentrich, Walottka und all die Großen unseres Berufes anzugehen, die jetzt nach diesem fetten Happen schnappen werden.« »Da bin ich anderer Meinung, lieber Doktor. Die großen Architekten sind auf Jahre mit Aufträgen eingedeckt. Sie können gar nicht mehr kurzfristige Arbeiten annehmen, es sei denn, sie würden pfuschen. Es ist eine große, einmalige Möglichkeit, auch als Anfänger, als junger, unbekannter Architekt einen solchen Auftrag zu bekommen. Und darum bin ich entschlossen, mich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Ich muß es wenigstens versuchen. Ich muß…« Dr. Werner nickte. »Nun denn, ich wünsche Ihnen viel Erfolg dazu.« Er wandte sich ab und schickte sich an, den Raum zu verlassen. »Doktor!« Flehend rief Erika ihm nach. Dr. Werner drehte sich um. Er schüttelte mit traurigem Lächeln den Kopf. Dann wandte er sich wieder der Tür zu und ging hinaus. * Gegen Mittag kam Curd von Lotz. Die beiden Mädchen im Büro, die...