Baecker | Kehrwoche | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 10, 336 Seiten

Reihe: Kommissar Brander

Baecker Kehrwoche

Schwaben Krimi
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96041-782-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Schwaben Krimi

E-Book, Deutsch, Band 10, 336 Seiten

Reihe: Kommissar Brander

ISBN: 978-3-96041-782-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein vielschichtiger Kriminalroman und ein Kommissar, mit dem man gern einen Feierabendwhisky trinken würde. Eigentlich wollte es Kommissar Brander zur Abwechslung einmal ruhig angehen lassen, doch daraus wird nichts: Die Mutter seiner Adoptivtochter Nathalie wird tot aufgefunden, und die Kollegen von der Tübinger Kripo haben die junge Frau als Täterin im Visier. Während Brander versucht, Nathalie zu helfen, erschüttert ein zweiter Mord die Universitätsstadt. Niemand scheint die Tote zu kennen. Doch die Ermittlungen ergeben: Alle Befragten lügen. Was soll hier unter den Teppich gekehrt werden?

Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Sie studierte BWL, arbeitete als IT-Prozessingenieurin, später als Pressereferentin und lebt heute als Schriftstellerin in der Nähe von Tübingen. Durch ihre Krimiserie mit Whiskyfreund Andreas Brander wurde sie zur Fachfrau für 'Whisky & Crime', sodass auch ihre Veranstaltungen häufig von einem Whiskytasting begleitet werden. 2020 wurde sie mit dem Arbeitsstipendium des Autorinnennetzwerkes Mörderische Schwestern ausgezeichnet. www.sy
Baecker Kehrwoche jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Sonntag – vierter Advent


Die Melodie des Telefons vermischte sich mit dem Blues von Muddy Waters, der aus der Stereoanlage schallte, als Andreas Brander die Backofentür öffnete, um Bratensaft über die Gans zu gießen. Aus dem Inneren strömten ihm in einer dampfenden Wolke verheißungsvolle Düfte in die Nase und ließen ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Noch eine Stunde, dann konnte das Festmahl zum vierten Advent beginnen. Es wurde Zeit, die Klöße vorzubereiten. Aber erst musste er dieses störende Telefon abstellen. Brander groovte zur Musik in den Flur, um das Gespräch entgegenzunehmen. Die Melodie verstummte, als er die Hand nach dem Hörer ausstreckte. Rufnummer unterdrückt.

»Dann eben nicht.« Im Rhythmus wippend kehrte er in die Küche zurück. Wie zum Hohn erklang »Long Distance Call« aus den Boxen. Als Altherrenmusik betitelte Nathalie seinen Musikgeschmack respektlos. Jetzt war seine Tochter mit Cecilia zusammen in der Kirche. Früher hatte es traditionell im Hause Brander am vierten Advent einen Brunch gegeben. Seit Nathalie erfahren hatte, dass sie als Baby getauft worden war, hatte sie beschlossen, auch den Gottesdienst hin und wieder zu besuchen, und der Brunch hatte dem Krippenspiel in der Michaelskirche weichen müssen.

Sein Neffe Julian war auf dem Weg nach Schönaich, um Branders Eltern zum Essen mit nach Entringen zu bringen. Brander genoss die kurze Zeit, die er das Haus für sich allein hatte. So konnte er ungestört durch die Küche tanzen und mit Muddy Waters im Duett singen, ohne dass jemand seine Sangeskunst kommentierte.

Sein Blick glitt zum Fenster. In wenigen Tagen war Weihnachten, die Sonne strahlte von einem pastellblauen Himmel, und ein paar kecke Frühblüher streckten wagemutig die ersten zarten grünen Spitzen aus dem kleinen Beet vor Branders Doppelhaushälfte, als erwarteten sie den umgehenden Beginn des Frühlings. Es fehlte nur noch das muntere Gezwitscher der Vögel. Dabei würde er gleich mit seiner Familie ein köstliches Adventsessen genießen.

Und das als »richtige« Familie, wie Nathalie sagen würde. Im vergangenen August hatten er und Cecilia zum neunzehnten Geburtstag ihrer Pflegetochter beschlossen, ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen und sie zu adoptieren. Da Nathalie volljährig war, benötigten sie das Einverständnis ihrer leiblichen Mutter nicht mehr. Gudrun Böhme hätte nie ihre Zustimmung gegeben. Die alkoholkranke Frau war mittlerweile obdachlos, hatte jedoch jegliche Hilfsangebote der Ämter ausgeschlagen. Nathalie hatte nach einem heftigen Zwischenfall vor zwei Jahren vollständig mit ihr gebrochen.

Durch das Küchenfenster sah Brander Karsten Beckmann auf die Garageneinfahrt fahren. Der Dreiundvierzigjährige trug einen eng anliegenden Radlerdress, der seine sportliche Figur betonte, die kurzen dunklen Haare schimmerten unter dem schnittigen Helm hervor.

Beckmann war aus Tübingen nach Entringen geradelt, um am Adventsessen teilzunehmen. Seinen besten Kumpel hatte Brander zwar nicht adoptiert, aber auch er gehörte zur Familie. Beckmann hatte Brander schon oft mit seinen Kochkünsten beeindruckt. Heute war es an ihm, Familie und Freunden einen wahren Gaumenschmaus zu präsentieren. Er drehte die Musik leiser, ging in den Flur und öffnete die Haustür, als die Melodie eines Smartphones auf der Ablage des Garderobenschranks erklang.

Beckmann spazierte gut gelaunt herein. Er stellte den Rucksack auf den Boden, nahm den Helm ab und fuhr sich mit den Fingern durch das dichte Haar. Seine Nase wanderte schnüffelnd Richtung Küchentür. »Und? Ist die Gans schon angebrannt?«

»Du wirst dir die Finger abschlecken«, erwiderte Brander selbstbewusst.

Beckmann legte den Helm auf die Hutablage der Garderobe. Sein Blick fiel auf das musizierende Smartphone. »Willst du nicht rangehen?«

»Ist Nathalies.«

Beckmann drehte den Kopf so, dass er das Display lesen konnte. »Wer ist Marvin?«

»Keine Ahnung.«

Branders Kumpel grinste. »Oh, là, là, hat sie einen Verehrer?«

»Nicht dass ich wüsste.« Einen winzigen Augenblick stach Brander die Neugier, und er überlegte, an den Apparat zu gehen. Hatte dieser Marvin es vorher auf dem Festnetz versucht? Er widerstand der Versuchung. »Zieh dich um. Ich brauche einen Assistenten in der Küche.«

»Hab uns noch was mitgebracht.« Beckmann zog eine Packung aus seinem Rucksack, schwarz-blau gehalten mit silbernem Schriftzug: »Auchentoshan – Three Wood«. »Unser Vierter-Advent-Whisky.«

»Ein Lowland«, stellte Brander fest, die Destillerie lag nordwestlich von Glasgow. Er studierte mit Vorfreude die Informationen auf der Verpackung. Dreifach destilliert – was selten war für einen Scotch Single Malt Whisky –, gereift in Ex-Bourbon-, Oloroso- und Pedro-Ximénez-Sherry-Fässern. Fruchtige sowie nussige und würzige Aromen wurden angekündigt. Das klang vielversprechend. Auf seinen Kumpel war Verlass.

Während Beckmann im Bad verschwand, um sich frisch zu machen, ging Brander zurück in die Küche. Er naschte einen der in Kräuterbutter gerösteten Brotwürfel, die gleich in die Kartoffelklöße kommen würden, füllte Wasser in den großen Topf und schaltete die Kochplatte ein. Das Rotkraut stand bereits auf dem Herd. Er holte die Kloßmasse aus dem Kühlschrank.

»Lecker.« Beckmann hatte den Brotwürfeln auch nicht widerstehen können, als er in die Küche kam, und sich bedient. Er hatte seine Sportkleidung gegen Hemd und Anzughose getauscht. Brander sah an sich hinunter: Jeans und Longshirt. Vielleicht sollte er sich zur Feier des Tages auch etwas festlicher kleiden. Cecilia würde es sicherlich gefallen.

Sein Kumpel ging vor der Ofentür in die Hocke. »Sieht gar nicht mal so schlecht aus.«

Brander lächelte selbstgefällig. »Die ist perfekt.«

Draußen hielt ein Wagen, Türen wurden zugeschlagen. Beckmann hatte sich wieder aufgerichtet. Sein Blick glitt an Brander vorbei. »Hast du deine Kollegen auch eingeladen?«

»Nein.« Brander wandte sich zum Fenster um. Er erkannte die große rothaarige Frau, die zusammen mit einem jungen Mann aus dem Auto gestiegen war. Corinna Tritschler vom Kriminalkommissariat in Tübingen. Weder sie noch der Mann an ihrer Seite machten den Eindruck, als ob sie sich selbst zum Essen einladen wollten. Brander ging zur Tür.

»Ich habe heute frei«, begrüßte er die beiden.

»Ich weiß. Hallo, Andi.«

Corys angespannte Miene verscheuchte Branders gerade noch so gelöste Stimmung. Sein Blick wanderte zwischen ihr und dem jungen Mann, den er nicht kannte, hin und her. Das war kein privater Besuch. Sein Puls beschleunigte sich. »Ist etwas passiert?«

»Ist Nathalie zu Hause?«

»Sie ist in der Kirche.« Brander sah auf die Uhr. »Sie war es. Sie müsste jeden Augenblick nach Hause kommen. Was ist denn los?«

»Können wir kurz reinkommen?« Sie wies auf ihren Begleiter. »Das ist Kriminalkommissar Tristan Vogel. Ihr kennt euch noch nicht. Er ist seit Anfang des Monats bei uns.«

Das schlechte Gefühl verstärkte sich. Brander trat einen Schritt zur Seite, um die beiden in sein Haus zu lassen. Beckmann erschien im Rahmen der Küchentür und sah fragend in die Runde.

Einen Moment lang stand Brander unschlüssig im Flur, dann wies er zu seiner Rechten. »Gehen wir ins Wohnzimmer.«

Sie setzten sich um den kleinen Couchtisch, der unter einem ausladenden Adventsgesteck fast verschwand. Brander musterte Cory, die ungewohnt befangen wirkte, obwohl sie sich bereits seit Jahren kannten. Ihr Kollege saß diensteifrig neben ihr und versuchte anscheinend, die Situation zu analysieren.

»Hat Nathalie etwas angestellt?«, fragte Brander.

»Nein … Nein, das nicht.« Ihr Blick fiel auf Beckmann. »Könnten Sie uns bitte allein lassen?«

»Cory, Becks gehört zur Familie. Raus mit der Sprache.«

Während Cory noch mit sich rang, wurde die Haustür geöffnet, und eine Schar fröhlicher Menschen stolperte plaudernd herein.

»Wir sind da!«, rief Nathalie.

»Und wir haben Hunger! Wir wollen Klöße!«, rief Julian.

Brander hörte Cecilia und seine Eltern lachen.

»Cory, das ist ja eine Überraschung.« Cecilia kam ins Wohnzimmer und strahlte die Frau auf dem Sofa an. Auf halbem Weg stutzte sie.

»Setz dich kurz zu uns, Ceci.« Brander stand auf und ging in den Flur. »Nathalie, kommst du mal bitte.«

Hatte seine Tochter ihm gerade noch breit grinsend entgegengesehen, wurde ihr Blick jetzt misstrauisch. Sie hatte die beiden Gäste im Wohnzimmer entdeckt. Sie kannte Cory und zog eine Grimasse. »Ey, ich hab nix gemacht.«

Brander versuchte ein Lächeln. »Ich weiß. Komm, bitte.«

Beckmann schob sich an Brander vorbei aus dem Wohnzimmer und lotste den Rest der Familie in die Küche. Brander setzte sich mit Nathalie auf das Sofa, seinen Kollegen gegenüber. Sie saßen abwartend um den Tisch herum.

Cory beugte sich vor, die Unterarme auf die Oberschenkel gelegt, die Finger leicht verschränkt. Ihre makellos manikürten Fingernägel zierte ein rubinroter Nagellack.

»Was ’n los?«, fragte Nathalie ungeduldig.

»Nathalie, ich muss dir eine traurige Mitteilung machen.« Cory suchte den Blickkontakt zu ihr. »Deine Mutter wurde heute früh tot aufgefunden.«

Das kam unerwartet. Instinktiv legte Brander seine Hand auf Nathalies. Tausend Fragen stiegen in seinem Kopf auf. Er sah zu Cory, die sich jedoch auf die junge Frau neben ihm konzentrierte.

In Nathalies Miene regte sich nichts, lediglich ihr Blick wanderte kurz zu Cecilia, dann zurück zu den Beamten. »Meine Mutter ist hier. Da sitzt sie. Quicklebendig.«

Ohne ein weiteres Wort stand sie auf und verließ das Zimmer.

Einen...


Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Sie studierte BWL, arbeitete als IT-Prozessingenieurin, später als Pressereferentin und lebt heute als Schriftstellerin in der Nähe von Tübingen. Durch ihre Krimiserie mit Whiskyfreund Andreas Brander wurde sie zur Fachfrau für "Whisky & Crime", sodass auch ihre Veranstaltungen häufig von einem Whiskytasting begleitet werden. 2020 wurde sie mit dem Arbeitsstipendium des Autorinnennetzwerkes Mörderische Schwestern ausgezeichnet.

www.sy



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.